Freising
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Freising (früher Frigisinga, Frisinga, Freisingen, Freysing, lat. Frisingensis) ist eine Universitätsstadt und Große Kreisstadt an der Isar, unweit nördlich von München. Sie ist Verwaltungssitz des gleichnamigen Landkreis Freising und nach München, Ingolstadt und Rosenheim die viertgrößte Stadt im Regierungsbezirk Oberbayern. Die Stadt erlangte als frühmittelalterlicher Herzogs- und Bischofssitz (seit 739) und später als Fürstbistum große Bedeutung, die ab dem 15. Jahrhundert zunehmend auf München überging.
Zu ihren weithin sichtbaren Wahrzeichen gehören die 56 Meter hohen Türme des romanischen Doms St. Maria und St. Korbinian auf dem Domberg, der 84 Meter hohe Barockturm der Stadtpfarrkirche St. Georg und der 64 Meter hohe Turm der Rokoko-Klosterkirche Neustift. Auf einem weiteren Stadtberg stand das ehemalige Kloster Weihenstephan (ab 811), von dem nach der Säkularisation die älteste Brauerei der Welt blieb. An sie schließt heute das Center of Life Science der Technische Universität München, sowie die Fachhochschule Weihenstephan an.
Die Stadt ist verkehrsmäßig durch die A 92 und den teilweise auf ihrer Gemarkung gelegenen Flughafen München Franz Josef Strauß gut erreichbar. Seit mehreren Jahrzehnten und noch vor dem Flughafenbau ist Freising die Stadt mit der bundesweit niedrigsten Arbeitslosenquote, weshalb sie im Gegensatz zum allgemeinen Trend in Deutschland einen stetigen Einwohnerzuwachs aufweist. Zusammen mit Neu-Ulm ist sie eine Kandidatin für die Erhebung zur kreisfreien Stadt.
Geografie
Geografische Lage

Freising liegt 448 m über NN, 33 km nordöstlich von München in Oberbayern. Die geschichtsträchtige Altstadt liegt an den Hügeln links der zwei Flüsse Isar und Moosach, während sich östlich der Isar das flache Erdinger Moos mit neuen Stadtteilen erstreckt. Weiter südöstlich und nur 5 km vor der Stadt liegt der Flughafen München Franz Josef Strauß.
Geologie
Die Umgebung der Stadt wird von einem Südost-Nordwest-Gegensatz zwischen sumpfigem Flachland und tertiärem Hügelland geprägt. Dieser kommt auch in den vielen parallelen Gewässern auf der Münchner Schotterebene und ihrem Fehlen zwischen Isar- und Ampertal, wo sich der Kranzberger und Freisinger Forst erstreckt, zum Ausdruck. Dort – im Grenzbereich zwischen der Münchner Schotterebene und der Hallertau – beherbergen die Hügelketten einige Orte wie Hohenbachern, Sünzhausen, Dürnast und Tüntenhausen, deren Lage teilweise schon im Namen anklingt. Sie wurden 1972 in das 5 km entfernte Freising eingemeindet, ebenso wie das an der Bahnstrecke nach München gelegene Pulling. Hingegen liegen historische Siedlungen wie Itzling, Pettenbrunn und Haindlfing in den Au-Niederungen der Amper und Attaching in jener der Isar, wo die Trockenlegung des Lerchenfeldes eine Stadterweiterung nach Südosten ermöglichte.
Stadtgliederung
Die Stadt Freising besteht aus 8 Stadtteilen:
- Altstadt, Eichenfeldsiedlung, Lerchenfeld, Neustift, Seilerbrückl, Tuching, Weihenstephan und Vötting
Außerdem gehören 29 Ortschaften im Umland zur Stadt Freising: (Eingemeindung 1972)
- Achering, Altenhausen, Ast, Attaching, Dürnast, Dürneck, Edenhofen, Eggertshofen, Erlau, Feldhof, Gartelshausen, Garten, Haindlfing, Haxthausen, Hohenbachern, Itzling, Kleinbachern, Lageltshausen, Pallhausen, Pellhausen, Pettenbrunn, Piesing, Pulling, Sünzhausen, Tüntenhausen, Untergartelshausen, Wies, Zellhausen und Zurnhausen
Wappen

Der obere Teil des Wappens zeigt die bayerischen Rauten. Der Bär im unteren Teil erschien das erste Mal 1340, als er zwischen zwei Stadttürmen abgebildet war. Dieser Bär ist das Symbol des ersten Bischofs von Freising Korbinian (siehe Geschichte). Das heutige Stadtwappen wurde 1819 festgelegt.
