Berliner Rundfunk
Der Berliner Rundfunk (BERU) war ein Rundfunksender des Rundfunks der DDR. Er produzierte das gleichnamige Hörfunkprogramm. Dieses hatte vor allem einen politischen Schwerpunkt und informierte über das Geschehen in der Hauptstadt Berlin.
Zum 1. Januar 1992 wurde der Berliner Rundfunk privatisiert und firmiert seitdem unter dem Namen Berliner Rundfunk 91,4.
Geschichte
Der Berliner Rundfunk strahlte am 13. Mai 1945 noch unter der Bezeichnung "Radio Berlin" seine erste Sendung über den Mittelwellensender Berlin-Tegel aus und stand unter der Kontrolle der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD). Diese erste Sendung war etwa eine halbe Stunde lang und wurde in einem Gebäude am Standort des Senders in Tegel produziert. Wenige Tage danach zog er in das Haus des Rundfunks in der Masurenallee, den Sitz der ehemaligen Reichs-Rundfunkgesellschaft in Berlin, um und wurde in "Berliner Rundfunk" umbenannt. Damit war der Berliner Rundfunk der älteste Rundfunksender der DDR.
Bereits 1946 nahmen die Spannungen zwischen den West-Alliierten und den Sowjets zu, die den Berliner Rundfunk für sich beanspruchten und den anderen Siegermächten keine Sendezeit einräumen wollten. Dies führte u.a. zur Gründung des RIAS als amerikanisches Gegenstück zum Berliner Rundfunk. Dadurch, dass der Sender seinen Sitz nach Aufteilung Berlins in Sektoren im Haus des Rundfunks hatte, ergab sich während der Berliner Blockade die Situation, dass der sowjetisch kontrollierte Berliner Rundfunk sich im britischen Sektor, also in dem durch die Sowjets blockierten Teil der Stadt befand und seinerseits durch die Briten blockiert wurde. In diesem Zusammenhang erreichten die Auseinandersetzungen der Alliierten um den Berliner Rundfunk auch einen ersten Höhepunkt, als am 16. Dezember 1948 der Sendeturm des Senders in Tegel durch die Franzosen gesprengt wurde.
Dem Berliner Rundfunk waren zunächst die ebenfalls neu gegründeten Landessender Potsdam und Schwerin sowie das Studio Rostock angeschlossen.
Im Zuge der Zentralisierung in der DDR im Jahre 1952, bei der u.a. auch die fünf Länder aufgelöst wurden, trat auch im Rundfunkwesen eine Änderung ein. Mit dem Funkhaus Nalepastraße 18-50 in Berlin-Oberschöneweide hatte der DDR-Rundfunk einen neuen Standort bezogen. Von hier aus wurden ab 1952 alle Hörfunkprogramme der DDR gesendet. Der Berliner Rundfunk wurde im September 1952 zum Programm Berlin I mit politischem Schwerpunkt umgewandelt, dem die Sender Schwerin und Weimar zugeordnet wurden. Das Programm übernahm auch die Kurzwelle des bisherigen Deutschlandsenders (DLS).
Im August 1953 wurde der Rundfunk neu organisiert. Es entstanden wieder der Deutschlandsender, der Berliner Rundfunk und Radio DDR. Von Juni 1954 bis September 1955 hieß das Programm des Berliner Rundfunks vorübergehend Berlin 1. Programm, im Gegensatz zum Programm von Radio DDR, das Berlin 2. Programm hieß. Der Berliner Rundfunk strahlte bis 1990 sein Programm über Mittelwelle (657, 693, 999, 1170, 1431 und 1575 kHz) und UKW aus.
Berliner Welle
Vom 2. Februar 1958 an produzierte der Berliner Rundfunk auch ein 2. Programm, das zunächst als "Berliner Rundfunk 2. Programm" ausgestrahlt und im Dezember 1959 in "Berliner Welle" umbenannt wurde. Dieses Programm wurde nur in Berlin ausgestrahlt und wandte sich vor allem an Hörer in West-Berlin. Die Berliner Welle stellte am 14. November 1971 ihren Sendebetrieb ein und wurde mit dem Deutschlandsender zur "Stimme der DDR" fusioniert.
Sendungen und Moderatoren
Zu den beliebtesten Sendungen des Berliner Rundfunks gehörten "Helgas Topp-Musike" mit der beliebten Entertainerin Helga Hahnemann, "7-10 Sonntagmorgen im Spreeathen" mit Kalle Neumann und "Mit Lutz und Liebe" mit Lutz Jahoda. Gern gehört waren auch die Sportsendungen des Senders wie "He, he, he, Sport an der Spree" mit Heinz Florian Oertel. Die aktuell-politische Nachrichten-Magazinsendung nannte sich "Pulsschlag der Zeit". Zu den Chefkommentatoren des Berliner Rundfunks gehörte unter anderem Manfred Engelhardt.
Privatisierung
Im Zusammenhang mit der Abwicklung des DDR-Hörfunks wurde der Berliner Rundfunk Ende 1991 mit Wirkung vom 1. Januar 1992 privatisiert und in Berliner Rundfunk 91,4 umbenannt. Grund war ein Gesetz bzw. Beschluss der Berliner CDU-geführten Landesregierung, der (von der SPD heftig befehdet) den SFB zur alleinigen Landesrundfunkanstalt Berlins machte.
Die Berliner UKW-Frequenz 91,4 MHz wurde von dem Nachfolgesender übernommen. Die ehemaligen DDR-Frequenzen in anderen Bundesländern übernahmen regionale Programme der ARD.
Literatur
- Petra Galle: RIAS Berlin und Berliner Rundfunk 1945-1949. Münster [u.a.]: Lit Verlag, 2003. ISBN 3-8258-6469-3