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Nordschleswig

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Nordschleswig (dänisch Nordslesvig) ist eine Region im Süden Dänemarks von der deutsch-dänischen Grenze bis Kolding und Ripen. In Dänemark wird die Region meist als Südjütland (dänisch Sønderjylland) bezeichnet, was aber streng genommen mit dem gesamten Schleswig synonym ist. In Nordschleswig lebt eine deutsche Minderheit. 1864-1920 war Nordschleswig deutsch.

Geografie

Nordschleswig erstreckt sich im heutigen Sprachgebrauch sich von der deutsch-dänischen Grenze bis an die Königsau und den Kleinen Belt südlich von Kolding, daher auch die entsprechende Passage im Deutschlandlied. Bis zum 1.1.2007 war Nordschleswig identisch mit dem Bezirk (dänisch Amt) Sønderjylland, doch ist das Bezirk als administrative Einheit 2007 in der Großregion Region Syddanmark aufgegangen. Um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu fördern, wurde vor einigen Jahren der Regionalrat Südjütland/Schleswig gegründet. Im Regionalrat arbeiten auf deutscher Seite die Kreise Nordfriesland, Schleswig-Flensburg, die Stadt Flensburg und auf dänischer Seite die Region Syddanmark sowie die vier Großkommunen Nordschleswigs zusammen.

Zum ehemaligen Herzogtum gehörten auch einige Kirchspiele bis zur Küste des Kolding Fjord (ganz bis zur Stadtgrenze Koldings), die Ostseeinsel Ærø, und - im Mittelalter - der südlich der Königsau gelegene Raum um Ripen. Diese Gebiete konnte Dänemark nach 1864 behalten, weil durch Landaustausch auf andere königliche Enklaven in Schleswig verzichtet wurde.

Statt von Nordschleswig wird auf dänischer Seite heute meistens von Sønderjylland/Südjütland gesprochen, obwohl Sønderjylland strenggenommen ein Synonym für das gesamte Schleswig ist. Auch im deutschen Sprachgebrauch ist man oft nicht konsequent und stellt Nordschleswig als nördliches Pendant einen Landesteil Schleswig gegenüber.

Sprachen

In Nordschleswig wird neben Dänisch noch Deutsch gesprochen. Im Landesteil lebt eine etwa 15.000 Menschen umfassende deutsche Minderheit. [1] In Schleswig, beiderseits der Grenze, gibt es keinen strengen Zusammenfall zwischen gebräuchlicher Sprache und nationalem Standpunkt; besonders früher kam es durchaus vor, dass Dänischsprachige deutschgesinnt waren oder umgekehrt.

Neben den beiden Hochsprachen hat sich vor allem auf dem Land das charakteristische Südjütisch (Sønderjysk) erhalten. Sønderjysk gehört zur jütischen Dialektgruppe und hat einerseits archaische dänische und skandinavische Züge, andrerseits auch einen hoch- und niederdeutschen Einschlag. Sønderjysk wird von vielen Dänen wie auch von den meisten Angehörigen der deutschen Volksgruppe gesprochen. Der sprachliche Unterschied zeigt sich eher in der Schul- und Hochsprache; für offizielle Anlässe (z.B. Sitzungen) der deutschen Volksgruppe wird Deutsch vorgezogen.[2]

Die Verbreitung des Niederdeutschen war in Nordschleswig immer relativ gering, und es wird nur noch von wenigen Familien gesprochen. Im Nordschleswiger, der Tageszeitung der deutschen Minderheit, gibt es eine kleine tägliche Spalte auf Nordschleswiger Platt.

Die meisten Ortsnamen haben neben den ursprünglichen dänischen auch deutsche Versionen, die teils jahrhundertelang gebräuchlich waren, teils den sprachlichen Angleichungsbestrebungen während der preussischen Zeit (1864-1920) entstammen. (Siehe auch: Schleswigsche Ortsnamen.)

Wirtschaft

Die Region ist vor allem von Landwirtschaft und Tourismus geprägt. An der Westküste spielt der Tourismus eine wichtige Rolle, teilweise aber auch an der Ostküste. Neben mittelständischen Betrieben haben auch einige große Firmen ihren Sitz in der Region, namentlich Danfoss in Norburg, Ecco in Bredebro oder Gram in Woyens.

Medien

In Nordschleswig erscheinen mit Jydske Vestkysten und Der Nordschleswiger je eine Tageszeitung in dänischer und deutscher Sprache. Erstere hat ihre Zentralredaktion in Esbjerg und erscheint mit mehreren Lokalausgaben im Landesteil. Neben den Tageszeitungen produziert Danmarks Radio mit Radio Syd ein regionales Programm für die Region. Seit einigen Jahren existiert mit Radio Mojn auch ein privates Radioprogramm. Auf diesem, sowie auch auf Radio 700 laufen dreimal täglich deutschsprachige Nachrichten, die vom Nordschleswiger gestaltet werden.

Über den Fernsehsender TV2 werden regionale Nachrichtenprogramme sowie einige andre Produktionen des TV Syd ausgestrahlt.