Als erster der Erzbischöfe von München und Freising nahm Josef Ratzinger, in Erinnerung an seine Freisinger Zeiten, außer dem üblichen Freisinger Mohren, der seit 1286 im Wappen der Bischöfe erscheint, auch den Korbiniansbären in sein Bischofswappen auf. Bär wie Mohr führt er auch als Papst Benedikt XVI. weiterhin in seinem Wappen.
Geschichte












Vor- und Frühgeschichte
Erste Zeugnisse über eine Besiedelung des Freisinger Gebietes geben Ausgrabungen in der Nähe des heutigen Dombergs, welche auf die frühe Bronzezeit zurückführen. Funde aus der Urnenfelderzeit (Urnenfeldergrab auf dem Domberg) und der Römerzeit (Römerstraße an der Isar) wurden zwar gemacht, eine kontinuierliche Besiedlung konnte bisher jedoch nicht zweifelsfrei belegt werden.
Der ursprüngliche Stadtname, der Siedlung eines Frigis bedeutet, geht vermutlich auf eine Ortsgründung während der Völkerwanderung zurück und ist wahrscheinlich keltischer Herkunft.
Von der Herzogspfalz zur Geistlichen Stadt
Die nächsten siedlungsgeschichtlichen Zeugnisse findet man erst wieder im frühen Mittelalter, als der Ort unter dem Namen Frigisinga eine bayerische Herzogspfalz war. Nachdem Herzog Theodo II. noch zu Lebzeiten das Herzogtum Boiern unter seinen vier Söhnen aufteilte, wurde Freising um 715 eine agilolfingische Residenz, zu der eine Burg (Castrum), ein Wohnsitz (Palatium) und eine Marienkapelle gehörten. Freising ist die einzige bekannte Stadtgründung der bajuwarischen Agilolfinger und damit die älteste Stadt in Oberbayern.
Die Marienkirche, der Vorgängerbau des späteren Domes, war zu diesem Zeitpunkt bereits aus Stein erbaut und als Bischofskirche konzipiert. Herzog Theodo war in diesem Zusammenhang nach Rom gepilgert und hatte bei Papst Gregor II. um die Errichtung von Bischofssitzen in Bayern gebeten. Dieses Ereignis wurde im "Liber pontificalis" festgehalten und führte bereits 716 zur päpstlichen Instruktion vier Bischofssitze (Regensburg, Passau, Salzburg und Freising) in Bayern zu gründen. Diese erste Kirchenorganisation kam jedoch aus unbekannten Gründen nicht zustande, obwohl der Herzog auf einen Bischof wartete von dem er sich eine Festigung seiner Herrschaft versprach.
In seinen Bestrebungen, dem Herzogtum Bayern-Freising eine kirchliche Ordnung zu geben, suchte und fand Herzog Grimoald (Sohn des Theodo II.) den fränkischen Wanderbischof Korbinian, der offiziell 724 (vermutlich aber bereits um 715) aus Arpajon (südlich von Paris) nach Freising kam. In Freising fand der Bischof auf dem Weihenstephaner Berg eine weitere Kapelle (St. Stephanus) vor, die zu einem Ausgangspunkt seines Wirkens wurde. Korbinian wird deshalb als der erste Freisinger Bischof und als Gründungsheiliger des Bistums angesehen, auch wenn die kanonische Anerkennung des Bischofssitzes erst 739 durch Bonifatius erfolgte. Bis heute ist der Hl. Korbinian Schutzpatron der Erzdiözese München und Freising. Sein besonderes Attribut, der Bär, der der Legende nach dem Heiligen das Gepäck über die Alpen trug, ziert das Freisinger Stadtwappen.
Herzog Grimoald und Korbinian gerieten bald in Streit über die Eheschließung des Herzogs mit Pilitrud, der Witwe seines Bruders Theodolt (Herzog in Regensburg). Da dies nach damaligen Kirchenrecht untersagt war, verlangte Korbinian die Auflösung der Ehe. Als Herzogin Pilitrud versuchte Korbinian zu vergiften, floh der Heilige nach Kuens (bei Meran) und kehrte erst einige Jahre später wieder nach Freising zurück. Herzog Grimoald war inzwischen tot und sein Neffe Hugibert Herzog in Bayern. Das ca. 725 auf dem Domberg errichtete Hugibertsmünster geht auf diesen zurück.
