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Jeans

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Blue Jeans

Jeans [dʒiːnz] sind Hosen, die gewöhnlich aus einem robusten, blauen köperbindigen Baumwollstoff, dem Denim, hergestellt werden.

Herkunft des Wortes Jeans

Der Ursprung waren Hosen aus Baumwolle, die aus der Gegend um die italienische Stadt Genua in die USA kamen. Aus der französischen Form des Städtenamens „Gênes“ machte die amerikanische Umgangssprache den Begriff „Jeans“. Levi Strauss, der in Franken geboren wurde und als Auswanderer um 1850 nach San Francisco ging, fertigte für Goldgräber robuste Arbeitsbekleidung, die „Gênes“ aus dem Stoff „Serge de Nîmes“ (Gewebe aus der Stadt Nîmes), kurz Denim Jeans. 1873 meldete Levi Strauss gemeinsam mit Jacob Davis die Goldgräberhosen mit Metallnieten zum Patent an.

Geschichte

Der Stoffhändler Levi Strauss schneiderte Hosen für die Goldgräber in San Francisco aus brauner Zeltplane. Die Idee, die Nähte mit Nieten zu verstärken hatte der Schneider Jacob Davis. Da er nicht das Geld hatte, um ein Patent anzumelden, wandte er sich an Levi Strauss. Etwa zur gleichen Zeit begann er, seine Hosen aus blauem Denimstoff zu fertigen. 1872 wurden zum ersten Mal die Ecken der Hosentaschen mit Nieten verstärkt. Etwa um diese Zeit wurde auch der braune Zeltplanenstoff durch den mit Indigo gefärbten blauen Baumwollstoff Denim abgelöst und die Jeans mit orangefarbenen Nähten und Nieten zur Verstärkung verziert. Patentiert wurde die Hose am 20. Mai 1873. Inhaber des Patents waren Strauss und Davis gemeinsam. Um 1920 kam der Begriff Blue Jeans auf.

In den 1950er Jahren entdeckten Jugendliche die Jeans als Symbol des Protests gegen Tradition und Autorität. Jeans galten als "Symbole gewalttätiger Unreife und mutwilliger Herausforderung der Konventionen" [8]. Amerikanische Soldaten brachten sie nach dem Zweiten Weltkrieg nach Europa. Durch Filmstars wie James Dean und Marlon Brando wurde ihr Bekanntheitsgrad weiter gesteigert. Etablierte Kreise der BRD wetterten gegen „Nieten in Nietenhosen“. In der DDR war das Tragen von „Niethosen“ in der Schule oder auf öffentlichen Tanzveranstaltungen zeitweise unter bestimmten Umständen verboten. Als formelle Bürokleidung sind Jeans bis heute selten akzeptiert.

1948 wurde die Jeans erstmals in Europa hergestellt und zwar von der 1932 gegründeten L. Hermann Kleiderfabrik in Künzelsau. 1953 wurde die erste Jeans für Frauen in Europa hergestellt. 1958 firmierte die L. Hermann Kleiderfabrik in Mustang um.

Bekannte Jeansmarken sind u. a. Levi's, Lee, Wrangler, Mustang, MAC Jeans, Diesel, Replay, G-Star, Freeman T. Porter, Mogul (Jeans), Energy, EDWIN (heute Blue One), 7 for all mankind, Miss Sixty, Mavi Jeans, Meltin Pot, Paddocks, US Top, Nudie, SugarKane und Evisu. Außerdem werden von vielen Designermarken wie Armani oder Joop teure Designerjeans angeboten.

In den 1990er Jahren kamen traditionsreiche Jeanshersteller wie Levi's in eine schwere Krise, da die Jugendmode sich eher auf sackartige Skaterhosen, die Baggy Pants, konzentrierte. Viele Jeanshersteller gründeten Zweitlabels, um an diesem Trend zu partizipieren.

