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Misteltherapie

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Die Mistel-Therapie bei Krebserkrankungen wurde von Rudolf Steiner und Ita Wegman begründet. Verwendet wird die weißbeerige Mistel, Viscum album, von verschiedenen Wirtsbäumen. Die Idee ihrer Verwendung in der Tumortherapie stammt nicht aus der vielfältigen überlieferten Nutzung im Rahmen der Natur- und Volksheilkunde, sondern aus der besonderen Naturanschauung Steiners, der das parasitäre Wachstum von Misteln mit dem Wachstum von Krebs in Verbindung brachte.

Eine Mistel

Sie wird bis heute zumeist innerhalb der Anthroposophischen Medizin zur Krebsbehandlung bei bestimmten bösartigen Tumoren eingesetzt. Sie ist eine der bei Krebserkrankungen am häufigsten eingesetzten komplementärmedizinischen Therapien. Die meisten Schulmediziner lehnen die Misteltherapie als unwirksam ab.

Qualifizierte onkologische Behandlung beinhaltet im engeren Sinne die 3 Säulen von Operation, Chemotherapie und Bestrahlung. Zu diesen 3 Methoden der Schulmedizin wird die Mistel als angeblich immunmodulierendes Prinzip hinzugefügt. Sie wird auch in der Krebsnachsorge, -prophylaxe und Palliativbehandlung verwendet. In der Regel wird ein pharmazeutisch speziell aufbereiteter Extrakt der Mistel vom Patienten unter die Haut oder - im klinischen Rahmen durch Ärzte - direkt in Tumorgewebe gespritzt. Möglich ist auch die intravenöse Gabe oder Injektion in Körperhöhlen: In Pleuraspalt und Perikardspalt kann bei krebsbedingten Flüssigkeitsansammlungen eine sterile Entzündung mit anschließender Verklebung (Pleurodese beziehungsweise Perikardiodese) angeregt werden. Weitere Erfahrungen gibt es mit intrathekaler Applikation in den Rückenmarkskanal sowie in die Bauchhöhle.

Die Zubereitungsweisen der erhältlichen Präparate sind je nach Hersteller unterschiedlich, da die Hinweise Rudolf Steiners, wie man die Pflanze zubereiten könne, in unterschiedlicher Weise aufgegriffen wurden. Es gibt anthroposophisch orientierte und nichtanthroposophische Hersteller.

Es liegen Studien unterschiedlicher Aussagekraft und Einzelfallberichte vor, die Besserung des Allgemeinbefindens, Verlangsamung, Stillstand (oder gar Remission) des Tumorwachstums und immunstimulierende Wirkung am Menschen und im Reagenzglas beschreiben. Kritiker machen zum Beispiel methodische Einwände zum Aufbau dieser Studien, die deren Ergebnisse in Frage stellen. Manche Studien zeigten keinen Effekt der Behandlung. Die Misteltherapie ist deshalb innerhalb der universitären Medizin derzeit nicht allgemein anerkannt und wird kontrovers diskutiert. Bei dieser Einschätzung spielt die derzeitige Betrachtung der doppeltblinden prospektiven randomisierten Studie als Goldstandard des klinischen Erkenntnisgewinns eine Rolle.

Ob und in welcher Weise die Mistel eine Wirksamkeit gegen Krebs besitzt, ist seit ihrer Einführung in die Krebstherapie 1917 ein Streitpunkt zwischen den Verfechtern der Schulmedizin und Vertretern anthroposophischer Heilkunde und anderer alternativer Medizinformen.

Anthroposophisch begründbare Indikationen zur Misteltherapie gibt es außerdem für Sarkoidose und Autoimmunerkrankungen. Bei virusbedingter Hepatitis C zeigten erste Studien nachweisbare Viruselimination durch eine auch Mistel einschließende anthroposophische Behandlung bei Unverträglichkeit der Standardtherapie mit Interferon und Ribavirin.

Derzeit (2004) wird die Misteltherapie bei Krebserkrankungen in Deutschland von den Krankenkassen bezahlt.


Literatur

  • Kienle GS, Kiene H. Die Mistel in der Onkologie - Fakten und konzeptionelle Grundlagen. Stuttgart: Schattauer Verlag; 2003, 749 S. ISBN 3-7945-2282-6
  • Kienle GS, Kiene H. Klinische Studien zur Misteltherapie onkologischer Erkrankungen. Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2004; 36: 17-24.
  • Grossarth-Maticek R, Kiene H, Baumgartner S, Ziegler R. Use of Iscador, an extract of European Mistleote (Viscum album) in cancer treatment: prospective nonrandomized and randomized matched-pair studies nested within a cohort study. Alternative Therapies in Health and Medicine 2001;7:57-78.

Allgemeines

Hersteller


Hepatitis C und Mistel