Ettlingen
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Ettlingen ist eine Stadt südlich/südöstlich von Karlsruhe in Baden-Württemberg. Sie ist nach Bruchsal die zweitgrößte Stadt des Landkreises Karlsruhe und ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden. Seit 1. Januar 1966 ist Ettlingen Große Kreisstadt.
Geografie
Ettlingen liegt im Übergang der Rheinebene in den nördlichen Schwarzwald und ist damit Teil des Albtals. In der Stadt fließt der Fluss Alb, der schließlich in den Rhein mündet. Die Kernstadt liegt hauptsächlich bereits in der Ebene, ein kleiner Südwesthang bildet zusammen mit dem Durlacher Geigersberg die bevorzugte Wohnlage für Karlsruhe. Die eingegliederten Ortschaften liegen teilweise ebenfalls in der Ebene, teilweise jedoch auch schon auf den ersten Hügeln des Schwarzwalds (die Höhenstadtteile Spessart, Schöllbronn und Schluttenbach)
Nachbargemeinden
Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Ettlingen. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt und gehören alle - außer der kreisfreien Stadt Karlsruhe - zum Landkreis Karlsruhe: Karlsruhe, Waldbronn, Karlsbad (Baden), Marxzell, Malsch und Rheinstetten
Stadtgliederung
Das Stadtgebiet Ettlingens besteht aus der Kernstadt und den Stadtteilen Bruchhausen, Ettlingenweier, Oberweier, Schluttenbach, Schöllbronn und Spessart. Gelegentlich werden innerhalb der Kernstadt noch Wohngebiete mit eigenem Namen unterschieden (z.B. "Siedlung" für Ettlingen-West oder "Spinnerei" für Ettlingen-Ost) wobei deren Grenzen meist nicht genau festgelegt sind. Ferner gibt es im Stadtgebiet auch noch separat gelegene Wohnplätze, die oftmals nur aus einem oder wenigen Häusern bestehen, so etwa Waldsaum, Lochmühle und Schöllbronner Mühle.
In den eingegliederte Ortschaften gibt es jeweils einen Ortschaftsrat mit einem Ortsvorsteher. Die Ortschaftsräte werden von der Bevölkerung der Ortschaft bei jeder Kommunalwahl gewählt. Sie sind zu wichtigen, die Ortschaft betreffenden Angelegenheiten zu hören.
Raumplanung
Ettlingen bildet ein Mittelzentrum innerhalb der Region Mittlerer Oberrhein, in der die Stadt Karlsruhe als Oberzentrum ausgewiesen ist. Zum Mittelbereich Ettlingen gehören neben der Stadt Ettlingen noch die Gemeinden Karlsbad, Malsch, Marxzell und Waldbronn des Landkreises Karlsruhe.
Geschichte

Ettlingen, in römischer Zeit ein wichtiger Straßenkreuzungspunkt (Römische Abteilung im Museum, Römerbad unter der Martinskirche, Neptunstein ...) wird im Jahre 788 als Ediningom in einer Schenkungsurkunde des Klosters Weißenburg im Elsass erstmals erwähnt. 965 erhält das als Ediningom genannte Dorf von Kaiser Otto dem Großen das Marktrecht und 1192 gibt Kaiser Heinrich VI, ein Sohn Barbarossas, Ettlingen das Stadtrecht. 1219 wird der badische Markgraf Hermann V. Ettlingens Lehnsherr. In der Folgezeit wird Ettlingen Sitz eines Amtes innerhalb der später durch Teilung entstandenen Markgrafschaft Baden.
Bis Ettlingen so hieß, wie es heute heißt, dauerte es etwa 740 Jahre:
ab 788 | ab 1143 | im 13.Jahrh. | ab 1288 | ab 1358 | ab 1370 | ab 1532 bis heute |
Ediningom | Etiningem | Etiningen | Ettliningen | Ettelingen | Etlingen | Ettlingen |
1689 wird die Stadt im Pfälzischen Erbfolgekrieg von Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. fast völlig niedergebrannt, danach aber wieder aufgebaut. Nach dem Aussterben der katholischen Linie von Baden-Baden 1771 kommt Ettlingen zur evangelischen Markgrafschaft Baden-Durlach, das 1803 zum Kurfürstentum und 1806 zum Großherzogtum aufsteigt. Ettlingen bleibt Sitz eines Amtes.
