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J. R. R. Tolkien

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Bild von J.R.R. Tolkien

John Ronald Reuel Tolkien (* 3. Januar 1892 in Bloemfontein (Südafrika), † 2. September 1973 in Bournemouth) war Sprachwissenschaftler und Romanschriftsteller. Mit dem in der fantastischen Mythenwelt Mittelerde spielenden Roman "Der Herr der Ringe" (1954/55, deutsch 1969/70) löste er eine Modewelle der Fantasy-Literatur aus.

Biographie

Der Begründer des modernen Fantasygenres wird im Jahre 1892 in Bloemfontein (brit. Kolonie Südafrika) als Sohn von Arthur Tolkien und Mabel Suffield geboren. Seine väterliche Familie hat sächsische Wurzeln (Tolkien<<tollkühn). 1895 kommt er mit seiner Mutter und seinem Bruder Hilary nach Birmingham, England, sein Vater stirbt im Jahr darauf in Südafrika.

Seine Mutter, die kurz darauf und gegen den Willen ihrer Eltern und Schwiegereltern zum Katholizismus konvertiert, erzieht ihn in ihrem Glauben. Diese weltanschauliche Grundprägung sollte sich durch Tolkiens gesamtes Leben ziehen und auch weitreichende Auswirkungen auf sein Werk haben. Als Tolkien 12 Jahre alt ist, stirbt auch seine Mutter, die an Diabetes erkrankt war.

Die beiden Brüder kommen in die Obhut von Pater Francis, eines mit ihrer Mutter befreundeten Priesters, der sie zunächst bei einer Tante, später bei Pflegeeltern unterbringt. Dort lernt J.R.R. 1908 seine spätere Frau Edith Bratt kennen, der er auch viele seiner Geschichten und Gedichte widmet (die Sage von Beren und Lúthien geht z.B. auf gemeinsame Waldspaziergänge zurück, bei denen Edith für ihn tanzt).

In seiner Schulzeit auf der St. Edwards School interessiert er sich schon früh für Sprachen und lernt dort unter anderem Latein, Griechisch, Mittel- und Altenglisch und Gotisch.

1911 erhalt er ein Stipendium des Exeter College in Oxford. Nach einem Jahr Studium der klassichen Sprachen schließt er enttäuschend nur mit einem "Second" (vergleichbar der deutschen Note "Gut") ab. Auf Anregung seines Colleges wendet er sich darauf der vergleichenden Philologie und hier insbesondere dem Angelsächsischen und allgemeiner den germanischen Sprachen zu. Bei seinen Studien stößt er auf das Gedicht Crist, das dem Dichter Cynewulf (frühes 8. Jahrhundert) zugeschrieben wird. Zwei Zeilen dieses Gedichtes haben ihn bei seiner weiteren Arbeit besonders beeinflusst:

Eala Earendel engla beorhtast
Ofer middangeard monnum sended
Heil Earendel, strahlendster Engel,
über der mittleren Erde den Menschen gesandt

Mit "Middle Earth" oder der "Mittelerde" ist unsere Welt zwischen dem Himmel über uns und der Hölle unter uns gemeint. Diese Zeilen inspirieren ihn zu seinen frühesten Versuchen, eine Welt uralter Schönheit zu erschaffen. So entsteht die Figur des Eärendil - eines Halb-Elben und Seefahrers.

Kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges schließt er sein Studium - diesmal mit Auszeichnung - ab und heiratet im Jahr darauf Edith Bratt. Er wird ins englische Heer in das Regiment der "Lancashire Fusiliers" berufen und nimmt aktiv an der Schlacht um die Somme teil. Die unmittelbare Erfahrung der Grausamkeiten des Stellungskrieges beeindruckt ihn tief und lässt den Einbruch des Bösen in eine friedvolle Welt zu einem Grundthema seines Lebens und seiner Literatur werden. Während eines Genesungsurlaubes aufgrund eines Fiebers, dass er sich an der Front zugezogen hatte, beginnt er mit der Niederschrift von The Book of Lost Tales, dass zur Keimzelle seiner später im The Silmarillion ausgearbeiteten Mythologie wird. Hier benutzt er auch erstmals konsequent seine erfundenen Sprachen, ein Hobby, das weit in seine Jugendjahre zurückreicht, insbesondere Quenya, das auf dem Finnischen basiert und Sindarin, das auf das Walisische zurückgeht.

Nach dem Krieg kehrt er mit Frau und dem ersten Sohn John nach Oxford zurück, wo er am "New English Dictionary" (einige Anspielungen darauf finden sich in Farmer Giles of Ham) mitarbeitet und außerdem als Privatlehrer unterrichtet.

1919 wird er in Leeds als Lecturer (eine Art Juniorprofessor) angestellt, fünf Jahre später zum vollen Professor ernannt. Im Jahr darauf wechselt er wieder zurück nach Oxford, wo er Professor für Angelsächsisch wird. 1924 wird auch sein dritter Sohn Christopher geboren, dem wir heute die Bearbeitung seiner literarischen Hinterlassenschaft zu verdanken haben.

