Säule
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Eine Säule ist eine lotrechte Stütze aus Holz, Stein oder Metall mit rundem Querschnitt. Sie unterscheidet sich durch die Querschnittsform von der Halbsäule, dem Pfeiler und dem Pilaster. Säulen können ein Gewölbe, Arkaden oder das Dach eines Gebäudes stützen und dabei teilweise oder ganz die Wände ersetzen.
Im Unterschied zu einem tragenden Pfeiler können sie jedoch auch nur der Dekoration dienen oder sogar als Monument allein stehen.
In der klassisch - griechischen, klassisch - römischen und der neuzeitlichen Architektur wurden Säulen und zugehörige Gebälke durch das System der fünf Säulenordnungen gegliedert. Dieses System war der verbindliche architektonische Gestaltungkanon bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. In der mittelalterlichen Architektur Europas entwickelten sich eigene Gestaltungsmethoden für Säulen, die jedoch ab dem 16. Jahrhundert als obsolet empfunden und verworfen wurden.
Bestandteile einer klassischen Säule

Traditionell gliedert sich eine Säule in drei Teile: Der Schaft ruht auf dem Säulenfuß, der Basis, und wird von einem Kapitell bekrönt. Der Säulenschaft ist der einzige statisch notwendige Bestandteil einer Säule. Die übrigen Bestandteile haben überwiegend dekorative Aufgaben. In vielen Architekturstilen bildet die Kombination von Schaft, Basis und Kapitell festgelegte Säulenordnungen, die nur wenig Variation zulassen.
Basis
Siehe den Hauptartikel Basis
Die Aufteilung der Basis beginnt in den klassischen Säulenordnungen unten mit der quadratischen oder rechteckigen Plinthe. Sie verteilt die Last der Säule auf eine größere Grundfläche. Die Plinthe ist in seltenen Fällen mit Ornamenten oder Blattmotiven verziert. Auf ihr können weitere horizontale Platten ruhen, die der optischen Gliederung der Basis dienen. Ihr Querschnitt ist rund; das Profil variiert zwischen konkaven Hohlkehlen und konvexen Wulsten( in der Fachsprache genannt Torus und Trochilus).
Bei der im Bild dargestellten griechischen Tempelform steht die Basis auf einem treppenförmigen Unterbau, dem Stereobat oder Krepis'. Die oberste Stufe wird Stylobat genannt. Ein keilförmiges Ausgleichselement (Scamillus) auf der geneigten Oberfläche des Stylobats sorgt dafür, dass die Plinthe auf einer waagrechten Fläche aufliegt.
Säulen können auch auf einem meist rechteckigen Sockel stehen. Eine erhöhter Sockel kommt oft bei Pilastern oder Kolossalordnungen zum Einsatz, wenn die Säule in der vollen Größe zu wuchtig wirken würde.
Schaft
Siehe den Hauptartikel Schaft
Der Schaft einer Säule kann monolithisch aus einem Teil gearbeitet sein, ist bei größeren Säulen aber meist aus mehreren so genannten Säulentrommeln zusammengesetzt. Fast überall werden Schaftformen eingesetzt, die sich nach oben verjüngen. Bei den klassischen Säulenordnungen ist eine leichte Wölbung des Schaftes üblich, so dass er auf etwa einem Drittel seiner Höhe den größten Umfang (Entasis) erreicht. Dies unterscheidet die Säule vom Rundpfeiler, der keine Entasis aufweist.
Der einzige Schmuck des Schaftes ist in der dorischen, ionischen und korinthischen Ordnung die Kannelierung. Toskanische Säulenschäfte sind vollkommen schmucklos. Andere Stilrichtungen betreiben gerade am Schaft üppigste Dekoration. Säulen der byzantinischen, romanischen und gotischen Architektur, aber auch der deutschen Renaissance sind oft mit geometrischen oder organischen Ornamenten überzogen.
Bei Pilastern gibt es oft keine Verjüngung nach oben. Häufig werden sie dadurch gegliedert, dass die Kannelierung erst auf einem Drittel der Schafthöhe beginnt.
Kapitell
Siehe den Hauptartikel Kapitell
Zwischen Schaft und Gebälk liegt der Säulenkopf, das sogenannte Kapitell. Die antike Architektur kennt drei Grundformen des Kapitells: das dorische, ionische und korinthische Kapitell.
Zwischen Kapitell und Schaft liegt der Säulenhals, meist durch eine Platte oder ein Plättchen gebildet, das zwischen den Bauteilen optisch vermittelt und mit Eierstab-Ornamenten verziert sein kann.
Oberhalb des eigentlichen Kapitells trennt eine quadratische, ornamental verzierte Platte, der Abakus, den Säulenkopf vom Gebälk. Wenn die Säule kein Gebälk trägt, sondern einen Bogen oder ein Gewölbe, kann auf dem Abakus ein weiteres, trapezförmig auskragendes Bauteil liegen, der Kämpfer. Er hat auch statische Funktion, weil er den Druck des Gewölbes auf die Mitte der Säule überleitet und so die Ecken des Kapitells schont.
Geschichte der Säulenformen
Ägyptische Säulen

