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Rot (Haarfarbe)

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Gustave Courbet: Porträt von Joanna Hiffernan, La Belle Irlandaise (1865)

Rot ist eine Haarfarbe, die von tiefen Mahagonirot bis zur hellen Kupferfarbe variiert. Rothaarige (englisch Redhead) gelten als mysthisch, erotisch und sind eher selten. Nur zwei Prozent der Weltbevölkerung haben naturrote Haare. Zu verdanken haben die zwei Prozent ihre Farbe einer Mutation auf dem Chromosom Nummer 16. Das führt zu einer Veränderung des Proteins MC1R: Anstatt des dunklen Melanins tragen sie Phäomelanin in Haut, Haaren und Augen: dadurch haben sie eine wesentlich empfindlichere helle Haut und häufig viele Sommersprossen. Einige Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Rothaarige Abweichungen im Schmerzsystem aufweisen. Erhöhter Anästhesiebedarf wurden ebenso festgestellt wie verringerte Schmerzempfindlichkeit. [1]

Die meisten Rothaarigen gibt es in Nordeuropa, wobei Schottland mit 13 Prozent „Ginger“-Anteil ein prima Refugium abgibt. Das „Ginger“-Gen, das für rote Haare und Sommersprossen verantwortlich ist. [2] [3] [4] Nachweisbar ist, dass rote Haare im Gegensatz zu anderen Haarfarben einen großen Anteil an Phäomelanin aufweisen. Rothaarige haben nur etwa 90.000 Haare, im Gegensatz zu Blonden und Brünetten, bei denen man etwa 100.000 bis 120.000 Haare errechnet. Dafür ist das rote Haar um einiges dicker und manchmal regelrecht „drahtig“.

Mendelsche Regeln

Wenn die Mendelsche Regeln stimmen, dann gilt hell als rezessiv. Da die dunklen Anteile durchsetzungsfähiger sind, werden immer seltener Rothaarige geboren. Nur etwa zwei Prozent der Deutschen sind (echte) Rote, in Amerika und England vier Prozent. Und das, obwohl die Stammvölker der Deutschen und Angelsachsen, die Germanen, Kelten und Wikinger, zum großen Teil rothaarig waren. Die meisten Rothaarigen gibt es heute nicht, wie angenommen, in Irland, sondern in Schottland, nämlich bis zu vierzehn Prozent. Die wiederum sind Nachfahren irischer Auswanderer, die der Diskriminierung in Irland entflohen waren, weil sie als Abkömmlinge der Dänen galten, die die grüne Insel überfallen und grausam beherrscht hatten. Rothaarige kommen angeblich in allen Teilen der Welt vor, aber in verschwindend geringen Teilen, so zu 0,03 Prozent in Papua-Neuguinea. Hochrechnungen ergaben, dass es auf der Erde ab dem Jahr 2060 keine Menschen mehr mit naturroten Haaren mehr geben wird. Grund: Zu geringe Weitervererbung und zu wenig Rothaarige insgsesamt.

Mythos „Rotes Haar“

Evelyn de Morgan (1850-1919) - Der Liebestrank, Ölgemälde

In alten Zeiten waren die gebildetsten Völker sehr für rotes Haar eingenommen, zum Beispiel Gallier und Römer. Die Römerinnen waren begeistert von den blonden und roten Haare der germanischen Gefangenen und zwangen sie, sie sich abzuschneiden, um sich selbst daraus Perücken machen zu lassen. Auch jetzt wird rotes Haar noch von einzelnen Völkern jedem anderen vorgezogen. In einigen Distrikten Afrikas gilt lichtes Haar als das schönste. Die Türken lieben Frauen mit rotem Haar, während die heutigen Perser einen großen Abscheu dagegen zeigen. Die Einwohner von Tripolis färben ihr Haar mittels Zinnober rötlich. In Europa dagegen ist man, Spanien etwa ausgenommen, wo man es fast bis zur Verehrung bewundert, gegen rotes Haar eingenommen. In der keltischen Mythologie wurden Zauberinnen diese Haarfarbe zugesprochen. Auch Hexerei wird oft mit roten Haaren in Verbindung gebracht. Das geht zurück auf Hexendarstellungen aus sagenumwobenen keltischen Überlieferungen, in denen Hexen meist rote Haare trugen. Rote Haare waren hier Sinnbild für das „Besondere“ und „Geheimnisvolle“. Bis heute sind z.B. beim Halloween, Karneval, Fastnacht oder Fasching getragene Hexenperücken oft rot oder enthalten zumindest ein paar rote Strähnen. Rote Haare scheinen die Menschen also schon immer beschäftigt zu haben, nicht nur in unserer heutigen Zeit.