Eine wissenschaftliche Darstellung der Entwicklung der Jeans mit weiterführenden Literaturverweisen bietet [6]. In [3] findet man umfangreiche Informationen über Jeanshersteller und -marken, die jeweiligen Firmengründer und weitere Hintergrundinformationen. Eine umfassende Abhandlung über wirtschaftliche Aspekte der Jeans von der Logistik bis zum Jeansladen und dessen Veränderung seit den 1950er Jahren enthält [12]. Die Geschichte der Firma Levi ist in [13] dargestellt, wo man auch zahlreiche Abbildungen und reproduziertes Werbematerial findet.

Historische Entwicklung

Zu Beginn der 1960er-Jahre entwickelte sich in Deutschland eine neue Weltanschauung, alte Werte des Bürgertums und dessen moralische Vorstellungen wurden hinterfragt. Die Wiederaufbauphase Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg war abgeschlossen und man lebte in dem von Ludwig Erhard ( Wirtschaftsminister BRD, 1949 - 1963 ) geschaffenem Wirtschaftswunder. Genau an diesem Punkt setzte der Protest der Jugend an. Für das etablierte Bürgertum stand vor allem die Schaffung materieller Werte im Vordergrund, während die Jugend auf der Suche nach ideellen Werten war. Ein passendes Symbol für dieses Gefühl der Jugend, war die von amerikanischen Soldaten in Deutschland eingeführte Jeans oder Nietenhose. Schauspieler wie Marlon Brando (Endstation Sehnsucht) oder James Dean (…denn sie wissen nicht, was sie tun) wurden zu den neuen Idolen der 1950er und 1960er Jahre. Sie trugen maßgeblich zum Erfolg der Jeanshose bei, da ihr typisches Outfit in ihren Filmen T-Shirt, Lederjacke und eben Blue Jeans waren. Anfänglich wurden die Jeanshosen in Schulen und vielen Firmen ungern gesehen, wenn nicht sogar verboten. Sie galten als hässlich, da sie keine Bügelfalten, unschöne Nähte und derb aufgesetzte Taschen hatten. Sie waren in den Augen vieler einfach zerknittert und unordentlich. Dies konnte den Siegeszug der Jeans in den 1960er Jahren jedoch nicht aufhalten. Die Assoziation mit Worten wie Freiheit, Jugendlichkeit und Sportlichkeit wurde von immer mehr Menschen positiv aufgefasst. Anfänglich als Symbol des Protestes getragen, entwickelte sich die Jeanshose immer mehr zur selbstverständlichen Alltagskleidung, die von Hippies(, welche sie mit Blumenmustern, Flicken etc. verschönerten), Studenten, Schülern und Wohlstandsbürgern, egal welchen Geschlechts, getragen wurde.

1980

Eine weitere Besonderheit der 1980er Jahre sind spezielle Damenjeans mit sehr hoch sitzendem Bund und zugleich engem Schnitt am Unterkörper. Die Passform dieser Damenjeans wird in der Literatur bezeichnet als: "Po betonend und in der Taille eng und einschnürend sitzend" [7]. Kennzeichnend für diesen Schnitt ist unter anderem die Länge der Schrittnaht, gemessen von der Oberkante der Jeans über den Reissverschluss, durch den Schritt bis zur Oberkante der Jeans hinten. Eine klassische Röhrenjeans mit normaler Bundhöhe wie die Levis 639 hat in Größe W30 L34 eine Schrittnaht von etwa 63cm. Das Modell 737 von Levis bringt es dagegen auf 71 cm. Bei ansonsten gleicher Kleidergröße sitzt der Gürtel bei der Levis 737 also 4 cm höher.

