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Geschichte der Mongolei

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Vergleiche Mongolen.

Aufgrund der klimatischen Bedingungen mit ihren extremen Temperaturschwankungen war die Mongolei kein Land, was in der Geschichte ernsthaft für den Ackerbau geeignet gewesen wäre, auch wenn es zu gewissen Zeiten Orte des Ackerbaus und der Seßhaftigkeit gegeben hat.

So gab es kleinere Zentren des Weizen- und Hirseanbaus. Darüber hinaus sind Ruinen von Städten der Samojeden und Uiguren im Gebiet von Tuwa an mehreren Stellen entdeckt worden. Auch im Ordos-Gebiet gab es unter chinesischem Einfluss kleinere Städte. Salz, Kohle, Gold und Silber wurden gelegentlich abgebaut. Ferner verfügte man über versklavte chinesische Handwerker für Waffen und Webwaren.

Dessen ungeachtet konzentrierte man sich in erster Linie auf die spezialisierte Viehzucht von Pferden und Schafen. Das war die Lebensgrundlage, alles andere stellte allenfalls einen Nebenerwerb dar. Aber mit Viehzucht konnte man keine großen Völker ernähren und folglich auch keine große Kultur hervorbringen. Die Nomaden Eurasiens wurden so von ihren Nachbarn als Barbaren betrachtet, wobei die Chinesen sie in Rohe (feindliche) und Gekochte (freundliche) Barbaren unterschieden.

Bis in die Neuzeit kannten die innerasiatischen Nomaden keine Grenzen. Sie waren aufgrund von weidewirtschaftlichen Erfordernissen zu ständigen Ortswechseln gezwungen. War die wirtschaftliche Situation aufgrund von Kälteeinbrüchen, Trockenheit oder zu großem Bevölkerungswachstum schlecht, schlossen sie sich zusammen und griffen die Nachbarländer an, um sich dort zusätzliche Nahrungsmittel, Weidegründe und Kulturgüter zu beschaffen. Die Nomaden lebten so in ständiger innerer Unruhe.

Das Hauptziel der Stämme in der heutigen Mongolei, Mandschurei und an der Grenze zu Tibet war das reiche China. Wähnte man sich stark genug, so griff man das Land an. Erwies sich China als ein zu starker Gegenspieler, so wich man nach Westen und auf die Länder an der Seidenstraße aus.

Die Nomaden waren mit ihrer hochspezialisierten Nomadenwirtschaft auf den Handel zur Beschaffung fehlender Güter angewiesen, die sie wie viele Eisenwaren nicht selbst herstellen konnten. Deshalb schützten ihre Khane in aller Regel den Handel und die meist muslimischen Händler. Beschränkungen des Handels, wie sie von China im 15. und 16. Jhrd. als politisches Druckmittel verwendet wurden, waren ein Kriegsgrund.

Im Laufe der Zeit wurden die mongolische Hochebene von verschiedenen bedeutenden Stämmen, wie den Hsiung-nu, Kök-Türken und den Mongolen beherrscht.

Das Prinzip der Machtergreifung war immer das gleiche. Ein Fürst scharrte Anhänger bunter Herkunft zusammen und versuchte so, seine eigenen Sippen besser unter seine Kontrolle zu bringen. Diese Leute legten sich Adelstitel zu und verfügten bald über eine eigene Dienerschaft und eigene Hirten. Der Fürst begann dann mit ihrer Hilfe die Nachbarstämme anzugreifen und furchtbar auszubeuten, bis ihm irgendein Umstand den Garaus machte.

Man muss hier deutlich zwischen der direkten Gefolgschaft eines Stammes-Häuptlings (Khan) und dem von diesen Leuten abhängigen "Volk" unterscheiden. Wurde die direkte Gefolgschaft des Khans besiegt, so lösten sich diese Stammes-Herrschaften auf. Der Namen des herrschenden Stammes war aber oft auf sämtliche vereinigte Stämme übertragen worden, auch wenn die Machthaber in den Wirren der Geschichte verschwanden.

Die Historiker bemühen sich nun, die zahlreichen asiatischen Nomadenstämme nach gewissen sprachlichen, menschlichen, kulturellen und geschichtlichen Gesichtspunkten in Gruppen zu ordnen. Man unterscheidet sie so mehr oder minder begründet nach indogermanischer, hunnischer, türkischer, mongolischer, tibetischer oder tungusischer Herkunft.

Wir verzeichnen folgende Stammeskonföderationen als Herren der mongolischen Hochebene, die zum Teil gleichzeitig auch in China regierten.

