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Menschliche Stimme

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Stimmerzeugung

Stimmritze und Stimmbänder

Die menschliche Stimme wird durch das Zusammenwirken der beiden Stimmbänder im Kehlkopf und dem Ansatzrohr erzeugt.

Der Kehlkopf stellt den oberen Abschluss der Luftröhre dar, er liegt vorne im Hals und ist besonders bei Männern oft deutlich als Adamsapfel zu erkennen. Im Kehlkopf sind die beiden Stimmbänder gespannt, aus Muskel- und Gewebeschichten aufgebaute Bänder, deren Stellung durch Muskeln, Knorpel und Gelenke verändert werden kann. Die Stimmbänder können die Luftröhre bis auf einen kleinen Spalt verschließen. Diese engste Stelle im Kehlkopf bezeichnet man als Stimmritze (Glottis). Die Stimmritze wird zum Atmen durch Abduktion der entspannten Stimmlippen weit geöffnet, damit die Luft ungehindert ein- und ausströmen kann. Um stimmhafte Töne zu erzeugen, wird die Stimmritze bis auf einen feinen Spalt verengt, die Stimmlippen werden angespannt. Wenn die aus der Lunge kommende Luft zwischen den Stimmbändern durchgepresst wird, werden die Stimmbänder in Schwingungen versetzt ähnlich dem Rohrblatt eines Holzblasinstrumentes. Je entspannter die Stimmlippen sind, desto langsamer schwingen sie und der Grundton des Klanges wird tiefer. Sind sie angespannter, schwingen die Stimmbänder schneller und der Ton wird höher.

Der im Kehlkopf produzierte primäre Kehlkopfklang wird nun im Ansatzrohr verändert. Unter dem Ansatzrohr, auch Vokaltrakt benannt, versteht man die lufthaltigen Räume oberhalb der Stimmlippen (Rachen, Mund- und Nasenraum).

Die Tonhöhe des Grundtons der menschlichen Stimme liegt für die männliche Stimme bei etwa 125 Hz, für die weibliche bei etwa 250 Hz. Kleine Kinder haben eine Tonlage um 440 Hz. Ursache dieser Unterschiede ist die unterschiedliche Größe des Kehlkopfes und damit der Länge der Stimmbänder. Der Stimmumfang beträgt 1,3 - 2,5 Oktaven. Der Frequenzbereich der menschlichen Stimme mit den Obertönen beträgt etwa 80 Hz bis 12 kHz. In diesem Frequenzgang befinden sich Frequenzabschnitte, die für die Sprachverständlichkeit, die Betonung der Vokale und Konsonanten sowie Brillanz und Wärme eine Rolle spielen.

Während des Stimmbruches im Alter von 11 - 13 Jahren werden bei Jungen und Mädchen die Stimmlippen dicker und länger, die mittlere Sprechstimmlage sinkt dabei bei Knaben um eine Oktave, bei Mädchen um eine Terz, der Stimmumfang erhöht sich auf etwa 2 Oktaven.

Die Laute, die wir zur sprachlichen Verständigung brauchen, entstehen im Ansatzrohr. Mund- und Rachenhöhle, die Zunge, die Lippen und die Zähne wirken hierbei zusammen. Beispielsweise ist bei den Vokalen A, E, I, O und U die Stellung der Stimmlippen fast immer gleich. Die verschiedenen Klangfarben werden durch die Veränderung der Mund- und Rachenhöhle erzeugt. Bei M und N bleibt die Mundhöhle geschlossen und die Luft strömt durch die Nase aus. Die stimmlosen Laute werden allein im Ansatzrohr ohne Mitwirkung der Stimmbänder erzeugt.

Heiserkeit

Als Heiserkeit bezeichnet man eine rauhe, unreine, belegte oder tonlose Stimme. Bei einer tonlosen Stimme spricht man von Aphonie.

Ursachen der Heiserkeit sind vor allem Entzündungen (virale und bakterielle Laryngitis, Überanstrengung, chemische Reize, Reinke-Ödem), Stimmbandlähmungen (Recurrensparese oder Vagusparese) und gutartige oder bösartige Tumoren (Stimmbandpolypen, Papillome, Stimmbandkarzinom).

Eine länger als 3 Wochen andauernde Heiserkeit sollte immer von einem Facharzt untersucht werden!

Studie zur Stimmbelastung von Lehrern

Viele Sprachtherapeuten fordern längst für stimmlich so belastete Berufsgruppen eine besondere Ausbildung und einen Eignungstest vor Berufsantritt; weiterhin Fortbildungsmaßnahmen, wie man die Stimme trainieren und schonen kann.
40 Prozent von 5357 Lehramtsanwärtern, das diagnostiziert eine Studie der Universität Leipzig, werden wohl Probleme mit ihrer Stimme haben, 15 Prozent müssen behandelt werden. Eine Gruppe von Sprechwissenschaftlern und Medizinern hat die Arbeitsgruppe "Projekt Lehrerstimme" gegründet. Sie will u. a. eine obligatorische Sprecherziehung in die Lehrerausbildung integrieren und die stimmliche Eignung aller Lehramtsanwärter prüfen. Bei ungünstigen Stimmtechniken kommen sekundär organische Veränderungen vor.

Siehe auch

Literatur

  • Karl-Heinz Göttert: Geschichte der Stimme. München 1998, ISBN 3770532813
  • Ulrike Pramendorfer: Stimme Sprache Lebensfreude. Linz 2000, ISBN 3-7058-5084-9
  • Jürgen Wendler, Wolfram Seidner, Ulrich Eysholdt: Lehrbuch der Phoniatrie und Pädaudiologie. 4., völlig überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart, New York 2005, ISBN 3-13-102294-9
  • Günther Habermann: Stimme und Sprache. 4. Auflage. Thieme, Stuttgart 2003, ISBN 3-13-556004-X

Videos

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