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Thiersee

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Vorlage:Infobox Ort in Österreich

Thiersee ist eine Gemeinde im Bezirk Kufstein in Tirol, Österreich.

Geografie

Das Gemeindegebiet von Thiersee, das sich südöstlich des Ursprungpasses am Thiersee befindet, erstreckt sich im Tal der Thierseeer Ache und grenzt unmittelbar an den Freistaat Bayern.

Flächenmässig ist Thiersee die zweitgrößte Gemeinde im Bezirk Kufstein und damit sogar größer als das Stadtgebiet von Innsbruck. | Der höchste Punkt im Gemeindegebiet ist 1986 m ü. A. und der niedrigste Punkt liegt 616 m ü. A. hoch.

Geschichte

Thiersee wurde erstmals im Jahr 1224 schriftlich erwähnt und gehörte bis 1504 zu Bayern. Im Spanischen Erbfolgekrieg wurde der Ort zwischen 1702 und 1704 mehrmals durch Plünderung und Brandschatzung schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts war Thiersee eine bäuerliche und verkehrstechnisch nicht erschlossene Gemeinde. Eine Fahrstraße von Kufstein nach Thiersee wurde erst während des Ersten Weltkrieges gebaut. In den folgenden Jahrzehnten setzte dann auch in Thiersee eine erhebliche Bautätigkeit mit der Tendenz zur Zersiedelung ein.

Thierseer Filmgeschichte

Nur wenige Menschen wissen, dass die kleine Ortschaft Thiersee von 1946 bis 1952 das Zentrum des österreichischen Nachkriegsfilms war. 1946 beginnt der Innsbrucker Regisseur und Produzent Eduard Wieser mit den Dreharbeiten für den ersten österreichischen Nachkriegsfilm „Wintermelodie“. In den Hauptrollen spielen neben dem berühmten Skirennfahrer Rudi Matt die Schauspieler Franz Eichberger, Rudolf Brix, Ilse Peternell und der junge Dietmar Schönherr die Hauptrollen. An der Kamera ist der weltbekannte und erfahrene Walter Riml ein Garant für exzellente und präzise Aufnahmen. Die Außenaufnahmen werden in der Umgebung von Innsbruck, Kitzbühel, Seefeld, St. Anton und Zürs a. Arlberg abgedreht. Für die Innenaufnahmen kann jedoch kein geeignetes Studio gefunden werden. Während eines gemütlichen Beisammenseins am Abend überlegt das Team wie es nach den Außenaufnahmen weiter gehen sollte. Der Kufsteiner Hubert Koffou, für den Film als Skifahrer und Träger engagiert, erwähnt das leer stehende Passionsspielhaus in Thiersee. Kurz entschlossen besichtigen Regisseur Wieser, Kameramann Walter Riml und Hubert Koffou das Gebäude und schnell stellt sich heraus, dass die Größe des Hauses für Studioaufnahmen hervorragend geeignet ist. Doch während des Krieges zunächst als Gefangenenlager für ukrainische Zwangsarbeiter missbraucht und in den letzten Kriegswochen Materiallager der SS für den Aufbau der „Alpenfestung“, befindet sich das ehrwürdige Passionsspielhaus 1946 in einem desolaten und maroden Zustand. Unter der Voraussetzung, dass es Hubert Koffou, inzwischen lokaler Verbindungsmann des Filmteams, gelingen wird das Haus rasch instand zu setzen und filmreif auszustatten, entschließt sich Eduard Wieser das Gebäude für die Innenaufnahmen des Films anzumieten. Der damalige Thierseer Bürgermeister Maierhöfer erkennt schnell die großen Möglichkeiten und Chancen für die Gemeinde, verspricht doch ein ortsansässiges Filmatelier Arbeit und Brot für viele Menschen. Und es gelingt dem Bürgermeister eine abweisende Haltung seiner Bevölkerung gegenüber den „Filmfritzen“ gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Mit herausragendem Engagement des Bürgermeisters Maierhöfer, des Thierseer Zimmermanns und früheren Christusdarstellers bei den Passionsspielen, Alois Kaindl, den Kufsteiner Firmen Jäger und Eder und der Wörgler Faserplattenfabrik wird in kürzester Zeit aus dem Passionsspielhaus ein vollwertiges Filmstudio. Die beteiligten Firmen stellen das benötigte Holz, Nägel, Schrauben und Faserplatten für den Innenausbau auf Bezugsscheinen zur Verfügung, ja sogar ein Geldvorschuss wird gewährt. Durch die Unterstützung des französischen Generals Emile Bethouart und des damaligen Landeshauptmanns Weißgatterer kann der Vorschuss später zurückgezahlt werden.

