Zum Inhalt springen

Oedingen (Lennestadt)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. Juli 2007 um 12:18 Uhr durch Wolfgang Poguntke (Diskussion | Beiträge) (Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Dorf Oedingen ist ein Ortsteil der Gemeinde Stadt Lennestadt im Kreis Olpe (Nordrhein-Westfalen). Mit seinen etwa 1500 Einwohnern zählt es zu den mittelgroßen Orten der Region. Im Jahr 1000 wurde Oedingen zum ersten mal in einer Urkunde, die Kaiser Otto III ausstellen ließ, erwähnt.

Von 1962 bis 2002 gab es in unmittelbarer Nähe der dörflichen Bebauung die Sauerlandkaserne als Stützpunkt der Luftwaffe_(Bundeswehr).

Die Postanschrift lautet heute 57368 Lennestadt, von 1962-1993 594 Lennestadt 13 oder 5940 Lennestadt-Oedingen. Davor gehört Oedingen im 1941 einführten System zum Postleitgebiet 21 (Westfalen) bzw. 21b (Südwestfalen). Die Ortsvorwahl des Telefons ist 02725, die sich die Einwohner nur noch mit den Nachbarn im etwas kleineren Bracht (Schmallenberg) und Burbecke (ebenfallsLennestadt) teilen müssen. Folglich sind dreistellige Telefonnummern noch weit verbreitet.

Geschichte

Ausschnitt Oedingen, preußische Uraufnahme 1841, Historika25

Im 9 bis 10 Jahrh. befand sich bereits eine Wallburg auf dem Oedingerberg. Am 18. Mai 1000 nimmt Kaiser Otto III. das Stift Oedingen von der Gräfin Gerberga (Tochter des Königs Konrad von Burgund und Mathilde, einer Tochter König Ludwigs IV. von Frankreich) unter seinen besonderen Schutz. 1068 Nennung des Vogt von Oedingen als Zeuge in einem Prozess. 1144 curia (Haupthof) in Oedingen wird urkundlich genannt. 1192 Kaiser Heinrich VI. verzichtet bei einem Tausch auf ein Gut in Oedingen im Tal. 1279 Dietrich Rump bezeichnet sich als Vogt der Kirche von Oedingen. 1294 erstmalige Nennung von Varenbert, Gut Valbert. 1538 Aufhebung des Stiftes auf dem Oedingerberg durch den Kölner Erzbischof Hermann von Wied 1553 Nennung der Kapelle St. Martin in Brenschede. 1567 Stiftung einer Vicarie St. Johannes Baptist auf dem Oedingerberg durch den Kölner Erzbischof Hermann v. Wied. 1601 Der Kölner Erzbischof Ernst von Bayern schenkt die Vicarie St. Johannes Baptist dem Kloster Odacker bei Hirschberg. 1625 Nennung einer Schule in Oedingen. 1635 16. Juni 1635 Ermordung des Obristen Timann Dietrich von Lintelo auf Haus Valbert. 1670 Am Sonntag Laetare stürzt die Kirche auf dem Oedingerberg ein. 1767 Errichtung einer Vicarie, St. Antoni Albertis auf dem Oedingerberg. 1801 Schöndelt, Obervalbert, Haus Valbert, Wiebelhausen und Nocken in Brenschede werden zur Pfarrei Oedingen umgepfarrt. 1802 Oedingen fällt an das Herzogtum Hessen-Darmstadt. 1816 Oedingen wird zusammen mit dem Herzogtum Westfalen an den König von Preußen abgetreten. 1817 Oedingen kommt zum neu gegründeten Kreis Arnsberg und wird 1819 dem neu gegründeten Kreis Meschede zugeschlagen. 1821 Durch den Tod des letzten Richters, F.J. Beckers v. Oedingen endet das Freigericht Oedingen. Oedingen wird durch Papst Pius VII. dem Erzbistum Paderborn zugeteilt. 1832 Bau der jetzigen Pfarrkirche. Der Turm der alten Kirche blieb erhalten. 21. Juli 1894 Konsekration der Pfarrkirche.

