Zum Inhalt springen

Kathinka Zitz-Halein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Juli 2007 um 21:44 Uhr durch Martin Bahmann (Diskussion | Beiträge) (Leben: typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Kathinka Therese Pauline Modesta Zitz, geb. Halein, genannt Kathinka Zitz-Halein (* 4. November 1801 in Mainz; † 8. März 1877 ebenda) war eine deutsche Schriftstellerin. Zitz, die die meiste Zeit ihres Lebens in Mainz verbrachte und dort den Revolutionär Franz Heinrich Zitz heiratete, engagierte sich auch gesellschaftlich und gründete 1849 den „Humania-Verein für vaterländische Interessen“.

Leben

Geburtshaus von Kathinka Zitz-Halein in der Mainzer Altstadt (Kirschgarten)

Kathinka Zitz wurde als Tochter des wohlhabenden Handelsmanns Anton Viktor Felix Halein zu Mainz geboren. Sie wurde in Pensionaten in Mainz und Straßburg ausgebildet und entdeckte ihr Talent für das Schreiben. Ihre ersten Arbeiten wurden im Alter von sechzehn Jahren veröffentlicht.

Nach dem Tod ihrer Mutter Anna Maria Kunigunde Halein geb. Makowitzka am 26. Mai 1825 und dem Bankrott des Vaters nahm sie in Darmstadt eine Stelle als Erzieherin an. 1827 übernahm sie die Leitung des Höheren Töchterinstituts in Kaiserslautern. Die Anstellung gab sie jedoch nach kurzer Zeit wieder auf, um sich um ihre kranke jüngere Schwester Julia Charlotte Barnabida Halein zu kümmern, die 25-jährig am 13. Juni 1833 starb.

Kathinka Zitz löste das 10-jährige Verlöbnis mit einem preußischen Offizier Namens Wild auf, da der Heiratsantrag ausblieb. Jahre später, am 3. Juni 1837 heiratete sie den entfernt verwandten, vermögenden Advokaten und Politiker Dr. Franz Heinrich Zitz (1803–1877). Zitz war einer der Führer der revolutionären Mainzer Bewegung und später Mitglied der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Die Ehe scheiterte jedoch schon nach 18 Monaten. Es begannen Scheidungsverhandlungen, die sie nach Jahren erfolgreich gewann. Mit den Unterstützungszahlungen konnte sie ihre Karriere als Schriftstellerin fortsetzen. Franz Heinrich Zitz musste aus politischen Gründen 1849 nach Amerika auswandern, kehrte später aber nach Europa zurück, als sich die Verhältnisse verändert hatten.

Im Laufe der nächsten sechzig Jahre schrieb sie umfangreiche Aufsätze, Novellen, Gedichte, Übersetzungen, Zeitungsartikel, Erzählungen und Romane, die sie unter ihren Mädchennamen Kathinka Halein und verschiedenen Pseudonymen wie etwa Kathinka, Tina Halein, Emeline, August Enders, Johann Golder, Rosalba, Stephanie, Tina, Viola, Auguste, Emilie, Eugenie, Pauline usw. veröffentlichte.

In den 1840er Jahren begann sie ihre politischen Tätigkeiten. 1848 unterstützte sie die Deutsche Revolution. Ihre Schriften während dieser Periode waren scharf und mutig. Sie kommentierte einfallsreich politische und soziale Probleme, sowohl während der Periode der verminderten Zensur, als auch nachdem die Zensur in Mainz wieder eingesetzt worden war. Sie war eine Kämpferin für die Demokratie.

Am 16. Mai 1849 gründete Kathinka Zitz in Mainz den Frauenverein Humania-Verein für vaterländische Interessen. Die Humania Vereinigung wurde durch die Fusion von zwei Frauenorganisationen gebildet, den Vorstand bildeten Kathinka Zitz-Halein und Amalia Bamberger (die Mutter des Politikers der Frankfurter Nationalversammlung Ludwig Bamberger). Die 1.647 Mitglieder der Humania Vereinigung vertraten die größte offizielle Teilnahme von europäischen Frauen in Stadtangelegenheiten während der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Humania Vereinigung versuchte, Netzwerke zu bauen, die Gefangenen, Flüchtigen und ihren Familien die Existenz sicherten oder Fluchtrouten und Emigration organisierten. Zitz-Halein reiste selbst, um bei den Flüchtlingen das Geld zu verteilen. Im Juni 1850 verließen Kathinka Zitz-Halein und mehrere Vorstandsmitglieder die Humania Vereinigung, da es wegen der Geldverteilung zu Konflikten gekommen war. Zitz-Halein setzte die Arbeit der Vereinigung auf einer privaten Basis fort.