1990

In den 1990er Jahren verschwanden enge Röhrenjeans nach und nach aus der Öffentlichkeit und vom Markt. Der Modetrend ging stattdessen zu weit geschnittenen Modellen unter Bezeichnungen wie Baggy Jeans oder Skater Jeans. Letztere sollen ihren Ursprung bei Jugendlichen haben, die beim Fahren mit Skateboards oder Inlineskates die notwendigen Schutzpolster unter der Kleidung tragen wollten. Eine andere Entstehungslegende der sackartigen Baggy Jeans bezieht sich auf amerikanische Straßengangs. Bei der nächtlichen Inhaftierung durch die Polizei wurden den „suspekten Elementen“ wie in Gefängnissen üblich die Gürtel abgenommen (Suizidgefahr). An den daher herunterhängenden Hosen erkannten dann andere Jugendliche, dass einer tatsächlich in Gewahrsam war, also als „harter Junge“ gelten konnte. Durch nicht wieder Einziehen der Gürtel sollte dieser Eindruck am nächsten Tag beibehalten werden (Anerkennung durch Gleichaltrige, Andeutung respektheischender Gefährlichkeit).

2000

Das neue Jahrtausend brachte eine Neuauflage der Jeansmode der 1970er und 1980er Jahre. Röhrenjeans werden wieder angeboten und erleben auch als Gebrauchtartikel große Nachfrage. Vor allem aber kamen sogenannte Hüftjeans auf den Markt, deren Hosenbeine im Stil der 1970er Jahre geschnitten sind und an den Oberschenkeln eng anliegen, aber eine große Fußweite haben. Der Gürtel sitzt sehr tief. Die bei engen, dunkelblauen Jeans durch das Tragen entstehende, charakteristische Optik wird bei vielen Jeansmodellen künstlich durch Bleichen oder gezielte mechanische Abnutzung z. B. durch Sandstrahlen nachgeahmt, wobei Tragefalten durch weiße Striche angedeutet werden.

Außer den Schlagjeans kommen auch die Röhrenjeans zurück. Viele Designermarken bieten Jeans im engen Röhrenschnitt an. Modelle wie die J-Lot der Marke Miss Sixty kombinieren hauteng geschnitten Hosenbeine mit einem sehr niedrig sitzenden Schnitt einer Hüfthose und verfügen über Reißverschlüsse an den Fußenden, um das Anziehen zu erleichtern. Im Gegensatz zu den Röhrenjeans der 1980er Jahre ist das Material überwiegend Stretch.

Im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten, als wenige Jeansmodelle lange auf dem Markt waren, gibt es bei den für Mädchen und Frauen angebotenen Hüftjeans (Hüfthose) eine große Anzahl schnell wechselnder Modelle. Variationen sind die Bundhöhe, zusätzliche Nähte, gedrehte Beinnähte und sonstige Applikationen an den Beinen; weitere Abwandlungen betreffen Taschen und Gürtelschlaufen, die auch ganz fehlen können. Manche Modelle haben den Reißverschluss nicht vorne, sondern an der Seite oder hinten. Bekannt dafür ist beispielsweise die italienische Marke Miss Sixty.

Stilrichtungen und Passformen

Schnittform einer Blue Jeans (mit Nieten)

Insbesondere unterscheiden sich Jeans in den Passformen.

Schlagjeans

In den 1970er Jahren waren vor allem Jeans im Schnitt von Schlaghosen (engl. bell bottom) verbreitet. Solche Jeans sind am Unterkörper und an den Oberschenkeln sehr eng geschnitten, werden dann aber unterhalb der Knie erheblich weiter. Je nach Fußweite kann das Hosenbein durchaus den kompletten Schuh bedecken.

Der Jeansstoff war oft nicht vorgewaschen, wodurch neue Jeans zunächst sehr steif und wenig bequem zu tragen waren. Erst nach mehrmaligem Waschen wurden der Jeansstoff weicher, und wenn sich der Stoff durch längeres Tragen etwas geweitet hatte, waren die Jeans angenehm zu tragen. Vor allem unter Jugendlichen hat sich das Eintragen neuer Jeans zu einer Art Ritual entwickelt, bei dem Jeans am Körper eingeweicht wurden, sei es in der Badewanne oder beim Baden im offenen Meer. Anschließend ließ man die Jeans am Körper trocknen, wodurch sich der Stoff den Körperformen anpasst. Durch diese Behandlung und durch langes Tragen erhält die ursprünglich gleichmäßig dunkelblaue Jeans ein typisches Aussehen, das durch helle Falten am Unterkörper und an den Knien geprägt ist. Am Gesäß und an den Oberschenkeln wird der Stoff durch Abnutzung heller.

