Dr. August Oetker KG
Dr. August Oetker KG
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Datei:Dr Oetker.jpg | |
Rechtsform | Kommanditgesellschaft |
Gründung | 1891 |
Sitz | Bielefeld |
Mitarbeiterzahl | 22.340 (2006) |
Umsatz | 7.149 Mill. Euro (2006) |
Branche | Lebensmittelherstellung, Getränke, Schifffahrt, Finanzwesen, Hotelgewerbe und Verlagswesen |
Website | www.oetker-gruppe.de |


Die Dr. August Oetker KG ist einer der größten international tätigen deutschen Familienkonzerne, sie ist Holding der Oetker-Gruppe. Kerngeschäft ist die Nahrungsmittelproduktion, Firmensitz ist Bielefeld.
Unternehmensgeschichte
Hervorgegangen ist die Oetker-Gruppe aus der 1891 von August Oetker übernommenen Aschoff´schen Apotheke in Bielefeld/Ostwestfalen. Dort entwickelte August Oetker das gebrauchsfertige Backpulver, was in der Folgezeit erfolgreich vermarktet wurde. Der Erfolg gründete sich insbesondere darauf, dass August Oetker das Backpulver in kleinen Tüten portionierte, passend für jeweils ein Pfund Mehl, und das bisher nur professionellen Bäckern bekannte Pulver an Hausfrauen vermarktete. Das Backpulver selbst hingegen wurde ursprünglich von Justus Liebig und seinem Schüler Eben Norton Horsford erfunden. Es folgt die Entwicklung weiterer Produkte wie Puddingpulver, Aromen und Speisestärke.
Unter Richard Kaselowsky wurde das Unternehmen des Gründers fortgesetzt und durch Aktivitäten im Inland und in den Nachbarstaaten ausgebaut.
Der Enkel des Firmengründers, Rudolf-August Oetker (* 1916, † 16. Januar 2007), engagierte sich dann neben dem Nahrungsmittelgeschäft auch in anderen Branchen. Die verfolgte Geschäftsidee bestand in der Diversifikation des Unternehmens. Auf diese Weise sollte ein Risikoausgleich geschaffen werden. Erst diese Unternehmensstrategie führte quasi zur Gründung der Oetker-Gruppe, wie sie auch heute noch vorzufinden ist.
August Oetker d. J. (* 1944) steht heute für die Internationalisierung der Geschäfte der Oetker-Gruppe. Haupttätigkeitsfeld ist dabei, mit Ausnahme der Schifffahrt, Europa.
Die Familie Oetker hat bis heute maßgeblichen Einfluss im Unternehmen. Verantwortlich für Strategie und Ausrichtung der Gruppe ist die fünfköpfige Gruppenleitung, deren Mitglieder (Dr. Ernst F. Schröder, Dr. Hans-Henning Wiegmann, Ulrich Kallmeyer, Dr. Klaus Meves, Dr. h. c. August Oetker) zugleich für je einen der Geschäftsbereiche Verantwortung tragen.
Personen der Firmengeschichte
- August Oetker (1862–1918)
- Richard Kaselowsky (1888–1944)
- Rudolf-August Oetker (1916-2007)
- August Oetker (*1944)
Unternehmensstruktur
Die Oetker-Gruppe unterteilt sich in sechs Geschäftsbereiche.
- Geschäftsbereich Nahrungsmittel:
- Hierzu zählen sowohl die Marken Dr. Oetker und Costa, als auch mehrere im Großverbrauchergeschäft arbeitende Firmen: Dr. Oetker Food-Service, Martin Braun, Agrano und Eto. 2004 übernahm die Firma Oetker die Firma Onken. Der Jahresumsatz des Geschäftsbereichs Nahrungsmittel beträgt insgesamt über 1,8 Mrd. Euro (2006). Umsatzstärkstes Produkt im Nahrungsmittelbereich ist heute allerdings nicht mehr das Backpulver sondern die Tiefkühlpizza.
- Geschäftsbereich Bier und alkoholfreie Getränke:
- Dieser Geschäftsbereich wird durch die Radeberger Gruppe gesteuert. Unter diesem Dach werden bekannte Marken geführt wie Radeberger Pilsner, Jever, Freiberger, Allgäuer Brauhaus (Kempten im Allgäu), Schöfferhofer Weizen und Selters, welches aber nicht mit dem Selterswasser aus Niederselters zu verwechseln ist, dessen Name ein Synonym für Mineralwasser ist. Der Umsatz dieses Geschäftsbereichs beträgt insgesamt rund 1,3 Mrd. Euro (2006).
