Zum Inhalt springen

Flecktarn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Juli 2007 um 16:03 Uhr durch Mediatus (Diskussion | Beiträge) (Belgien: genauer deffiniert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Flecktarn ist ein heute international gebräuchliches Tarnmuster, das ab 1935 von Johann Georg Otto Schick im Auftrag der Waffen-SS in verschiedenen Varianten entwickelt wurde. Im Flecktarn werden farbige unregelmäßige Flecken oder Punkte auf einem Grundton angeordnet.

Flecktarn ab 1935

Das Platanenmuster (Sommerseite) in einer frühen Version ab 1937
Das Platanenmuster (Herbstseite) in einer frühen Version ab 1937

Die Waffen-SS war weltweit die erste Truppe, die in großem Rahmen mit Flecktarnmustern in verschiedensten Ausführungen und Abwandlungen auf ihrer Bekleidung ausgestattet worden war. Das erste dieser Tarnmuster („Platanen“) war von dem Direktor der 1935 aufgebauten Abteilung „T“ („Tarnung“), Prof. Johann Georg Otto Schick, entwickelt worden, während der Holländer Wim Brant, ein SS-Sturmbannführer, die Richtlinien zu den einzelnen Ausrüstungs- und Bekleidungsteilen entwarf. Das deutsche „Platanen- und Erbsenmuster“ sowie das „Eichellaubmuster“ zählen noch heute zu den meistkopierten Tarnmustern weltweit. Die heutige Namensgebung der Waffen-SS-Muster stammt aus der Nachkriegszeit und wurde erstmals von den US-Amerikanern so beschrieben.

Nur ein einziges deutsches Muster aus dieser Zeit ist unter seinem historischen Namen bekannt geworden. Es ist das letzte während des Krieges gefertigte Flecktarn, das von den amerikanischen Veröffentlichungen „Leibermuster 1945“ genannte wird. Dieses Leibmuster wurde ebenfalls von Prof. Schick entwickelt und mit lichtschluckenden Farbmitteln gedruckt, um Schutz gegen alliierte Nachtsichtgeräte bieten zu können. Die Herstellung der so erzeugten sechsfarbigen Stoffe war ausgesprochen aufwendig. Daher gelangten kriegsbedingt nur noch sehr wenige Stücke an die Truppe. Es war vorgesehen, daß dieses Muster alle bisher eingeführten SS- und Wehrmachtstarnstoffe ersetzen sollte. Das Leibmuster besaß einen lederfarbenen Hintergrund, auf den weiße Flecken gedruckt wurden. Darüber kam eine hellgrüne Musterung sowie eine weitere Druckschicht aus mittlerem Grün in Form von Blättern. Rotbraune Flecken folgten und zuletzt wurde schwarzes „Astwerk“ darübergelegt.

Folgende Tarnmuster der Waffen-SS sind bekannt:

  • Platanenmuster (1937 bis 1942) – Frühling-/Sommer- und Herbst-/Winter-Variante
  • Rauchtarnmuster (1939 bis 1944) – Frühling-/Sommer- und Herbst-/Winter-Variante
  • Palmenmuster (ca. 1941 – ?) – Sommer-/Herbst-Variante
  • Beringtes Eichenlaubmuster (1942 bis 1945)
  • Eichenlaubmuster (1943 bis 1945) – Frühling-/Sommer- und Herbst-/Winter-Variante
  • Erbsenmuster (1944 bis 1945) – Frühling-/Sommer- und Herbst-/Winter-Variante
  • Leibermuster (1945)

Die meisten Muster wurden in vielfältigen Abwandlungen gedruckt.


Herstellung

Zur Herstellung der deutschen Stoffe wurden vollkommen neue Methoden entwickelt, da der industrielle im Fünf- und Sechsfarben-Textildruck weltweit noch niemals in solch einem Umfang erprobt worden war. Zwar war Deutschland schon seit dem 19. Jahrhundert der weltweit bedeutendste Lieferant für Stoffarben gewesen, doch bedeutete der Mehrfarbensiebdruck, der in zwei Varianten auf beiden Stoffseiten der Uniformen (Wendekleidung) erscheinen sollte, eine besondere Herausforderung.

