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Al Gore

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Albert Arnold ‚Al‘ Gore, Jr. (* 31. März 1948 in Washington, D.C.) ist ein US-amerikanischer Politiker (Demokrat), Unternehmer und Umweltschützer. Von 1993 bis 2001 war er der 45. Vizepräsident unter Präsident Bill Clinton.

Al Gore (Porträt 1994)

Von 1984 bis 1993 war Gore Senator des Bundesstaates Tennessee.

Im Jahre 2000 verlor er aufgrund des komplizierten amerikanischen Wahlsystems die Präsidentschaftswahl gegen George W. Bush, obwohl er insgesamt rund 500.000 Stimmen mehr auf sich vereinen konnte als sein republikanischer Gegenkandidat.

Die Dokumentation „An Inconvenient Truth“, basierend auf der von Al Gore persönlich in aller Welt vorgetragenen Multimediapräsentation über die Globale Erwärmung und ihre möglichen Folgen, erhielt im Februar 2007 zwei Academy Awards (Oscars) der kalifornischen Academy of Motion Picture Arts and Sciences. Gore wurde darüber hinaus für seinen langjährigen Einsatz in Sachen Klimawandel – zusammen mit der kanadischen Inuit-Umweltaktivistin Sheila Watt-Cloutier – von zwei Abgeordneten des norwegischen Parlaments für den Friedensnobelpreis 2007 vorgeschlagen.[1]

Leben

Al Gore mit Ehefrau Mary und dem Ehepaar Clinton

Gore wurde in Washington, D.C. geboren. Seine Eltern sind Albert A. Gore und Pauline LaFon Gore (1912 - 2004). Seitdem sein Vater Senator für den US-Bundesstaat Tennessee war, verbrachte Al Gore seine Kindheit sowohl in Washington als auch in Carthage (Tennessee). In seiner Schulzeit lebte er in einem Hotel-Apartment in Washington, wo er zuerst die Sheridan Schule, dann die Eliteschule St. Albans besuchte. Während der Sommerferien lebte er in Carthage, wo er auf der Farm seiner Familie arbeitete.

Von 1965 bis Juni 1969 besuchte er das Harvard College, welches er mit dem „Bachelor of Arts degree in government“ abschloss. In dieser Zeit teilte er sich sein Zimmer im altehrwürdigen Dunster House mit dem später erfolgreichen Schauspieler Tommy Lee Jones. Nachdem er seinen Militärdienst geleistet hatte, studierte er an der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee Theologie und Jura, allerdings ohne einen Abschluss zu erwerben.

1970 heiratete Al Gore Mary Elizabeth Aicheson (Tipper Gore genannt), die er Jahre zuvor in St. Albans kennengelernt hatte. Sie haben vier Kinder: Karenna (1973), Kristin (1977), Sarah (1979) und Al III. (1982). Zudem haben sie zwei Enkel: Wyatt (1999) und Anna Schiff.

Karriere

Von 1984 bis 1993 war Gore Senator des Bundesstaates Tennessee, vom 20. Januar 1993 bis zum 20. Januar 2001 war er 45. Vizepräsident unter Präsident Bill Clinton.

Präsidentschaftskandidatur

Datei:Bill Clinton mit Al Gore.jpg
Clinton, Gore

Ungeachtet einer gescheiterten Nominierung durch die Demokraten 1988 bewarb sich Gore im Jahr 2000 um die Nachfolge Bill Clintons als Präsidentschaftskandidat der Demokraten. Sein running mate (der Kandidat für die Vizepräsidentschaft) wurde der Senator Joseph Lieberman. Obwohl Gore in der Präsidentenwahl am 2. November 2000 insgesamt 48,4 % der Stimmen erhielt und der republikanische Gegenkandidat George W. Bush lediglich auf 47,9 % der Stimmen kam, wurde Bush am 20. Januar 2001 als Nachfolger Clintons vereidigt – was aus dem US-amerikanischen Wahlrecht (vergleiche Electoral College) und dem Prinzip von Wahlmännern resultiert.

