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Disease Management

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Disease Management sind systematische, auf statistischen und epidemiologischen Werten der evidenzbasierten Medizin beruhende Konzepte zur Steuerung und Führung von Versicherten mit bestehenden Gesundheitsrisiken oder manifestierten chronischen Erkrankungen unter Einbeziehung der jeweils optimalen Leistungsträger sowie die Evaluation der daraus resultierenden Einsparungen und Ergebnisse.

Disease Management, also das "Management von Erkrankungen" ist ein medizinisch-ökonomischer Ansatz des Gesundheitsmanagements, welcher auf der Erkentnis basiert, dass ein "optimal" behandelter Patient die höchste Lebensqualität genießt und dabei geringere Kosten für die medizinische Versorgung induziert als ein nicht betreuter Patient. Optimal bedeutet hierbei, dass ein Patient medizinisch weder über- noch unterversorgt wird.


Disease Management beinhaltet sechs Ebenen:

  1. Identifizierung von Disease Management geeigneten Patienten(-gruppen)
  2. Behandlung der Patienten nach evidenzbasierten Leitlinien
  3. Kollaborative Zusammenarbeit von Arzt und anderen medizinischen Dienstleistern
  4. Intensive Patientenschulung mit dem Schwerpunkt des Selbstmanagements, Initiierung von Verhaltensänderungen und der Förderung der Therapietreue (Compliance)
  5. Evaluation der erzielten medizinischen und ökonomischen Ergebnisse
  6. Routineauswertungen und Rückkopplung der Auswertungen auf die einzelnen Interventionen um eine ständige Qualitätsverbesserung der Prozesse zu erreichen.


Disease Management ist auf viele Erkrankungen, vor allem auf Zivilisationserkrankungen sinnvoll anwendbar. Hierzu gehören insbesondere:

Diesease Management kann jedoch auch bei nicht chronischen Programmen und präventiv eingesetzt werden. Ein Beispiel hierfür ist z. B. ein Impfprogramm für Kinder. Das Problem stellen hierbei die Eltern der Kinder dar, die ihre Kinder z. B. aus Angst vor auftretenden Impfkomplikationen, nicht impfen lassen. Ziel eines solchen Programmes wäre es, die Impfrate zu erhöhen, da dies Volksgesundheitlich eine niedrigere Quote an erkrankten Kindern und der daraus folgenden, vermeidbaren Todesfällen bedeutet. Ein weiteres Beispiel wäre z. B. ein Grippeschutzimpfprogramm für ältere Versicherte ab 65.

Die derzeit (Stand März 2004) in Deutschland eingeführten Disease Management Programme, auch "strukturierte Behandlungsprogramme" genannt, wurden primär für die morbiditätsorientierte Verteilung des so genannten "Risikostrukturausgleiches" konzipiert. Hierbei handelt es sich um einen Finanztopf, in den Krankenkassen mit jungen und gesunden Versicherten einen Teil der Beitrageinnahmen einzahlt und der wiederum an Krankenkassen mit älteren Versicherten ausbezahlt wird. Zukünftig soll die Verteilung der Gelder an die Anzahl der in Disease Management eingeschriebenen Patienten gekoppelt werden. Hierbei wurde jedoch der Fokus auf die Menge von eingeschriebenen Patienten gesetzt und nicht auf eine qualitätsorientierte Versorgung einzelner Patienten.

Wichtige Bereiche für Disease Management Programme wie z. B. die psychosoziale Begleitung und Unterstützung von Patienten oder auch die Betreuung von fremdsprachigen Patienten wurden hierbei jedoch vernachlässigt.

Auch gestaltet sich die praktische Umsetzung der bisher eingeführten DMP-Programme Diabetes und Brustkrebs äuserst schwierig, da die DMP-Verträge durch die Kassenärztlichen Vereinigungen ausgehandelt wurden. Dies führte dazu, das es für jede Erkrankung 23, zum Teil stark unterschiedliche Verträge für die jeweiligen Kassenbezirke gibt. Darüber hinaus zählt für die Zuständigkeit eines Vertrages nicht der Wohnort des Patienten, sondern der Ort der Praxisniederlassung. Somit muß vor jedem Patientenkontakt seitens der Krankenkasse geklärt werden, welcher Vertrag angewendet werden muss, was oftmals großen Aufwand verursacht.

Mit dem Wegfall der Verbindung des RSA mit den Disease Management Programmen im Jahr 2007 und Einführung eines neuen (Morbi-)RSA, rechnen Experten mit der Einführung mehr patientenorientierter, unbürokratischer Programme in Deutschland.


Siehe auch