Als Druckunterlage diente ein zumeist weißer, dichtgewebter und atmender Kunstfaserbaumwollstoff, der sich zum Schutz vor Nässe ausdehnen konnte. Zunächst wurden die Drucke noch mit Anthrasolfarbe im Siebdruckverfahren aufgebracht, in einem weiterentwickelten Verfahren kombinierte man dann den Sieb- mit dem Rollendruck. Dabei wurden die Stoffe zunächst mit den Grundmustern durch die Druckmaschine gezogen. Zur Färbung fanden hier Indanthrenfarben Verwendung. Dannach konnten im Siebdruckverfahren die restlichen Muster aber auch farbliche und gestalterische Variationen aufgebracht werden.

Flecktarn ab 1945

Ungarn

Das SS-Platanenmuster in den beiden Varianten Frühling-/Sommer sowie Herbst-/Winter wurde in Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg noch aufgetragen. In den 1950er bis 1980er Jahren waren dann mehrere vom SS-Eichenlaubmuster abgeleitetes Tarnschemen in Gebrauch, die sich hauptsächlich in der Färbung voneinander unterschieden.

Tschechoslowakei

1954 wurde in der Tschechoslowakei das SS-Leibermuster in einer farblich reduzierten 4-Farbvariante eingeführt. Die Musterung, welche ebenfalls vom Vorbild abweicht, wird in der Litetatur zumeist als „eichenlaubartig“ beschrieben. Das tschechoslowakische Leibermuster wird seit 1962 nicht mehr hergestellt.

Bundesrepublik Deutschland

Nach Aufstellung der Bundeswehr im Jahre 1955 wurde bei der Truppe sofort ein Kampfanzug in leicht abgewandeltem Splittertarn 1931 eingeführt, doch bereits in den frühen 1960er Jahren gegen eine einfarbige NATO-Oliv-Variante im Farbton RAL 6014 (Gelboliv) ersetzt. Auf die Einführung eines Flecktarnmusters glaubte man aus politischen Gründen vor dem historischen Hintergrund dieser Muster zunächst verzichten zu können.

Zwischen 1955 und 1958 wurde bei der Bundeswehr kurzzeitig auch eine leicht abgewandelte Variante des 1945 für SS und alle Heeresteile vorgesehen Leibermusters verwendet. Der sechsfarbigen Stoffdruck sowie die daraus hergestellten Uniformen stammen alle aus Belgien. Dort wurde jedoch dieses Tarnmuster niemals getragen.

Ab 1976 wurde das Interesse für die Arbeit von Prof. Schick wieder geweckt. Daher führte in der zweiten Jahreshälfte 1976 die Bundeswehr eine Reihe von Truppenversuchen durch, mit denen die Wirksamkeit verschiedener, teilweise in Zusammenarbeit mit der französischen Armee entwickelter, neuer Tarnmuster getestet werden sollte. Im Versuch befanden sich 1976 verschiedene Fünffarb-Muster:

  • das "Sägezahnmuster", das Sequenzen aus dem SS-Palmenmuster wiederaufnahm,
  • das „Punkttarnmuster“, eine freie Umsetzung des SS-Erbsenmuster 1944, die auch an das 1970 eingeführte bulgarische Sumpftarnmuster („Froschtarn“) erinnert, das wiederum Motive des deutschen Sumpftarns 43 und des SS-Eichenlaubtarns interpretierte,
  • Flecktarn A, eine Variante des SS-Platanenmusters,
  • Flecktarn A (klein), war eine Ton-in-Ton-Variante des Flecktarn A, dessen Farbkontrast sehr gering war.
  • Flecktarn B (groß), eine Variante des SS-Platanenmusters.

