Roubaix
Roubaix | ||
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Staat | ![]() | |
Region | Nord-Pas-de-Calais | |
Département (Nr.) | Nord (59) | |
Arrondissement | Lille | |
Kanton | Hauptort von 4 Kantonen | |
Koordinaten | ||
Höhe | 17–52 m | |
Fläche | 13,23 km² | |
Einwohner | 99.507 (1. Januar 2022) | |
Bevölkerungsdichte | 7.521 Einw./km² | |
Postleitzahl | 59100 | |
INSEE-Code | 59512 |
Roubaix (niederländisch Robaais) ist eine französische Stadt im Département Nord, nahe der belgischen Grenze. Zusammen mit Lille und Tourcoing bildet Roubaix einen Ballungsraum mit ca. einer Mio. Einwohnern. Roubaix selbst hat 96.984 Einwohner (1999), welche Roubaisiens genannt werden.
Etymologie
Für die Mehrzahl der Etymologen steht der Name „Roubaix“ für „Bach in der Ebene“. Er lässt sich von den zwei germanischen Worten „Ros"/“Ross“, eine sumpfige oder grüne Ebene beschreibend, und „Bach"/“Bais“ ableiten. Die Ursprünge der Stadt müssen folglich am fruchtbaren Ufer eines Baches liegen, so zum Beispiel am Riez de Favreuil oder Trichon.
Unabhängig von seiner etymologischen Bedeutung ist der Name Roubaix seit dem 9. Jahrhundert historisch gesichert und kommt in zahlreichen Variationen vor. Die beiden am häufigsten genutzten Formen des Stadtnamens während des Frühmittelalters waren jedoch Rosbais und Rosbacum.[1].
Geographie
Die Stadt liegt in einer sehr flachen Landschaft (30 Meter über NN).
Geschichte