Gegen Ende des älteren baierischen Stammesherzogtums (788) ging der Burgberg und die entstandene Stadt (Civitas, Oppidum) in kirchlichen Besitz über und wurde zum Domberg. Freising entwickelte sich zur "Geistlichen Stadt", in der Priestergemeinschaften und Klöster, Bibliotheken, Scriptorien und eine Domschule entstanden. Bischof Arbeo von Freising (723-784), der als erster Schriftsteller deutscher Herkunft gilt, wird als Verfasser des "Codex Abrogans" genannt, einem lateinisch-althochdeutschen Glossar, dessen in St. Gallen aufbewahrte Abschrift als das älteste erhaltene deutsche Buch gilt.
Domstadt und Gelehrtenberg im Hochmittelalter
Um 860 baute Bischof Anno von Freising eine neue dreischiffige Domkirche am Ort der ehemaligen Marienkapelle, die als die älteste Marienkirche der Diözese bezeichnet werden kann. 903 kam es zum ersten Dombrand, dessen Schäden jedoch schon bis 906 behoben waren. Im Vorfeld der Bischofserhebung von Bischof Waldo (883), Kanzler von König Karl III., kam es erstmals zur Einmischung eines Königs bei der Besetzung des Freisinger Stuhls. 955 wurde die Stadt von den einfallenden Ungarn geplündert, allerdings blieb der Domberg auf wundersame Weise davon verschont. In späteren Jahren wurde dies auf die Gebete und "Nebelwunder" des damaligen Bischofs Lantbert zurückgeführt. Er ist neben dem Bistumsgründer der einzige Heilige, der auch Bischof von Freising war.
Das inzwischen am Fuße des Domberges entstandene Freisinger Bürgertum konnte sich im Gegensatz zu Augsburg und Regensburg, nicht aus der bischöflichen Herrschaft emanzipieren. Freising blieb deshalb über Jahrhunderte ein vom Domberg dominierter Ort, der im Mittelalter als "monts doctus" (Gelehrtenberg) bekannt und zum kulturellen, künstlerischen und religiösen Zentrum Altbayerns wurde. Viele Orte in Oberbayern beziehen aus diesem Grund ihre ersten urkundlichen Erwähnungen aus Freisinger Traditionsbüchern. Mittelalterliche Schreibkunst, Buchmalerei, aber auch der Musikinstrumentenbau erreichten eine frühe Blütezeit in Freising. So entstanden bspw. zwischen 972 und 1039 die Freisinger Denkmäler, eine Reihe von insgesamt drei Texten in slowenischer Sprache, die die ältesten Zeugnisse der slowenischen Sprache und einer in lateinischer Schrift geschriebenen slawischen Sprache überhaupt darstellen. Dies hing mit der Schenkung von Ländereien und des Ortes Škofja Loka (Bischoflack) in Slowenien durch Kaiser Otto II. an Bischof Abraham von Freising im Jahr 973 zusammen.
Im Bayerischen Staatsarchiv in München wird die Urkunde aufbewahrt, mit der Kaiser Otto III. Freising im Jahr 996 das Markt-, Münz- und Zollrecht verlieh. In dieser Urkunde wird auch eine Schenkung des Kaisers an den Bischof Gottschalk von Freising von etwas Land in der Gegend von Neuhofen an der Ybbs „regione vulgari vocabulo Ostarrîchi” (in der gewöhnlich Ostarrîchi genannten Region) erwähnt. Dies gilt als die erste urkundlliche Nennung von Österreich.
Bischof Otto von Freising (1112–1158), aus dem Kaiserhaus der Babenberger und Abt im Zisterzienser-Kloster Morimond war einer der bedeutendsten Geschichtsschreiber des Mittelalters. Um 1140 gründete er am Stadtrand das Prämonstratenser-Kloster Neustift. 1143 verfasste er seine berühmte Weltchronik "Chronica sive Historia de duabus civitatibus" (Chronik oder die Geschichte der zwei Reiche), worin er in 7 Bänden die Weltgeschichte und im 8. Band seine Vision des Jüngsten Gerichts behandelte. Bischof Otto war auch der Chronist Kaiser Friedrichs I. (Die Taten Friedrichs oder richtiger Chronica).