Ein fünftes Versuchsmuster war ein 1988 erprobtes Dreifarben-Muster

  • Flecktarn C („Schattentarn“), eine Variante des SS-Platanenmusters, dessen Farbkontast jedoch sehr zu wünschen üblich ließ.
Flecktarn B (groß) der Bundeswehr; 1990 eingeführt

Das als Ergebnis des Truppenversuchs 1976 ausgesuchte Tarnmuster (Flecktarn B) wurde nicht direkt in Truppenverwendung gegeben, sondern versank warscheinlich aus politischen Gründen zunächst wieder in den Schubladen. Erst bei der „Erprobung 88“ tauchte es in den Jahren 1987 bis 1990 als Teil der Versuchsreihe "Kampfanzug 90" wieder auf. Ebenso wurde in den Jahren 1986 bis 87 kurzzeitig ein Flecktarnmuster erprobt, welches etwas kleinere enger gestellte, dafür aber insgesamt farblich hellere Flecken aufwies. Dieses Muster ist in der Uniformsammlung des Panzermuseums Munster/Oertze zu besichtigen. Flecktarn B (groß) wurde schließlich 1990 in der Bundeswehr eingeführt.

Das deutsche Flecktarn B (groß) wurde auch in folgenden Ländern eingeführt:

  • Österreich
  • Niederlande
  • Weißrußland

Schweiz

1957 wurde in der Schweiz ein weitere Variante des SS-Leibermusters M45 eingeführt. Man übernahm dabei den aufwendigen deutschen Sechs-Farben-Druck. Das schweizer Leibermuster war bis 1992 in Gebrauch. Über die Jahrzehnte gab es einige farbliche Variationen, wobei die ursprüngliche Herkunft immer deutlich blieb. Das 1993 eingeführte schweizer „Woodland“-Leibermuster ist ebenfalls nichts weiter als eine neue Variante des schweizer Leibermusters. Man behielt die bisherige Musterung bei, orientierte sich aber in der Farbgebung am 1981 in der US-Armee eingeführten „Woodland“-Muster, das ein später Abkömmling des Buntfarbenaufdrucks 1931 ist.

Das Schweizer Leibermuster wurde nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auch in Rußland von Einheiten des Innenministeriums (MVD) getragen.

Österreich

In Österreich wurde bereits 1957 die besonderen Eigenschaften des Flecktarns hinsichtlich einer körperauflösenden Tarnung wiederentdeckt und ein direkt vom SS-Erbstarnmuster abgeleiteter Stoffdruck eingeführt. Das Erbstarnmuster ist eine erstmals 1943 erschienene Variante des Flecktarns. Österreichisches Erbstarn-Produktion wurde 1978 eingestellt, als weltweit der Trend zum Flecktarn erst begann. Bis heute (2007) hat die österreichische Armee keine allgemeingültiges Tarnmuster mehr eingeführt. Im Feld wird zumeist ein olivgrüner Ton getragen. Ausnahmsweise wird jedoch auch Flecktarn B (groß) der Bundeswehr getragen.

Deutsche Demokratische Republik

Bei der Nationalen Volksarmee (NVA) und dem Miniterium des Inneren (MDI) wurde 1958 ein Flecktarnmuster („Flächentarnmuster“) eingeführt, das direkt von einer SS-Vorlage abgeleitet worden war. Das DDR-Flecktarn wurde bis 1967 hergestellt und langsam vom Strichtarnmuster ersetzt, das man seit 1965 hergestellt hat.

Spanien

In Spanien war zwischen 1960 und 1982 ein Fünffarben-Ganzjahresmuster in Gebrauch, das direkt vom SS-Leibermuster abgeleitet worden war. Die Spanier stellten für verschiedene landschaftliche Hintergründe sechs farblich abweichende Vorlagen her.

Ägypten

1973 war in Ägypten eine Wendeflecktarn in Gebrauch, das auf der „Felstarn“-Seite direkt aus dem SS-Platanenmuster abgeleitet war. Sogar die Farbgebung zeigte sehr deutliche Ähnlichkeiten. Die andere Seite ist mit einem einfachen Wüstentarn bedruckt. Auf beigem Untergrund sind dunkelbraune einfache Flecken („Kuhflecken“) aufgebracht. Dieses Flecktarn wurde bis in die 1980er Jahre verwendet.

Dänemark

Dänemark verwendete zwischen 1978 bis 1983 ein auf dem Bundeswehr-Flecktarn B basierendes Tarnmuster für Bekleidung und persönliche Ausrüstung, bei dem die Farben der vorherrschenden Vegetation in skandinavischen Wäldern angepasst wurden. Das dänische Muster besteht lediglich aus drei Farben und zwar hellgrün, bronzegrün und schwarz. Ebenfalls verwenden die dänischen Streitkräfte ein auf dem deutschen Dreifarbtarndruck basierendes Tarnmuster für Tropenbekleidung zur Verwendung in Wüstengebieten. Auch die neueren dänischen Flecktarnmuster haben ihren Ursprung in BW-Flecktarn.