In den frühen zwanziger und dreissiger Jahren beginnt er, seinen Kindern regelmässig fantasievolle Geschichten zu erzählen, die allerdings meist ausserhalb der Mythenwelt spielen, an der er zu dieser Zeit bereits ernsthaft arbeitet. Aus dieser Zeit stammt unter anderem die Erzählung Roverandom, die auf das Verschwinden eines Spielzeughundes seines zweiten Sohnes Michael zurückgeht. Anders als diese Erzählung verweist die 1930 begonnene Geschichte The Hobbit teilweise auf Ereignisse aus seiner ernsthaften Mythologie, so in den Verweisen auf die Elbenstadt Gondolin und die Gestalt des Necromancer, die zu dieser Zeit bereits Teil seiner später im Ersten Zeitalter von Mittelerde angesiedelten Sagenwelt ist. Durch Vermittlung einer ehemaligen Studentin wird der Verlag Allen&Unwin auf seine Erzählung aufmerksam, die nach begeisterter Rezension durch den Sohn des Verlegers, Rayner Unwin, im Jahre 1937 veröffentlicht wird. Auf dringenden Wunsch des Verlages beginnt Tolkien mit der Arbeit an einer Nachfolgeerzählung, die zunächst wie der The Hobbit als Kinderbuch angelegt ist.

Gegen Ende der dreissiger Jahre und nach Inspiration durch C.S. Lewis, einen engen Freund, der mit ihm in dem literarischen Zirkel der "Inklings" verbunden ist, hält er den vielbeachteten Vortrag On Fairy-Stories, in dem er die Grundsätze des später entstehenden Fantasy-Genres beschreibt und energisch gegen Vorwürfe des Eskapismus verteidigt. Wahrend des zweiten Weltkrieges zieht sich die Arbeit an seinem Nachfolgeprojekt für den The Hobbit hin, dass jetzt den Namen The Lord of the Rings trägt, wird aber immer wieder durch andere Aufgaben unterbrochen.

1945 wechselt er, immer noch in Oxford, auf die Professur für Anglistik. Erst im Jahre 1957 aber wird The Lord of the Rings endlich veröffentlicht. Die Verzögerung hatte zum einen mit Tolkiens Perfektionismus, zum anderen aber auch mit Tolkiens Wunsch nach einem Verlagswechsel zu tun, der durch die vermeintliche Ablehnung seines ernsthaften Mythenwerkes The Silmarillion motiviert war. Als sein alter Verleger Allen&Unwin ein Ultimatum zur Veröffentlichung seiner Gesamtmythologie (The Lord of the Rings und The Silmarillion) ohne Möglichkeit zur Ansicht des Manuskripts ablehnt, trägt Tolkien sein Werk dem Verlagshaus Collins an. Nach anfänglichem Enthusiasmus besteht man dort jedoch auf weitreichenden Kürzungen, zu denen Tolkien nicht bereit ist, so dass er sich reumütig wieder an seinen alten Verlag wendet. Rayner Unwin, der als Kind den The Hobbit begutachtet hatte, ist mittlerweile zum Juniorverleger aufgestiegen und nimmt das Buch ohne weitere Korrekturen an. Aufgrund der im Gefolge des Krieges exorbitanten Papierpreise in England wird das Buch in drei Bänden (The Fellowship of the Ring, The Two Towers, The Return of the King) veröffentlicht, so dass jeder Einzelband zu erschwinglichen Preisen angeboten werden kann. Daher stammt der noch heute fälschlicherweise gebrauchte Name Trilogie für das Gesamtwerk, eine Bezeichnung, die Tolkien Zeit seines Lebens ablehnte.

Anfang der 1960er erscheint in den USA eine unautorisierte Kopie von The Lord of the Rings und löst eine Kultbewegung unter den Studenten aus, was Tolkien schnell zu einer Berühmtheit macht. Durch enge Anbindung an seine immer zahlreicher werdenden Fans, die zu seinen Gunsten erheblichen Druck auf den Verleger der Piratenausgabe ausüben, gelingt es Tolkien jedoch entgegen der für ihn ungünstigen Rechtslage, das die Piratenedition eingestellt wird, so dass bald nur noch die durch ihn autorisierte Fassung auf dem US-amerikanischen Markt erhältlich ist.

Sein weiteres Leben verbringt er mit dem Ausarbeiten des Silmarillion, dass er jedoch bis zu seinem Lebensende nicht mehr fertigstellt und dass erst nach seinem Tode von seinem Sohn Christopher Tolkien herausgegeben wird.

Fur ein paar Jahre ziehen er und seine Frau Edith in das englische Seebad Bournemouth. Dort stirbt Edith im Jahre 1971, woraufhin Tolkien zurück nach Oxford zieht. Zwei Jahre später stirbt auch J.R.R. Tolkien im Alter von 81 Jahren nach kurzer Krankheit in einem privaten Hospital in Bournemouth, wohin er für einen kurzen Urlaub zurückgekehrt war. Das Grabmal der beiden befindet sich auf dem katholischen Friedhof in Oxford; auf den Grabsteinen stehen neben ihren Namen auch die Namen Beren und Lúthien - Zeichen fur eine den Tod überdauernde Liebe.

Bereits vor dem Tod seines Vaters bearbeitete Christopher Tolkien die Schriftstücke seines Vaters und veröffentlichte seit 1977 under anderem das Silmarillion und 1983 auch das "Book of Lost Tales.

Drei Ringe den Elbenkönigen hoch im Licht,
Sieben den Zwergenherrschern in ihren Hallen aus Stein,
Den Sterblichen, ewig dem Tode verfallen, neun,
Einer dem Dunklen Herrn auf dunklem Thron
Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.
Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden
Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.

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