Im Jahr 1158 ließ der bayerische Herzog Heinrich der Löwe die zu Freising gehörende Zollbrücke bei Föhring abbrennen, um die Salzstraße durch sein Besitztum "apud Munichen", einer Niederlassung von Mönchen aus dem Kloster Tegernsee auf dem heutigen Petersbergl, verlaufen zu lassen und damit Geld zu verdienen. Darauf reagierte der Bischof mit einer Klage beim Kaiser. Im Augsburger Schiedsspruch (auch Augsburger Schied genannt) vom 14. Juni 1158 entschied Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Streit zwischen dem Bischof Otto von Freising, obgleich ein Onkel des Kaisers, und Heinrich dem Löwen um die Isarbrücken zugunsten von Heinrich. Dies geschah aus Gründen der Staatsräson, da der Kaiser zu diesem Zeitpunkt auf den Welfenherzog angewiesen war und eine Auseinandersetzung mit dem mächtigsten Reichsfürsten scheute. München wurde das Markt- und Münzrecht bestätigt, musste jedoch ein Drittel der daraus resultierenden Einnahmen an Freising abführen. Diese Zahlungen erfolgten bis 1803 an das Hochstift Freising und dann bis 1852 an das Königreich Bayern. Der 14. Juni 1158 ist auch der offizielle Stadtgründungstag Münchens, mit dem der Aufstieg Münchens zur späteren Metropole beginnt. Nach der Verbannung Heinrichs fiel München nur kurzzeitig (1180-1240) an den Bischof von Freising zurück.
1159 wird anstelle eines Vorgängerbaues, der im selben Jahr einem Brand zum Opfer fiel, mit dem Bau des heute noch stehenden fünfschiffigen, romanischen Doms begonnen. Die Gründe für den verheerenden Stadt- und Dombrand vom 5. April 1159 liegen heute im Dunklen, können aber im engen zeitlichen Zusammenhang mit der Auseinandersetzung des Freisinger Bischofs mit Heinrich dem Löwen gesehen werden. Beim zügigen Wiederaufbau (bis 1205) treten dann auch Kaiser Barbarossa selbst und seine Gemahlin Beatrix von Burgund als Stifter in Erscheinung. Am inneren romanischen Domportal wurde das Stifterpaar durch Reliefstatuen verewigt. Der Bau selbst war der erste Ziegelbau nördlich der Alpen seit dem Untergang des Römischen Reiches. Bischof Albert I. von Harthausen leitete den Wiederaufbau, der in der Folgezeit zwar noch oftmals veränderten, aber im Kern auf ihn zurückgehenden, mächtigen Pfeilerbasilika mit 2 Westtürmen und Hallenkrypta. Die berühmte Bestiensäule (um 1160) in der Krypta ist die einzige ihrer Art in Deutschland.
Fürstbistum und Säkularisation
Im Laufe des Spätmittelalters entwickelte sich Freising zu einer größeren Stadt, deren Fürstbischöfe (Hochstift seit 1294) sich vor allem um den heutigen Kulturbesitz ihrer Residenzstadt verdient machten. Die Herzöge von Bayern aus dem Geschlecht der Wittelsbacher sahen das Hochstift Freising mit seinen Grafschaften und Besitzungen (Garmisch-Partenkirchen, Mittenwald, Ismaning, Burgrain und Isen) allerdings stets als Dorn im Gebiet des bayerischen Herzogtums und versuchten daher vermehrt Mitglieder der eigenen Familie auf den Freisinger Bischofsstuhl zu platzieren, was ihnen ab dem 15. Jh. mit Unterbrechungen auch wiederholt gelang.
Bischof Veit Adam von Gepeckh (1618–1651) veranlasste die erste weitreichende Umgestaltung des Domes und die Errichtung der fürstbischöflichen Residenz. Bei Peter Paul Rubens ließ er das große Hochaltarbild des Doms "Das Apokalyptische Weib" in Auftrag gegeben. Er führte Freising durch die schwere Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in dem 1632 der schwedische König Gustav Adolf auf seinem Weg nach München durch Freising kam und 30.000 Gulden forderte. Hunger und Pest wüteten, als die Schweden abermals 1646 in die Stadt einfielen. Sein Nachfolger Bischof Albrecht Sigismund von Bayern stiftete 1674 als Zeichen der überwundenen Pest die Mariensäule, die dem zentralen Platz in der Altstadt noch heute seinen Namen gibt. Er ließ zudem das äußere Domportal errichten und außerhalb der Stadtbefestigung einen Hofgarten anlegen.
Eine wahre Blütezeit erlebte Freising unter Bischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck (1696-1727). Dem Dom stiftete er die Maximilianskapelle, in der Annahme, der Hl. Maximilian hätte schon vor 1500 Jahren von Freising aus die Bayern christianisiert. Auf Bischof Eckher geht auch der Fürstengang, eine Bildergalerie aller Freisinger Bischöfe und Ansichten Freisinger Ländereien, zurück. 1697 gegründete er die erste Freisinger Hochschule (Lyzeum) am Marienplatz und ließ den barocken Turm der Stadtpfarrkirche St. Georg erbauen. Zum 1000-jährigen Bistumsjubiläum (1724) betraute er die Gebrüder Asam mit der umfassendesten Renovierung, die seine Bischofskirche je erfahren hatte. Außerdem beauftragte der den Benediktinerpater Karl Meichelbeck mit der Schaffung einer neuen Chronik. Sein zweibändiges Geschichtswerk "Historia Frisingensis" gilt im deutschen Raum, als das erste quellenkritische Geschichtswerk und führt damit die lange Tradition Freisinger Geschichtsschreibung fort.
