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Heldenreise

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Die Heldenreise ist eine Seminarkonzeption in der Gestalttherapie. Sie basiert auf Methoden der humanistischen Psychologie (Gestalttherapie, Bioenergetik ...) und kombiniert imaginative, kreative und kognitive Techniken.Die Heldenreise versucht die Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützten. Die Idee stützt sich auf Arbeiten von Paul Rebillot[1] Rebillot entwickelte das Heldenreisen-Ritual auf der Basis der in vielen Kulturen der Erde verbreiteten Heldenmythen.

Die Idee der Heldenreise

Der Idee der Heldenreise liegt die Annahme zugrunde, daß in jedem Menschen zwei entgegengesetzte Pole stecken. Der eine strebt danach etwas aus dem Leben zu machen, sucht Veränderung und Weiterentwicklung; der andere Pol die Bequemlichkeit des Vertrauten.

Diese Pole von Sehnsucht und Sicherheit gälte es miteinander zu versöhnen, weil sonst Lähmung, Energielosigkeit und Unzufriedenheit folge. Ziel ist Authentizität und Erfolg. Sowohl der abenteuerlustige als auch der schutzbedachte Teil müssen dazu in der Seele integriert werden. Diesen Konflikt zu lösen, bedeutet reif und selbstverantwortlich zu werden. Die Vereinigung von "Held" und "Dämon" führt zu einer integrierten Person, die Wünsche und Ziele, Fähigkeiten und Hindernisse kennt und zielstrebig handelt.

Kulturgeschichtliches

Die Taten eines Helden in Mythen, Romanen und Filmen ereignen sich auf einer Heldenfahrt oder Heldenreise, die durch typische Situationsabfolgen und Charaktere gekennzeichnet ist. Diese archetypische Grundstruktur wird, nach einem Begriff von James Joyce, auch als Monomythos bezeichnet.

Als ein Grundmuster von Mythologien weltweit, hat vor allem der amerikanische Mythenforscher Joseph Campbell das Motiv der Heldenfahrt erforscht. Darauf aufbauend hat die Heldenfahrt (Hero's Journey) sowohl in Therapie als auch Literatur großen Einfluss erlangt. Zu besonderer Popularität führte dabei die Adaption im (vor allem amerikanischen) Kino. So basieren die Star Wars Filme von George Lucas auf den Motiven der Heldenreise. In Hollywood hat insbesondere Christopher Vogler mit seinem Buch The Writer's Journey (Die Odyssee des Drehbuchschreibers) das Modell bekanntgemacht.

Der Zyklus der Heldenreise nach Campbell

Die Stationen einer Heldenreise stellen sich wie folgt dar:

  • 1.Ruf: Erfahrung eines Mangels oder plötzliches Erscheinen einer Aufgabe
  • 2. Weigerung: Der Held zögert, dem Ruf zu folgen, beispielsweise, weil es gilt, Sicherheiten aufzugeben.
  • 3. Aufbruch: Er überwindet seine Zögerlichkeit und macht sich auf die Reise.
  • 4. Auftreten von Problemen, die als Prüfungen interpretiert werden können
  • 5. Übernatürliche Hilfe: Der Held trifft unerwartet auf einen oder mehrere Mentoren.
  • 6. Die erste Schwelle: Schwere Prüfungen, Kampf mit dem Drachen etc., der sich als Kampf gegen die eigenen inneren Widerstände und Illusionen erweisen kann.
  • 7. Fortschreitende Probleme und Prüfungen, übernatürliche Hilfe.
  • 8. Initiation und Transformation des Helden: Empfang oder Raub eines Elixiers oder Schatzes, der die Welt des Alltags, aus der der Held aufgebrochen ist, retten könnte. Dieser Schatz kann in einer inneren Erfahrung bestehen, die durch einen äußerlichen Gegenstand symbolisiert wird.
  • 9. Verweigerung der Rückkehr: Der Held zögert in die Welt des Alltags zurückzukehren.
  • 10. Verlassen der Unterwelt: Der Held wird durch innere Beweggründe oder äußeren Zwang zur Rückkehr bewegt, die sich in einem magischen Flug oder durch Flucht vor negativen Kräften vollzieht.
  • 11. Rückkehr: Der Held überschreitet die Schwelle zur Alltagswelt, aus der er ursprünglich aufgebrochen war. Er trifft auf Unglauben oder Unverständnis, und muss das auf der Heldenreise gefundene oder errungene in das Alltagsleben integrieren. (Im Märchen: Das Gold, das plötzlich zur Asche wird)
  • 12. Herr der zwei Welten: Der Heros vereint Alltagsleben mit seinem neugefundenen Wissen, und lässt somit die Gesellschaft an seiner Entdeckung teilhaben.

Der von Campbell beschriebene Zyklus der Heldenfahrt wurde von Therapeuten und Coachs wie Paul Rebillot oder Martin Weiss zu einem psychologischen und initiatorischen Training weiterentwickelt.

Der Zyklus der Heldenreise nach Vogler

  • 1. Ausgangspunkt ist die gewohnte Welt des Helden.
  • 2. Der Held wird zum Abenteuer gerufen.
  • 3. Diesem Ruf verweigert er sich daraufhin zumeist.
  • 4. Ein Mentor überredet ihn daraufhin die Reise anzutreten und das Abenteuer beginnt.
  • 5. Der Held überschreitet die erste Schwelle, nach der es kein Zurück mehr gibt.
  • 6. Daraufhin wird er vor erste Bewährungsproben gestellt und trifft dabei auf Verbündete und Feinde.
  • 7. Nun dringt er bis zur tiefsten Höhle vor und trifft dabei auf den Gegner.
  • 8. Hier findet die entscheidende Prüfung statt: Konfrontation und Überwindung des Gegners.
  • 9. Der Held wird belohnt, indem er z.B. den Schatz oder das Elixier raubt.
  • 10. Nun tritt er den Rückweg an, während dessen es zur Auferstehung des Helden kommt.
  • 11. Diese Auferstehung ist nötig, da er durch das Abenteuer zu einer neuen Persönlichkeit gereift ist.
  • 12. Anschließend tritt der Held mit dem Elixier den Heimweg an.

Christopher Vogler entwarf diesen Weg des Helden als Anleitung für Drehbuchautoren, welche insbesondere in Hollywood Beachtung findet. Seine Punkte basieren auf dem von Joseph Campbell entworfenen Modell.

Literatur

  1. Die Heldenreise. Paul Rebillot - Meister des modernen Rituals - Artikel von Franz Mittermair, erschienen 1994