Erster Weltkrieg in Oedingen

Mit großer Begeisterung nahmen viele Deutsche die Nachricht von der Mobilmachung und vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914 auf. Doch nicht nur die erhofften eindeutigen Siege blieben aus. Die Landwirtschaft wurde vom Kriegsausbruch mitten in der Getreideernte überrascht. Den ganzen Krieg über herrschte Mangel an Arbeitskräfte so dass alte, Frauen und Kinder auf den Feldern mitarbeiten mussten. Auch der Heeresbedarf an Pferden führte zu scharfen Eingriffen. Die Behörden ordneten eine Drastische Verminderung des Schweinebestandes an, um Getreide und Kartoffeln zu sparen. Doch bald schon fehlten nahrungsmittel. Das Hammstern von Vorräten wurde weit verbreitet.

Wie der Kriegsausbruch in Oedingen aufgenommen wurde, wissen wir vom Protokollführer des Schützenvereins, Peter Wiethoff, der die folgenden, von deutschen Nationalstolz und der Kriegspropaganda gefärbten Zeilen in das Protokollbuch eintrug.

„Ende Juli brachten die Zeitungen beunruhigende Berichte über einen Krieg zwischen Österreich und Serbien, Russland sei schwer am Rüsten, ebenso Frankreich und England und wirklich kam es soweit, dass unser Kaiser, der große Friedensfürst, die Mobilmachung befehlen musste. Wie schwer es Ihm auch wurde, sein geliebtes Vol in einen Krieg zu ziehen, ist uns allen bekannt.

Wie die Mobilmachung bekannt wurde, brach in Deutschland eine Begeisterung los, die nicht zu beschreiben ist. Auch in unseren kleinen, schönen, sonst so ruhigen Dörfchen ging es hoch her einer mit dem anderen zu: Es ist mobil, es ist mobil, bald ertöten patriotische Lieder. Deutschland, Deutschland über alles, Heil Die im Siegerkranz u.a.. Der 2. August war der erste Mobilmachungstag, an diesem und den folgenden Tagen mussten sich viele Reservisten, Ersatzreservisten und Landwehrmänner am Bezirkskommando in Meschede stellen. Da gleich der Einsenbahn für Truppentransporte beschlagnahmt war, stellten die hiesigen Fuhrwerksbesitzer Leiterwagen. Manchem jungen Krieger wurde der Abschied, besonders den Landwehrmännern, recht schwer, aber sobald sich die mit Fahnen und Grün geschmückten Wagen in Bewegung setzten, brach die Begeisterung wieder durch, es war ergreifend, mit welcher Begeisterung und welchem Stolz alle dem Rufe unseres geliebten Kaisers folgten. Gleich nach den ersten Tagen brach der Kriegssturm mit aller Schärfe und allem Gräuel los. Unser geliebtes Vaterland wollte die Feinde vernichten, wir aber vertrauen auf unsere tapferen Streiter und so Gott will, werden wir siegen. Da fast die Hälfte der Schützenbrüder zur Fahne eilten, beschloss der Vorstand, dass kein Fest gefeiert werden wollte.“

Im täglichen Leben mussten die Oedinger immer neue Einschränkungen hinnehmen: Ab Ende Januar 1915 erfolgten die allgemeine Bestandserhebung und Beschlagnahme der Sparmetalle. Im August 1917 wurden die Glocken in Oedingen, Leckmart, Schöndelt und Obervalbert abgenommen und als Kriegsmaterial nach Serkenrode transportiert. Bis 1924 hatten die Oedinger nur eine einzige Glocke im Kirchturm. Die Schützenfeste fielen aus und der Schützenverein überlegte 1917, ob er nicht wegen der trüben Zukunftsaussichten die Schützenhalle ganz verkaufen sollte.

1916 und 1917 wurde die Ernährungslage immer schwieriger. Selbst in den normalerweise konservativen ländlichen Gebieten Westfalens registrierten die Landräte eine wachsende Unzufriedenheit und Besorgnis der Bevölkerung. Das statistische Landesamt ließ genaue Einwohnerzählungen durchführen, um die Verteilung von Lebensmitteln, Brot und Mehl zu regulieren. 1917 wurden für die Gemeinde Oedingen 992 Einwohner ohne die im Feld Stehenden Soldaten gezählt. Dazu kamen 28 Kriegsgefangene, die offensichtlich Arbeiten auf den Bauernhöfen verrichten mussten. Immer wieder wurde die Bevölkerung aufgefordert, Kriegsanleihen zu zeichnen, um damit die Finanzierung des Krieges sicherzustellen. 1915 beispielsweise zeichnete die Kirchengemeinde Oedingen eine Anleihe in Höhe von 10.000 Mark. 1918 wurden gar 2.000 Mark aus der Armenkasse der Gemeinde Oedingen für Kriegsanleihen eingesetzt.

