Walyer
Walyer, eigentlicher Name Tarenorerer (ca. 1800 - 1831), war eine Anführerin der Aborigines auf Tasmanien, die gegen die britischen Invasoren kämpften.
Biographie
Sie wurde ca. 1800 in der Nähe von Emu Bay geboren und gehörte dem tasmanischen Volk der Tommeginer an. Sie wurde von Angehörigen einer anderen Gruppe von Aborigines aus der Region Port Sorell entführt und an britische Robbenfänger verkauft. Walyer erlernte in dieser schweren Zeit die englische Sprache und den Umgang mit Feuerwaffen.
1928 kehrte sie in den Norden Tasmaniens zurück und sammelte eine Gruppe von Frauen und Männern um sich, beseelt von dem Wunsch sich bei den britischen Invasoren und ihren Peinigern zu rächen. Unter ihrer Anleitung trainierten die KämpferInnen den Angriff auf die verhassten Weißen (luta tawin). Walyer lehrte ihre Anhänger den Umgang mit Gewehren und deren Schwachstellen; so galt es z.B. den Moment des Nachladens des Gewehrs auszukosten, in dem die Feinde wehrlos sind.
Von dem selbsternannten Retter der tasmanischen Aborignes George Augustus Robinson, der eine Vielzahl ethnographischer Fakten überlieferte, ist zu erfahren, dass Walyer von den britischen Robbenfängern als "Amazone" bezeichnet wurde, die Attacken auf weiße Siedler und ihr Vieh organisierte. Sie beschimpfte die Siedler von einem Hügel aus und forderte sie auf, sich ihr und ihrer Gruppe zu nähern, um sich von ihren Speeren durchbohren zu lassen. Robinson selbst unternahm den Versuch, Walyer in seinem Reservat auf Flinders Island festzusetzen. Walyer und ihre Anhänger konnten Robinson's "Einfangversuchen" jedoch gezielt umgehen; Robinson selbst entkam 1830 nur knapp einer Attacke der tasmanischen FreiheitskämpferInnen.
Doch Walyer's Führungsanspruch wurde von Konkurrenten auf der eigenen Seite in Frage gestellt; zusammen mit ihren Schwestern und Brüdern entkam sie nach Port Sorell. Dort wurden sie jedoch von Robbenfängern aufgegriffen, die sie nach Hunters Island und anschließend nach Bird Island verschleppten, wo sie "mutton birds" (deutsch: dunkle Sturmtaucher) und Seerobben fangen sollten.
Unter dem Namen "Mary Ann" wurde sie schließlich mit John Williams, bekannt als "Norfolk Island Jack" verheiratet. Zusammen mit ihm und anderen Aborigines lebte sie auf Forsyth Island.
Ihr Hass auf alle Weißen war nach wie vor ungebrochen. Im Dezember 1830 plante sie einen Anschlag auf einen der Robbenfänger, der jedoch von Robinson's Agenten vereitelt werden konnte. Daraufhin wurde sie nach Swan Island gebracht; ihre Identität konnte schließlich aufgedeckt werden, nachdem sie von ihrem Hund "Whiskey" und einigen Aborigines Frauen verraten worden war. Robinson war sehr zufrieden über diesen gelungenen Coup. Seiner Meinung nach würden mit der Festnahme der Rebellin die "barbarischen Umtriebe und Aggressionen" endlich ein Ende finden; Ruhe und Frieden können wieder in den Reservatszonen einkehren. Er beurteilte die Gefangennahme als Glücksfall, durch den die mörderische Karriere dieser Frau gestoppt worden war.
Nach ihrer Ergreifung wurde Walyer von den anderen Aborigines isoliert, da Robsin fürchtete, sie könnte wieder eine Revolte anstacheln. 1831 notierte er in seinem Tagebuch, dass "fast alles Unheil", das über die verschiedenen Siedlungen gebracht worden war, einzig und allein von Walyer und ihren KämpferInnen ausgegangen war. Seiner Ansicht trug sie die Verantwortung für die Tötung anderer Aborigines. Nach ihrem Umzug nach Gun Carriage (Vansittart), erkrankte Walyer an Influenza und verstarb am 5. Juni 1831. Die Erinnerung an sie, ihre Tapferkeit und Mut mit der sie die Invasoren bekämpfte, verblasste.
Ihr Schicksal wurde von dem Autor Matthew Kneale in seinem Roman "English Passengers" aufgegriffen und von der Mutter Walyeric eines der Protagonisten verkörpert.
Literatur zum Thema
- Vicki maikutena Matson-Green, Tarenorerer [Walyer] (c. 1800 - 1831), Australian Dictionary of Biography, Supplementary Volume, Melbourne University Press, 2005, p. 376.
- N. J. B. Plomley, Friendly Mission (Hob, 1966)
- D. Lowe, Forgotten Rebels (Melb, 1994)
- H. Felton, Adapting & Resisting, book 6 of Living With the Land (Hob, 1991)
- L. Ryan, The Aboriginal Tasmanians (Syd, 1996); Papers and Proceedings (Tasmanian Historical Research Association), vol 5, no 4, 1957, p 73, and vol 23, no 2, June 1976, p 26.