Carrara-Marmor
Carrara-Marmor ist eine der bekanntesten Marmorsorten weltweit. Die Steinbrüche Carraras wurden vor ca. 2000 Jahren, zur Zeit des Augustus, entdeckt. Carrara-Marmor wird in ca. 150 Brüchen im Raum Carrara abgebaut. Die hellen Sorten sind aufgrund der Seltenheit die begehrtesten und die teuersten.
Im Mittelalter kam der Marmorabbau fast zum Erliegen. Erst 1313, als die Pisaner Carrara unterwarfen, verhalfen sie der Marmorproduktion zu neuer Blüte. Von hier haben Michelangelo und andere ihre Marmorblöcke bezogen, aus solchen Steinen ist der David geschaffen worden. Er findet sich auch im Dom von Florenz, im Campanile von Pisa, im Petersdom zu Rom, im ehem. World Trade Center in New York, in Kasinos von Las Vegas und in ungezählten Kathedralen des Kapitels Marmor aus Carrara.
Die Marmorsteinbrüche liegen in etwa 1000 Meter Höhe. Zuzeiten der alten Römer brauchte man noch ein Heer von Sklaven, um ein paar 1000 Tonnen pro Jahr abzubauen. In den Fels wurden Löcher gebohrt, in die man dann Holzpflöcke steckte. Mit Wasser begossen dehnten sie sich aus und sprengten einen Brocken aus dem Berg. Während der Renaissance wurde Schwarzpulver in die Bohrlöcher gefüllt und gezündet. Um einen verwertbaren Block zu erhalten, zersprengten jedes Mal viele Tonnen des wertvollen Gesteins in unverwertbare kleine Trümmer. Aus dieser Zeit des Raubbaues stammen die gewaltigen Schutthalden, die heute das Landschaftsbild bestimmen.
Heute wird der Marmor gesägt. Lange Stahlseile, dicht besetzt mit Industriediamanten, schneiden den Stein in transportfähige, tonnenschwere Blöcke. Ein ständiger Wasserstrom kühlt dabei die Sägeseile.
Rund eine Million Tonnen Marmor jährlich werden so aus einem noch immer unerschöpflich scheinenden Vorrat abgebaut. Das für Künstler so magische Material ist für Geologen schlicht kristallines Calciumcarbonat, also Kalkstein, dessen Bildung vor 200 Millionen Jahren begann und das sich später zu einem Marmorgebirge aufgetürmt hat. Damals erstreckte sich in der Region um Carrara noch ein flaches, warmes Meer. Gehäuse und Skelette abgestorbener Meeresorganismen sanken auf den Grund des Meeres und bildeten im Laufe der Zeit mächtige Sedimente, die dann zu Kalkstein verfestigt wurden.
Vor etwa 30 Millionen Jahren kam Bewegung in die Struktur der Region. Zwei Platten der erkalteten Erdkruste, Afrika und Europa, bewegten sich aufeinander zu, die Sedimentschichten wurden in großer Erdtiefe unter mehreren Millionen Atmosphären Druck zusammen gepresst und unter sehr hohen Temperaturen chemisch verändert und verformt. Aus dem weichen Kalkstein wurde kristalliner Marmor, der später nach oben zu dem jetzigen Gebirge aufgetürmt wurde. Marmor ist nicht gleich Marmor. Es gibt in Carrara ca. 50 verschiedene Sorten. Der beste ist der sog. „Statuario“, also der Marmor für Statuen, mit dem die führenden Künstler gearbeitet haben. Michelangelo z.B. hat sich mehrmals selber in die Steinbrüche begeben, um sein Idealmaterial zu suchen.
Die Tonne kostete – vor Jahren - etwa 400.000 Lire, also rund 350 €, wobei hochwertigster Marmor einen Preis von umgerechnet 1.050 € je Tonne erzielen kann. 50% der heutigen Förderung gehen in arabische Länder, um beispielsweise Flughäfen stilistisch zu verfeinern. Insgesamt gehen ¾ der Gesamtproduktion ins Ausland. 3.500 Menschen verdienen heute noch ihr Geld mit dem Marmorhandel, davon gut 1.000 im direkten Abbruch.