Roubaix wird erstmals kartographisch im 9. Jahrhundert erfasst. Zu dieser Zeit war die kleine Stadt in Flandern bereits dem Bistum von Tournai angegliedert. Der Ursprung der Stadt liegt jedoch bereits zu Zeiten der Römer, in der es als Zentrum einer Vielzahl kleiner Siedlungen zu einem Lehen heranwuchs, dass von lokalen Herrschern administriert und ausgebaut wurde.
Roubaix wuchs vor allem im 15. Jahrhundert unter der Regentschaft Pierres von Roubaix zu einer Stadt heran, in deren Kern sich die Burganlage und die alte Kirche Saint-Martin befanden. Ihr Schicksal war eng mit dem der Häuser von Burgund und Flandern verbunden.
Nach dem Ende des Hauses von Roubaix im 16. Jahrhundert, wurden die Stadt und das umliegende Lehensgebiet durch Heirat von Familie an Familie weitergereicht. Sie blieb jedoch Gegenstand vor allem des flandrischen Interessenbereichs.
Der Grundstein für Roubaix’ industriellen Erfolg während des 19. Jahrhunderts wurde 1469 durch die Verleihung der Rechte zur Textilproduktion und Textilhandel durch Karl den Kühnen gelegt. Seit dieser Zeit wuchs die Stadt langsam zu einem regionalen und im laufe des 19. Jahrhunderts zu einem weltweiten Zentrum der Textilindustrie heran. Aus dieser Blütezeit stammen ihre Beinamen „Manchester des Nordens“ und „Stadt der Tausend Schornsteine“. Die Bevölkerung verfünfzehnfachte sich während ihres industriellen Aufschwungs, der seinen Höhepunkt im Jahre 1911 mit der Ausrichtung einer internationalen Ausstellung der Textilindustrie sowie als Sitz der Wollbörse (heute in Australien).
1970 beginnt der relativ schnelle Zusammenbruch der französischen Textilindustrie, gegenüber der billigeren internationalen Konkurrenz und dem Aufkommen der synthetischen Fasern, und bringt eine große Arbeitslosenkrise in der gesamten Region mit sich.
Ende des 20. Jahrhundert begann ein Umdenken der Stadt, die sich aus der Krise zu einem regionalen Handelszentrum entwickelt hat und verstärkt Akzente auf die eigene Geschichte, Kunst und Kultur setzt. Unter dem Motte „la ville renuouvelée“ (deutsch: die erneuerte Stadt) werden die Stadtverschönerung und -modernisierung in Angriff genommen.
Wirtschaft
Die Stadt verdankt ihre Entwicklung der Textilindustrie, deren Bedeutung jedoch in letzter Zeit stark abgenommen hat. Als Folge davon ist auch die Bevölkerungszahl stark zurückgegangen: um 1950 hatte Roubaix noch 120.000 Einwohner. 2002 hatte sie eine Arbeitslosenquote von 22,4%.
Verkehr
Nach Roubaix gelangt man über das hier besonders dichte Netz von Autobahnen, und zwar in Frankreich aus Richtung Süden (Paris, Arras) die A 1 und A 22, aus Südosten (Valenciennes, Cambrai) die A 23, aus Nordwesten (Dunkerque) die A 25, in Belgien aus Richtung Nord (Oostende, Brügge) die A 17, aus Nordosten (Antwerpen, Gent) die A 14 und aus Osten (Brüssel, Tournai) die A 8.
Der ÖPNV in der Stadt wird durch die Transpole abgewickelt.
Bildung
An weiterführenden Einrichtungen existiert nur noch die École Nationale Supérieure des Arts et Industries Textile (E.N.S.A.I.T.), eine Textil-Hochschule. Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass in dem Ballungsraum Lille (und auf belgischer Seite Courtrai/Koortrijk) zahlreiche weitere Einrichtungen in nächster Distanz bestehen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
2001 wurde Roubaix in die Liste der „Französischen Städte und Länder der Kunst und der Geschichte“ aufgenommen.
- Das Rathaus von Roubaix
Das erste Rathaus der Stadt wurde in einem sanierten Flügel des ehemaligen Krankenhaus Sainte-Elisabeth mit einer Säulenhalle und Kolonnaden eingerichtet. Die Baufälligkeit des mittelalterlichen Gebäudes sowie die wachenden Anforderungen der Stadtadministration führten zur Errichtung eines Neubaus durch den Architekten Dewarlez im Jahr 1845. 60 Jahre lang hatte das Rathaus hier seinen Sitz. 1869 entsteht das „kleine Rathaus“ (franz. petit hôtel de ville) an der Grand’Place gegenüber der Kirche Saint-Martin. Es wird auf den Überresten des Hospitals Sainte-Elisabeth errichtet.
Der Bau eines größeren Rathauses wird am Anfang des 20. Jahrhunderts erwogen. Es wird ein Übereinkommen mit der Chambre de Commerce (dt. Handelskammer) abgeschlossen, welche ebenfalls nach einem neuen Sitz sucht und seit 1876 in einer hölzernen Baracke untergebracht war. Der Architekt Ernest Thibeau aus Roubaix entwarf 1903 die Baupläne für das neue Gebäude, die einen Seitenflügel für die Handelskammer auf der Seite der rue du Château vorsehen. Als am 24. November 1907 der Grundstein für das zentrale Rathausgebäude gelegt wird, kann die Handelskammer bereits ihren neuen Sitz beziehen. Wegen seiner schlechten Gesundheit musste Thibeau sich vom Bauprojekt zurückziehen, dass nun Victor Laloux übergeben wird. Laloux hatte am Bau des Pariser Bahnhofs Orsay und dem Rathaus von Tours teilgenommen und gehörte der architektonischen Schule der Beaux-Arts an. Er wird durch den Architekten Dubois aus Roubaix unterstützt. Acht Monate nach der Übergabe des Projekts im Jahr 1905 präsentierte Laloux einen überarbeiteten Entwurf der Pläne Thibeaus.
Das fertige Rathausgebäude wurde am 30. April 1911 durch den Wirtschaftsminister eingeweiht, der anschließend die Internationale Ausstellung Nordfrankreichs im Parc Barbieux eröffnete. Die beeindruckende Fassade beschrieb der damalige Bürgermeister, Eugène Motte während der Einweihungsfeier wie folgt: „Es war unser Anliegen, dass der Fries des Rathauses an alle Körperschaften des Handwerks und des Handels erinnert, die die Symphonie des Gewerbes von Roubaix bilden. Die sechs imposanten Basreliefs die das Rathaus krönen, sind der Spiegel selbst des alltäglichen Lebens der Bewohner. Wollkämmer, Fadenhersteller, Weber, Färber, Schwerarbeiter, Spediteur können sich in diesem Werk aller Bildhauer des Nordens […] wieder erkennen.“ [2] Ein Jahr nach der Einweihung des neuen Rathauses starb Motte. Das Amt ging an Jean Lebas über und die Stadtregierung blieb während mehr als 70 Jahren in sozialistischer Hand.
- Die Kirche Saint-Martin

Die Église Saint-Martin, an der Grand'Place gegenüber des Rathauses, ist das älteste Gebäude der Stadt und war lange Zeit die einzige Kirche von Roubaix. Ihre Ursprünge liegen im späten 9. Jahrhundert, jedoch gibt es keine Überreste aus dieser Zeit. Im 14. Jahrhundert wurde das kleine und primitive Kirchengebäude durch eine hallekerk bestehend aus drei sich ähnelnden Kirchenschiffen, die sich zu einer Halle zusammenschlossen und einem Glockenturm trugen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche unter der Leitung des Architekten Charles Leroy erweitert und umfasste nun fünf Kirchenschiffe. Die Kirche behergergt einen mehrfarbigen, hölzernen Altarretabel von Johannes dem Täufer, die aus Anvers stammt, sowie mehrere Grabmäler mit kunstvoll gestalteten Deckplatten, darunter auch die der ersten Herrscher von Roubaix.
Die Kirche wurde langwierig Restauriert und die Fassade vom Ruß der Industrie- und Verkehrsabgase befreit, um Ihren weißen, aus den Steinbrüchen des nordfranzösischen Ortes Lezennes stammenden Stein wieder zum Vorschein zu bringen.
- Der Bahnhof