Politik

In Nordschleswig besteht neben den landesweiten, dänischen Parteien die Schleswigsche Partei (SP). Die SP tritt als Regionalpartei und Interessenvertretung der deutschen Minderheit in Nordschleswig an. SP-Vertreter wurden in drei der vier Großkommunen Nordschleswigs gewählt, und in der letzten (Hadersleben) wurde durch eine Sonderregelung ein Mandat ohne Stimmrecht zugesichert. (Siehe: Minderheitenwahlrecht)

Nach der Gebietsreform, mit der am 1. Januar 2007 der bisherige Bezirk Nordschleswig (Sønderjyllands Amt) in der Region Syddanmark aufging, ist die SP nicht mehr auf regionaler Ebene vertreten.

Die deutsche Minderheit ist im Kontaktausschuss für die deutsche Minderheit bei Regierung und Folketing in Kopenhagen vertreten und betreibt dort auch ein ständiges Sekretariat. In Kiel nimmt das Gremium für Fragen der deutschen Minderheit den Kontakt zum Schleswig-Holsteinischen Landtag wahr. In beiden Gremien ist der BDN vertreten.

Geschichte

Nordschleswig war ein Teil des Herzogtums Schleswig. Nach der Volksabstimmung von 1920 wurde dieser Teil Schleswigs Dänemark zugeteilt.

Süderjütland oder Schleswig war noch im Mittelalter ein Teil Dänemarks, von dann aber ein dänisches Lehen mit meist holsteinischen Herzögen. Von 1773 bis 1864 war Schleswig ein mit dem Königreich Dänemark in Personalunion verbundenes, staatsrechtlich jedoch eigenständiges Gebilde (Sekundogenitur). Im 19. Jahrhundert führten die Versuche, einerseits ein vereintes, deutsches Schleswig-Holstein von Dänemark loszureißen, und andererseits das Herzogtum dem dänischen Nationalstaat völlig einzuverleiben, zu nationalen und verfassungsrechtlichen Auseinandersetzungen. Schließlich mündeten die Gegensätze in den Schleswig-Holsteinischen Krieg (1848–1851) und den Deutsch-Dänischen Krieg (1864).

Deutsche Zeit nach 1864

Als Dänemark diesen Krieg verlor, wurde Schleswig von Preußen und Holstein von Österreich besetzt. Im Prager Frieden nach dem preußisch-österreichischen Krieg von 1866 wurden die beiden Herzogtümer Preußen zugeteilt, das die Provinz Schleswig-Holstein errichtete. Es wurde jedoch eine Bestimmung, der sogenannte Paragraph 5, eingefügt, nachdem "die Bevölkerung in den nördlichen Bezirken von Schleswig an Dänemark abgegeben werden sollen, wenn sie in einer freien Abstimmung diesen Wunsch zur Kenntnis geben".[3] Dieser Paragrah sorgte für Hoffnung bei der dänischen Bevölkerungsmehrheit in Nordschleswig, jedoch wurde sie 1879 wieder von Preussen gestrichen.

In der Kaiserzeit gingen die nationalen Konflikte weiter. Der dänische Bevölkerungsteil forderte kulturelle Freiheit und gab den Gedanken an eine Grenzrevision nie auf. Versuche von den preussischen Behörden, den Landesteil stärker zu germanisieren (vor allem unter dem Oberpräsidenten Ernst Matthias von Köller 1897-1901), hatten keinen durchschlagenden Erfolg, sondern heizten den Konflikt weiter an. Wirtschaftlich ging es derweil mit Nordschleswig leicht aufwärts, und die Industrialisierung erreichte zumindest die östlichen Kreisstädte. Allerdings lag der Landesteil abseits der großen Verkehrsströme und wurde durch die nahe Grenze in seiner Entwicklung behindert, so dass er im Vergleich etwa zu Holstein, aber auch zum östlichen Jütland immer mehr ins Hintertreffen geriet. Hadersleben und Apenrade wurden von bislang kleineren Städten wie Kolding oder Vejle hinsichtlich der Wirtschaftskraft und Einwohnerzahl deutlich überholt.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 markierte den Anfang vom Ende der preußisch-deutschen Herrschaft über Nordschleswig. 5.000 junge Nordschleswiger starben in den folgenden vier Jahren an den Fronten. Der Landesteil selbst wurde nicht Kriegsschauplatz, doch legte man aus Furcht vor einer britischen Invasion durch das neutrale Dänemark den Bunkergürtel der Sicherungsstellung Nord an. Am Ende des Krieges war der Landesteil wie weite Teile Europas von der Kriegswirtschaft ruiniert.