Die ältesten gebauten Säulen, die bis heute erhalten sind, gehen auf das Alte Ägypten zurück. Obwohl sie aus behauenem Stein gefertigt sind, imitieren sie Formen, wie sie beim Bauen mit Schilfrohr entstehen. Säulenhallen (Hypostyle), etwa im Luxor-Tempel oder beim Tempel von Dendera, wurden von monumentalen Säulen getragen. Die sehr massiv wirkenden Säulen waren reich mit Hieroglyphen und Bildwerken bemalt.
Es werden drei Arten von Säulen unterschieden: Lotossäulen, deren Kapitell einer stilisierten Lotosblüte ähnelt; Papyrussäulen, die mit Streifen von Papyrus umwickelt zu sein scheinen; sowie Palmensäulen, deren Kapitelle Palmblättern gleichen. Hals und Kapitell imitieren umgürtete Bündel von Zweigen oder Schilfrohren. Das Kapitell ist entweder knospenartig geschlossen und verjüngt sich nach oben (geschlossenes Kapitell) oder verbreitert sich kelchförmig (offenes Kapitell). Auch mit den Gesichtern von Göttern verzierte Würfelkapitelle wurden eingesetzt.
Babylonische, assyrische und persische Säulen

Die Säulen, die in Assyrien, Babylonien und Persien in den Jahrhunderten um 500 v. Chr. zum Einsatz kamen, können als Vorformen der griechischen Säulenformen angesehen werden; teilweise wurden sie jedoch auch direkt aus Griechenland importiert. Hier sind bereits schlanke, hohe Säulen mit Kannelierung beliebt, die von einheitlich gestalteten Kapitellen bekrönt werden. Die persischen Voluten (Schnörkel) wurden wohl von ionischen Baumeistern nach Persepolis gebracht. Andere noch erhaltene Kapitelle sind mit Pferde- oder Stierköpfen geformt.
Griechische-römische Säulenordnungen

Die Säulenordnung umfasst neben Proportionierung, Bauform und Ornamentierung von klassischen Säulen auch deren Position zueinander und zum Rest des Gebäudes, wie auch die daraus folgende Anordnung des Gebälks und dessen Ausführung.
Die dorische Ordnung ist die älteste der griechischen Säulenordnungen. Sie hat vergleichsweise gedrungene, sich nach oben deutlich verjüngende Säulen, mit deutlicher Entasis und meist 20 Kanneluren. Die Säule steht ohne Basis direkt auf dem Unterbau Stylobat. Der Schaft trägt am oberen Ende mindestens eine waagerecht umlaufende Einkerbung und trägt ein dreigeteiltes Kapitell, bestehend aus dem Hypotrachelion, dem unauffälligen, ebenfalls kannelierten Hals, dem Echinus, einem wulstförmigen Kissen und dem Abakus, der abschließenden quadratischen Deckplatte, auf der das Gebälk ruht.