Dem war ein beispielloser Wahlkrimi vorausgegangen. Trotz Gores US-weiten Stimmenvorsprungs konzentrierte sich die Entscheidung auf den US-Bundesstaat Florida. Für einen Sieg brauchten beide Kandidaten eine Mehrheit in Florida, um die entscheidenden Stimmen der Wahlmänner zu erlangen. Jedoch bereitete das Auszählen der Stimmen erhebliche Schwierigkeiten; die Stimmzettel waren unübersichtlich und die Zählmaschinen veraltet. Es gab erhebliche Meinungsdifferenzen, ob und wie lange die Stimmen nachgezählt werden dürften.

Der oberste Gerichtshof Floridas entschied auf Antrag der Anwälte Gores für eine nochmalige Auszählung der Stimmen. Die Republikaner klagten gegen diese Entscheidung vor dem Obersten Gerichtshof der USA. Dieser bestimmte mit sieben zu zwei Stimmen, dass die vom Supreme Court Floridas angeordnete und bereits begonnene Neuauszählung unzulässig sei, und mit fünf zu vier Stimmen, dass auch andere Formen einer Nachzählung unzulässig seien, obwohl das Ergebnis nicht eindeutig war (letzten Zählungen zufolge lag Gore nur wenige Dutzend Stimmen hinter Bush). Sieben der neun Richter des Gerichtssenats waren von republikanischen Präsidenten ernannt, zwei vom Demokraten Bill Clinton. Die Richter hatten bis dahin die Kompetenzen der Einzelstaaten gegenüber dem Bund betont – in diesem Falle entschieden sie genau entgegengesetzt.

Vor allem die von Ronald Reagan ernannte, jedoch als eher gemäßigte Konservative betrachtete Richterin Sandra Day O’Connor, die bei der Entscheidung die entscheidende Stimme gegen jedwede Neuauszählung abgab, wird im Zusammenhang mit diesem Supreme Court Urteil Bush vs. Gore kritisiert. Medienberichten zufolge trug sie sich zu jener Zeit bereits mit Rücktrittsgedanken, wollte jedoch nicht riskieren, dass ein demokratischer Präsident wie Al Gore ihren Nachfolger auswählen und ernennen darf.[2]

Durch die Entscheidung des Supreme Court fielen die 25 Wahlmännerstimmen des Staates an George W. Bush. Dieser erhielt im wahlentscheidenden Wahlmännerkollegium 271 Stimmen und Gore nur 266 (eine Angehörige des Kollegiums enthielt sich aus Protest gegen den rechtlichen Status des Hauptstadtdistrikts Washington, D.C. der Stimme). Trotz eines landesweiten Vorsprungs von über 500.000 Stimmen war Al Gore somit der Verlierer der Wahl.

Einige US-Medien, unter anderem die Tageszeitungen Miami Herald und USA Today, beantragten Einsicht in die Wahlunterlagen und nahmen für einige Bezirke Floridas Neuauszählungen vor. Diese Auszählungen ergaben Bush als Sieger. Allerdings ergab sich durch weitergehende Untersuchungen, dass eine komplette staatsweite Neuauszählung Gore zum eindeutigen Sieger gemacht hätte. [1]

Außerdem stellte sich nach der Wahl heraus, dass einige Wähler einfach von den Wählerlisten verschwunden waren, die meisten waren aus Bevölkerungsgruppen, die traditionell eher die Demokraten wählen, wie zum Beispiel Afroamerikaner.

Im Sommer 2003 verzichtete er für die Präsidentschaftswahlen 2004 auf eine erneute Kandidatur.

Nach der Politik

Seit März 2003 sitzt Al Gore im Aufsichtsrat von Apple. Für Produktpräsentationen vor großem Publikum lässt er sich von Geschäftsführer Steve Jobs auch gelegentlich einspannen, wie zum Beispiel beim Video-Chatprogramm iChat. Im Aktienoptionsskandal der Firma Apple wurde er mit der Leitung des firmeninternen Untersuchungsausschusses beauftragt, was ihn selbst ins Kreuzfeuer der Kritik brachte.[3] Außerdem hat er Gastprofessuren an der University of California, Los Angeles, der Fisk University und der Middle Tennessee State University.

