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Kassiten

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Die Kassiten (oder Kassiden, auch Kassäer, Kossäer, wohl auch Kissianer) waren ein Volk im alten Mesopotamien. Sie waren ein Bergvolk aus dem Zagros, angeblich südlich der Churriter angesiedelt, das zum erstenmal in der Regierungszeit von Schamschu-Iluna (1749 v. Chr. - 1712 v. Chr.) erwähnt wird. Nach dem hethitischen Überfall auf Babylon 1595 (oder 1531 nach anderer Chronologie) v. Chr.gelang ihnen um 1475 v. Chr. die Eroberung Babyloniens, das sie ca. 400 Jahre lang beherrschten. Erst die Eroberung durch die Elamiter im Jahr 1155 v. Chr. setzte ihrer Herrschaft ein Ende.

Quellen

Nach Brinkman sind aus dieser Zeit ca. 12.000 Dokumente erhalten, die freilich zum Großteil unpubliziert sind.

Chronologie

Die Chronologie der Kassitenzeit beruht weitgehend auf Synchronismen mit den assyrischen Herrschern. Aus den Amarna-Briefen ist die Gleichzeitigkeit von Kadaschman-Enlil I. mit Amenophis III. und von Burna-Buriasch II. mit Amenophis IV. und Tut-Anch-Amun belegt. Die Königsliste A gibt die Dauer der kassitischen Herrschaft mit 576 Jahren und 9 Monaten an und erwähnt 36 Könige, deren Namen wegen einer Beschädigung aber nicht alle überliefert sind. Es gibt auch assyrische Überlieferungen, die mit der babylonischen Liste aber nicht immer übereinstimmen. Kassitische Herrscher nach Liste A

  1. . Gandaš
  2. . Agum Mahru
  3. . Kaštilias
  4. . ...ši Ašu
  5. . Rattaš
  6. . Urzigurumaš (Tazzigurumaš, Tassigurumaš)

Die nächsten Herrscher fehlen, erst die letzten zehn Könige sind wieder überliefert.

Nur die synchronistische Liste A überliefert die Namen der Herrscher zwischen Urzigurumaš und Kara-Indaš, die Zahl der Herrscher ist aber unklar.

Kassitische Überbleibsel

Der Beitrag der Kassiten zu der babylonischen Kultur wird immer noch diskutiert. Einige hundert kassitische Wörter fanden Eingang in die akkadische Sprache. Mehr als 10 % davon sind Götternamen.

Der kassitische Stamm der Khabira siedelte wohl in der babylonischen Ebene, andere Stämme in den Bergen nordwestlich von Elam und auch südlich von Holwan, als sie 702 v. Chr. von Sanherib angegriffen wurden. Die Kassiten sind zweifelslos die Kossäer, die in der Susiana lebten und 323 v. Chr. gegen Alexander den Großen kämpften. Nach Strabon waren die Kossäer die Nachbarn der Meder. Theodor Nöldeke zeigte, dass die Kassiten die Kissianer der alten griechischen Autoren wie Aeschylus und Herodot sind.

Sprache

Entgegen alten Hypothesen ist das Kassitische keine indogermanische Sprache. Wie andere Sprachen der nicht-semitischen Sprachen aus Elam, war das Kassitische eine agglutinierende Sprache. Von der Sprache ist bis heute nur eine Keilschriftafel übrig geblieben. Daneben gibt es eine Liste kassitischer Namen mit ihren semitischen Entsprechungen und einige technischen Begriffe. Außerdem gibt es einige Götternamen, die in den babylonischen Pantheon Eingang fanden. Ein Grund, warum so wenig von der kassitischen Sprache überdauerte, lag darin, dass die Verwaltungssprache Akkadisch war.

Religion

Wichtigste Götter waren Šumalija und Šuqamuna, denen Kurigalzu I. in Babylon einen gewaltigen Tempel weihte.

Herrscher der Kassiten

Siehe Kassitenherrscher

Literatur

  • F. Baffi Guardata, R. Dolce: Archeologia della Mesopotamia. L'età cassita e medioassiria. Bretschneider, Rom 1990. ISBN 88-7689-037-8
  • J.A. Brinkman: Materials and Studies for Kassite History. Bd I. Chicago, Orienral Institute 1976.