Färbemittel aus der Natur

Pflanzliche Farbstoffe werden seit Jahrtausende von Jahren zum Färben von Textilien verwendet, aber auch die Haare wurden gefärbt. So konnten bei einer ägyptischen Mumie aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. mit Henna gefärbte Haare nachgewiesen werden. Je nach gewünschtem Ton kommen Pflanzenteile wie Walnussschale, Indigo, Rhabarberwurzel, Heidelbeere, Kaffee oder Tee hinzu.

Medienpräsenz: Rothaarig

Mit dem Aufkommen des Farbfilms wurden in den 40er Jahren des 20. Jahrhundert auch die Rothaarigen interessant. Schauspielerinnen färbten sich die Haare rot und wurden zu Stars. Im Spiel verkörperten sie alle Klischees der Rothaarigen: geheimnisvoll, undurchschaubar und verführerisch. Berühmtestes Beispiel: Sexsymbol Rita Hayworth. Natürlich Rothaarige spielten meist den stolzen wie streitbaren Frauentypus, wie Maureen O'Hara, Katharine Hepburn und Shirley McLaine. Heute beweisen Nicole Kidman, Marg Helgenberger, Julianne Moore und Julia Roberts, dass Rote viele Rollen spielen können. Die Medienszene bedient sich zuweilen der speziellen Ausstrahlung roter Haare, wenngleich sie oft nur künstlich eingefärbt wurden. 1999 machte Franka Potente in „Lola rennt“ die roten Haare zum Markenzeichen des ganzen Films. In England war der deutsche Erfogsfilm sogar so populär, dass Friseursalons die Haarfarbe „Lola red“ anboten. Weitere Filme, in denen Rothaarige eine besondere Rolle spielten, waren „Das fünfte Element“ (1997), „In the Cut“ (2003), „Das Imperium der Wölfe“ (2005) und „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“ (2006).

Rothaarige Persönlichkeiten

Historische Rotschöpfe

Bildgalerie - Historische Rotschöpfe

Rotschöpfe der Gegenwart

Bildgalerie - Rotschöpfe der Gegenwart

Falsche bzw. gefärbte Rotschöpfe

Bildgalerie - gefärbter Rotschöpfe

Rothaarige in der Kunst

Unter Künstlern sind Rothaarige zuweilen sehr beliebt: Tizian (Tizian-Rot), die Präraffaeliten, Amedeo Modigliani und Gustav Klimt malten bevorzugt rotes Haar. Im Mittelalter wurde Maria noch mit roten Haaren gemalt und Engel traten in roten Gewändern auf. Um 1500 wandelte sich jedoch die überaus positive Rolle der Farbe Rot, wie sie bei den Jagdvölkern der Steinzeit und später bei den Germanen noch besaß. Das Christentum bediente sich eines Feindbildes und versuchte die Sexualität, mit der die Farbe Rot ebenfalls assoziiert wurde, zu verteufeln. Die Haare der Maria wurden blond.

Rothaarige in der Literatur

Comicfiguren und eine Werbefigur

Comedy-Figuren

  • Hape Kerkeling startete 1985 mit seiner rothaarigen, frechen und sadistischen Kinderfigur Hannilein seine TV-Karriere. Später schlüpfte er in die Rolle der niederländischen Königin Beatrix (1991) sowie der Paarberaterin Evje van Dampen (2005).
  • Als rothaariger, hagerer und zerstreuter Professor Schmitt-Hindemith wurde der Kabarettist Piet Klocke einem breitem Publikum bekannt.

Legende „Die Erben von Atlantis“

Das Land von Prinz Idon von Mu stand kurz vor der Zerstörung, als er Atlantis entdeckte. Er brachte sein Volk in das neue Reich, und als sie dort ankamen, ging gerade die Sonne unter. Der Prinz verliebte sich augenblicklich in die Farbenpracht, die sich ihm bot: Die Wolken leuchteten rot im Licht der untergehenden Sonne, ebenso die Blätter an den Bäumen. Idon wollte diese Schönheit für seine Nachkommen bewahren, und der Wunsch wurde ihm erfüllt. Sein Haar wurde rot wie der Himmel, und in seinem Gesicht fanden sich Sommersprossen wie die Blätter an den Bäumen. Seitdem, wann immer ein Mensch einen Rothaarigen erblickt, sieht er ein Abbild von Atlantis, einen Nachkommen Prinz Idons.