Doch die Schwierigkeiten sind ungeheuer. Es mangelt einfach an so vielen notwendigen Dingen in diesen ersten Nachkriegsjahren. Später erzählt Eduard Wieser, dass nur der grenzenlose Optimismus und fanatische Arbeitswille aller seiner Mitarbeiter sowie die große Unterstützung und das Vertrauen der einheimischen Firmen und der Bevölkerung Thiersees die Realisierung dieses Films überhaupt erst möglich gemacht haben. Am 14. August 1947 feiert die erste österreichische Nachkriegsproduktion „Wintermelodie“ seine Weltpremiere in Wien. In der Folgezeit wird das Thierseer Atelier am See weiter ausgebaut. Mit seinen zahlreichen technischen Neuerungen ist es die modernste Filmaufnahmehalle Österreichs. Ein neu errichteter Anbau enthält Garderobe- und Schminkräume, in einem weiteren wird eine Gaststätte eingerichtet. Ateliers für Filmarchitekten und Filmhandwerker, für Bildhauer, Tischler und Maler entstehen. Die ehemaligen Kulissenräume werden zu kleinen Aufenthaltsräumen für die Schauspieler umgebaut. Dabei werden fast die gesamten Handwerksarbeiten an das einheimische Gewerbe vergeben und alleine in Thiersee beträgt das Auftragvolumen dafür 800.000 Schilling.

In diesem hochmodernen Thierseer Filmatelier werden insgesamt achtzehn abendfüllende Spielfilme produziert. Darunter befinden sich so bekannte und herausragende Filme wie, „Das doppelte Lottchen“, „Eroica“, Blaubart oder „Maria Chapdelaine“. Französische, englische, deutsche, österreichische und schweizerische Produktionsfirmen sind an den verschiedenen Filmen beteiligt. Und wie von Bürgermeister Maierhofer vorausgesehen, finden viele Thierseer als Statisten, Techniker, Bürokräfte oder Helfer Arbeit beim Film. Bis ca. 1950 wird in Thiersee eine Summe von rund 8 Millionen Schilling an Löhnen für Arbeiter, Angestellte und Komparsen, in Beherbergungs- und Gaststättenbetrieben umgesetzt. Dennoch ist plötzlich alles aus… Mitte 1952 wird die aufstrebende Filmgemeinde Thiersee mit ihrem modernen Atelier, trotz der getätigten Investitionen in Millionenhöhe, von der ÖFA (Wienfilm) zugunsten ihrer Wiener Studios aufgegeben. Das Thierseetal, in der Mitte der Landeshauptstädte Innsbruck, Salzburg und München gelegen, gerät als Filmregion in Vergessenheit. Doch Thiersee und sein „Filmatelier am See“ sind ein wahrer Schatz für Filmhistoriker und Cineasten. Berühmte Schauspieler. Bekannte Regisseure und Kameramänner. Internationale Produktionsfirmen und Filme die Geschichte geschrieben haben. Das alles gab es im „Filmatelier am See“. Das ist die Filmgeschichte Thiersees.



Persönlichkeiten

Bekannte Thierseer Persönlichkeiten sind unter anderem:

Sehenswürdigkeiten

  • Pfarrkirchen von Landl, Vorder- und Hinterthiersee
  • Passionsspielhaus
  • Sieberer Denkmal in Landl
  • Wachtl-Express - Schmalspurbahn von Kiefersfelden nach Wachtl

Wirtschaft

Thiersee ist vor allem durch die Land- und Forstwirtschaft sowie den Tourismus geprägt. Touristisch stehen dabei der Badesee und das umliegende Naherholungs- und Ausflugsgebiet sowie die Passionspiele im Vordergrund.

Gemeindeteile

  • Vorderthiersee
  • Mitterland
  • Hinterthiersee
  • Landl
  • Wachtl
  • Riedenberg
  • Jochberg

Nachbargemeinden