Kitzeln
Kitzeln ist der Akt des leichten Berührens des Körpers, um unfreiwilliges Lachen oder Zuckungen zu erzeugen
Gesellschaft
Kitzeln ist fast sicher eine Form der gesellschaftlichen Interaktion. Eine Eigenschaft des Kitzeln ist, dass wir nicht lachen, wenn wir uns selber kitzeln, nur andere Personen können uns kitzeln. Dies impliziert, dass das Gehirn zwei verschiedene Mechanismen nutzen könnte für die zwei Arten des Kitzelns. Charles Darwin stellte die Theorie der Verbindung des Kitzeln mit sozialen Beziehungen auf, da Kitzeln Lachen provoziere durch die Erwartung von Genuß. Wenn ein Fremder ein Kind ohne Vorwarnung kitzelt und es dabei überrascht, so besteht die Reaktion wahrscheinlich aus Rückzug oder Mißvergnügen statt Lachen. Darwin bemerkte ebenfalls, dass Kitzeln nur dann wirksam ist, wenn der genaue Punkt der Stimulation nicht im voraus bekannt ist, und begründete damit, dass Selbstkitzeln nicht möglich sei.
Folter
Der Akt des Kitzelns ist auch als Methode des Folterns bekannt, da ein verlängertes Kitzeln einer Person für diese schmerzhaft werden kann. Zur Römerzeit wurde dauerhaftes Kitzeln als brutale Methode der Exekution verwandt. Kitzeln als Folter überlebt bis ins Mittelalter und die Zeit des Kolonialen Amerikas, allerdings im wesentlichen zu öffentlichen Demütigung. Der "stock" war eine Vorrichtung speziell entworfen, um die nackten Füße des Opfers zu fixieren, damit Passanten die Fußsohlen kitzeln konnten.
Heutzutage kann erzwungendes Kitzelne im Bereich der Welt der BDSM gefunden werden.
Wissenschaft
Sarah-Jayne Blakemore bestätigte Darwins Annahme, indem sie untersuchte, wie das Gehirn zwischen Sinneseindrücken, die wir selber schaffen, und Sinneseindrücken, die andere für uns erzeugen, unterscheidet. Blakemore benutzte einen Roboterarm, um Personen zu kitzeln und er war genauso effektiv wie reale Personen. Wenn die Versuchsperson einen Joystick zur Kontrolle des Kitzelroboters, konnten sie sich nicht zum Lachen bringen. Dieses legt nahe, dass das Kleinhirn dem sematosensorischem Kortex genaue Informationen zu der Position des Kitzelortes übergibt und somit zu der Empfindung, die zu erwarten ist. Anscheinend sorgt ein kortikaler Mechanismus für die Reduktion oder Unterdrückung des Kitzelreizes.
Unter Schizophrenie leidende Menschen können sich als einzige Ausnahme unter gewissen Umständen selbst kitzeln.
Washoe, ein Schimpanse, der die amerikanische Gebärdensprache gelernt hat, soll wiederholt den Forschern das Zeichen für "Kitzle mich" bedeutet haben, ähnlich Kindern, die sich erfreuen gekitzelt zu werden.
Literatur
In manchen Science Fiction Geschichten können Kitzelstiefel (tickling boots) als Foltergerät in hochtechnisierten Gesellschaften gefunden werden.
Andere Referenzen
- Blakemore S-J, DM Wolpert & CD Frith (1998). Central cancellation of self-produced tickle sensation. Nature Neuroscience 1, 635-640.
- Carlsson K, P Petrovic, S Skar, KM Petersson & M Ingvar (2000). Neural processing in anticipation of a sensory stimulus. Journal of Cognitive Neuroscience 12, 691-703.
- Berk, L.S., Tan, S.A., Fry, W.F., Napier, B.J., Lee, J.W., Hubbard, R.W., Lewis, J.E. and Eby, W.C. Neuroendocrine and stress hormone changes during mirthful laughter. Am. J. Med. Sci., 298:390-396, 1989.
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