Da eine Tochter Gores für die Trickserie Futurama arbeitet, lieh Al Gore sogar als amtierender Vizepräsident „seinem Kopf“ seine Stimme. Auch bei einem weiteren Auftritt des konservierten Kopfes in der Serie wurde dieser wieder von Al Gore synchronisiert. Später steckte Gore viel Energie in den Fernseh- und Internetsender Current TV, den er gern als Mix zwischen CNN und MTV positionieren möchte.

Des Weiteren erdachte Al Gore im Jahre 1990 die Idee des Marshallplans für die Erde, welche er in seinem Buch Earth in the Balance (dt.: „Wege zum Gleichgewicht – Ein Marshallplan für die Erde“) veröffentlichte. Dieses Buch wurde 1992 auch in deutscher Sprache verlegt. 2003 ging in Frankfurt/Main aus Al Gores Gedankengut die Global Marshall Plan Initiative hervor.

In der aktuellen Diskussion um die Kandidaten für die nächsten Vorwahlen 2008 wird Gore von innerparteilichen Gegnern Hillary Clintons als möglicher erneuter Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei gehandelt. Sie erhoffen sich von Gore eine Verkörperung „klassischer Werte der Demokraten“. Eine Internetkampagne sammelte bis Juni 2007 bereits über 90.000 Unterschriften, um Gore zu einer Kandidatur zu bewegen [4].

Für Irritationen sorgte eine Aussage Gores aus dem Jahre 1999. Er wies darauf hin, dass während seiner Amtszeit als Senator auf seine Initiative ein Gesetz zur Förderung des Internets erlassen wurde („High Performance Computing Act“, 1991). Die Erklärung wurde im Präsidentschaftswahlkampf 2000 von einigen Medien dahingehend ausgelegt, er bezeichne sich als Erfinder des Internets, was für einigen Spott über Gore sorgte.

Engagement für den Klimaschutz

Al Gore im Juni 2006

Im Jahr 2006 erregte Al Gore Aufsehen mit dem Dokumentarfilm „An Inconvenient Truth“, der das Ziel hat, die US-amerikanische Bevölkerung über Treibhausgase und die damit verbundenen Erderwärmung zu informieren. Al Gore führt dabei als „Hauptdarsteller“ durch den Film. Vom Premierenpublikum auf dem Sundance Film Festival erhielt der Film gute Kritiken und einen Spezialpreis. Der Start in den US-amerikanischen Kinos war am 24. Mai 2006. In Deutschland lief der Film am 12. Oktober 2006 unter dem Titel „Eine unbequeme Wahrheit“ an. Am 25. Februar 2007 gewann der Film einen Oscar 2007 als bester Dokumentarfilm und einen für den besten Song („I need to wake up“ von Melissa Etheridge).

Im Februar 2007 gab Al Gore bekannt, mit Live Earth eine weltumspannende Konzertreihe ins Leben rufen zu wollen, die nach dem Vorbild von Live Aid und Live 8 am 7. Juli 2007 auf sieben Kontinenten insgesamt 24 Stunden lang stattfand. Damit sollte auf die Klimaerwärmung und die neue Umweltbewegung Save Our Selves (SOS) aufmerksam gemacht werden.

Gore, der sich politisch für den Klimaschutz einsetzt, geriet eine knappe Woche nach dem Gewinn des Oscars selbst in die Kritik. Der Stromverbrauch seines klimatisierten Hauses mit Pool in Nashville, Tennessee soll im Jahr 2006 mit insgesamt 221.000 kWh mehr als das Zwanzigfache eines US-Durchschnittshaushaltes (10.656 kWh) betragen haben. Die jährlichen Kosten für Strom und Gas sollen sich im Jahr 2006 auf über 30.000 USD belaufen haben. Des Weiteren soll sein durchschnittlicher monatlicher Energieverbrauch seit Veröffentlichung seines Films im Jahr 2005 von 16.200 kWh auf 18.400 kWh im Jahr 2006 angestiegen sein. Diese Anschuldigungen kamen von einer Organisation mit der Bezeichnung „Tennessee Center for Policy Research“, die sich auf ihrer Website als „unabhängig und überparteilich“ bezeichnet. US-Blogger fanden bei Recherchen allerdings heraus, dass es sich bei dieser Organisation offenbar um eine Briefkastenfirma handelt, die weder Angestellte noch Geschäftsführer hat, deren Website keinen Traffic aufweist und auch nur auf konservative Sites verlinkt.[5] Diese Fakten deuten darauf hin, dass es sich hier um eine gezielte Kampagne von Einzelpersonen gegen Gore handelt.

