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Internet Protocol Television

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Mit IPTV (Internet Protocol Television; deutsch: Internet-Protokoll-Fernsehen) wird die digitale Übertragung von breitbandigen Anwendungen, wie Fernsehprogrammen und Filmen, über ein digitales Datennetz bezeichnet. Hierzu wird das dem Internet zugrunde liegende Internet Protokoll (IP) verwendet.

Definition

ITU

Im Oktober 2006 hat sich die Internationale Fernmeldeunion in der IPTV Focus Group auf eine Definition geeinigt, die übersetzt wie folgt lautet: "IPTV ist definiert als Multimediadienste, wie Fernsehen / Video / Audio / Texte / Bilder / Daten, die über IP-basierende Netze übertragen werden und das benötigte Maß an Qualität (QoS/QoE), Sicherheit, Interaktivität und Zuverlässigkeit bereitstellen. Wichtige Merkmale von IPTV sind:

Beschreibung

IPTV beschreibt grundsätzlich Fernsehen bzw. Videostreaming über das Internet-Protokoll. Bei IPTV können Signale via Multicast verteilt werden, was dann dem Fernsehen über analoge Empfangstechniken oder DVB entspricht. Zusätzlich kann IPTV im Unicast betrieben werden, dadurch kann der Zeitpunkt einer Sendung dem Belieben des Zuschauers überlassen werden (Timeshift-TV). IPTV ist rückkanalfähig, d. h. der Zuschauer kann Signale zurück an den Sender schicken (Interaktion). Der Empfang erfolgt über eine Set Top Box mit Decoder, die das Signal für das herkömmliche Fernsehgerät aufbereiten oder über eine Software, die das Signal im Computer decodiert - somit können wie bei DVB die Signale auch per PC angezeigt werden. Über eine IPTV-Plattform können nicht nur Audio- und Videosignale verbreitet werden, sie eignet sich auch für eCommerce-Anwendungen (T-Commerce), Multi-User- und Online-Spiele (Lotto, Wetten).

Bei IPTV gibt es verschiedene Ausprägungen und Merkmale, die häufig synonym für IPTV verwendet werden:

  • Lineares Broadcast TV (z. B. Empfang von Multicast Video-Streams); linear, da die Reihenfolge der Sendungen nicht vom Benutzer beeinflussbar ist
  • Timeshift TV (nicht lineares Fernsehen, bei dem die Sendungsfolge vom Benutzer selbst bestimmt wird)
  • nPVR; network-(based) Personal Video Recorder ist ein zentraler Service eines IPTV Anbieters, der es dem Kunden ermöglicht vom Anbieter zur Verfügung gestellten Plattenplatz (im Netzwerk) als Raum für Videoaufzeichnungen zu nutzen, um diese bei Bedarf abzuspielen.
  • Video-on-Demand (Virtuelle Videothek, Zeitpunkt und Inhalt werden vom Benutzer bestimmt)
  • Video-Podcast wird oft synonym gebraucht.[2]
  • Internet-TV (Abspielen von Video-Streams oder Broadcast-Sendern im Internet)

Dabei handelt es sich bei Letzterem, das heißt beim Abspielen von Videostreams über das Internet auf einen PC, im engeren Sinne nicht um IPTV, sondern um Internet-TV. Der grundsätzliche Unterschied liegt darin, dass Internet TV ein Best-Effort-Dienst ist, während es sich bei IPTV laut Definition der ITU um einen Dienst handelt, der eine gewisse Dienstgüte (QoS - Quality-of-Service) voraussetzt, bei IPTV eine konstante garantierte Bitrate (CBR).

Technische Grundlagen

Die Übertragung von digitalen Videosignalen erfordert eine Datenrate von etwa 2-6 MBit/s für Standard Definition Television (SDTV) und 6–16 MBit/s für HDTV, abhängig von der eingesetzten Kodierung. Daher ist IPTV erst durch die weite Verbreitung von Breitbandanschlüssen zum Teilnehmer (z. B. ADSL2, Kabelmodem oder VDSL) und neue Kompressionsmethoden (VC1, H.264) möglich.