Gedicht

Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt

Eine Liebesballade von François Villon (1431-1463), er war der bedeutendste Dichter des französischen Spätmittelalters. Von Klaus Kinski (1926-1991) bearbeitete Fasssung der Nachdichtung von Paul Zech (1881-1946).

Im Sommer war das Gras so tief, daß jeder Wind daran vorüberlief. Ich habe da dein Blut gespürt und wie es heiß zu mir herüberrann. Du hast nur meine Stirn berührt, da schmolz er auch schon hin, der harte Mann, weil's solche Liebe nicht tagtäglich gibt ... Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt.

Im Feld den ganzen Sommer war

der rote Mond so rot nicht wie dein Haar. Jetzt wird es abgemäht, das Gras, die bunten Blumen welken auch dahin. Und wenn der rote Mond so blass geworden ist, dann hat es keinen Sinn, daß es noch weiße Wolken gibt ... Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt.

Du sagst, daß es bald Kinder gibt,

wenn man sich in dein rotes Haar verliebt, so rot wie Mohn, so weiß wie Schnee. Im Herbst, mein Lieb, da kehren viele Kinder ein, warum soll's auch bei uns nicht sein? Du bleibst im Winter auch mein rotes Reh und wenn es hundert schönere gibt ... Ich habe mich in dein rotes Haar verliebt.[6]

François Villon (1431-1463)

Zitate

Rothaarige stammen von den Katzen ab, der Rest der Menschen von den Affen

Mark Twain (1835-1910), US-amerikanischer Schriftsteller

Rot ist das bessere blond

Tori Amos (* 1963), US-amerikanische Sängerin

Rothaarige Frauen haben mehr Spaß, sind leidenschaftlicher und sexueller

Lindsay Lohan (* 1986), US-amerikanische Schauspielerin

Du hast noch nicht gelebt, bis du geliebt wurdest, von einer rothaarigen Frau

Bruce Springsteen in „Red Headed Women“

Die rothaarig'n Madeln, heißt's, betrüg'n d' Männer sehr; Wie dumm! Das tun d' Madeln von jeder Couleur

Titus Feuerkopf in Johann Nestroy, Der Talisman (1840)

Rote Haare / Sommersprossen / sind des Teufels Tischgenossen

Sprichwort

Rotes Haar und spitzes Kinn, da sitzt der Teufel drin

niederländisches Sprichwort

Erlenholz und rotes Haar, sind aus gutem Grunde rar

Sprichwort

Literatur

  • Allen Sacharov: The Red Head Book (1985)
  • Svetlana Balabanova und Peter Kaiser: Aber das Schönste an ihr war ihr Haar, es war rot wie Gold; Universitätsverlag Ulm (1993) ISBN 3-92740-280-X
  • Stephen Douglas: The Redhead Encyclopedia (1996)
  • Uwe Ditz: Redheads (2000)
  • Irmela Hannover: Frauen mit roten Haaren; Rütten und Löning, Berlin (2002)
  • Roberto Giardina: Lob der Rothaarigen; Deutscher Taschenbuch Verlag (2002) ISBN 3-423201754
  • Axel Stellmann: Rotes Haar - böser Blick. Unser alltäglicher Aberglaube; Agentur des Rauhen Hauses (2002) ISBN 3760014097
  • Cort Cass: The Redhead Handbook (2003)
  • Werner Habermehl: Handbuch für Voyeure. Das erotische Sammelsurium; Europa Verlag, Hamburg (2005) ISBN 3203780194
  • Marion Roach: Roots of Desire: The Myth, Meaning and Sexual Power of Red Hair (2005)
  • Tim Collins: The Ginger Survival Guide (2006)

Anmerkungen

  1. [1] Weiblich, rothaarig, schmerzresistent
  2. http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/news/17991/index.html Neandertaler-Gen Verantwortlich für rote Haare
  3. „Ginger“-Gen vielleicht älter als der Homo sapiens - Bericht bei 3sat.online
  4. Neandertaler mischten sich nicht mit Menschen - Bericht bei ORF.at
  5. http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/296909 An das kleine rothaarige Mädchen
  6. http://www.walther-nienburg.de/Villon/quee.html Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt