Sandschak (Osmanisches Reich)
Ein Sandschak oder Sandschakbey (türk. Sancak, serb. Sandžak, arab. Transkription im Englischen: Sanjak, türk. Originalbedeutung „Fahne“) war im Osmanischen Reich eine Unterabteilung in der Provinzialverwaltung. Der Sandschak hat seinen Namen vom Feldzeichen der Anführer der türkischen Stammesverbände, dem Tugh (Rossschweif). Der Begriff Sandschak war bedeutungsgleich mit dem arabischen liwâ’, das in den Nachfolgestaaten des Osmanischen Reiches ebenfalls eine Verwaltungseinheit bezeichnete. Der Sandschak war eine Untergliederung des Eyalet der Feudalzeit bzw. ab 1867 des Vilayet. In der Feudalzeit stand an der Spitze des Sandschaks ein Bey, in der Spätzeit ein Mütesarrıf. Unter der Vilayetverfassung gab auch Sandschaks, die nicht zu einem Vilayet gehörten, sondern aus strategischen oder religiösen Gründen direkt der Zentralregierung unterstanden; man nannte sie unabhängige Sandschaks. Nach dem 1. Weltkrieg wurden die bei der Türkei verbliebenen Sandschaks alle unabhängig, dann als Vilayets bezeichnet, bis sie die echt türkische Bezeichnung il bekamen.
Die Sandschaks waren unterteilt in Kazas (türk. kaza, arab. qadâ’ = Gerichtsbezirk) – was europäischen Oberämtern, Kreisen oder Counties entsprach –, diese entsprechend unseren Unterämtern oder Kommunen in Nahies (türk. nahiye, arab. nâhiya), diese wiederum in mehrere Dörfer (türk. karye) oder Stadtviertel (türk. mahalle).
Sandschak Scherif (die „edle Fahne“) ist die so genannte Fahne des Propheten Mohammed, welche als heiligste Reliquie der Türken in der Schatzkammer des Topkapı Sarayı aufbewahrt und jährlich einmal im Ramadan zur öffentlichen Verehrung in den Räumen jenes Palastes ausgestellt wurde.
Dieselbe stammt der Religionssage nach aus den ersten Kriegen des Propheten, ging später in den Besitz der Umayyaden und Abbasiden über und fiel schließlich während der Eroberung Ägyptens Sultan Selim I. in die Hände.
Sie soll, wenn dem Osmanenstaat oder dem Islam die äußerste Gefahr droht, mit ins Lager genommen und vom Sultan persönlich enthüllt werden, worauf dieser sich dann an die Spitze der Armee stellen und jeder waffenfähige Moslem sich am Kampf beteiligen muss.
Dies ist nur im Jahre 1595 geschehen, als Murad III. gegen Erlau (ung. Eger) zog, was aber nicht verhinderte, dass die Türken samt der Fahne in die Flucht geschlagen wurden, ja die Letztere beinahe verloren hätten.
Literatur
- Encyclopaedia of Islam s. v. SANDJAK.
- Andreas Birken: Die Provinzen des Osmanischen Reiches, Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients, Reihe B Nr. 13, Wiesbaden 1976.