Schlagjeans gab es auch aus Feincord und Breitcord. Da Cord im Gegensatz zu Jeansstoff kaum dehnbar ist, waren diese Cordhosen im engen Jeansschnitt weniger bequem zu tragen als normale Jeans und nicht sehr verbreitet.

Röhrenjeans

Die typische Passform seit Ende der 1970er Jahre waren sogenannte Röhrenjeans mit auf der gesamten Länge eng geschnittenen Hosenbeinen. Jeans dieser Art gab es unter anderem von Wrangler, Paddocks und US Top; zwei typische Modelle sind auch die Levis 631 und die noch enger geschnittene Levis 639. Diese Jeans waren "eng wie ein Korsett" [8]. Einige Jeansmodelle hatten eine sehr kleine Fußweite und saßen an den Waden ebenso eng wie an den Oberschenkeln. Hierzu gehören beispielsweise die Modelle Levis 613, die Wrangler Kansas und das Modell Ultraslim des japanischen Herstellers Big John. Als Beispiel ein Vergleich zwischen einigen Röhrenjeans in Größe W30: das Modell Lee Phoenix hat in dieser Größe eine Fußweite von 37 cm, die Modelle 611 und 534 von Levis haben ungefähr 36 cm, die Levis 631 hat 35 cm, die Modelle 613 und 639 von Levis jeweils um 33 cm und am engsten ist die Big John Ultraslim mit nur 31,5 cm Fußweite. Andere Jeansmodelle hatten sogar Reißverschlüsse am Ende der Hosenbeine, um das Anziehen zu erleichtern.

Im Laufe der Jahre wurde der Schnitt der Röhrenjeans verbessert. Frühe Jeans waren der Körperform mitunter nicht gut angepasst und saßen in klein gewählten Größen nicht optimal, sondern eben wie eine zu enge Hose, die sich lediglich um den Körper spannt, statt dessen Formen nachzuzeichnen und zu modellieren. Spätere Röhrenjeans wie zum Beispiel die Modelle 534 und 611 von Levis oder die Mustang Boots haben dagegen einen ausgesprochen anatomischen Schnitt und liegen sehr gut am Körper an, wenn sie hauteng getragen werden.

Karottenschnitt

In den 80er Jahren fanden zunehmend auch Jeans im sogenannten Karottenschnitt Verbreitung, mit hohem Bund und mit nach unten konisch zulaufendem Schnitt: unterhalb des Gesäßes weit bis sehr weit, am Beinende eng geschnitten, ab mittlerer Höhe des Oberschenkels werden die Hosenbeine kontinuierlich schmaler: eine im Vergleich zur Röhrenjeans lockere Passform, im Vergleich zu Baggyjeans der 1990er aber doch eher von mäßiger Weite. Diese Art Jeans war gerade unter Poppern sehr beliebt und wurde darüber hinaus oft auch als Designerjeans zu relativ hohen Preisen angeboten. Ein Beispiel ist die Marke Fiorucci der japanische Firma Edwin, die damit kommerziell erfolgreich war. Das in den 1990er Jahren populäre Modell "Saddle" des Labels Diesel interpretiert den Karotten-Schnitt noch lockerer Paßform mit insgesamt weiter Oberschenkelpartie und nicht ganz so engem Beinabschluß, erst etwa ab Kniehöhe wurden die Hosenbeine schmaler.

