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Monika Ertl

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Monika Ertl (* 1937 in München; † 12. Mai 1973 in Bolivien) war eine deutschstämmige Terroristin in Bolivien. Sie wurde als Che Guevaras Rächerin bekannt.

Leben

Monika Ertl wuchs als Kind des Kameramanns Hans Ertl in Deutschland auf. In den frühen 1950er Jahren wanderte die Familie nach Bolivien aus, wo ihr Vater später eine Farm betrieb und seine letzten Filme drehte. Schon als Sechzehnjährige begleitete sie ihren Vater auf Urwald- und Filmexpeditionen. Bei Hito-Hito 1958, einem sogenannten Kulturfilm, wirkte Monika als Kamera-Assistentin mit.

Nach einer gescheiterten Ehe mit einem Deutsch-Bolivianer stieß sie in den späten 1960er Jahren zur ELN, der nationalen Befreiungsarmee Boliviens, die sich nach dem Tod Che Guevaras in einer Wiederaufbauphase befand. Zunächst beteiligte sie sich eher passiv am Kampf gegen die Militärregierung. So gewährte sie beispielsweise den überlebenden Kämpfern von Guevaras gescheitertem Aufruhr und anderen Verfolgten des Regimes Unterschlupf, insbesondere den Brüdern "Inti" und "Chato" Peredo, die Guevaras Nachfolger in der Führung der ELN waren. Ertl wurde unter ihren Kampfnamen "La Gringa" und "Juana" mit ihrem Organisationstalent zu einer der wichtigsten Führungspersonen der Organisation. Zunächst versuchte sie, ein Gelände für die Ausbildung der Anhänger der ELN zu finden. Dafür wollte sie ihren Vater gewinnen, der abgelegen im Dschungel eine Farm betrieb. Der sah jedoch in dem Vorhaben der ELN keine Erfolgsaussichten und lehnte ab. Als Monika Ertls Auto bei einem Banküberfall zur Geldbeschaffung der ELN als Fluchtwagen erkannte wurde, wurde sie ab 1970 polizeilich in Bolivien gesucht.

Allem Anschein nach ermordete Monika Ertl am 1. April 1971 den Konsul Roberto Quintanilla Pereira im bolivianischen Generalskonsulat in Hamburg; die Täterschaft Ertls konnte nie restlos bewiesen werden. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ließ Ertl zwar per Interpol suchen, schloss den Fall aber letztlich als ungelöst ab. Das Opfer, Polizei-Oberst "Toto" Quintanilla, wurde von der ELN als eine der Hauptfiguren der Hinrichtung von Che Guevara angesehen: Dem getöteten Guevara waren zur Identifizierung bzw. als Trophäe die Hände abgetrennt worden. Dies geschah laut den Aussagen von "Chato" Peredo in einem Interview 1988 auf Befehl von Quintanilla.

1972 versuchte Ertl zusammen mit Régis Debray den ehemaligen SS-Chef von Lyon Klaus Barbie zu entführen, der unter dem falschen Namen 'Klaus Altmann' in Bolivien lebte und für das bolivianische Innenministerium arbeitete. Geplant war, Klaus Barbie über Chile nach Frankreich zu bringen, um ihn dort vor Gericht zu stellen. Damit wollte man einen gefährlichen Berater des Polizeiapparates ausschalten und gleichzeitig eine geistige Verbindung der ELN zur französischen Resistance herstellen. Der Entführungsversuch scheiterte jedoch.

Am 12. Mai 1973 wurde Ertl von bolivianischen Sicherheitskräften getötet. Régis Debray behauptete, dass die ihr gestellte tödliche Falle von Klaus Barbie organisiert worden sei, obwohl er dies nicht beweisen könne. Für ihre unbedingte Eigenständigkeit trotz Mitgliedschaft in der ELN und für die Unabhängigkeit ihres Handelns von Führung durch Mächte des früheren Ostblocks spricht, dass nach ihrem Tod weder in der DDR noch in Kuba Schulen oder Jugendbrigaden nach ihr benannt wurden, was durchaus üblich gewesen wäre.

Rezeption

Der Dokumentarfilm „Gesucht: Monika Ertl“ (1988) von Christian Baudissin befasst sich mit dem Leben der Untergrundkämpferin.