Am 1. April 1937 wird der Amtsbezirk Ettlingen aufgehoben und sein Gebiet dem Amtsbezirk Karlsruhe zugeordnet, aus dem 1939 der Stadt- und Landkreis Karlsruhe gebildet wird. Ettlingen gehört seither mit seinem gesamten Umland zum Landkreis Karlsruhe.
Nach Überschreiten der 20.000-Einwohnergrenze beantragt die Stadt Ettlingen die Erhebung zur Großen Kreisstadt, was die Landesregierung von Baden-Württemberg mit Wirkung vom 1. Januar 1966 beschloss. Dieser Status wird nach Bildung der neuen Stadt Ettlingen nach der Gebietsreform 1974 nochmals bestätigt.
1979 finden im barocken Innenhof des Schlosses die ersten Aufführungen der Ettlinger Schlossfestspiele statt und 1988 ist Ettlingen Gastgeber der baden-württembergischen Landesgartenschau. 1994 fanden in Ettlingen die Heimattage Baden-Württemberg statt.
Religionen
Ettlingen gehörte ursprünglich zum Bistum Speyer bzw. zum Archidiakonat St. German und Moritz in Speyer. War die Pfarrei Anfangs dem Dekanat Durlach zugeordnet, so wurde Ettlingen im 16. Jahrhundert Sitz des Landkapitels. Seit etwa 1520 fasste die Reformation Fuß in Ettlingen. Wegen der Zugehörigkeit der Stadt zur katholischen Linie von Baden-Baden und insbesondere infolge der ab 1624 in Ettlingen tätigen Jesuiten, wurde die Stadt jedoch rekatholisiert, so dass sich erst im 19. Jahrhundert wieder Protestanten in Ettlingen niederließen. Nach der Säkularisation gehörte die katholische Pfarrei Ettlingen zum Generalvikariat Bruchsal und 1821 bzw. 1827 kam Ettlingen zum neu gegründeten Erzbistum Freiburg. Hier wurde die Stadt Sitz eines Dekanats. Dieses umfasst heute neben den Pfarrgemeinden der Stadt Ettlingen das gesamte Umland. Die Pfarreien sind zu Seelsorgeeinheiten zusammengefasst. Im Bereich der Stadt Ettlingen gibt es die Seelsorgeeinheit Ettlingen-Stadt mit den Pfarrgemeinden Herz-Jesu, Liebfrauen und St. Martin (die älteste Kirche der Stadt), die Seelsorgeeinheit Ettlingen Süd mit den Pfarrgemeinden St. Dionysis Ettlingenweier und St. Josef Bruchhausen und die Seelsorgeeinheit Ettlingen Höhe mit den Pfarrgemeinden St. Georg Völkersbach, St. Bonifatius Schöllbronn und St. Antonius Spessart, wobei Völkersbach politisch zur Gemeinde Malsch gehört.
Die seit dem 19. Jahrhundert zugezogenen Protestanten wurden zunächst von Rüppurr aus versorgt, erhielten jedoch 1848 einen eigenen Geistlichen und ab 1869 eine eigene Pfarrei (Johannesgemeinde), die später eine eigene Kirche erhielt. Sie ist die älteste protestantische Kirche Ettlingens. Die Johannesgemeinde gehörte zunächst zum Stadtdekanat Karlsruhe. Später kam sie zum Dekanat Alb-Pfinz, dessen Sitz sich in Pfinztal befindet. Die Johannesgemeinde wuchs zahlenmäßig weiter an, so dass sie 1951 geteilt wurde. Es entstand die Paulusgemeinde, die sich ab 1953 ein Gemeindehaus erbaute, dem 1965 ein Glockenturm angefügt wurde. Infolge weiterer Zunahme der Gemeindeglieder wurde 1972 die Paulusgemeinde geteilt, und es entstand die Luthergemeinde. Zu ihr gehören heute die Protestanten von Ettlingen-West sowie der Stadtteile Bruchhausen, Ettlingenweier und Oberweier. Zwischen 1969 und 2003 unterhielt die Evangelische Landeskirche in Baden einen Kirchenkreis Mittelbaden mit Sitz in Ettlingen. Dieser wurde im Zeichen von Sparmaßnahmen aufgelöst und Ettlingen gehört nun zum Kirchenkreis Nordbaden.