Während Jeans zunächst nur in dunkelblau erhältlich waren, wurde es seit den 1980er Jahren zunehmend beliebt, die Jeans chemisch oder mechanisch zum Beispiel durch Waschen mit Steinen zu bleichen. Jeans sind seit dieser Zeit in diversen hellen Blautönen bis hin zu nahezu weißem Stoff erhältlich. Außerdem gibt es verschiedene optische Effekte durch Waschungen wie stone washed, moon washed oder mouth washed, die zum Teil auch darauf abzielen, die Jeans schon beim Kauf gebraucht aussehen zu lassen (used-look). Es kamen auch Jeans in anderen Farben als blau auf den Markt. Verbreitet waren vor allem schwarz und rot, letzteres insbesondere in Bordeaux-Tönen.

Reitjeans

Reitjeans sind Jeans, die speziell zum Reiten entworfen werden und als Ersatz für normale Reithosen getragen werden. Die Besonderheit gegenüber normalen Jeans besteht darin, daß Reitjeans entweder keine oder eine speziell verarbeitete Naht an der Beininnenseite haben um zu verhindern, daß diese Naht beim Reiten auf der Haut scheuert. Reitjeans haben oft eine zusätzliche Lage Stoff an der Beininnenseite von Höhe des Knies an abwärts, oder auch einen Lederbesatz wie bei normalen Reithosen üblich. Als Material wird meist Stretchdenim verwendet. Der Schnitt von Reitjeans ist entweder wie bei einer klassischen Stretchjeans durchgehend hauteng bis zu den Füßen, um die Reitjeans zu normalen Reitstiefeln tragen zu können, oder etwas weiter im Stil der sogenannten Jodhpurhose.

Material

Neben den oben genannten Varianten des traditionellen Jeansstoffes wurden und werden Hosen im Schnitt einer Jeans auch aus anderen Materialien gefertigt. Lederhosen werden unter der Bezeichnung Lederjeans angeboten. Der Schnitt entspricht entweder einem bestimmten Jeansmodell, häufig der Levis 501, oder einer typischen Passform, zum Beispiel einer engen Röhrenjeans. Auch Kunstleder wird häufig als Material für Jeans-ähnliche Hosen verwendet. Das Material besteht typischerweise aus dünnem Stoff, auf den eine äußere Schicht aus Kunststoff aufgebracht ist. Die Oberfläche hat ein lederähnliches Aussehen. Der Kunststoff ist häufig Polyurethan (PU). Kunstlederjeans werden oft als no-name-Produkt angeboten, aber auch Marken wie Miss Sixty bieten viele Jeansmodelle zusätzlich in einer Kunstlederausführung an. Hat der verwendete Kunststoff eine glatte, glänzende Oberfläche, bezeichnet man die Hose als Lackjeans. Bei dem Kunststoff handelt es sich oft um PVC. Kunstlederjeans und Lackjeans sind sowohl in Stretchausführung als auch unelastisch erhältlich. Insbesondere Lackjeans gibt es auch in Ausführungen ohne Hosentaschen und ohne Gürtelschlaufen, die dann aber eher als Lackleggings bezeichnet werden. Auch Satin wird für Hosen im Jeansschnitt verwendet. Neben Jeans aus normalen Satin gibt es auch Stretchsatinjeans aus hochelastischem Material in hautengem Schnitt.

Eine weitere Neuerung aus den 1980er Jahren sind die Stretchjeans. Hier wurde ein kleiner Teil der Baumwollfäden des Jeansstoffes durch elastische Fasern ersetzt. Stretchjeans aus dieser Zeit sind meist sehr eng geschnitten. Sie sitzen ähnlich wie eine Strumpfhose bis zu den Füßen herunter hauteng. Typische Stretchjeans dieser Zeit sind die Modelle Mustang Disco und Mustang Skinline. Der Hersteller Levis brachte das Modell 806 mit der Bezeichnung Body Profile auf den Markt, und auch von anderen Herstellern wie Lee gab es eng geschnittene Stretchjeans. Später wurden auch normal geschnittene, weite Jeans aus Stretchmaterial gefertigt, wobei die Bequemlichkeit des Tragens im Vordergrund stand.