Der Bahnhof von Roubaix (frz. la gare de Roubaix) wurde am 1. September 1888 eröffnet und gab der schnell wachsenden Stadt neben einer besseren Anbindung an das lokale Schienennetz ein weiteres architekturelles Kunstwerk. Der Bahnhof wurde im kunstvollen flämischen Stil des späten 19. Jahrhunderts (weitere Beispiele sind die Bahnhöfe von Arras (1895) und Tourcoing(1905)) gebaut. Das Bahnhofsgebäude besteht aus einer Hauptalle mit einer Höhe von 17 Metern, deren Vorraum über eine breite mit Fenstern versehene Front erhellt wird. Auf dem Giebel der Halle stützt sich ein 10 Meter hoher Campanile der auf drei Seiten mit Uhren versehen ist. Zu beiden Seiten der Haupthalle befinden sich neoklassiche Pavillons. Die Großverglasung auf der Rückseite des Bahnhofs wurde während des Rückzuges der deutschen Truppen im Jahr 1918 zerstört.
Langwierige Verhandlungen der Einsenbahngesellschaft mit der Stadt führten dazu, dass im Jahr 1911 eine Straße vom Bahnhof zur Grand'Place gebaut wurde. Diese Achse, die 1946 zur Prachtstraße ausgebaute rue Jean Baptiste Lebas, dominiert heute noch das alte Zentrum der Stadt.
- Weitere Sehenswürdigkeiten

- Das Musée d'Art et d'Industrie (deutsch: Museum für Kunst und Gewerbe) befindet sich in einem ehemaligen Schwimmbar im Art-Déco-Stil und zeigt in seiner Dauerausstellung lokale und überregionale Kunst sowie die Geschichte der lokalen Textilindustrie.
- Der Parc Barbieux ist die grüne Lunge der Stadt. Auf einer Fläche von 34 ha finden sich zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. Entlang einer Seenlandschaft verlaufen schön gestaltete Promenaden.
- Das Vélodrome im Parc des Sports ist der Zielpunk des Radklassikers Paris-Roubaix.
Sport

- Die Radrennbahn von Roubaix (Vélodrome im Parc des Sports) ist jeweils das Ziel von Paris-Roubaix, einem der ältesten und berühmtesten „Eintagesklassiker“ der Welt.
- Zwischen 1900 und 1950 war die Stadt eine der Hochburgen des französischen Fußballs: Racing Club, Excelsior AC und CO Roubaix-Tourcoing holten Titel in Meisterschaft und Pokal in die Stadt.
Söhne und Töchter der Stadt
- Jean Alavoine (1888-1943), Radsportler
- Bernard Arnault (* 1949), Unternehmer und Milliardär
- Marie-Christine Blandin (* 1952), französische Politikerin der Grünen und Senatorin
- Étienne Chatiliez (* 1952), Filmregisseur und Drehbuchautor
- Stanislas Dehaene (* 1965), Neurowissenschaftler und Professor am Collège de France
- Georges Delerue (1925-1992), Filmkomponist
- Raymond Dubly (1893-1988), Fußballnationalspieler
- Prudent Joye (1913-1980), Leichtathlet
- René Libeer (* 1934), Boxer
- Pierre Pflimlin (1907-2000), promovierter Jurist und französischer Politiker
- Raymond Schmittlein (1904-1974 französischer General und Politiker
- Maxence Van Der Meersch (1907–1951), Schriftsteller
- Marcel Verfaillie (1911-1945), französischer Kommunist und ein Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg
- Gaby Verlor (1921-2005), Chansonnette und Komponistin
Städtepartnerschaften
- Vorlage:Flagicon Bradford, Grißbritannien seit 1969
- Vorlage:Flagicon Covilhã, Portugal seit 2000
- Vorlage:Flagicon Mönchengladbach, Deutschland seit 1969
- Vorlage:Flagicon Prato, Italien seit 1981
- Vorlage:Flagicon Skopje, Mazedonien seit 1973
- Vorlage:Flagicon Verviers, Belgien seit 1969
- Darüber hinaus hält das „Collège Jeanne D'Arc“ einen jährlichen Austausch mit dem Kolleg St. Thomas in Vechta
Literatur
- Philippe Waret und Jean-Pierre Popelier: Roubaix de A à Z. Editions Alain Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire, 2006. ISBN 2-84910-459-0
- Michel David (u.a.): Roubaix: cinquante ans de transformations urbaines et de mutations sociales. Presses Universitaires du Septentrion, Villeneuve d'Ascq, 2006, ISBN 2-85939-926-7
Anmerkungen
- ↑ Théodore Leuridan: Histoire des seigneurs et de la seigneurie de Roubaix, S. 21ff
- ↑ Eugène Motte am 30. April 1911. Aus: Philippe Waret und Jean-Pierre Popelier: Roubaix de A à Z, S. 98f