Neben den beiden großen Kirchen gibt es auch Freikirchen und Gemeinden, darunter eine Freie Evangelische Gemeinde und die Liebenzeller Gemeinde. Ferner sind auch die Zeugen Jehovas und die Neuapostolische Kirche in Ettlingen vertreten.
Eingemeindungen
In die Stadt Ettlingen wurden im Rahmen der Gemeindereform in Baden-Württemberg folgende Gemeinden eingegliedert bzw. mit der Stadt Ettlingen zusammengeschlossen:
- am 1. März 1972: Spessart (Schwarzwald) (in den Bergen des Schwarzwaldes gelegen), durch Eingemeindungsvertrag.
- am 1. Oktober 1974: Ettlingenweier (in der Rheinebene gelegen), durch Eingemeindungsvertrag.
- am 1. Oktober 1974: Bruchhausen und Oberweier (am Hang des Schwarzwaldes gelegen) sowie Schluttenbach und Schöllbronn (in den Bergen des Schwarzwaldes gelegen) durch freiwilligen Zusammenschluss.
Neben diesen sechs Ortschaften war Ettlingen auch daran interessiert, die Gemeinde Busenbach einzugemeinden. Diese entschied sich jedoch gegen Ettlingen und schloss sich mit Reichenbach und Etzenrot zur Gemeinde Waldbronn zusammen.
Einwohnerentwicklung
Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind meist Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze).
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¹ Volkszählungsergebnis
Politik
Da Ettlingen eine Große Kreisstadt ist, obliegt die Fachaufsicht nicht dem Landkreis Karlsruhe sondern dem Regierungsbezirk Karlsruhe. Dem Landkreis verbleibt lediglich die Rechtsaufsicht.

Gemeinderat
Der Gemeinderat der Stadt Ettlingen hat seit der letzten Kommunalwahl vom 13. Juni 2004 insgesamt 39 Mitglieder (zuvor 34). Die Wahl brachte folgendes Ergebnis:
- CDU 36,15 % (−20,6) – 15 Sitze (−5)
- „Für Ettlingen – FE“ (Verein – sind nicht Mitglied im Freien Wählerverband Baden-Württemberg) 22,06 % (+22,06) – 9 Sitze (+9)
- SPD 20,93 % (−6,2) – 8 Sitze (−1)
- GRÜNE 8,23 % (−1,8) – 3 Sitze (=)
- „Freie Wähler Ettlingen“ (Verein – sind Mitglied im Freien Wählerverband Baden-Württemberg) +6,50 % (+6,50) – 2 Sitze (+2)
- FDP/DVP 6,14 % (−0,1) – 2 Sitze (=)
Eine kleine Besonderheit ist, dass in Ettlingen zwei völlig verschiedene Wählervereinigungen zur Wahl angetreten sind. Diese zwei Gruppierungen haben unterschiedliche politische Schwerpunkte und legen Wert darauf, nicht als gemeinsame „Freie Wähler“ angesehen zu werden.
Prominentestes Gemeinderatsmitglied ist der Fußballtrainer Winfried Schäfer (FE)
Stadtoberhäupter
An der Spitze der Stadt stand der Schultheiß, der 1238 erstmals erwähnt ist. Ihm standen seit 1579 zwei Bürgermeister zur Seite. Diese wurden bis ins 17. Jahrhundert jährlich gewählt. Seit etwa 1700 übernahm der ältere Bürgermeister die Leitung der Stadt. Die Aufsicht über die Stadt führte der markgräfliche Amtmann. Einen Rat gab es in Ettlingen seit dem 13. Jahrhundert. Dieser hatte zwölf Mitglieder, in der Mitte des 18. Jahrhunderts nur sechs und Ende des 18. Jahrhunderts zehn Mitglieder.
Heutiges Stadtoberhaupt ist der Bürgermeister, seit 1. Januar 1966 Oberbürgermeister, der von der Bevölkerung auf acht Jahre direkt gewählt wird. Sein ständiger Vertreter ist der Erste Beigeordnete mit der Amtsbezeichnung Bürgermeister.
Bürgermeister und (ab 1966) Oberbürgermeister
- 1800 - 1811: Franz Williard
- 1811 - 1813: Ignanz Reiss
- 1814: Franz Williard
- 1815 - 1817: Ulrich Wackher
- 1817 - 1823: Florian Buhl
- 1823 - 1831: Xaver Wick
- 1831 - 1836: Jakob Ulrich
- 1836 - 1839: Wilhelm Schneider sen.