Verschluss

Bund einer Jeans

Geschlossen werden Jeansmodelle oft mit einem Reißverschluss und einem Hosenknopf aus Metall - oder seltener mit Reißverschluss und mehreren Knöpfen am hohen Bund. Viele Modelle haben statt des Reißverschlusses eine Knopfleiste. Relativ selten findet man eine Schnürung, die als modisches Accessoire dann oftmals offen sichtbar angebracht ist. Bei manchen Jeansmodellen sitzt der Reißverschluss nicht vorne, sondern an der Seite oder hinten angebracht. Selten sind auch Reißverschlüsse und Knopfleisten offen sichtbar angebracht.

Größenangaben

Bei den Größenangaben dominiert die amerikanische Bezeichnungsweise, bei der Bundweite und die an der Außennaht gemessene Länge in Inch (Zoll) angegeben werden. Ein Inch entspricht 2,54 cm. Die Weite in Inch wird als Zahl nach dem Großbuchstaben W, die Länge in Inch nach dem Großbuchstaben L angegeben. Die Weite ist in 1-Zoll-Schritten gestuft, die Länge meist in 2-Zoll-Schritten (nur gerade Zahlen).- Die Angabe deutscher Kleidergrößen ist bei Jeans wenig verbreitet.

Sexuelle Aspekte und Jeansfetischismus

Der je nach Epoche sehr enge und körperbetonende Schnitt von Jeanshosen hat auch einen explizit sexuellen Charakter, und zwar sowohl bei Frauen wie auch bei Männern [4, 5, 6, 7, 8, 10]. So stellt ein Fachbuch aus dem Gebiet der Textilwissenschaft [1] unter der Überschrift "Jeans als Symbol für Männlichkeit" fest: "...scheinen die Cowboys ihre Jeans auch absichtlich so enganliegend und damit körperbetonend getragen zu haben, um durch das Zurschaustellen ihrer durchtrainierten Beine Frauen zu beeindrucken. Dettmer (gemeint ist Referenz [5], A.d.A) weist zusätzlich darauf hin, daß diese Hosenform auch Auskunft über die Größe der männlichen Genitalien gab" [4]. Dieser körperbetonende Sitz enger Jeans wurde beispielsweise auch bei der 1971 erschienenen LP Sticky Fingers von den Rolling Stones ausgenutzt. Deren Cover zeigt in Großaufnahme eine Jeans, unter der sich die männlichen Geschlechtsteile sehr deutlich abzeichnen. Auch in einem erst 1990 erscheinenen Buch wird dokumentiert, "enge Jeans ermöglichten es dem Mann, die Potenz seines Penis mit Hilfe des knallengen Schnitts" hervorzuheben [8]. Dieser Effekt ist bei jeder engen Röhrenjeans zu beobachten. Typische Beispiele sind das Modell Lee Phoenix und die Modelle 534, 611, 631 und 639 von Levis und, besonders ausgeprägt, bei dem Modell Highlands Mexico.

Bezogen auf Frauen als Jeansträgerinnen wird in der Literatur eine "massive Körperbetonung" durch Jeans mit "bis unters Knie sehr eng geschnittenem Bein" und "hautengem Sitz am Po" dokumentiert [7]. Die "Po betonenden und in der Taille eng und einschnürend sitzenden Jeans" würden die weiblichen Körperformen nicht nur nachzeichnen, sondern "konstruierte Frauenformen" produzieren und damit eine ähnliche Funktion wie "das Korsett" erfüllen [7]. Ein typisches Beispiele für Jeans mit einer solchen Paßform an Po und Taille ist das Modell Levis 737. Zu den Jeans, deren Hosenbeine auf der gesamten Länge außergewöhnlich eng geschnitten sind, gehören das Modell Ultraslim der Firma Big John, die Levis 613 und das Modell Kansas von Wrangler.

