Drehbuch
Ein Drehbuch ist eine stark regelgebundene Literatur, die die schriftliche Grundlage für die Produktion eines Filmes darstellt. Als Literaturform lehnt es sich deutlich an das Drama an, da ausschließlich visuell und akustisch wahrnehmbare Geschehnisse beschrieben werden.
Beschaffenheit
Was in einem Film zu sehen und hören ist, wird über einen vordefinierten Satz von Texttypen in bestimmtem Layout dargestellt. Eine entsprechend formatierte DIN-A4-Seite Text gibt dabei in etwa 1 Minute Film wieder, so dass z.B. ein 90-Seiten-Drehbuch einen 90-Minuten-, ein 120-Seiten- einen 120-Minuten-Film vorstellt.
Zweck
Das Drehbuch stellt Finanziers und Entscheidungsträgern den Verlauf eines Filmes vor. Fällt die Entscheidung, ein Drehbuch zu realisieren, wird es an die beteiligten Mitarbeiter einer Filmproduktion weitergeleitet. Auf seiner Grundlage werden die Dreharbeiten eines Filmes geplant und durchgeführt. Nicht jedes geschriebene Drehbuch wird schließlich verfilmt, so gut wie jede Verfilmung ist aber in einem Drehbuch vorgezeichnet.
Entstehung
Ein Drehbuch wird meist im Auftrag geschrieben und in geringer Auflage vervielfältigt.
Schreibt der Drehbuchautor im Auftrag, oder versucht er die Entwicklung einer spontanen Idee, hält er seine Vorstellungen fast immer zunächst in einem Exposé fest: einem Abriss der Handlungsfiguren und ihres Schicksals auf 1 bis 10 Seiten. Auf der Grundlage des Exposés wird entschieden, ob es sich lohnt, den Stoff weiterzuentwickeln.
Der nächste Schritt besteht oft in einem Treatment, der gegliederten Darstellung des Gesamtverlaufs: es fasst die Szenen eines Drehbuchs in Abschnitten zusammen.
Einem ausgearbeiteten Treatment müssen, damit es zum Drehbuch wird, noch die Dialoge hinzugefügt werden. Den Erfordernissen der technischen Umsetzung einer Handlung in Bild und Ton entspricht dabei die besondere äußere Form, die ein Drehbuch aufweist (Layout).
Das Drehbuch nach Exposé oder Treatment durchläuft − indem neue Mitwirkende, insbesondere der Regisseur, hinzukommen − in der Regel noch mehrere Fassungen, an deren Zustandekommen der ursprüngliche Autor mitunter zusehends weniger beteiligt ist.
Manche Autoren entwickeln ihr Buch nach Maßgabe bestimmter Drehbuchlehren, um einen Erfolg wahrscheinlicher zu machen. Eine Drehbuchlehre bestimmt den Aufbau und die dynamischen Eigenschaften eines Handlungslaufs und setzt mitunter auch inhaltliche Schwerpunkte.
Drehbücher treten vereinzelt auch, zumeist im Gefolge erfolgreicher Filmproduktionen, als eigenständige Literatur für ein breiteres Publikum auf. Dabei handelt es sich jedoch meist um Transkripte eines fertiggestellten Films, die sich nicht mit der - im Realisierungsprozess Veränderungen unterworfenen - Text-Vorlage seiner Entstehung decken müssen.
Siehe auch
Innenkampf, Plot point, Autorenfilm, Originaldrehbuch, Dramaturgie, Storyboard, Drehbuchwerkstatt München, Verband Deutscher Drehbuchautoren
Literatur
- Frank Sagawe: Drehbuchkonzepte im Vergleich. Eine Untersuchung von Handbüchern zur Drehbuchschulung, VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2007, ISBN 978-3-8364-0613-0
- Peter Rabenalt: Filmdramaturgie. 1999, ISBN 3891582455
- C.P. Hant: Das Drehbuch. Praktische Filmdramaturgie. 1999, ISBN 3861503042
- Philip Parker: Die Kreative Matrix. Kunst und Handwerk des Drehbuchschreibens. UVK, 2005, ISBN 978-3-89669-516-1
- Eugen Vale: Die Technik des Drehbuchschreibens für Film und Fernsehn. 2004, ISBN 978-3-89669-688-5
- Robert McKee: Story. 2000, ISBN 3895810452
- Syd Field: Drehbuchschreiben für Fernsehen und Film. 2. Auflage. Ullstein, Berlin 2003, ISBN 354836473X
- Oliver Schütte: Die Kunst des Drehbuchlesens. 1999, ISBN 3404940032
- Christina Kallas: Kreatives Drehbuchschreiben. UVK, 2007, ISBN 978-3-89669-678-6
- Christopher Keane: Schritt für Schritt zum erfolgreichen Drehbuch. ISBN 393290964X
- Michaela Krützen: Dramaturgie des Films. Wie Hollywood erzählt. Fischer, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3596160219
- Dennis Eick: Drehbuchtheorien. Eine vergleichende Analyse. UVK, 2006, ISBN 978-3-89669-553-6
- Patrik Jakobshagen: Filmrecht im Kino und TV-Geschäft
- Manfred Plinke (Hrsg.): Script-Markt. Handbuch Film und TV
- Jean-Claude Carrière, Pascal Bonitzer: Praxis des Drehbuchschreibens
- Jana Hallberg, Alexander Wewerker (Hrsg.): Dogma 95
- Dagmar Benke: Freistil. Dramaturgie für Fortgeschrittene und Experimentierfreudige. 2002, ISBN 3-404-94017-2
- Dagmar Benke, Christian Routh: Script Development. Im Team zum guten Drehbuch. UVK, 2006, ISBN 978-3-89669-670-0
Software zur Drehbuch-Formatierung
Zur Erleichterung der Eingabe der technischen Drehbuchform gibt es eine Reihe von Softwarelösungen. Eine sehr verbreitete kommerzielle Drehbuchsoftware für Spielfilme ist Final Draft. Als leistungsfähige, aber noch nicht ganz ausgereifte, open source Lösung bietet sich Celtx an.
Filme, die vom Drehbuchschreiben handeln
- Adaption., Tragikkomödie, USA, 2002
- The Player, USA, 1992
- Barton Fink, Schwarze Komödie, USA, 1991
- Boulevard der Dämmerung (Sunset Boulevard), Drama, USA, 1950
Weblinks
- Wikisource: Wie schreibe ich ein Drehbuch – Quellen und Volltexte
- Wikibooks: Wie schreibe ich ein Drehbuch – Lern- und Lehrmaterialien
- Fortbildungsprogramm "Drehbuchautor" der Hochschule für Fernsehen und Film in München
- Drehbücher zu diversen Filmen
- Praxistipps der Jungen Filmszene
- Tipps und Tricks zum Thema Drehbuchschreiben, Filmförderung und zur Dramaturgie