- 1839 - 1845: Jakob Ulrich
- 1845 - 1849: Wilhelm Schneider sen.
- 1849 - 1863: Josef Speck
- 1863 - 1868: Wilhelm Schneider jun.
- 1869 - 1870: Philipp Neumeier
- 1870 - 1879: Philipp Thiebauth
- 1879 - 1885: Josef Haug
- 1885 - 1887: Philipp Thiebauth
- 1887 - 1893: Adolf Groß
- 1893 - 1903: Karl Haas
- 1903 - 1908: Vinzenz Häfner
- 1908 - 1913: Dr. Karl Hofner
- 1913 - 1915: Wilhelm Ziegler
- 1915 - 1917: Wilhelm Röttinger
- 1917 - 1920: Josef Hügel
- 1920 - 1929: Dr. Paul Potyka
- 1929 - 1941: Gustav Kraft
- 1941 - 1943: Lorenz Weiss, 1. Beigeordneter
- 1943 - 1945: Karl Buchleither
- 1945: Fritz Strauss
- 1945 - 1946: Dr. Otto Carnier
- 1946 - 1948: Heinrich Theophil Kaufmann, BCSV
- 1948 - 1974: Hugo Rimmelspacher, Bürgermeister, ab 1966 Oberbürgermeister
- 1974 - 1987: Dr. Erwin Vetter, CDU, Oberbürgermeister
- 1987 - 2003: Josef Offele, CDU, Oberbürgermeister
- 2003 - heute: Gabriela Büssemaker, FDP/DVP, Oberbürgermeisterin
Wappen
Blasonierung: Das Wappen der Stadt Ettlingen zeigt in gespaltenem Schild vorn in Gold ein roter Schrägbalken, hinten in Blau ein schwebender, silberner Zinnenturm. Die Stadtfarben sind Blau-Weiß.
Bedeutung: Die eine Seite des Wappens ist der badische rote Schrägbalken. Es zeugt von der sehr frühen Zugehörigkeit zur Markgrafschaft Baden. Der weiße Zinnenturm verweist auf das Kloster Weißenburg, das vor den Markgrafen von Baden hier regierte. Die Farben Blau-Weiß stammen aus dem Wappen des Bistums Speyer.
Wappen und Flagge wurde am 12. Februar 1976 vom Regierungspräsidium Karlsruhe neu verliehen.
Ältere Wappen: Das älteste bekannte Siegel der der Stadt wird um das Jahr 1234 datiert. Es zeigte den badischen Schrägbalken, ein Schlüssel kreuzte den Schrägbalken. Der Schlüssel stand für den Heiligen Sankt Peter, den Schutzpatron des Klosters Weißenburg. Der Schlüssel wurde im 14. Jahrhundert durch den Turm von Weißenburg ersetzt. Die Farben Blau und Weiß des Turmes wurden erst im 19. Jahrhundert festgelegt, als die Bischöfe von Speyer hier viel Einfluss hatten.
Städtepartnerschaften
Ettlingen unterhält mit zahlreichen Städten Städtepartnerschaften:
- Épernay, Frankreich, seit 1953
- Middelkerke, Belgien, seit 1971
- Clevedon, Vereinigtes Königreich, seit 1980
- Löbau, Sachsen, seit 1990
- Gatschina, Russland, seit 1992
- Menfi, Italien (Sizilien), seit 2004
Die Partnerschaft mit der Stadt Epernay zählt zu den ältesten in Deutschland.
Die Stadtteile Bruchhausen, Oberweier und Schluttenbach unterhalten ebenfalls Partnerschaften mit französischen Städten, und zwar Bruchhausen mit Fère-Champenoise seit 1962, Oberweier mit Etoges seit 1973 und mit Ferebrianges/Beaunay seit 1994 sowie Schluttenbach mit Soudron seit 1961.
Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr
Ettlingen ist per Straße über die Bundesautobahn A5 (Alsfeld - Weil am Rhein) sowie die Bundesstraße B3 (Buxtehude - Weil am Rhein) zu erreichen. Die Straße aus dem Schwarzwald von Bad Herrenalb her durch das Albtal führt seit 1994 durch einen von österreichischen Fachleuten bergmännisch vorgetriebenen Tunnel, den Wattkopftunnel, an der Stadt vorbei. Ettlingen hat einen Bahnhof an der Rheintalbahn und mehrere Bahnhöfe und Haltepunkte an der ältesten Überlandlinie des Karlsruher Stadtbahnnetzes, der Albtalbahn nach Bad Herrenalb.

Ansässige Unternehmen
Ettlingen war in der Vergangenheit bekannt für seine Papierfabriken. Die eigentliche Papierherstellung ist dann aber im 20. Jahrhundert mehr und mehr abgewandert, inzwischen ist nur noch die Papierverarbeitung geblieben. Eine besondere Stellung stellt dabei die Firma Schneidersöhne als größter Arbeitgeber Ettlingens dar. Ehemals Europas größter Papierhändler in Familienbesitz, gehört Schneidersöhne seit 2005 zu Papyrus, einem Unternehmen der Stora Enso-Gruppe.
Die Firma Bardusch hat in Ettlingen ihren Stammsitz und ist international tätig. Bardusch ist ein Textilleasingunternehmen, das textile Servicesysteme von individueller Berufsbekleidung bis hin zu Stoffhandtuchspendern der Waschraumhygiene anbietet.
Am nördlichen Ortseingang von Ettlingen befindet sich der Hauptsitz der entory AG, das "entory home". Die entory AG ist eine Tochter der Softlab GmbH und ein IT-Consultingunternehmen für den Finanzdienstleistungssektor. Insgesamt sind bei entory ca. 400 Mitarbeiter an den Standorten Ettlingen, Frankfurt am Main, München, Köln und Hannover angestellt.
Kontaktlinsenträgern dürfte die Firma AMO (Advanced Medical Optics Germany GmbH) ein Begriff sein, welche Produkte aus der Ophthalmo-Chirurgie und der Kontaktlinsenhygiene anbietet. In Ettlingen liegt die Zentrale für Europa, Afrika und Asia-Pacific. Bekannt wurden die Produkte noch unter dem Herstellernamen Allergan.
Unter den größten Ettlinger Arbeitgebern findet sich auch die walter TeleMedien-Gruppe, ein in der Call-Center-Branche ehemals führendes Unternehmen, welches am Ettlinger Standort über 1000 Mitarbeiter (Stand 2005) in Festanstellung beschäftigt. Walter wird dem sogenannten Billiglohn-Sektor zugeordnet. Das Unternehmen wurde in den 90er Jahren regional bekannt, da es bei einem Großteil seiner damals freiberuflichen Mitarbeiter zu steuerlichen Problemen kam.
Weithin bekannt war auch der Skandal um die Ettlinger Firma FlowTex, deren betrügerische Geschäfte mit nicht vorhandenen Bohrgeräten im Jahre 2000 aufgedeckt wurden.
Medien
In Ettlingen erscheint als Tageszeitung eine Lokalausgabe der in Karlsruhe erscheinenden Badischen Neuesten Nachrichten (BNN).
Als Wochenzeitungen erscheinen immer Sonntags "Boulevard-Baden" und "Der Sonntag". Das Amtsblatt Ettlingen erscheint ebenfalls wöchentlich im gesamten Stadtgebiet einschließlich Stadtteilen.
Das regionale Fernsehprogramm R.TV Karlsruhe ist in das Ettlinger Kabelnetz eingespeist.
Gerichte, Behörden und Einrichtungen
Ettlingen hat ein Amtsgericht, das zum Landgerichtsbezirk Karlsruhe gehört, ein Finanzamt und eine Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit. Ferner ist die Stadt Sitz des Dekanats Ettlingen des Erzbistums Freiburg.
Bildung
In Ettlingen befinden sich folgende Schulen in Trägerschaft der Stadt:
- vier Grundschulen: Thiebauthschule, Erich-Kästner-Schule Ettlingenweier, Hans-Thoma-Schule Spessart und Grundschule Oberweier
- vier Grund- und Hauptschulen: Geschwister-Scholl-Schule Bruchhausen, Johann-Peter-Hebel-Schule Schöllbronn, Pestalozzischule und Schillerschule
- zwei allgemeinbildende Gymnasien: Eichendorff-Gymnasium und Albertus-Magnus-Gymnasium
- drei berufliche Gymnasien : Bertha-von-Suttner (Biotechnologie/Agrawissenschaftlich), Wilhelm-Röpke-Schule (Wirtschaft) und Albert-Einstein-Schule (Technik).
