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Die Jahreszeiten (Haydn)

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Das Musikwerk Die Jahreszeiten ist ein Oratorium von Joseph Haydn (Hob. XXI.3).

Komposition, Premiere und Rezeption

Haydn wurde zur Komposition der Jahreszeiten durch den großen Erfolg seines vorhergehenden Oratorium Die Schöpfung (1798) angeregt, das zu der Zeit in ganz Europa aufgeführt wurde. Das Libretto zu Die Jahreszeiten wurde Haydn, so wie bei der Schöpfung von Baron Gottfried van Swieten besorgt, einem österreichischen Adligen, der auch einen großen Einfluss auf Mozarts Karrier gehabt hatte. Van Swietens Libretto war dessen eigene deutsche Wiedergabe eines Auszugs aus dem gleichnamigen (The Seasons) langen englischen Gedicht von James Thomson (1700-1748).

Die Komposition war mühsam für Haydn, zu Teil wegen seiner angegriffenen Gesundheit (kurz nach der Premiere wurde er zum Komponieren zu schwach), zum Teil, weil er mit van Swietens Libretto nicht einverstanden war. Haydn brauchte zwei Jahre, um Die Jahreszeiten fertigzustellen.

Die Premiere am 24. April 1801 in Wien wurde ein deutlicher Erfolg, wenn auch nicht mit dem der Schöpfung vergleichbar. Tatsächlich wurde dies der hauptsächliche Einwand gegen das Stück, das daraufhin auch deutlich seltener aufgefphrt wurde als das frühere Oratorium.

Es ist weitgehend anerkannt, dass die Schuld dafür nicht bei Haydn liegt, der auf der Höhe seines künstlerischen Schaffens blieb, sondern beim Libretto. Oratorien werden typischerweise zu bedeutsamen Themen geschrieben, zu Episoden und Charakteren aus dem Christentum oder Helden der klassischen Mythologie (griechische und römische Mythologie). Das Libretto der Jahreszeiten handelt jedoch weitgehend vom Wetter und dem täglichen Leben.

Am mitreißenden Finale, das wichtigere Punkte anspricht (die Bedeutung des Lebens, das ewige Leben) lässt sich sehen, welch bedeutende Leistung Haydn hätte erbringen können, wenn er ein ernsthafteres Libretto gehabt hätte. Interessanterweise sind die Schlusspassagen nicht von Thomson, sondern originale Arbeit von van Swieten.

Haydn selbst beklagte sich bitter über das Libretto, nannte es französischen Abfall – eine Kritik, die zu Verstimmung zwischen ihm und van Swieten führte.

Besetzung

Die Jahreszeiten ist für ein ziemlich großes spätklassisches Orchester geschrieben, zumeist vierstimmigem Chor und drei Vokalsolisten, die archetypisch das Landvolk repräsentieren: Simon (Bass), Lukas (tenor), und Hanne (Sopran). Die Solostimmen sind somit die gleichen wie in der Schöpfung.

Das Orchester besteht aus: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte und Kontrafagott, 4 Waldhörnern, 2 Trompeten, Kesselpauke, 2 Posaunen und Bassposaune, sowie dem üblichen Streicherensemble mit erster und zweiter Violine, Viola, Cello, und Kontrabass.

Inhalt

Das Oratorium besteht, korrespondierend zu Frühling, Sommer, Herbst und Winter, aus vier Teilen, mit den üblichen Rezitativen, Arien und Chören

Unter den schwungvolleren Chorsätzen sind ein Jagdlied mit Waldhornklängen, ein Weinfest mit tanzenden Bauern (eine Vorschau auf den dritten Satz von Beethovens Pastoralsymphonie), einem lauten Sturm (dito, der vierte Satz) und einer sinnwidrig bewegenden Ode an den Fleiß.

Haydn bemerkt dazu, dass dies, während er seien ganzes Leben lang fleißig gewesen sei, das erste Mal sei, dass man ihn gebeten habe, einen Chor zum Lob des Fleißes zu schreiben.

Eine besonders lyrische Passagen sind das Chorgebet für eine reiche Ernte, "Sei nun gnädig, milder Himmel", der sanfte Einbruch der Nacht, der dem Sturm folgt, und Hannes Kavatine auf den Winter.

Die Komposition ist – wie in der "Schöpfung" – voll mit Tonmalerei: ein pflügender Bauer pfeift bei der Arbeit (er pfeift das bekannte Thema aus Haydns Sinfonie mit dem Paukenschlag), ein von einem Jäger geschossener Vogel fällt herunter, ein Sonnenaufgang (der an jenen in der "Schöpfung" erinnert) und so weiter.