  1. Hsiung-nu 3. Jhrd. v. Chr – 1. Jhrd.
  2. Sien-pi 1. Jhrd. – 4. Jhrd.
  3. Rouran 4. Jhrd. – 6. Jhrd.
  4. Kök-Türken 6. Jhrd. – 8. Jhrd.
  5. Uiguren 8. Jhrd. – 9 . Jhrd.
  6. Kirgisen 9. Jhrd. – 10. Jhrd.
  7. Kitan 10. Jhrd. – 12. Jhrd.
  8. Mongolen 12. Jhrd. – 17. Jhrd.
  9. Mandschu 17. Jhrd. – 20. Jhrd.

Die Nomaden in der mongolischen Hochebene hingen meist dem Schamanismus an. Erst im 16. Jhrd. begann der tibetische Buddhismus seinen Siegszug anzutreten, auch wenn es schon vorher vielfältige religiöse Kontakte zu Buddhisten, Moslems und nestorianischen Christen gab.

Mit der immer weiteren Ausdehnung der Zivilisation ging der Einfluss der nomadischen Lebensweise zurück und wurde zu einem historischen Anachronismus. Nach dem Untergang des Mandschu-Reiches begann 1911 die langwierige Bildung der modernen Mongolei, die Beseitigung des Feudalismus und der jahrhundertelangen Rückständigkeit. Dieser Prozess geschah zunächst unter kommunistischen Vorzeichen und dem Einfluss der Sowjetunion. Aufgrund der Unterstützung Sowjet-Russlands konnte die Mongolei bis heute ihre Unabhängigkeit gegenüber China behaupten.


Zeittafel Mongolei im 20. Jahrhundert

  • 1912: Mit dem Sturz der Mandschu-Dynastie und der Ausrufung der Chinesischen Republik trennt sich die Mongolei von China und erlangt seine Eigenstaatlichkeit. Starke Anlehnung an Russland (Schutzmacht gegen China).
  • 1918/1919: China nutzt die Schwäche Russlands und besetzt die Mongolei.
  • 1921 (10.7.): Die Äußere Mongolei erklärt ihre Unabhängigkeit. Die Innere Mongolei bleibt unter chinesischer Herrschaft.
  • 1921 (Nov.): Die Mongolei schließt mit Russland einen Freundschafts- und Beistandsvertrag.
  • 1924 (26.11.): Proklamation der Mongolischen Volksrepublik. Das kommunistische Regime betreibt eine enge Anlehnungspolitik an die Sowjetunion.
  • 1937-1939: Politische »Säuberungen« und Verfolgung des Buddhismus.
  • seit 1945: Starker Aufschwung der industriellen Produktion (Öl, Kohle, Wolle, Fleisch, Leder) und planmäßiger Anbau und Export von Getreide.
  • 1945: China erkennt die Mongolische Volksrepublik an.
  • 1947: Die zu China gehörende Innere Mongolei wird Autonome Republik.
  • seit 1950: Verbesserung der mongolisch-chinesischen Beziehungen.
  • 1958: Kollektivierung der Viehzucht.
  • 1960: Neue Verfassung und Erhebung des Großen Hural (Staatsrat) zum obersten Staatsorgan.
  • 1969: Die Volksrepublik China stellt Gebietsforderungen an die Mongolei.
  • 1980: Abkommen mit der Sowjetunion über den gemeinsamen Grenzverlauf.
  • 1990 (März): Nach massiven Demonstrationen für mehr Demokratie tritt das Politbüro der Kommunistischen Partei zurück. Eine Verfassungsänderung ermöglicht die Gründung neuer Parteien. Damit endet die kommunistische Herrschaft in der Mongolei. Es folgen erste freie Wahlen (Juli), Aufhebung des Einparteiensystems, Demokratisierung und Wendung zur Markwirtschaft.
  • 1991: Wiederbelebung des unter den Kommunisten unterdrückten Buddhismus.
  • 1992: Die letzten sowjetischen Truppen verlassen die Mongolei.
  • 1992 (Juli): Verabschiedung einer neuen Verfassung. Abschaffung der Bezeichnung »Volksrepublik«.
  • 1999: Nach einer verheerenden Dürre und einem sehr strengen Winter erlebt die landwirtschaftliche Produktion einen katastrophalen Einbruch.
  • 2000 (Juli): In Parlamentswahlen gewinnt die oppositionelle exkommunistische Mongolische Revolutionäre Volkspartei (MRVP) 72 der 76 Sitze im »Großen Hural« (Parlament), wo sie zuvor mit nur 26 Sitzen vertreten war.