- zwei Realschulen: Anne-Frank-Realschule und Wilhelm-Lorenz-Realschule und die
- Carl-Orff-Förderschule.
im weiteren befindet sich in Ettlingen ein in privater Trägerschaft des Heisenberg Gymnasium e.V. stehendes Gymnasium, das Heisenberg Gymnasium Ettlingen
Der Landkreis Karlsruhe ist Träger der Gartenschule für geistig Behinderte sowie der drei beruflichen Schulen Albert-Einstein-Schule (Gewerbliche Schule), Bertha-von-Suttner-Schule (Hauswirtschaftliche Schule) und Wilhelm-Röpke-Schule (Kaufmännische Schule).
Ferner besteht die private St. Augustinusschule für Erziehungshilfe.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
Der Innenhof des Ettlinger Schlosses dient im Sommer den Schlossfestspielen als Veranstaltungsort.
Die „kleine bühne ettlingen“ ist ein Theaterverein, der seit 1982 in der Großen Kreisstadt Ettlingen aktiv ist. In jeder Spielzeit bringen die Mitglieder des Erwachsenentheaters zwei Eigenproduktionen heraus. Zusammen mit den Aufführungen des Jugendtheaters Arcobaleno sind es sogar drei Eigenproduktionen, die pro Spielzeit auf dem Spielplan stehen. Wer Lust daran hat unter professionellen Bedingungen aufzutreten kann mitmachen. Unter dem Namen Arcobaleno können Kinder - ab 10 Jahren - und Jugendliche ihr schauspielerisches Talent ausprobieren. Neben diesen Aktivitäten fördert die „kleine bühne ettlingen“ als Veranstalter die Kleinkunst. Künstler aus der Region erhalten die Möglichkeit sich dem Publikum zu präsentieren.
Museen
Das Museum Ettlingen im Schloss bietet Sonderausstellungen zu Kunst, Völkerkunde und Archäologie und gelegentlich auch Wechselausstellungen zu unterschiedlichen Themen. Die Museumsgesellschaft Ettlingen ist der Förderverein des Museums, der auch eigene Ausstellungen veranstaltet.
Musik
Neben der Musikschule Ettlingen gibt es seit einigen Jahren auch einen Jazz-Club. Darüber hinaus finden Musik-Veranstaltungen verschiedenster Couleur statt, z. B. in der Stadthalle, der Schlossgartenhalle und dem Asam-Saal des Schlosses.
In Ettlingen findet alle zwei Jahre der weltweit sehr renommierte "Internationale Wettbewerb für Junge Pianisten" für Nachwuchspianisten statt. Unter anderem gewann z.B. 1994 der damals elfjährige Lang Lang.
Bauwerke

Hauptsehenswürdigkeit der Stadt ist das Markgräfliche Schloss, das 1727-33 nach Plänen von Johann Michael Ludwig Rohrer erbaut wurde, mit dem berühmten Asamsaal. Die St. Martinskirche (kath.) wurde 1732/33 wiederaufgebaut; sie steht über einem römischen Bad und hat eine zweitausendjährige Geschichte. Das Fundament der Martinskirche steht auf den römischen Ruinen aus dem 2. Jahrhundert, der untere Turmschaft ist romanisch und stammt aus dem 12. Jahrhundert. Im 14. Jahrhundert wurde der gotische Achteckige Turm erbaut, dessen Behelmung 1715 im Barock erfolgte. Der gotische Chor stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde 1733 mit einem barocken Langhaus erweitert. An der Westfassade von St. Martin sieht man die Plastik des Heiligen und das markgräfliche Allianzwappen. Die neueste Errungenschaft ist das Deckengemälde von Emil Wachter aus dem Jahre 1988, das 812 m² umfasst.