Die ionische Ordnung hat schlankere Säulen, die sich nur leicht verjüngen. Die 20 bis 24 von Stegen getrennten Kanneluren sind tiefer und enden kurz vor Säulenfuß und -kopf in einer Rundung. Sie stehen auf einer Basis. Das Kapitell der Säule ist komplexer als das dorische und bildet eine doppelte Spiralform, die Voluten.
Die korinthische Ordnung ist eine hellenistische Ableitung aus der ionischen Ordnung. Die Säulen sind noch schlanker und höher, unter den floralen Voluten des Kapitells befindet sich zusätzlich ein Kranz von Akanthusblättern.
Die toskanische Ordnung ist eine römische Variante der dorischen Ordnung mit meist unkanneliertem Säulenschaft und einer Basis.
Als Kompositordnung bezeichnet man sowohl die korinthische Ordnung bei Verwendung des Kompositkapitells (eine Kombination aus korinthischem und ionischem Kapitell) als auch eine Fassadengestaltung dreistöckiger Gebäude mit vorgeblendeten Säulen, Halbsäulen oder Pilastern, die im Erdgeschoss der dorischen, im ersten Stock der ionischen und im zweiten Stock der korithischen Ordnung folgt. Dieses Fassadenprogramm wurde in der römischen Architektur entwickelt und in der italienischen Renaissance wieder aufgegriffen. Das römische Kompositkapitell ist noch reicher verziert und hat größere Voluten.
Siehe auch: Griechische Architektur, Römische Architektur
Romanische Säulen

Romanische Säulen haben eine Basis, die eine quadratische Grundfläche besitzt und nach oben in eine kreisförmige Oberseite überführt wird. Die dreieckigen Zwickel, die dabei entstehen, werden durch Blattformen (Eckblätter) oder Figuren geschmückt. Der Schaft ist oft spiralförmig oder mit Rautenmustern verziert.
In romanischen Säulenreihen wird oft Wert darauf gelegt, dass jede Säule und jedes Kapitell individuell gestaltet ist. Das Kapitell romanischer Säulen ist wie die Basis würfelförmig, wobei die unteren Kanten abgerundet sind, um an den kreisförmigen Querschnitt der Säule anzuschließen. Romanische Kapitelle sind oft mit Figuren oder Blattwerk geschmückt. Romanische Kreuzgänge oder Kolonnaden haben oft Doppelreihen von Säulen.
Eine besonders wertvolle und äußerst seltene romanische Säulenform stellen die Bestiensäulen dar. Das einzige in Deutschland erhaltene Beispiel ist die Bestiensäule in der Hallenkrypta des Freisinger Doms.
Bauformen
Der Abstand zwischen den Säulenachsen in einer Säulenreihe wird als Achsweite, die lichte Weite zwischen den Außenkanten der Säulen an ihrem unteren Durchmesser Interkolumnium bezeichnet.
Eine Fassadengliederung mit Säulen, die sich über mehrere Geschosse eines Gebäudes erstrecken, wird als Kolossalordnung bezeichnet und dient vor allem der optischen Strukturierung der Fassade.
Neben der frei stehenden Säule gibt es die nur teilweise hervortretende Blendsäule (Halbsäule, Dreiviertelsäule). Sie können zu Bündeln zusammengefasst werden, die insbesondere in der mittelalterlichen Architektur zu finden sind. Hier spricht man auch von Diensten, Bündeln von Halb- oder Dreiviertelsäulen, die einem Pfeiler vorgelagert sind und die die Last des Gewölbes zumindest teilweise tragen.
Säulen, die als flaches Wandrelief gestaltet sind, werden als Pilaster bezeichnet. Pilaster können auch gestaffelt werden, um eine plastische Wandgestaltung zu erreichen, was in der Architektur des Barock häufig anzutreffen ist. Erstrecken sie sich über mehrere Stockwerke, spricht man von Kolossalpilastern.
Bauformen, bei denen Säulen bevorzugt eingesetzt werden, sind: Säulenhalle, Kolonnade, Arkade, Portal.
Sonderformen