Die Folgen des Krieges belasteten die Oedinger noch lange. Erst 1920 konnten Schutzen- und Kriegerverein einer Feier für die Rückkehr der gefangenen Soldaten vorbereiten. Die Frage wie man die Gefallenen des Weltkrieges ehren könne, wurde besonders 1922 diskutiert. Der Kriegerverein plante, eine Gedächtniskapelle im Turm der Pfarrkirche einzurichten. Eine im Juli 1922 durchgeführte Sammlung ergab mehr als 23.000 Mark. Als dann innerhalb des Vereins Stimmen laut wurden, statt der Gedächtniskapelle ein Denkmal im Freien zu errichten, beschloss der Kriegerverein, die Gemeinde zu einer Versammlung in der Schützenhalle einzuladen. Dort entschied man sich dann für die Gedächtniskapelle.

Die später entstandene Gedenktafel auf dem Oedinger Friedhof zeigt, wie viele Tote Oedingen zu beklagen hatte.

Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) fielen im Felde:

1914: Hermann Mönnig, Alfred Hümmeler, Hubert Gnacke

1915: Franz Kemper, Franz Müller, Leonard Wicker, Franz Kesting, Josef Rickers,Josef Humberg, Josef Hillecke

1916: Josef Schulte, Franz Willecke, Anton Fleper, Johann Fehling, Lorenz Bille

1917: Franz Becker, Franz Gies, Hubert Rickers, Josef Rath, Anton Kesting

1918: Fritz Schulte, Anton Humberg, Heinrich Bille, Max Humberg, Josef Düpperthal, Josef Sasse, Anton Nöcker

1931 Bau einer neuen Schule an der heutigen B 55. 1960-1962 Bau der Sauerlandkaserne. 1968 Einweihung der jetzigen Schule. 1969 Ende der politischen Gemeinde Oedingen. Oedingen wird Teil der Stadt Lennestadt. 2002 Schließung der Sauerlandkaserne

Kommunale Neugliederung

Zur Gemeinde Oedingen gehören die Siedlungsflecken oder Gehöfte Brenschede, Oedingermühle, Haus Valbert, Obervalbert und Oedingerberg. Bis zur kommunalen Neugliederung der Regionen Sauerland und Paderborn im Jahre 1969 war Oedingen Bestandteil des Amtes Serkenrode im Kreis Meschede und umfasste zusätzlich noch Schwartmecke, Schöndelt, Permecke, Elsmecke und Wiebelhausen.

Die Gründung der Stadt Lennestadt im Jahre 1969 hatte zur Folge, dass sich die Amts- und Schulwege mehr oder weniger schnell änderten - oft mit Erleicherungen, da der Neuzuschnitt der Gemeinden nach Tälern erfolgte. So besuchen Schüler seither nicht mehr die Realschule in Eslohe sondern die in Grevenbrück, anstelle des Gymnasiums in Schmallenberg wird eine der Schulen in Altenhundem gewählt, wo sich auch das Rathaus befindet. Gleichzeitig wurde eine gewisse Eigenständigkeit aufgegeben, die dazu führte, dass die just neu errichtete Hauptschule zur Grundschule degradiert wurde und somit der Besuch einer weiterführenden Schule, vormals durch die Volksschule gewährleistet, am Ort nicht mehr möglich war. Die nächste Hauptschule befindet sich in Elspe.

Persönlichkeiten

Am 14. September 1871 wurde Karl Joseph Kardinal Schulte, der spätere Bischof von Paderborn und Erzbischof von Köln in Haus Valbert bei Oedingen geboren.

Literatur

  • ARGE 1000 Jahre Oedingen (Hrsg): Eintausend Jahre Stift und Dorf Oedingen. 2000

Vorlage:Koordinate Artikel