Weitere Kirchen sind die Herz-Jesu-Kirche, die von 1902-06 im neoromanischen Stil nach Plänen von Johannes Schroth, Leiter des Erzbischöflichen Bauamts in Karlsruhe, errichtet wurde und die Evangelische Johanneskirche. Das Rathaus stammt aus der Zeit von 1737/38. Von der Stadtbefestigung sind einige Mauerteile sowie der Lauerturm (Wahrzeichen der Stadt) erhalten. Zu einer der Sehenswürdigkeiten der Stadt Ettlingen, zählt der spätgotische Georgsbrunnen auf dem Marktplatz aus dem Jahre 1494. Am Brunnenschaft befinden sich die vier Wappen von Österreich vorne, Baden-Sponheim rechts, Ettlingen links und Trier hinten. Der aus dem 13. Jahrhundert stammende Rathausturm war ein ehemaliges Stadttor, es wurde 1737/39 mit einem Achteck und einer barocken Behelmung aufgestockt und mit dem Rathaus verbunden. Am Rathausturm befindet sich das Gefallendenkmal von Oskar Alexander Kiefer zum Gedenken an die Toten des Ersten Weltkrieges.
Zu nennen sind ferner der Bismarckturm am Rand des Wattkopfs, der Narrenbrunnen von 1549, auf dem Renaissancebrunnen ist am Brunnenschaft das Portrait des Hofnarren Hans von Singen, der Neptunstein aus der Römerzeit, die Nepomukstatue von 1724 und die Obere Papiermühle, ein Fachwerkbau mit Mansarddach von 1791.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Ettlinger Traditionshotel "Erbprinz", das, am Ende des 18.Jahrhunderts ursprünglich eine Poststation, mittlerweile ein Hotel mit Weltruf ist.
Parks
Zur Landesgartenschau 1988 wurde im Süden der Stadt eine größere Fläche in einen Park mit Wasserlauf und See umgewandelt. Heute dient der Horbachpark hauptsächlich den Spaziergängern und den Modellbootfans. In östlicher Richtung etwas versteckt liegt der kleinere Watthaldenpark mit einem Teich und vielen alten Bäumen. Hier findet einmal im Jahr an einem Sommerwochenende das Watthalden- Festival mit Musik aus den unterschiedlichsten Richtungen (im Allgemeinen keine Blasmusik) und Verpflegung statt. Hinter der Herz Jesu Kirche findet sich ebenfalls eine kleine Parkfläche, der Alte Friedhof. Heute als Erholungsfläche genutzt, befand sich hier früher der Friedhof der Stadt. Ebenfalls als Erholungsfläche wird der Watthalden Park genutzt.
Regelmäßige Veranstaltungen
In Ettlingen finden jeden Sommer die überregional bekannten Schlossfestspiele statt, mehrere Monate lang werden Theaterstücke und Musicals aufgeführt, sowohl klassische als auch moderne Stücke. Die Aufführungen finden vor allem im Freien im Schlosshof statt, teilweise auch in der danebenliegenden Halle. In der Vergangenheit wurde auch schon das gesamte Stadtgebiet inklusive Wagen und Hallen der Straßenbahn mit einbezogen.
Dampflok-Nostalgie
Während des Sommers finden viele Fahrten mit Dampflokomotiven statt. Die Ulmer Eisenbahn-Freunde, einer der größten Museumsbahnvereine Deutschlands, betreiben mehrere Lokomotiven, die in Hallen in der Nähe von Ettlingen untergebracht sind und mit viel Ehrgeiz und Enthusiasmus gewartet und gepflegt werden. Die Fahrten finden auf der Albtalbahn statt.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Die Stadt Ettlingen bzw. die früheren Gemeinden im heutigen Stadtgebiet haben folgenden Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen:
Ehrenbürger der Stadt Ettlingen
- 1882: Anton Bell, Seminarmusiklehrer
- 1894: Joseph Schleinkofer, Gerichtsnotar
- 1896: Friedrich Kücherer, Gewerbe- und Reallehrer
- 1904: Karl Hofheinz, Oberlehrer
- 1905: Florian Buhl, Fabrikant
- 1919: Wilhelm Lorenz, Fabrikant
- 1921: Ludwig Albert, Geistlicher Rat
- 1922: Rudolf Buhl, Fabrikant
- 1931: Karl Springer, Weinhändler und Heimatforscher
- 1947: August Kast, Geistlicher Rat
- 1955: Dr. Josef Rummel, Erzbischof in New Orleans
- 1958: Prof. Dr. h.c. Karl Albiker, Bildhauer
- 1960: Prof. Dr. Ing. Rudolf Plank
- 1974: Hugo Rimmelspacher, Oberbürgermeister
- 1986: Helmuth Gietz, Hotelier
- 1987: Dr. Erwin Vetter, Oberbürgermeister und Minister a.D.
