Thies Christophersen
Thies Christophersen (* 27. Januar 1918 in Kiel, † 13. Februar 1997 in Molfsee), von Haus aus Landwirt, gehörte der Gruppe der Revisionisten an, die hartnäckig den Holocaust leugnen (siehe auch: Holocaustleugnung).
Christophersen und die "Auschwitzlüge"
Auf Christophersen geht der Begriff "Auschwitzlüge" zurück, denn in einer von ihm verfassten, 1974 erschienenen Broschüre mit dem Titel "Die Auschwitzlüge" bestritt er die Existenz von Gaskammern in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nationalsozialisten.
Die Broschüre "Die Auschwitzlüge" enthält neben Christophersens Behauptungen weitere Beiträge und Vorworte u.a. von Manfred Roeder und Wilhelm Stäglich. Sie wurde 1993 von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien wegen ihres holocaustleugnenden Inhalts in die Liste der jugendgefährdenden Schriften eingetragen. Dem Vorwort von Manfred Roeder bescheinigte die Behörde überdies den Charakter antisemitischer Agitation, die den Tatbestand der Volksverhetzung (§ 130 StGB) erfülle.
Geschichte
Der Wehrmachtsgefreite Christophersen wurde während des Zweiten Weltkriegs als "Sonderführer" zur SS abkommandiert und war in der von dem Konzentrationslager Auschwitz (Stammlager) drei Kilometer entfernten Pflanzenschutzanstalt Rajsko eingesetzt. Er behauptete, er sei ja gewissermaßen "vor Ort" gewesen und hätte daher von Tötungen wissen müssen, aber ihm sei diesbezüglich nichts aufgefallen.
Christophersen, der kurzzeitig Mitglied der NPD und sogar in der CDU war, pflegte enge Kontakte zu anderen Revisionisten wie Wilhelm Stäglich, Manfred Roeder und Udo Walendy. Im Prozess gegen Ernst Zündel in Kanada trat Christophersen als Zeuge auf. In mehreren Verfahren, u.a. wegen Aufstachelung zum Rassenhass, wurde er zu Haftstrafen verurteilt.
Christophersen floh schließlich erst nach Belgien, später hielt er sich 10 Jahre lang in Kollund in Dänemark auf. Dort baute er den Kollund-Verlag auf, der revisionistisches Material in aller Welt versandte. Er selbst ließ sich u. a. in zwei Videofilmen portraitieren, in denen er behauptete, es sei ein Privileg für die Häftlinge gewesen, in Auschwitz untergebracht zu sein. Sie seien dort hervorragend versorgt worden und hätten jederzeit Gelegenheit gehabt, sich ihrem Beruf entsprechend zu Arbeitseinsätzen abkommandieren zu lassen.
In dem Film "Die Auschwitz-Lüge und ihre Folgen" war sein Interviewpartner Ernst Zündel. Wie fadenscheinig beide bei ihren Aktivitäten vorgingen, erwies vor allem dieser Film: Er ist zeitgleich entstanden mit dem Ernst Zündel portraitierenden Film "Die Folgen der Auschwitz-Lüge für Ernst Zündel", in welchem Christophersen Zündel interviewt. Die beiden Filme entstanden am gleichen Drehort, beide Personen tragen dieselbe Kleidung aus dem jeweils anderen Film. Sie hatten nicht einmal die Seiten des Tisches gewechselt, Zündel trug allerdings jetzt eine andere Krawatte.
Seine Broschüre "Die Bauernschaft", durch das Christophersen weitere holocaustleugnende Inhalte verbreitete, wurde mehrmals beschlagnahmt, zuletzt 1994.
1995 übernahm Ernst Zündel von Kanada aus den Vertrieb der Schriftenreihe, stellte sie aber bereits ein Jahr später endgülig ein. Im selben Jahr entkam Christophersen in die Schweiz, wurde aber 1996 dort ausgewiesen.
Christophersen starb am 13. Februar 1997 in Molfsee in der Nähe von Kiel, wo seine Familie ihn versteckt hatte.