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Brigata aeromobile “Friuli”

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Datei:Stemma Brigata Friuli.jpg
Wappen der Brigade Friuli
Wappen 66. Inf. Rgt.
Wappen des 3. Kavallerieregiment

Die Luftbewegliche Brigade Friuli (ital.: brigata aeromobile Friuli) ist ein Verband des italienischen Heeres, der aus Heeresfliegerkräften, Bodentruppen und einem luftbeweglichen Infanteriebataillon besteht. Ähnliche Brigaden gibt es u.a. im Deutschen Heer (Luftbewegliche Brigade), in der Britischen Armee (16 Air Assault Brigade) und auch in den Niederlanden (11. Air Manoeuvre Brigade).

Gliederung

Kampfhubschrauber A129 Mangusta
  • Stabs- und Versorgungsverband Friuli (Bologna)
  • 5. Heeresfliegerregiment Rigel (Casarsa della Delizia bei Pordenone)
  • 7. Heeresfliegerregiment Vega (Rimini-Miramare)
  • 66. luftbewegliches Infanterieregiment Trieste (Forlì)
  • 3. Kavallerieregiment Savoia Cavalleria (Grosseto)

Ausrüstung

Die beiden Heeresfliegerregimenter verfügen über Kampfhubschrauber vom Typ Agusta A129C (insgesamt 60) und Transporthubschrauber u.a. vom Typ A-109, AB-205 und AB-412. Bei Bedarf können auch schwere Transporthubschrauber vom Typ CH-47D Chinook vom 1. Heersfliegerregiment in Viterbo angefordert werden. Das luftbewegliche Regiment (Bataillonsstärke) ist mit dem leichten Panzerfahrzeug (AFV) Puma ausgerüstet, das Kavallerieregiment (Panzeraufklärungsbataillon) mit dem Radpanzer Centauro.

Geschichte

Die Brigade entstand 1884 zusammen mit ihren beiden Infanterieregimentern 87 und 88 in Mailand. Nach dem Ersten Weltkrieg verschwand die Brigadeebene, die Infanterieregimenter unterstanden den Divisionen unmittelbar. 1939 führte Italien die schwachen, aus nur zwei Infanterieregimentern bestehenden „binären Divisionen“ ein, darunter auch die 20. Infanteriedivision Friuli mit den beiden o.g. Infanterieregimentern und dem 35. Feldartillerieregiment. 1941 kam als Ergänzung noch das 387. Infanterieregiment hinzu. Die Division nahm u.a. an den Operationen in Jugoslawien teil, danach an der Besetzung Korsikas. Von September 1943 bis April 1945 beteiligte sich die Division zusammen mit vier anderen am Befreiungskrieg gegen den Nazifaschismus (u.a. Einnahme Bolognas). Nach 1945 war die Friuli (mit HQ in Florenz) eine der Keimzellen des neuen Heeres. In den 1960er Jahren wurde sie zu einer motorisierten Infanteriebrigade verkleinert und bildete in den 1980er Jahren zusammen mit der Fallschirmjägerbrigade Folgore und anderen kleineren Verbänden (San-Marco-Regiment) die „Schnelle Eingreiftruppe“ (Forza d’Intervento Rapido, HQ Florenz, 1997 aufgelöst) der italienischen Streitkräfte. Ende der 1980er Jahre war die Brigade in gewisser Weise „luftbeweglich“. Häufig brachten Lufttransportkräfte der italienischen Luftwaffe Einheiten der Brigade zu Manövern und Übungen nach Süditalien. Im Rahmen der Auflösungswelle von 1991 fusionierte die Friuli mit der mechanisierten Infanteriebrigade Trieste in Bologna. Die Trieste hatte sich als motorisierte Infanteriedivision von 1941 bis 1943 in Nordafrika besonders ausgezeichnet. Einem „Traditionserlass“ des Verteidigungsministeriums zufolge durften Verbände, die sich während des Krieges von 1940 bis 1943 besonders ausgezeichnet hatten, auch nach 1945 weiterbestehen, sofern sie Großverbänden unterstellt wurden, die am Befreiungskrieg von 1943 bis 1945 teilgenommen hatten. Aus diesem Grund „übernahm“ die Friuli 1991 die Trieste-Brigade und verlegte ihr Hauptquartier nach Bologna. Mit dem 66. Regiment leben die Traditionen der Trieste im Rahmen der Friuli weiter.

2001 ordnete der Generalstab des Heeres an, die Friuli von einer mechanisierten in eine luftbewegliche Brigade umzuwandeln. Hintergrund der Entscheidung war nicht so sehr die Erkenntnis über die Bedeutung der neuartigen luftbeweglichen Kräfte, sondern eher die politisch motivierte Absicht, ein Gegengewicht zur Fallschirmjägerbrigade Folgore zu bilden. Wegen ihres Selbstverständnisses und ihres inneren Zusammenhalts ist die Fallschirmjägerbrigade in Italien immer wieder als Bedrohung im eigenen Land erlebt worden (verschiedene Kreise verlangten in den 1990er Jahren wegen rechtsradikaler Vorkommnisse ihre Auflösung).

Ohne genauere Vorgaben des Generalstabs in Rom restrukturierte das Brigadekommando in Bologna in den letzten Jahren die Brigade im Wesentlichen in eigener Regie mit Pragmatismus und außergewöhnlicher Realitätsbezogenheit und entwickelte eine ganz eigene Einsatzdoktrin für den neuen Verband. Diese Doktrin und die damit verbundenen Einsatzmodalitäten unterscheiden sich derart von gewöhnlichen Luftlande- und Fallschirmjägerverbänden, dass man auf eine (besonders von der Folgore-Brigade geforderte) Fusion von Fallschirmjägern und luftbeweglichen Kräften in Italien im Gegensatz zu den britischen Streitkräften verzichtet hat (16 Air Assault Brigade durch Fusion von 24 Airmobile Brigade und 5 Airborne Brigade).

Siehe auch