Säulen aus unbearbeiteten oder bearbeiteten Menhiren finden sich bereits als tragende Elemente in einigen Megalithanlagen wie der Cueva de Menga in Andalusien. Sonderformen der Säule entstanden auch in den vorgeschichtlichen Kulturen auf den Balearen. Zum einen war das eine kurze (selten mehr als 2 m) messende konische Säule, die mit dem kleineren Querschnitt an der Basis aufgestellt wurde um die Deckenplatten eines in die Erde gegrabenen Kultbaus zu tragen. Zum zweiten war es eine Säule aus vier bis sechs gestapelten Monolithen von je etwa einem Kubikmeter Inhalt, die im Zentrum der (zumeist runden) Talayots aufgerichtet wurde, um die Geschossdecke zu tragen. An vielen Bauwerken der Antike, aber auch des Barock und des Jugendstils ersetzen Skulpturen die Säulen. Weibliche Figuren werden dabei Karyatiden, Kanephoren oder Koren genannt; männliche je nach Körperhaltung Atlanten (mit nach oben gereckten Armen, die das Gebälk stützen) oder Kouroi (in aufrechter Haltung mit angelegeten Armen).
Freistehende Säulen

In bestimmten Formen treten Säulen auch als allein stehende Monumente auf. Eine bereits seit der römischen Antike existierende Form ist die Triumphsäule oder Siegessäule. Sie wird oft als repräsentatives Denkmal wichtiger Staatsmänner oder gewonnener Schlachten auf öffentlichen Plätzen eingesetzt. Triumphsäulen werden häufig als eigenständiges Bauwerk konzipiert, das von innen begehbar ist. Die berühmtesten Beispiele in Rom sind die Trajanssäule und die Mark-Aurel-Säule, die beide von einem spiralförmigen Bilderfries umwunden sind. Der Klassizismus bediente sich bei dieser römischen Form des Triumphmonuments und gliederte sie in großangelegte Stadtentwürfe ein. Zum Vorbild wurde hier Napoleon, der sich eine Triumphsäule nach Art der Trajanssäule auf die Place Vendôme in Paris bauen ließ (fertiggestellt 1810). Weitere bekannte klassizistische Triumphsäulen sind die Admiral-Nelson-Säule am Trafalgar Square in London (1843), die Ludwigssäule in Darmstadt (1844) und die Berliner Siegessäule (1873).
Eine interessante Variante, die zeigt, dass die verwendeten Stilelemente auch anders eingesetzt werden können, ist dabei der Münchner Friedensengel, der zwar die Generäle des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 sowie deren Sieg positiv darstellt, anders als frühere Siegessäulen jedoch dem darauf folgenden Frieden gewidmet ist.
Nicht in jedem Falle handelt es sich bei einer freistehenden Säule um ein Denkmal. Es gibt sie auch mit nahezu funktionaler Bedeutung. Dazu zählt die sogenannte Litfaßsäule.
Weitere Monumente, die aus freistehenden Säulen bestehen:
Weitere Sonderfälle
Teilweise werden auch alleinstehende Bauelemente aufgrund ihrer vertikalen Form als Säule bezeichnet, auch wenn ihnen Basis und Kapitell fehlen:
- Schlanke hohe Bildstöcke werden oft auch „Betsäule“ genannt.
- Als Bildsäule werden Denkmäler mit Statuen wegen ihrer schlanken Form bezeichnet.
- Im Jahr 1855 wurde die Litfaßsäule von dem Berliner Drucker Ernst Litfaß als Werbefläche erfunden.
- Pestsäule, Mariensäule und ähnliche Monumente
- Zur Angabe von Entfernungen diente die Postmeilensäule
- Die Tanksäule (oder auch Zapfsäule) hat ihre Bezeichnung wegen ihrer ursprünglich schlanken runden Form
- Mit „Bismarcksäule“ werden Denkmäler bezeichnet, die den Bismarckturm-Entwurf "Götterdämmerung" des Architekten Wilhelm Kreis als Vorbild haben.