Wirtschaftliche Bedeutung

Eine Studie (2006) des Beratungsunternehmens Goldmedia kommt zu dem Ergebnis, dass bis 2010 mehr als 1,3 Mio. Haushalte in Deutschland Set-Top-Box basiertes IPTV nutzen werden. Die Studie stellt vor allem die zahlreichen neuen Möglichkeiten durch IPTV heraus. Neben einem vielfältigen Programmangebot mit einer beinahe unbegrenzten Zahl von Kanälen ermögliche der Rückkanal die Nutzung von Filmabrufdiensten (Video-on-Demand) sowie vielfältige interaktive Services wie Shopping, Online-Spiele, Sport-Wetten oder Online-Versteigerungen auf dem Fernseher. Teilweise wird davon ausgegangen, dass IPTV die Fernsehlandschaft stärker verändern wird als die Einführung des Privatfernsehens: die Kleinen werden stärker, die Großen schwächer. [3] Bill Gates erwartet, dass in 5 Jahren oder eher, das herkömmliche Fernsehen zu großen Teilen vom Zuschauer per Einschaltquote durch Internetfernsehen ersetzt sein wird. Erste große Verdrängungsprozesse finden heute (1/07) bereits statt. [4][5][6][7][8] 2006 gab es weltweit 3,6 Mio. IPTV-Abonnenten, davon 2,4 Mio. in Westeuropa. Bis ins Jahr 2008 soll sich diese Zahl mehr als verzehnfachen. Der Umsatz betrug ca. eine Milliarde Euro. [9] Der IPTV-Konsum nimmt derzeit (3/07) derart zu, dass vereinzelt Engpässe in der Internetinfrastruktur befürchtet werden. [10]

Broadcast-TV

Die meiste Ähnlichkeit mit dem, was heute als Fernsehen bekannt ist, hat das Broadcast-TV, auch als lineares Fernsehen bezeichnet. Dabei werden üblicherweise von einer Set-Top-Box, die an den Fernseher angeschlossen ist, Multicast-Ströme empfangen, dekodiert und dargestellt. Jeder Fernsehkanal entspricht hierbei einer Multicast-Gruppe. Die Multicast-Ströme wiederum werden von einem sog. Video Headend erzeugt, das Rohdaten von den Fernsehsendern annimmt, diese kodiert, oft zusätzlich mit DRM versieht und dann per Multicast losschickt.

In aller Regel wird IPTV nicht aus dem Internet geladen. Dies hat zwei Hauptgründe:

  • Sender haben normalerweise nur lokal beschränkte Rechte zur Aufführung von Filmen und anderen Inhalten, Angebote im Internet sind jedoch weltweit zugänglich;
  • Für Ströme durch das Internet kann keine Garantie für eine konstant hohe Übertragungsrate (genannt QoS) gegeben werden, da nicht alle Netzknoten auf dem Weg zum Empfänger durch den IPTV Service Provider kontrolliert werden können.

Netzbetreiber, die ihren Kunden bisher nur einen Internetzugang anbieten konnten, können nun auch Filme, Fernsehprogramme usw. anbieten. Im Gegensatz zur herkömmlichen Verbreitung von Fernsehen (Terrestrisch, Satellit, Kabel), die hinsichtlich der maximalen Anzahl übertragbarer Kanäle recht eingeschränkt sind, können über IPTV praktisch beliebig viele Programme angeboten werden, da jeweils nur das Programm über die Leitung zum Konsumenten transportiert wird, das dieser gerade sieht. Aber: Die Verteilung eines Senders an viele Empfänger erfordert noch erhebliche Klimmzüge in Weitbereichsnetzen, weil die technische Infrastruktur derzeit erst im Aufbau begriffen ist. Außerdem sind die meisten via IPTV übertragenen Programme terrestrisch oder über Satellit derzeit noch gratis zu empfangen.

Anbieter

Weltweit werden derzeit (2/07) mehr als 6000 kostenlose IPTV-Sender angeboten.[11] Davon mehr als 300 aus Deutschland. [12]

IPTV Dienste in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Mehrere Unternehmen bieten im deutschsprachigen Raum IPTV-Dienste an:

  • Arcor stellt auf der CeBIT 2007 sein eigenes IPTV Angebot vor. Marktstart soll das dritte Quartal 2007 sein. Geplant sind über 40 digitale TV-Sender und über 70 Radiosender. Ergänzt wird das Angebot mit über 500 VoD Filmen und über 50 Premium-TV-Sendern. EPG und Timeshift-Funktion werden das Angebot u. a. ergänzen.[13]
  • Hansenet hat einen IPTV-Dienst u. a. in Berlin, Hamburg, Frankfurt/Main, Münster, Lübeck, Rostock und Schwerin im Angebot. Über das Angebot "Alice homeTV"[14] können bis zu 100 Sender in einem Paket geordert werden. Der Kunde bekommt eine Settopbox und ein geeignetes ADSL-Modem.
  • Telekom Austria bietet seit Beginn 2006 unter dem Produktnamen aon Digital TV ein Produkt mit knapp 60 Sendern, Video on Demand und weiteren Services an. Dieses Angebot ist allerdings nur in Wien erhältlich.
  • Die Deutsche Telekom startete zur Bundesligasaison 2006/2007 im August 2006 ihr IPTV-Angebot T-Home mit über 100 Sendern + viele Premiumsender + Premiere. Dieses Angebot ist nur im Paket mit einem VDSL-Anschluß erhältlich und verfügt über das umfangreichste HD-Angebot. Bis 2007 sollen in 40 Städten diese für die Übertragung benötigten breitbandigen Internetzugänge verfügbar sein. Basis ist hier die Microsoft-TV-Lösung.
  • In der Schweiz bietet die Swisscom seit November 2006 mit Bluewin einen IPTV-Dienst an. Über ADSL- bzw. VDSL-Anschlüsse lassen sich TV- und Radiosender mittels einer Set-Top-Box empfangen. Auch bei Swisscom wird die Microsoft-TV-Lösung eingesetzt.[15]
  • Zattoo ist ein P2P TV Dienst der momentan in der Schweiz, Spanien, England (Closed User Group) und bald in anderen europäischen Ländern empfangbar ist. Zattoo finanziert sich mit Werbung bei Senderwechseln. Bald wird Zattoo in der ganzen Welt verfügbar sein. Der Dienst ist gratis und bietet derzeit über 50 Major-Channels an (u. a. ARD, ZDF, ORF, SF, Pro7, Sat.1, RTL, CNN etc.)[16]
  • ADSL.TV ist ein kostenpflichtiger IPTV-Dienst aus der Schweiz.[17]
  • Unter hispeed.ch bietet der Schweizer Kabelnetzbetreiber Cablecom seinen Kunden ein kostenloses Livestreaming einiger TV-Sender (nur mit Cablecom-Internetanschluss ab 2000 KB/s).
  • desktopTV.sunrise.ch ist für Sunrise ADSL 3500 (und höher) Kunden kostenlos. Das Angebot ist ähnlich dem von ADSL.TV, da sie den selben Partner für die Streams (Netstream.ch) unter Vertrag haben. [18]

Video-on-Demand per Internet von deutschsprachigen Anbietern

  • Das ZDF will bis Ende 2007 mehr als die Hälfte des gesamten Programms als IPTV anbieten. Heute (1/07) sind es etwa 25 Prozent. [19][5][20]
  • Das Schweizer Fernsehen bietet ein teilweise um Jahre zurückreichendes Archiv praktisch aller eigener Sendungen (inkl. Nachrichten und Sport) im Internet an (Anteil bei Eigenproduktionen nahe 100%). [21] [22]
  • Ein bedeutendes Internet TV Portal ist www.Hit-TV.eu . Hier gibt es auf aktuell 11 Kanälen (Stand Juli 2007) Beiträge und Sendungen in voller TV Auflösung im DivX Format

IPTV im übrigen Europa

IPTV sonst

P2P IPTV

Beim P2P IPTV kommt die Fernsehübertragung nicht von zentralen Servern, sondern es wird über ein Peer-to-Peer Netz von Nutzer zu Nutzer weitergegeben. Allerdings kann hier im engeren Sinne der Definition nicht von IPTV gesprochen werden, da über das Internet übertragene Streams weder bei der Qualität, der Sicherheit noch bei der Zuverlässigkeit ein garantiertes Maß gewährleisten können.

Geräte

IPTV kann man neben dem PC mittels einer entsprechenden Set-Top-Box auch auf dem herkömmlichen Fernsehgerät anschauen. Dazu wird die Set-top-box auf der einen Seite im Allgemeinen an den Router (Internetanschluss) angeschlossen und auf der anderen Seite im Allgemeinen an die Scartbuchse oder den HDMI-Eingang des Fernsehers. Per Fernbedienung der Set-Top-Box lassen sich dann aus einer Liste (meist viele tausend Einträge) eine Sendung auswählen und zu einem beliebigen Zeitpunkt starten. Neben vielen kostenlosen Angeboten gibt es auch kostenpflichtige. Set-Top-Boxen für IPTV werden z. B. bereitgestellt von Apple TV [42], Thomson, Motorola [43], AVM [44][45] ...