- Geschäftsbereich Sekt, Wein und Spirituosen:
- Hier ist die Henkell & Söhnlein Sektkellereien KG das Leitunternehmen. Die Sektmarken Henkell Trocken, Fürst von Metternich, Deinhard und die Spirituosen-Marke Wodka Gorbatschow sind nur einige der renommierten Marken dieses Geschäftsbereichs, dessen Umsatz sich auf 512 Mio. Euro beläuft (2006).
- Geschäftsbereich Schifffahrt:
- Größte Sparte der Oetker-Gruppe; umfasst vor allem die traditionsreiche Reedereigruppe Hamburg Süd sowie die in Brasilien beheimatete Reederei Alliança und erzielt einen Umsatz von 3,2 Mrd. Euro (2006). Zu 80 Prozent wird der Umsatz in Containerdiensten im Nord-Süd- und Süd-Nord-Verkehr erzielt, zu 20 Prozent in der Trampschifffahrt.
- Geschäftsbereich Finanzdienstleistungen:
- Hier sind das Bankhaus Lampe und die Condor Versicherungen tätig. Das Geschäftsvolumen der Banken liegt bei rund 2,7 Mrd. Euro, die verdienten Beiträge der Versicherungen belaufen sich auf deutlich über 300 Mio. Euro.
- Geschäftsbereich Weitere Interessen:
- Dieser Bereich schließt unter anderem die Chemische Fabrik Budenheim sowie die Oetker Hotel Collection mit einigen Spitzenhotels wie z. B. das Brenner´s Park in Baden-Baden und das Le Bristol in Paris ein und erzielt einen Gesamtumsatz von rund 385 Mio. Euro (2006).
Umweltschutz
Dem Umweltschutz wird durch das Unternehmen ein hoher Stellenwert beigemessen. Ziel ist es, die in Deutschland erreichten hohen Umweltstandards grundsätzlich auch in den ausländischen Standorten zu realisieren. Bereits 1995 wurde August Oetker zum „Ökomanager des Jahres“ gewählt. Seit 1994 gibt das Unternehmen regelmäßig einen Umweltbericht heraus, 2004 folgte eine Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Soziales und kulturelles Engagement
Wiederholt tat sich die Familie Oetker und das Unternehmen als Mäzen hervor. Sie stiftete die 1930 erbaute Rudolf-Oetker-Halle und finanzierte maßgeblich den Bau der 1968 eröffneten Bielefelder Kunsthalle. Rudolf-August Oetker, Enkel des Firmengründers, verfügte, dass das Haus nach seinem Stiefvater Richard Kaselowsky benannt wird. Als sich angesichts von Kaselowskys Vergangenheit der Bielefelder Stadtrat 1998 endgültig dagegen entschied, kündigte Oetker seine finanzielle Unterstützung auf und zog seine Leihgaben zurück.
Ebenfalls auf die Familie Oetker geht die in Bielefeld gelegene Oetker-Eisbahn zurück. Zwei Stiftungen dienen gemeinnützigen Zielen: Die Rudolf-August Oetker Stiftung unterstützt Projekte in Kultur, Kunst, Wissenschaft und Umwelt. Die Ida und Richard Kaselowsky Stiftung ist auf soziale bzw. wohltätige Zwecke ausgerichtet.
Entführung Richard Oetkers
Überregionale Schlagzeilen machte die Oetker-Gruppe Ende der 1970er-Jahre, nachdem Oetker-Nachkomme Richard Oetker entführt wurde und 21 Mio. DM an Lösegeld gezahlt wurde. Der Fall Richard Oetker wird heute noch bei „Industriellen“-Geiselnahmen herangezogen und damit verglichen.
Literatur
- Rüdiger Jungbluth: Die Oetkers. Campus Verlag, 2004, ISBN 3593373963
- Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG, Hauptabteilung Öffentlichkeitsarbeit: Die Marke Dr. Oetker; in: Der Minden-Ravensberger, 64. Jahrgang, 1992, S. 69-70.