Belgien

Das Flecktarn B (groß) der Bundeswehr wurde in unveränderter Form auch von der belgischen Luftwaffe (Force Aérienne Belge) bei Objektschutz- und Flugabwehreinheiten von 1988 bis in das Jahr 2000 verwendet. Mittlerweile ist es dort durch das allgemein gebräuchliche Tarnmuster des Heeres ersetzt worden (sogenanntes Puzzletarn aufgrund der Ähnlichkeit der Flecken mit Puzzleteilen). Bemerkenswert ist hier, dass das in Deutschland entwickelte Muster bei der belgischen Luftwaffe knapp drei Jahre vor Einführung in die Bundeswehr schon in allgemeine Verwendung gegeben wurde. Die Force Aérienne Belge verwendete auch einen modularen Tragesatz sowie einen zweiteiligen Rucksack im Flecktarnmuster zur Vervollständigung der Uniform aus Feldhose, -bluse und -parka.

Russland

Von einer Quelle in Australien wird berichtet, dass die Staatssicherheitsorgane Weissrusslands (Комитет государственной безопасности Республики Беларусь) ebenfalls eine Kopie des deutschen Flecktarnmusters verwenden.

Ebenso werden durch russische Spezialkräfte des Innenministeriums (Внутренние Войска Министерства Внутренних Дел) in der Russischen Föderation kommerziell beschaffte Uniformen in einem dem deutschen 5-Farb bzw. dem dänischen 3-Farb-Flecktarnmuster sehr stark ähnelnden Tarndruck verwendet. Da allerdings gerade bei diesen Truppenteilen persönliche Vorlieben über dienstliche Regularien zu dominieren scheinen, werden hier Tarnmuster verschiedenster Provenienz verwendet, so unter anderem auch nahezu unveränderte Kopien des Waffen-SS 'Eichentarnmusters', wie es auch auf diversen Fotos des Geiseldramas von Beslan zu sehen ist.

Rumänien

Das rumänische Heer verwendet ebenfalls ein vereinfachtes Flecktarnmuster, welches jedoch aktuell durch ein 'Woodland'-Derivat ersetzt wird.

Polen

Von polnischen Polizeisonderkräften wird teils ein dem Flecktarn ähnliches, in Grautönen gehaltenes Muster verwendet. Das Muster wiederholt sich allerdings in verhältnismäßig geringen Abständen regelmäßig im Druck.

China

Die chinesische Volksbefreiungsarmee verwendet ein direkt vom Bundeswehr-Flecktarn B (groß) kopiertes Tarnmuster für die Uniformen der in Tibet operierenden Gebirgstruppen. Die Druckvorlagen sind nach Auskunft aus der Bekleidungsindustrie wohl dadurch beschafft worden, dass eine norddeutsche Bekleidungsfabrik, welche im Auftrag der Bundeswehr Uniformen herstellt, einen Teil der Produktion zeitweilig durch einen chinesischen Subunternehmer fertigen lassen hat. Diese Variante entspricht in Form und Aufteilung der Flecken exakt dem deutschen Muster, besteht jedoch aus folgenden Farben: beige, hellgrün, mittelbraun, dunkelbraun und schwarz.

Ebenfalls von der chinesischen Armee verwendet wird ein Flecktarnmuster mit der Farbkombination mittelgrün, grünlich-beige, beige, mittelbraun und schwarz. Dieses Muster wird interessanterweise jedoch nur für ärmellose Sporthemden verwendet und scheint somit eher dem Zweck der 'corporate identity' zu dienen als der Tarnung.

Japan

Das Heer der japanischen Selbstverteidigungskräfte verwendet seit 1985 ein dem Bundeswehr-Flecktarn B (groß) ähnliches Muster in Farben, die denen des chinesischen Sporthemdes ähneln. Dieses Muster ist dreifarbig hellgrün, braun und schwarz.