Diese "körperbetonenden und erotischen Jeans" [11] sind auch Gegenstand eines ausgeprägten Fetischismus, womit gemeint ist, daß die sexuelle Attraktivität in erster Linie von der Jeans an sich ausgeht, aber nur in untergeordneter Weise vom ihrem Träger und ebenfalls nicht von der selben Person ohne Kleidung. Jeansfetischismus konzentriert sich vorwiegend auf sehr eng sitzende Jeans, seltener auf weit geschnittene Modelle. In einer Umfrage aus dem Jahr 1980 nannten immerhin 3,3 Prozent der befragten Personen den engen Sitz als Grund für das Tragen von Jeans [9, Seite 120]. Mit der sehr engen Paßform wurde beispielsweise in den 1980er Jahren auch explizit geworben. So enthält das große Pappschild am Jeansmodell "Disco" der Firma Mustang beispielsweise die Aussagen „sitzt knalleng“ und „extreme Röhrenform“. Diese Jeans war nicht nur in Stretchmaterial, sondern auch aus normalem Denim erhältlich.

Eine prinzipielle Unterscheidung besteht darin, ob der Fetischismus sich darauf konzentriert, die Jeans selber zu tragen oder andere Menschen in Jeans zu sehen. Im letzteren Fall ist der entscheidende Aspekt häufig der, dass enge Jeans die Körperformen auf eine Art nachzeichnen, die als sexuell attraktiv empfunden wird. Dieser besondere Sitz entsprechend geschnittener Jeans ist keineswegs eine Ausnahme oder nur eine Randerscheinung, sondern im Gebiet der Textilwissenschaften ist dokumentiert, daß es in den 1960er Jahren üblich war, mit "der Jeans in die Badewanne zu steigen" um "mit der Jeans die Körperformen nachzuzeichnen", während "heute Stretchstoffe" für die oben zitierten "massive Körperbetonung" sorgen [7].

Obwohl aus elastischem Stretchmaterial gefertigte Jeans tatsächlich eng am Körper anliegen und somit die Funktion des Zur-Schau-Stellens der Körperformen übernehmen, werden Stretchjeans aber nicht grundsätzlich als Ersatz für hauteng sitzende Jeans aus herkömmlichen, unelastischem Denim angesehen. Auch die oben erwähnte Praktik, mit hautengen Jeans zu baden um die Hose anschließend beim Trocknen an den Körper schrumpfen zu lassen, ist heute noch üblich.

Grund dafür ist die zweite Form von Jeansfetischismus, der sich auf das Tragen extrem enger Jeans bezieht. Mit der Formulierung extrem eng ist gemeint, dass die Jeans ihre normale Funktion als Kleidungsstück nicht mehr erfüllen, weil die "schmalen Hosenbeine... so eng anliegen, daß sie die Bewegungsfreiheit einschränken [10, Seite 14]. Diese Art Jeans wird als "eng wie ein Korsett" beschrieben [8]; auch ein anderer Autor weist solchen Jeans eine ähnliche Funktion wie "das Korsett" zu [7]. Charakteristisch ist für extrem enge Jeans, daß sich Po und Beine nicht mehr frei innerhalb der Jeans bewegen können, sondern zusammen mit dem enganliegenden Stoff. Die Anstufung der Jeansgrößen in Inch-Weiten ist so, daß dieser Sitz bei zwei beieinander liegenden Größen möglich ist. Die weitere Jeans ist von der Optik her schöner, weil der Stoff mehr Falten wirft, die den engen Sitz hervorheben. Die kleinere Größe ist vom gefühl beim Tragen her aufregender. Nach dem Ausziehen sieht man typischerweise einen Abdruck der Nähte auf der Haut.