Die Säkularisation im Jahr 1802/03 bedeutete schließlich die Aufhebung des über tausendjährigen Hochstifts Freising und damit das Ende der geistlichen Herrschaft der Freisinger Fürstbischöfe. Die ehemalige Residenzstadt wurde dem Herzogtum Bayern einverleibt. Der Bischofssitz des neu gegründeten Erzbistums München und Freising wurde 1821 nach München verlegt. Der Säkularisation zum Opfer fielen auch alle Klöster und viele Kirchen der Stadt. Entweder wurden sie sofort geplündert und abgebrochen oder profaniert und anderen Verwendungen zugeführt. Die Stiftskirchen und Klöster von St. Andreas auf dem Domberg und St. Veit auf einem weiteren Hügel zwischen Weihenstephaner Berg und Domberg wurden vollständig, Kloster Weihenstephan größtenteils zerstört. Selbst die Domkirche und ihre Nebenkirchen (Johanniskirche und Benediktuskirche) sollten abgerissen werden. Dies konnte jedoch durch einen französischen Offizier verhindert werden. Als besonders schwerwiegend gilt dagegen der Verlust der Asamkapelle St. Korbinian, die sich über einer ehemals als Wallfahrtsort bekannten Quelle (Korbiniansbrünnlein) auf dem Weihenstephaner Berg befand. Die noch heute vorhandene Ruine ist die einzige erhaltene Kirchenruine der Säkularisation in Bayern.
Die erhaltenen Gebäude des Prämonstratenserkloster Neustift (die Eingemeindung des Ortsteils erfolgte 1905) präsentieren sich bis heute als Juwel des bayerischen Rokoko und beherbergen das Freisinger Landratsamt. Die 1020 gegründete Benediktinerabtei Weihenstephan blieb als brau- und landwirtschaftlicher Musterbetrieb erhalten und ist heute Sitz der Fachhochschule Weihenstephan und der Fakultät für Ernährung, Landnutzung und Umwelt der TU München. Diese Fakultät wurde im Jahr 2000 aus drei Fakultäten gebildet: der Fakultät für Landwirtschaft und Gartenbau, der Fakultät für Brauwesen, Lebensmitteltechnologie und Milchwissenschaft und der ehemals der Ludwig-Maximilians-Universität München zugehörigen Forstwissenschaftlichen Fakultät. Seit 1040 befindet sich am Berg Weihenstephan die älteste, noch existierende Brauerei der Welt.
Freising wird Bairisch
Die Säkularisation traf das ehemalige Hochstift hart. Nicht nur der Verlust der Kirchengüter war zu beklagen, durch den Wegfall der bischöflichen Herrschaft und des zu versorgenden Klerus von 7 Klöstern war ein Großteil der Freisinger Bevölkerung plötzlich arbeits- und brotlos. Es dauerte mehrere Jahre, bis sich die Stadt von diesem Schlag erholte. Selbst das seit dem Mittelalter reiche Freisinger Zunftleben, welches auch seltene Handwerksberufe wie Instrumentenbauer und Goldschmiede kannte, kam fast zum erliegen.
Anlässlich der Jubelfeiern der 25-jährigen Regentschaft des bayerischen Königs Maximilian Joseph wurde 1824 der sog. Königsstein in Freising aufgestellt. Der etwa vier Meter hohe Obelisk ist ein Verfassungsdenkmal, das die neubayerischen Bürger im Königreich Bayern daran erinnen sollte, dass Freising kein eigener, kleiner Kirchenstaat mehr war. Der Königsstein stand zuerst in der Stadt, im Schulgarten nahe dem Heiliggeistspital, und wurde 1853 auf den Fürstendamm ausgelagert.
1834 wurde das Lyzeum (Theologische Hochschule) wieder eingerichtet, aus dem sich 1923 die Philosophisch-Theologische Hochschule Freising entwickelte, die schließlich bis 1966 bestand. Sie knüpfte an das schon 1697 gegründete erste Lyzeum an. Heute ist in den Gebäuden die Dombibliothek untergebracht, die mit knapp 300.000 Bänden zu den größten kirchlichen Bibliotheken Deutschlands zählt.
1858 wurde die erste Eisenbahnstrecke von der Landeshauptstadt München über Freising und Landshut nach Regensburg für den Personen- und Güterverkehr durch die AG der Bayerischen Ostbahnen freigegeben.
Bis 1878 wurden wegen des erhöhten Verkehrsaufkommens und der zu niedrigen Durchfahrtshöhen alle mittelalterlichen Stadttore (Veitstor, Ziegeltor, Landshuter Tor, Isartor und Münchener Tor) abgetragen. Von der ehemals wehrhaften Stadtbefestigung steht heute nur noch der Bürgerturm.
Von 1934 bis 1945 war Freising ein großer Garnisonsort der Wehrmacht. In der Stadt lagen Infanterie- und Artillerie-Einheiten, mehrere Schulen der Wehrmacht sowie eine große Anzahl von Kommando- und Ersatztruppenteilen. Im 2. Weltkrieg nur geringfügig zerstört, blieb Freising bis ins Jahr 2000 ein Standort der Bundeswehr mit Fernmelderegiment und Flugabwehrraketengeschwader.
Große städtebauliche Veränderungen und einen massiven Zuwachs an Einwohnern erlebt Freising seit dem Bau des Flughafen München Franz Josef Strauß im Jahr 1980. Der auf einer Gemarkung der Großen Kreisstadt liegende Flughafen ist nur 5 km vom Zentrum der Stadt entfernt. Der geplante Bau einer 3. Start- und Landebahn, die den Flughafen noch näher an Freising heran wachsen ließe, wird in Freising sehr kritisch gesehen.
1989 feierte Freising das Jubiläum 1250 Jahre Geistliche Stadt und 1996 1000 Jahre Marktrecht Freising.
Papst Benedikt XVI. studierte als Josef Ratzinger ab 1946 an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising Theologie und Philosophie, wurde 1951 im Freisinger Dom zum Priester geweiht und war ab 1954 als Theologieprofessor in Freising und München tätig. Am 14. September 2006 besuchte der Papst Freising zum Abschluß seiner Bayern-Reise und traf sich im Dom mit dem versammelten Klerus der Erzdiözese.
Siehe auch: Liste der Erzbischöfe von München und Freising
Religion
Freising gehört zum Erzbistum München und Freising. Bis 1803 war Freising Residenzstadt des reichsunmittelbaren Hochstifts und Fürstbistums Freising.
Der romanische, 1723/1724 von Cosmas Damian und Egid Quirin Asam barockisierte Dom St. Maria und St. Korbinian hat auf Betreiben des früheren Erzbischofs von München und Freising Joseph Kardinal Ratzinger, des heutigen Papstes Benedikt XVI., den Rang einer Konkathedrale. Er gehört mit der Kirche von Neustift, erbaut von Giovanni Antonio Viscardi und dem Dombergmuseum zu den besonderen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Letzteres gilt nach den Vatikanischen Museen in Rom als zweitgrößtes kirchliches Museum der Welt und bietet regelmäßige, viel beachtete Ausstellungen zu sakraler Kunst aus allen Epochen.
In der ehemaligen Fürstbischöflichen Residenz, dem heutigen Kardinal-Döpfner-Haus, eingebunden in das großartige Ensemble auf dem Domberg, ist heute das Bildungszentrum der Erzdiözese München und Freising beheimatet. Das Kardinal-Döpfner-Haus bietet Seminare in den Bereichen Theologie, Pädagogik, Gesellschaftspolitik und Musik an und fungiert als Tagungshaus.
Zweimal jährlich trifft sich auf dem Freisinger Domberg die Bayerische Bischofskonferenz, auch Freisinger Bischofskonferenz genannt.
In der Stadt Freising gibt es insgesamt 21 Kirchen und Kapellen. Die Bevölkerung ist überwiegend katholisch.
Fotogalerie
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Freising, Blick vom Weihenstephaner Berg
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Stadtpfarrkirche St. Georg (vom Domberg gesehen) mit dem höchsten Barockturm nördlich der Alpen
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Ehem. Fürstbischöfliches Lyceum und Gymnasium am Marienplatz (ab 1695)
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Denkmal Otto von Freising im Domhof (1858)
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Ziererhaus (Ehem. Hofmaurermeisterhaus, jetzt Standesamt, um 1730)
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Stadtschreiberhaus (17. Jh.)
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Gotisches Wohn- und Geschäftshaus (15. Jh.)
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Heiliggeistspital mit Heiliggeistkirche (1686)
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Mohrenbrunnen am Fürstendamm (1700)
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Gartenhaus im Klostergarten von Weihenstephan
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Ruine der Asamkapelle St. Korbinian am Südhang des Weihenstephaner Berges (1720)
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Der Innenhof des Klosters Neustift, heute Landratsamt, im Hintergrund St. Peter und Paul (um 1700)
Politik
Die Stadt Freising wird geleitet von einem Oberbürgermeister und zwei Bürgermeistern.