Es gibt auch Anleitungen und Software, um die IPTV-Receiver derart zu verändern, dass man damit sämtliche IPTV-Sender empfangen kann.[46]

Man kann auch die Bildausgabe eines PCs (mit Internetanbindung) auf den Fernseher umleiten (TV-Out) und im Vollbildmodus IPTV auf dem Fernseher schauen. Dabei ist die Qualität (bei höchster Auflösung) vergleichbar mit herkömmlichem Fernsehen. Als Fernbedienung verwendet man geeigneterweise eine Funkmaus und -tastatur. Nachteil: eventuelle Laufgeräusche des PCs sowie eventuell unschönes Design .

Literatur

Technologie:

Anbieter:

Quellen

  1. ITU IPTV Definition
  2. quarks.de: Beispiel für die Verwendung des Begriffs VideoPodcast
  3. heise.de: IPTV: Schrumpfende Riesen, wachsende Zwerge
  4. heise.de: Internet-Fernsehen in fünf Jahren oder eher
  5. a b spiegel.de: Auf der Suche nach der verlorenen Jugend
  6. golem.de: "ARD und ZDF wollen Nachrichten online (...) bringen. Sendern laufen die Nachrichtenzuschauer weg: (...) Die ZDF-Nachrichtensendung "heute", die um 19 Uhr ausgestrahlt wird, verlor seit 2002 ein Viertel ihrer Zuschauer im Alter von 14 bis 29 Jahren, berichtet der Focus. Der "Tagesschau" im Ersten kehrten danach im gleichen Zeitraum 17 Prozent dieser Altersgruppe den Rücken."
  7. iptv-blog.de: Studien zu IPTV
  8. spiegel.de: Fernsehen war gestern
  9. iptv-blog.de: Studie: IPTV 2006 mit 3.6 Millionen Abonnenten
  10. iptv.blog: IPTV vs Internet-Infrastruktur
  11. global-itv.com
  12. iptv-blog.de: Hunderte Sender für lau!
  13. golem.de: Bundesweiter IPTV-Start von Arcor für 2. Halbjahr 2007
  14. Alice homeTV
  15. tv.bluewin.ch: Bluewin TV (nur mit ADSL/VDSL)
  16. zattoo.com: Zattoo, P2P-Dienst
  17. ADSL.TV: ADSL.TV - Fernsehsender gestreamt
  18. [1]
  19. spiegel.de: 50 PROZENT ONLINE: ZDF will noch stärker im Internet senden
  20. heise.de: ZDF baut Online-Abruf-Fernsehen aus
  21. SF.TV Aktuelle Videos: Aktuelle SF-Videos
  22. SF.TV Archiv: SF Archiv (ab Anfang)
  23. onlinekosten.de: Schalke 04 und ADAC starten IPTV
  24. Bayern München IPTV
  25. satnews.de: SportA und Science TV schließen Vertrag: Geballtes Sportpaket als IPTV
  26. Arcor Video on Demand
  27. in2movies
  28. one4movie
  29. iptv-blog.de: N-TV mit IPTV-Angebot
  30. iptv-blog.de: Budweiser mit IPTV-Kanal
  31. iptv-blog.de: Arte plant IPTV-Angebot
  32. T-Hrvatski Telekom: MAXtv - New generation of television
  33. T-Com Ungarn: Kereskedelmi IPTV szolgáltatást indít hazánkban elsőként a T-Online
  34. Entreprise des P&T: TV - La télé et bien plus encore...
  35. [2]
  36. [3]
  37. heise.de: TV-Serien via iTunes Store demnächst auch in Europa
  38. heise.de: Ericsson will mit Tandberg-Übernahme bei Internet-TV stark werden
  39. golem.de: YouTube stellt US-Fernsehserien ins Netz
  40. iptv-blog.de: IPTV für Eisenbahn-Freunde
  41. spiegel.de: Amazon steigt in Video on Demand ein
  42. golem.de: MacWorld Expo 2007: Apple TV als Streaming-Lösung
  43. motorola.com: Beispiel für IPTV-Gerät
  44. avm.de: Beispiel für AVM SetTopBox
  45. heise.de: Fritz! Media für Video on Demand
  46. thomson.dreamgates.de Anleitung zur Veränderung von Thomson IP1101