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Zentrum gegen Vertreibungen

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Das Zentrum gegen Vertreibungen ist eine Stiftung, die vom Bund der Vertriebenen (BdV) in Deutschland ins Leben gerufen wurde. Ziel ist die Errichtung eines Dokumentationszentrums über Vertreibungen in Berlin.

Das Zentrum gegen Vertreibungen soll

  • die Vertreibung von mehr als 15 Millionen Deutschen ebenso wie die Vertreibung anderer Völker, insbesondere im Europa des 20. Jahrhunderts, dokumentieren
  • mündliche und schriftliche Zeitzeugenberichte aus allen Vertreibungs- und Aussiedlungsgebieten zusammenführen
  • Kultur, Schicksal und Geschichte der deutschen Vertriebenen und ihrer Heimat im Zusammenhang erfahrbar machen
  • an die Integration der Vertriebenen in den westlichen Bundesländern erinnern
  • in Wechselausstellungen aktuelle Vertreibungsgeschehen aufarbeiten
  • Eine Requiem-Rotunde soll zum Gedenken an die Opfer zur Besinnung und Andacht einladen.

Vorsitzende der Stiftung sind Erika Steinbach und Peter Glotz. Dieses Projekt wird auch von Prominenten wie Imre Kertész, Joachim Gauck, Otto von Habsburg, Walter Homolka, Ralph Giordano, Otto Graf Lambsdorff, Peter Scholl-Latour, Eckart Klein, Guido Knopp, György Konrád, Hans Maier, Christian Tomuschat und Alfred M. de Zayas unterstützt.

Sowohl in Deutschland als auch im Ausland, speziell in Polen und Tschechien stoßen sowohl der Ausstellungsschwerpunkt als auch der Standort Berlin auf Kritik. Zahlreiche Kritiker werfen dem Bund der Vertriebenen vor, eine solche Institution in Berlin würde dahingegehend missverstanden werden, dass es sich dabei ausschließlich um eine Einrichtung handelt, die an deutschen Flüchtlinge aus Mittel- und Osteuropa erinnert, wodurch die Verbrechen der Nationalsozialisten verharmlost werden könnten. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat bei seinem Polen-Besuch Anfang August 2004 deshalb seine Unterstützung verweigert.

Alternativvorschläge aus dem Ausland (vom BdV abgelehnt) sind Breslau, Sarajewo, Schweden oder Priština. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Markus Meckel initiierte das Gegenprojekt eines Europäischen Zentrums gegen Vertreibungen. Meckel will die konkrete Gestaltung des Zentrums einer internationalen Kommission übertragen.

Edmund Stoiber hat gesagt: »Die Erinnerung an einen so gewaltigen historischen Vorgang wie die Vertreibung von über zwölf Millionen Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg und an die rund zwei Millionen Deutschen, die während der Vertreibung starben, gehört in die deutsche Hauptstadt«.