Dem Stadtrat gehören derzeit sieben Parteien und Gruppierungen an:
CSU | SPD | PfW | GRÜNE | ödp | Freisinger Linke | FDP | Gesamt | |
2002 | 16 | 9 | 5 | 4 | 3 | 2 | 1 | 40 |
Wirtschaft
Die meisten Erwerbstätigen sind in den Bereichen Handel und Verkehr sowie übrige Dienstleistungen beschäftigt. Freising hat aufgrund des Münchener Flughafens und der Nähe zur Landeshauptstadt München seit Jahrzehnten eine sehr geringe Arbeitslosenquote. Seit 1994 war Freising zudem die Stadt mit der geringsten Arbeitslosigkeit in Deutschland. Nur kurzzeitig wurde dieser Status an die Stadt Eichstätt abgegeben.
Verkehr
An das Fernstraßennetz ist Freising durch die Autobahn A 92 und die nahe A 9 angeschlossen. Außerdem passieren die Bundesstraßen B 11 und B 301 die Stadt.
Die erste Eisenbahn-Verbindung erfolgte 1858 mit der Bahnstrecke München–Landshut; heute ist Freising durch den Münchner Verkehrsverbund (MVV) zusätzlich an die Landeshauptstadt München angebunden.
Der Münchener Flughafen ist nur 5 km vom Zentrum Freisings entfernt.
Unternehmen von überregionaler Bedeutung
- Degussa AG bis 2006 (Gebäude an TU verkauft)
- Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan, älteste Brauerei der Welt (seit 1040)
- Gräflich von Moy'sches Hofbrauhaus Freising (seit 1160)
- Molkerei Weihenstephan (gehört seit 1999 zur Unternehmensgruppe Theo Müller, Aretsried)
- Anton Steinecker Maschinenfabrik GmbH (Kronesgruppe) (Brautechnologie und Filtertechnologie)
- Texas Instruments Deutschland (Halbleitertechnik)
- Anton Schlüter München bedeutender Hersteller von Ackerschleppern bis 1993
Öffentliche Einrichtungen
Bildung und Forschung
Vorschulen und Schulen
- 20 Kindergärten
- 6 Horte
- 7 Volksschulen
- 2 Sonderschulen
- 1 Sprachschule
- 2 Sing-und Musikschulen
- 1 Realschule (Karl-Meichelbeck-Realschule)
- 3 Gymnasien (Camerloher-Gymnasium, Dom-Gymnasium, Josef-Hofmiller-Gymnasium)
- 1 Wirtschaftsschule
- 3 Berufsfachschulen
- 1 Volkshochschule
- 1 Fachoberschule/Berufsoberschule
Hochschulen
- Technische Universität München – Wissenschaftszentrum Weihenstephan
- Fachhochschule Weihenstephan
Forschungs- und Bildungszentren
- Bayerische Landesanstalten für Landwirtschaft sowie für Wald und Forstwirtschaft
- Gründerzentrum für die Grüne Biotechnologie IZB Freising-Weihenstephan
- Forschungszentrum Weihenstephan für Brau- und Lebensmittelqualität
- TU-Forschungszentrum für Milch und Lebensmittel
- Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung
- Bildungszentrum Kardinal-Döpfner-Haus
- Institut für Theologische und Pastorale Fortbildung (im Kardinal-Döpfner-Haus)
- Katholisches Kreisbildungswerk
- Pallotti-Haus, christliches Bildungshaus und Therapiezentrum
Freizeit- und Sportanlagen
- 1 Hallenbad
- 1 Freibad
- 1 Kunsteisstadion
- 2 Jugendzentren
- 2 Kinos
- 2 Theater
- 2 Sport-Stadien
- 1 Skate-Bahn
- 1 Minigolf-Anlage
- 1 DAV-Kletterhalle
Städtepartnerschaften
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Arpajon (Frankreich), seit 1991 |
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Maria Wörth (Österreich), seit 1978 |
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Obervellach (Österreich), seit 1963 |
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Škofja Loka (Slowenien), seit 2004 |
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Waidhofen an der Ybbs (Österreich), seit 1986 |
Einwohnerentwicklung
Die Bevölkerung der Stadt Freising steigt durch den Flughafen München so rasant, dass bald die 50.000 Einwohner überschritten werden. Zwischen 1991 und 2007 ist sie von ca. 38.000 auf ca. 46.500 gestiegen. Der aktuelle Einwohnerstand von 2007 beträgt 46.437 Einwohner. Damit ist Freising die größte Stadt in der Region München vor der Stadt Dachau.