USA

Die Vereinigten Staaten von Amerika waren im Dezember 1941 nicht unvorbereitet in den Zweiten Weltkrieg eingetreten, dennoch mußte die Armee und Marineinfanterie in den ersten Monaten des Pazifikkrieges mit zum Teil veralterten oder unpassenden Ausrüstungsgegenständen zurechtkommen. Wärend dieser ersten Phase begannen die Entwickler in den USA auch, über moderne Tarnstoffe nachzudenken. Als Ausgangsbasis dienten das bekannten, seit 1937 von der Waffen-SS getragenen Platanenmuster, das jedoch konzeptionell in Formgebung und Verteilung der Flecken vom deutschen Vorbild unterscheidet. Zudem arbeiteten die Amerikaner mit anderen Farben, da dies Muster für den Einsatz im Pazifik vorgesehen waren. Trotz des aufwendigen Fünffarbdruckes ist das US-Muster in seiner Aufteilung wesentlich einfacher gestaltet, als die SS-Varianten. In Amerika übernahm man außerdem die Idee des Wendemusters, die erstmals 1931 bei der Reichswehr-Zeltbahn mit dem Buntfarbenaufdruck 31 verwendet worden war. Das heißt, die Färbung der Muster war auf den beiden Stoffseiten verschieden. Das nur für den Pazifikeinsatz vorgesehene Tarnmuster sollte theoretisch bei Anlandeoperationen am Strand von der braun-beigen und wärend des Dschungelkampfes von der grün-braune Seite gezeigt werden. In der Praxis war diese Theorie jedoch nicht zu halten, zumal es von Seiten der Soldaten Vorbehalte gegen Tarnstoffe gab. Das US-Flecktarnmuster wurde noch über den Koreakrieg hinaus bis 1960 getragen.

Eine gewisse grundlegende Verwandtschaft zum SS-Rauchtarnmuster weist das digitale Tarnmuster des US Marine Corps MARPAT auf, welches ähnliche Farben verwendet, die allerdings in digital gepixelter Form verwendet werden. Ähnliche Muster finden sich in Kanada (CADPAT), und Jordanien, wo eine urbane Variante verwendet wird, die von einem kommerziellen Hersteller in den USA entwickelt wurde.

CADPAT war das erste dieser modernen Digitaltarnmuster und MARPAT basiert auf diesem. Da CADPAT vom kanadischen Verteidigungsministerium (DND) urheberrechtlich geschützt ist, hat es anfangs Konflikte zwischen den kanadischen Entwicklern und den "Kopisten" des USMC gegeben, wobei letztere behaupten, das Muster völlig eigenständig entwickelt zu haben. CADPAT (Temperate Woodland) verwendet im Gegensatz zu MARPAT Farben, die denen der dänischen Flecktarnvariante ähneln und speziell auf die Fauna der kanadischen Wälder abgestimmt sind. Eine Wüstenvariante existiert ebenfalls und ist unter dem Namen CADPAT (Arid Regions) ebenfalls urheberrechtlich geschützt. Mittlerweile haben auch die italienischen Streitkräfte digitale Tarnmuster in Verwendung gegeben. Diese existieren in einer Variante in Farben zum Einsatz in Waldgebieten und in einer Variante in braun und beige zum Einsatz in ariden Gebieten. Der Schnitt der Uniform ist stark an die MCCUU (Marine Corps Combat and Utility Uniform) Bekleidung im MARPAT Muster des U.S.Marine Corps angelehnt.

Ukraine

Seit 2005 wird in der Ukraine von Spezialkräften ein ebenfalls vom Bundeswehr-Fecktarn B abgeleitetes Fünffarben-Muster für den ganzjährigen Einsatz getragen.

Wirkung

Durch die Anordnung der Flecken soll ein optisches Verschwimmen der Umrisse des Körpers bewirkt werden, wodurch es dem Feind erschwert wird, das Gesehene als getarnte Person zu identifizieren. Das Muster ist recht wirkungsvoll in bewaldetem Gelände mitteleuropäischen Typs (Mischwald) und war von Anfang an nicht als sogenanntes Multigeländemuster('all-terrain') konzipiert, wie dies beispielsweise beim britischen DPM (Disruptive Pattern Material) sowie bei dem von der U.S.-Armee im Jahr 2004 neu eingeführten ACU-Muster (Army Combat Uniform) der Fall ist.