Volksabstimmung

Hauptartikel: Volksabstimmung in Schleswig

Der Vertreter der dänischen Volksgruppe in Schleswig im deutschen Reichstag, Hans Peter Hanssen, erhielt im Oktober 1918 von der neuen Reichsregierung das Zugeständnis, dass die Schleswig-Frage nach dem Selbstbestimmungsrecht der Völker entschieden werden sollte. Obwohl die Bezeichnung "Nordschleswig" durchaus gebräuchlich war, gab es jedoch vor der Abstimmung noch keinen genau definierten Raum. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in den Artikeln 109 bis 114 des Versailler Vertrages festgelegt, dass die Bevölkerung in Schleswig im Rahmen einer Volksabstimmung die Grenzziehung zwischen dem Deutschen Reich und Dänemark selbst entscheiden könne.

Das Plebiszit wurde in zwei Abstimmungszonen abgehalten. Die Modalitäten der Abstimmung führten jedoch zu Kontroversen. Die alliierte Kommission, die Grenzen der Abstimmungszonen innerhalb Schleswigs definierten, setzte durch, dass in der 1. Abstimmungszone en bloc (das heißt als Ganzes), in der 2. Abstimmungszone jedoch Stadt für Stadt und Gemeinde für Gemeinde abgestimmt wurde und anschließend die Grenze entsprechend den Ergebnissen weiter verschoben werden sollte. Stimmberechtigt waren sämtliche vor dem 1. Januar 1900 geborene Personen, die entweder aus dem Plebiszitgebiet stammten oder dort zumindest seit 1900 ihren Wohnsitz unterhielten oder, vor 1900 dort wohnhaft, von dänischen (bis 1864) oder deutschen Behörden (bis 1914) ausgewiesen worden waren. Dies setzte entsprechende Aktivitäten beider Volksgruppen zur Mobilisierung von Landsleuten außerhalb der Abstimmungszonen in Gang.

Die 1. Abstimmungszone umfasste das heutige Nordschleswig, definiert durch die “Clausen-Linie“ südlich von Tondern und nördlich von Flensburg, die den heutigen deutsch-dänischen Grenzverlauf markiert. Ziel der Verfechter derselben - neben H. V. Clausen vor allem H. P. Hanssen - war es, ein möglichst zusammenhängendes Gebiet zu schaffen, die in Hinsicht von Wirtschaft, Verkehrswegen, Abwässerung u.a. funktionell war. Die Clausen-Linie entsprach auch der Grenzlinie zwischen deutscher und dänischer Kirchensprache, wie sie vor 1864 verlief, und der alten Grenze zwischen den Gottorpschen und den königlichen Anteilen Schleswigs. Kritiker sahen die Linie zum einen als ein Versuch, Dänemark ein möglichst großes Gebiet zuzuschlagen, zum anderen, nicht Gefahr zu laufen, durch Einbeziehung der bevölkerungsreichen, mehrheitlich deutschgesinnten Stadt Flensburg eine mögliche Wahlniederlage in der nördlichen Zone zu riskieren, weshalb die Abstimmungsgrenze nördlich Flensburgs gelegt wurde. Andererseits gab es dänische Proteste gegen die Verzicht auf Flensburg, da diese Stadt starke wirtschaftliche Verbindungen nach Norden hatte und noch bei den Reichstagswahlen 1867 eine dänische Mehrheit gezeigt hatte. Auch verwendete die Landbevölkerung noch weiter südlich die dänische Sprache. H. P. Hanssen verteidigte seine Auffassung so, das Flensburg zwar zu Nordschleswig gehöre, "aber nicht dem dänischen Nordschleswig".

Bei der Abstimmung in der 1. Zone am 10. Februar 1920 votierten 74,9 Prozent der Stimmberechtigten für eine Vereinigung mit Dänemark. An einigen Orten (z. B. in Lügumkloster) waren die Mehrheitsverhältnisse äußerst knapp. In den ländlichen Gebieten des Nordens waren 90 Prozent und mehr dänische Stimmen keine Seltenheit. In einzelnen Gemeinden wie Tondern und Hoyer gab es deutsche Dreiviertelmehrheiten. Die En-bloc-Abstimmung führte schließlich dazu, dass auch Städte mit deutscher Mehrheit wie Apenrade, Sonderburg und Tondern, zu Dänemark kamen.

Südlich der Clausen-Linie, in der 2. Abstimmungszone mit Glücksburg, Flensburg, Niebüll, Sylt, Föhr und Amrum, stimmten 80,2 Prozent der Stimmberechtigten für einen Verbleib beim Deutschen Reich. In der seit 1871 durch starke Zuwanderung vom Süden (von anfänglich 20.000 auf etwa 80.000 Einwohner) gewachsene Stadt Flensburg stimmte nur noch ein Viertel für Dänemark.

Wiedervereinigung

Das Ergebnis der Abstimmung war relativ klar, wenn es auch noch weiterhin Proteste auf beiden Seiten gab. Am 15. Juni 1920 wurde Nordschleswig als "die südjütischen Landesteile" (de sønderjyske Landsdele) mit dem Königreich Dänemark vereint.

  1. http://www.nordschleswig.dk
  2. Ferdinand Selberg: Die deutsche Volksgruppe in Nordschleswig
  3. Die Wiedervereinigung Nordschleswigs mit Dänemark im Jahre 1920 und ihre Vorgeschichte, Zeppelin-Museum.dk