Von einem hessischen Orden wurde sie für ihre Samariterwirksamkeit im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 geehrt. Am Grauen Star erkrankt, verbrachte sie seit 1873 ihre letzten Lebensjahre im St. Vinzensiuspensionat der Barmherzigen Schwestern in Mainz.

Literarisches Werk

Zitz-Halein hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk. Schon in ihrer Jugendzeit veröffentlichte sie zahlreiche Werke in Zeitschriften und Zeitungen. Ihre Poesie war zunächst licht und fröhlich, zeigte aber schon nachdenkliche, melancholische Anwandlungen, die sich nach dem Scheitern der Ehe mit Franz Zitz verdichteten. Der im Jahr 1846 veröffentlichte Gedichtband Herbstrosen in Poesie und Prosa repräsentiert ihr lyrisches Schaffen vor diesem Bruch. In den Revolutionsjahren tat sie sich – etwa in Donner und Blitz (1850) und Dur- und Molltöne. Neuere Gedichte (1859) – mit freisinnig gefärbten Gedichten und Prosastücken hervor, die ihr gesellschaftliches Engagement widerspiegeln. In den Folgejahren kam sie jedoch mehr und mehr in finanzielle Schwierigkeiten, die sie durch eine gesteigerte Literaturproduktion zu bekämpfen versuchte. Der literarischen Qualität ihrer Werke kam dies jedoch nicht zugute:

„Infolge ihrer vielschreiberischen Skrupellosigkeit bei der Stoffwahl maß man zuletzt ihrem Wirken keinen Werth mehr bei: ‚Donner und Blitz [s. o.] von Kathinka Zitz‘ ward in Mainz geläufige Redensart, flache Belletristik zu kennzeichnen.“

Ludwig Fränkel[1]

Am Ende ihres literarischen Schaffens stehen einige vielbändige Werke über berühmte Dichter. Namentlich entstand ein elfbändiges Werk über Johann Wolfgang von Goethe (Der Roman eines Dichterlebens, 1863), das sechsbändige Rahel, aber dreiunddreißig Jahre aus dem Leben einer edlen Frau (1864) über Rahel Varnhagen von Ense, das ebenfalls sechsbändige Heinrich Heine der Liederdichter. Ein romantisches Lebensbild (über Heinrich Heine, 1864) und das 1867 veröffentlichte Werk Lord Byron. Romantische Skizzen aus einem vielbewegten Leben in fünf Bänden, die George Gordon Byrons Leben zum Thema haben.

Rezeption

  • Am 24. November 1998 benannte die Stadt Mainz auf Vorschlag des Vereins für Sozialgeschichte Mainz den Weg zwischen Weihergarten und Hollagäßchen zu Ehren der Schriftstellerin in Kathinka-Zitz-Weg.
  • Der deutsche Schriftsteller Arno Schmidt (1914–1979) machte sie zur Heldin seiner Erzählung Tina oder über die Unsterblichkeit, in der der Ich-Erzähler die Möglichkeit zur Reise in ein Dichterelysium bekommt, in dem berühmte und weniger berühmte Schriftsteller darauf warten, in Vergesssenheit zu geraten, um endlich ihre Ruhe finden zu können.

Werke

  • Magdalene Horix oder Vor und während der Klubistenzeit. Ein Zeitbild. 1858, 3-bändiger Roman.
  • Wahre Freiheit. Neuauflage von Dietmar Noering (Hrsg.), Bangert und Metzler, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3924147213.
  • Sonderbare Geschichten aus den Feenländern. Friedrich Campe, Nürnberg 1844.

Literatur

  • Johanna Kinkel, Gottfried Kinkel, Rupprecht Leppla: Johanna und Gottfried Kinkels Briefe an Kathinka Zitz 1849–1861. Bonner Heimat- u. Geschichtsverein 1958, ISBN B0000BK5RD.
  • Stanley Zucker: Kathinka Zitz-Halein and female civic activism in mid-nineteenth-century Germany. Southern Illinois Univ. Press 1991, ISBN 0809316749.
  • Micaela Mecocci: Kathinka Zitz (1801–1877). Erinnerungen aus dem Leben der Mainzer Schriftstellerin und Patriotin. Ed. Erasmus, Mainz 1998, ISBN 3925131477.
  • Ludwig Fränkel: Zitz, Kath. und Franz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 45, Duncker & Humblot, Leipzig 1900, S. 373–379.

Anmerkungen

  1. Fränkel, Zitz, Kath. und Franz, in: ADB, Bd. 45, S. 377.