Flecktarn entstand vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs, weshalb man die typischen mitteleuropäische Farben der vier Jahreszeiten nachahmte. Mit dem erweiterten Aufgabenspektrum der Bundeswehr entwickelte man 1993/94 eine Variante für Wüstengebiete im Dreifarbdruck (gemeinhin "Wüstenflecktarn") in der Farbkombination hellbeige, beigebraun und flaschengrün.

Bei der Bundeswehr sind die Felduniform und die persönliche Ausrüstung mit dem Fünffarbtarndruck versehen. Feldbekleidung sowie Helmbezüge gibt es auch im Dreifarbdruck für die Tarnung in ariden Gebieten.

Häufig verwendet, aber falsch ist die Bezeichnung "Tarnfleck".

Kritik, Ausblick in die Zukunft

Seit seiner Einführung fand das Flecktarn B (groß) der Bundeswehr in Militärkreisen große Zustimmung, so war es bis zum Jahrtausendwechsel unangefochtener Vergleichssieger der Nato-Partner in Punkto Tarnwirkung im bewaldeten Gelände.

Mittlerweile steht das in die Jahre gekommene "Europamuster" jedoch in der Kritik. Experten für Wehrtechnik kritisieren Flecktarn oftmals als „Unangemessen für die Schlachtfelder der Zukunft“ und „lebensbedrohlich, wenn am falschen Ort eingesetzt“. Sie bemängelten, wie schon viele Soldaten des Zweiten Weltkriegs die Universalität der Flecktarnmuster im wechselnden Gelände und – speziell für Bekleidung – die noch unterentwickelte Nachtsichtarnung. Für dieses Problem hatten jedoch bereits die Forschungen von Prof. Schick einen Lösungsansatz im SS-Leibermuster 1945 gefunden, als erfolgreich mit lichtschluckenden Farbmitteln experimentiert worden war. In jüngerer Zeit haben Experimente mit ins Gewebe eingelassenen Remissions-Fäden zur Unterdrückung der Wärmesignatur statttgefunden, die jedoch angeblich keinen Erfolg zeitigten, sondern nur die Atmungsaktivität des Gewebes reduzierte. In Zeiten immer besser werdender elektronischer Gefechtsfeldaufklärung sei aber diese „Signaturunterdrückung“ von immenser Bedeutung.

Gefordert wurde statt dessen eine völlig neue Serie eigenständig entwickelter Tarnmuster, die auf interdisziplinärer Forschung beruhen und für jede Geländeform und Beleuchtung geeignet sein soll. Derzeit entsprechen US-kanadische Digitaltarnmuster am ehesten diesen Anforderungen, die auch für die Entwicklung eines neuen Universal-Flecktarnmusters Pate stehen, das im Rahmen des Projektes "Infanterist der Zukunft" entwickelt wird. Dabei wird angeblich auch ein Schneetarnmuster entwickelt, das das bislang verwendete Bundeswehr-Wintertarn (lediglich eine mit gleichmäßig grau/grünen Farbsprenkeln versehene weiße Oberfläche) ablösen soll.

Die Zukunft der Tarnmuster wird im Bereich der Nano-Technologie liegen und diese einbinden. Ziel ist die Entwicklung wandelbarer, langlebiger Tarnung, die dem Geländehintergrund und der Lichtsituation angepasst werden kann und Wärmeabstrahlung fast völlig unterdrückt.

Industrie und Forschung halten eine Marktreife derartiger Projekte in Deutschland innerhalb der nächsten zehn Jahre für möglich.

Literatur

  • Andrew Steven, Peter Amodio: Uniformen der Waffen-SS in Farbe, Verlag Karl-Heinz Dissberger, 2. berichtigte Auflage, Düsseldorf 1992 ISBN 3-924753-44-X
  • Laurent Mirouze: Infanteristen des Zweiten Weltkriegs, Verlag Karl-Heinz Dissberger, Düsseldorf ISBN 3-924753-27-X

Siehe auch