Kultur und Sehenswürdigkeiten![]() ![]() ![]() ![]() Theater
Traditionen und FesteDas Korbiniansfest lockt jedes Jahr zahlreiche Pilger aus der ganzen Welt in den Freisinger Dom. Der Schrein des Heiligen Korbinian, der in der Krypta des Doms steht, wird außer bei der jährlichen Priesterweihe - die für das Erzbistum München und Freising immer in Freising stattfindet – nur bei diesem Fest in den Kirchenraum gebracht. Bei der Vesper, die das Fest beschließt, wird der Schrein feierlich durch den Kreuzgang des Domes getragen. Am Wochenende vor dem Korbiniansfest kommen tausende Jugendliche aus ganz Bayern, und auch weit über dessen Grenzen hinaus, auf dem Domberg zusammen, um dort gemeinsam das Jugendkorbiniansfest zu feiern. Neben Gottesdiensten gibt es Workshops, Diskussionsrunden u.v.m. Museen
BauwerkeDer Dom zu Freising – oft verkürzt Mariendom genannt – war Kathedralkirche und Bischofssitz des früheren Bistums Freising, bevor dieses im Jahr 1821 als Erzbistum München und Freising nach München verlegt und der Liebfrauendom in München zur Kathedrale erhoben wurde. Der Dom hat heute den Rang einer Konkathedrale. Hier finden die Priesterweihen des heutigen Erzbistums statt. Im Ursprung geht der Dom auf eine Marienkirche um das Jahr 715 zurück und wurde mehrfach neu erbaut (860 und 1159) und umgestaltet (1619 und 1724). Er ist eine Vermischung aus allen Kunstepochen. Seinen wuchtigen Bau hat er den Steinmetzen der Romanik, die Durchwölbung des Langhauses (1481) der Gotik und seine reiche Ausstattung dem Barock zu verdanken. Er gilt als Landesdenkmal ersten Ranges. Die Georgskirche ist die Hauptkirche der katholischen Pfarrgemeinde St. Georg. Zusammen mit dem Rathaus und dem Marienplatz bildet sie das urbane Zentrum der Stadt. Im 13. Jh. wurde die Pfarrseelsorge vom Domberg in die Stadt verlegt und der damaligen Pfarrkirche "St. Jörn im Moos" übertragen. Der heutige Bau, geht auf einen Vorgängerbau zurück, dessen Anfänge unbekannt sind und wurde 1440 im spätgotischen Stil errichtet. Der 84 Meter hohe Westturm mit der Laternenkuppel entstand bis 1689 und gilt als der höchste Barockturm nördlich der Alpen. Im 19. Jahrhundert wurde die Pfarrkirche neugotisch ausgestattet, aber bis zum Jahr 2003 wieder in ihrer Fassung von 1497 restauriert. Das ehemalige Prämonstratenserkloster Neustift wurde 1141 durch Bischof Otto von Freising gegründet und im Zuge der Säkularisierung aufgelöst. In ihren Räumen befindet sich heute das Landratsamt Freising. Die Klosterkirche wurde nach 1803 Filialkirche von St. Georg, seit 1892 ist sie eine eigene Pfarrkirche. Sie wurde von Giovanni Antonio Viscardi um 1700 entworfen und ist eine der schönsten Rokokokirchen in Bayern. Weitere Bauwerke:
Siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Freising PersönlichkeitenEhrenbürgerDie Stadt Freising hat seit 1869 insgesamt 22 Personen die Ehrenbürgerschaft verliehen. Siehe: Liste der Ehrenbürger von Freising Söhne und Töchter der Stadt
Tragische EreignisseTraurige Berühmtheit erlangte Freising 1976 durch den Entführungsfall Richard Oetker. Der Industriellensohn wurde am 14. Dezember auf dem Parkplatz der Universität Weihenstephan in einen Transporter mit eingebauter Holzkiste gedrängt, wo ihm schwere Stromstöße zugeführt wurden. Erst zwei Tage später und nach Zahlung von 21 Mio. DM Lösegeld wurde er in einem Waldstück in der Umgebung freigelassen. Bei einem Amoklauf eines ehemaligen Schülers an der Wirtschaftsschule 2002 (kurze Zeit vor dem Amoklauf von Erfurt) starb der Schulleiter, ein Religionslehrer wurde angeschossen. Zwei weitere Menschen wurden in der nahegelegenen Gemeinde Eching erschossen. Das Motiv war Rache. Literatur
Weblinks
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