Ehrenbürger der Stadtteile
- 1948: Ottilie Decker, Hauptlehrerin, Ehrenbürgerin von Spessart
- 1958: Otto Junker, Pfarrer, Ehrenbürger von Spessart
- 1974: Franz Kühn, Ortsvorsteher und Bürgermeister a.D., Ehrenbürger von Bruchhausen
- 1970: Josef Diebold, Maurer, Ehrenbürger von Oberweier
Söhne und Töchter der Stadt
- Kaspar Hedio (um 1494–1552), deutscher Theologe und Reformator
- Matthias Erb (um 1494–1571), deutscher Theologe und Reformator
- Franciscus Irenicus (1494/1495–1553), deutscher Theologe und Historiker
- Ludwig Georg Simpert (1702–1761), Markgraf von Baden-Baden
- Johannes Ignaz Ullrich (1791–1876), Stadtbaumeister
- Jakob Ullrich (1796–1861), Bürgermeister und Landtagsabgeordneter
- Georg Wurster (1934–1977), Opfer der RAF, saß im Auto von Siegfried Buback
- Barbara Salesch (* 1950), deutsche Juristin, bekannt aus einer TV-Serie auf Sat.1
- Simon Pierro (* 1978), deutscher Zauberkünstler
Sonstige mit der Stadt verbundene Persönlichkeiten
- Von 1727 bis zu ihrem Tode am 10. Juli 1753 wohnte Franziska Sibylla Augusta Markgräfin von Baden-Baden, die Gattin von Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, der als Türkenlouis bekannt wurde, im Schloss in Ettlingen.
- Der Bildhauer Karl Albiker (1878–1961) lebte die meiste Zeit in Ettlingen, wo er auch starb. Er schuf u. a. die Figuren im Ettlinger Stadtgarten und am Olympiagelände Berlin.
- Der Bildhauer Oskar Kiefer (1874–1938) wurde zwar in Offenburg geboren, stammte aber aus Ettlingen und verbrachte dort die meiste Zeit seines Lebens. Er schuf das Anti-Kriegsdenkmal am Ettlinger Rathausturm.
- Die deutsche Schauspielerin Natalia Avelon wurde in Breslau geboren, lebt aber seit ihrer Kindheit im Ettlinger Stadtteil Schöllbronn.
Hier eine Auswahl von einigen Wahl-Ettlingern:
- Harald Hurst, Mundartdichter
- Christian Klar, Mitglied der RAF (2. Generation), ging in Ettlingen zur Schule
- Claus Kretz, von 1997 bis 2007 Landrat des Landkreises Karlsruhe
- Winfried Schäfer, Fußballtrainer
- Manfred Schmider, ehemaliger Unternehmer und Urheber des FlowTex-Skandals
- Karl Steinbuch, Pionier der deutschen Informatik
- Johannes Thimme, Mitglied der RAF (3. Generation), lebte einige Jahre in Ettlingen und wurde hier beerdigt.
Literatur
- David Depenau: Der "Erbprinz" in Ettlingen. Geschichte und Geschichten eines Hotels. Hrsg.: Stadt Ettlingen. 3. Auflage. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, ISBN 978-3-89735-226-1 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Ettlingen, Bd. 17).
- Badisches Städtebuch. In: Erich Keyser (Hrsg.): Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages. Band IV, 2. Teilband. Kohlhammer, Stuttgart 1959.
- Dorothee LeMaire: 15. August 1689: Die Zerstörung Ettlingens. In: Ettlinger Hefte. Band 25, 1991.
- Dorothee LeMaire: Ettlingen. Sutton Verlag, 2005, ISBN ISBN 978-3-89702-844-9(?!).
- D. Lutz, E. Schallmayer: 1200 Jahre Ettlingen. Archäologie einer Stadt. In: Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg. Band 4. Weinsberg 1988.
- B. Schwarz: Geschichte der Stadt Ettlingen. Ettlingen 1900.
- Rüdiger Stenzel: Ettlingen von 1689-1815. Hrsg.: Stadt Ettlingen. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1997, ISBN 978-3-929366-77-8 (Geschichte der Stadt Ettlingen, Bd. 3).
Sonstige Bilder
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Innenhof des Schlosses
-
Skulptur im Horbach-Park