Insbesondere kann man in extrem engen Jeans nicht mehr normal sitzen. In einer Abhandlung zum Thema Textilgestaltung heißt es dazu: "Die zu engen Jeans verhindern eine ausreichende Hüftbeugung, so daß sich der Jeansträger nicht normal auf einen Stuhl setzen kann. Er sitzt auf dem vorderen Drittel des Stuhls und lehnt sich mit den Schultern an die Lehne" [9, Seite 355]. Szene-typisch werden solche Jeans als "Stehjeans" bezeichnet und mit positiv gemeinten Attributen wie "kneifend eng" beschrieben. Der Druck der Jeans auf den Körper spielt dabei eine wichtige Rolle und wird als sexuell anregend empfunden. In der Textilwissenschaft heißt es bezüglich dieser Wirkung, "die engen Jeans" erinnerten "den weiblichen Körper ständig daran, daß es ihn gibt" [7]. Allerdings ist dieser Effekt nicht auf Frauen beschränkt, sondern tritt bei Männern gleichermaßen auf, wo hautenge Jeans ein "Kleidungsstück" darstellen, "das die Hoden quetscht" [8]. Der "erotisierende Effekt von Denim auf nacktem Körper" wird als "prickelnd" bezeichnet, und "Beengtheit an Gesäß und Hoden" könne "ein erotisches Vergnügen sein, eine Art permanenter Masturbation" [8].

Das Anziehen einer extrem engen Stehjeans ist nur mühsam und im Liegen möglich, was "artistische Anstrengungen" verlangt [10]. Bei Jeans mit besonders engem Schnitt der Hosenbeine ist außer den bereits erwähnten Einschränkungen beim Sitzen auch die Bewegung im Bereich der Knie eingeschränkt. Mindestens teilweise ist die von solchen Jeans ausgehende Faszination dem Bereich Bondage zuzuordnen, stellen extrem enge Jeans doch eine erhebliche Bewegungseinschränkung dar.

Siehe auch

Literatur

  • [1] Professor Dr. Doris Schmidt (Hrsg.): "Jeans - Karriere eines Kleidungsstückes", Studienreihe Mode- und Textilwissenschaft, Band 2, Schneider Verlag Hohengehren Gmbh, Baltmannsweiler 2004, ISBN 3896768816
  • [2] Martin Scharfe (Hrsg): "Jeans - Beiträge zu Mode und Jugendkultur", Tübingen 1985, ISBN 3925340327
  • [3] Klaus N. Hang: "The Denim Bible - Jeans Encyclopedia II", Sportswear International 2006, ISBN 3866410840
  • [4] Sabrina Kästner: "Verbreitungsgeschichte der Jeans ab 1902", in: [1], Seite 17-37
  • [5] Elke Dettmer: "Levi Strauss, San Francisco: Blue Jeans als amerikanisches Symbol", in: [2], Seite 47-98
  • [6] Sabrina Kästner: "Entstehungsgeschichte der Jeans", in: [1], Seite 1-16
  • [7] Katrin Mann: "Jeansschnitte - Jeansformen - Jeanskörper", in: [1], Seite 113-126
  • [8] Iain Finlayson: "Denim", Franz Deuticke Verlagsgesellschaft m.b.H. A-1010 Wien, Hohenstaufengasse 5, 1991, ISBN 3216078310
  • [9] Bettina Wehdemeier-Pusch und Andreas Pusch: "Das Phänomen Jeans", Universität Bielefeld 1981
  • [10] Hermann Bausinger: "Dauer im Wechsel", in: [2], Seite 7-17
  • [11] Daniel Friedmann: "Das Jeans-Buch", TRANSIT-Buchverlag Berlin, 1981, ISBN 3-88747-046-X
  • [12] Lisa Dartmann, Susann Hartung, Eva-Susanne Krah: "Jeans forever young", Deutscher Fachverlag 1993, ISBN 3871504297
  • [13] Emeric Hannouille, Pierre Dupuy: "Jeans : die Levi-Story", Stuttgart 1990, ISBN 3880593671