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Ems-Jade-Kanal

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Der Ems-Jade-Kanal bei Wilhelmshaven − im Hintergrund die Schleuse Mariensiel

Der Ems-Jade-Kanal (EJK) verbindet die Ems bei Emden in Ostfriesland mit dem Jadebusen bei Wilhelmshaven.

Geschichte

Der Ems-Jade-Kanal wurde in den Jahren 1880 bis 1888 gebaut. Seine Entstehung verdankt er dem Wunsche Preußens, seinen als Exklave im damaligen Großherzogtum Oldenburg gelegenen Kriegshafen Wilhelmshaven über den Wasserweg mit dem preußischen Ostfriesland zu verbinden, wozu Wilhelmshaven politisch gehörte. Die schnell wachsende Stadt am Jadebusen versprach auch ein guter Markt für landwirtschaftliche Produkte, Baumaterial und Torf zu werden. Außerdem konnte der Kanal die Entwässerungsverhältnisse im höhergelegenen, inneren Teil Ostfrieslands verbessern, dessen Wasser er aufnahm und über den Emder Hafen in die Ems und über den Wilhelmshavener Hafen in den Jadebusen leitete.

Der Vorläufer des Ems-Jade-Kanals war der zwischen Emden und Aurich von 1798-1800 gebaute „Treckschuitenfahrtskanal“. Für Personen-, Tier- und Güterbeförderung wurden in den Niederlanden fünf „Schuiten“ gekauft, die zwischen Emden und Aurich, von Pferden gezogen, fahrplanmäßig verkehrten. Auf halben Wege, in Middelhaus, wurden die Pferde gewechselt und Erfrischungen eingenommen. Die Treidelwege waren so breit, daß sie auch von Kutschen und Landauern und für Eilnachrichten von der „Reitenden Post“ benutzt werden konnten.

Kanalverlauf und wirtschaftliche Bedeutung

Der Ems-Jade-Kanal ist 72,3 km lang passiert aufsteigend von der Ems in Emden die Orte Ihlow, Südbrookmerland und Aurich, um dann über Wiesmoor, Reepsholt, Sande nach Wilhelmshaven zum Jadebusen abzusteigen. Der Kanal hat sechs Schleusen und wird von 15 festen und 26 beweglichen Brücken gequert. Er ist nur für Schiffe bis zu 33 m Länge, 6,20 m Breite und 1,70 m Tiefgang befahrbar und wurde deshalb seit einiger Zeit fast ausschließlich touristisch genutzt. In den letzten Jahren siedeln jedoch wieder frachtintensive Firmen (Kies für Betonmischwerk, Schrott von Autoverwertern) am Ems-Jade-Kanal. Das Frachtaufkommen steigt seitdem vor allem im westlichen Kanalabschnitt (Aurich, Bangstede).

Besonders bemerkenswert ist die im Kanalbau seltene Kesselschleuse in Emden, in der sich der Ems-Jade-Kanal mit dem Emder Stadtgraben kreuzt und so die Verbindung zwischen zwei Kanalsystemen herstellt, deren Wasserspiegel um rund 2 m differiert. Vom Ems-Jade-Kanal besteht am östlichen Stadtrand von Emden eine direkte Verbindung zum Dortmund-Ems-Kanal. Er erspart der Kanalschiffahrt auf dem Wege emsaufwärts das Durchfahren des Emder Hafens.

Die bei Aurich-Rahe gelegene Schleuse Kukelorum, die einen Höhenunterschied von zwei Metern überbrückt, ist derzeit der Flaschenhals des Kanals, was den Einsatz größerer Schiffe angeht. Sie ist weit über hundert Jahre alt und abgängig. Wegen der zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung und um den Kanal für den Tourismus noch attraktiver zu machen, muss die Schleuse grundsaniert werden. Seit September 2005 wird sie unter Verkehr mit einem Kostenaufwand von ca. 5 Millionen Euro abgerissen und komplett neu erbaut. Damit dies unter Verkehr möglich ist, wird ein neues Verfahren angewendet, bei dem neun Großbetonfertigteile mit jeweils über 300 Tonnen Einzelgewicht eingebracht werden. Die alte Drehbrücke wird durch eine neue Klappbrücke ersetzt.

Der Auricher Hafen verdankt seine Existenz dem Ems-Jade-Kanal. Dort ist ein Betonwerk angesiedelt, das Sand und Kies über den Kanal bezieht. Der Hafenbereich wurde vor einigen Jahren komplett neugestaltet und ein Seitenarm des Kanals näher an die Innenstadt herangeführt. Er gilt nun als bevorzugtes Wohngebiet und beliebtes Ausflugsziel. Außerdem starten von hier geführte Ausflugsfahrten zu Schiff z. B. nach Emden. Ansonsten hat der Kanal vor allem östlich von Aurich hauptsächlich Bedeutung für Freizeit, Erholung und Tourismus. Sportschiffer mit kleineren Booten können über den EJK nahezu das gesamte Kanalnetz Ostfrieslands (s. Weblink) erreichen. Auch der Rudersport hat den Ems-Jade-Kanal entdeckt. Regelmäßig finden hier Rennen zwischen Aurich und Emden inklusive Schleusenpassage bzw. -umtragung statt. Viele ausgestaltete Rad- und Fußwanderrouten erstrecken sich an seinen Ufern. Auch Grundstücke in Uferlage sind sehr begehrt.

Nördlich von Wiesmoor zweigt der Nordgeorgsfehnkanal vom EJK ab und verbindet diesen mit der Jümme, der Leda und schließlich der Ems. Über die Leda, den Elisabethfehnkanal und den Küstenkanal kann man auch nach Oldenburg und zur Weser gelangen.

Zwischen der Emder Kesselschleuse und der Schleuse Kukelorum in Aurich-Rahe ist der Ems-Jade-Kanal als Hochkanal angelegt, der sich etwa zwei Meter über die umgebende Landschaft erhebt und durch Dämme vor dem Auslaufen geschützt wird. Da sich zwischen den Schleusen mehr als eine Million Kubikmeter Wasser befinden, gilt der Ems-Jade-Kanal auf diesem Abschnitt im wasserrechtlichen Sinne als Talsperre.