Al Gores Büro veröffentlichte daraufhin ein Statement, dass seine Familie zahlreiche Schritte unternommen hätte, um den CO2 Ausstoß seines Anwesens zu reduzieren, dass sie „carbon offsets“ kauften, um die CO2-Bilanz auszugleichen und dass ausschließlich „Grüner Strom“ verbraucht würde.[6]

Gores Sprecherin Kalee Kreider sagte zu den Anschuldigungen: „Wenn die Leute Botschaften wie die über globale Erwärmung nicht mögen, greifen sie den Boten an“. Des Weiteren werde sein Haus laut Kreider zu 100 % von erneuerbaren Energiequellen betrieben: „Mag sein, dass Gore auf großem Fuß lebt, aber er tut es „kohlendioxidneutral“, lässt zum Beispiel in den Tropen neue Bäume pflanzen, die seine persönliche Treibhausgas-Bilanz (z. B. Privatjet) wieder ausgleichen.“

Gore ist seit 2004 Vorsitzender der in London ansässigen Investmentfirma Generation Investment Management, die sich u. a. auf den Kauf von Firmenanteilen im Nachhaltigkeitssektor spezialisiert hat. Darunter fallen – laut GIM Homepage (www.generationim.com) – Themen wie Klimawandel, Armut, AIDS, Humankapital, Wasser, Lobbying u. a.

Des Weiteren ist Al Gore Vorsitzender des Governing Council der Alliance for Climate Protection, einer Interessengemeinschaft die zum Programm der Rockefeller Philanthropy Advisors gehört, und die sich zum Ziel gesetzt hat, „die globale Erwärmung und den Übergang zu einer nachhaltigen und sicheren Energiewirtschaft zu einen dringenden nationalen Priorität zu machen“.[7]

In dieser Funktion sagte Al Gore auch am 21. März 2007 vor Ausschüssen des Kongresses zum Thema „globale Erwärmung“ aus.

Für seinen Einsatz gegen die globale Klimaveränderung wurde Gore mit einigen der international renommiertesten Preise ausgezeichnet. So erhielt er u. a. am 20. April 2007 als einer von sieben Laureaten den Champions of the World Award des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP).[8]

Am 6. Juni 2007 erhielt Al Gore den Prinz-von-Asturien-Preis in der Kategorie „Internationale Zusammenarbeit“. In der Begründung der Jury heißt es: „Durch seine Führungskraft hat er dazu beigetragen, in Regierungen und Gesellschaften überall auf der Welt ein Bewusstsein zu wecken, für diese ehrenhafte Sache einzutreten.“[9]

Werke

Quellen

  1. Artikel in der norwegischen Zeitung Aftenposten vom 01.02.2007 „Al Gore Nobel Nominee“
  2. The Georgetown Journal of Legal Ethics: „Conflicts of interest in Bush v. Gore: Did some justices vote illegally?“, by Richard K. Neumann Jr
  3. Artikel in den Mercury News aus San José vom 01.02.2007 Al Gore, „Valley Guy“
  4. Webseite Draft Gore http://www.draftgore.com/
  5. The Al Gore Lie Is Halfway Around The World And The Truth Is Sitting In Nashville http://www.seeingtheforest.com/archives/2007/03/the_al_gore_lie.htm
  6. Gore Responds To Drudge’s Latest Hysterics http://thinkprogress.org/2007/02/26/gore-responds-to-drudge/
  7. Rockefeller Philanthropy Advisors http://rockpa.org/special_programs/the-alliance-for-climate-protection/
  8. Artikel im Sydney Morning Herald vom 20.04.2007: „Al Gore receives UN environmental award“
  9. „Al Gore wins Spanish prize for climate change fight“

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