Päpstliche Universität Gregoriana
Die Päpstliche Universität Gregoriana (lat. Pontificia Universitas Gregoriana, ital. Pontificia Università Gregoriana, kurz: PUG) ist eine Universität päpstlichen Rechts und hat ihren Sitz in der Stadt Rom.
Historischer Überblick


Die heutige Universität Gregoriana wurde 1551 von Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens, in einem stadtrömischen Palast am Campidoglio in der Via Capitolina (heute: Piazza d'Aracoeli) eingerichtet. Diese erste Schule der Jesuiten, ausgestattet mit einer Bibliothek wurde zunächst Collegio Romano genannt. Das Kolleg erfreute sich großen Zuspruchs und wurde 1584 von Papst Gregor XIII. an anderer Stelle in der Stadt neu eröffnet. Gregor XIII. wurde fortan als "Fondatore e Protettore" (Gründer und Protektor/Förderer) der Universität gefeiert, weswegen die Universität später (1873) auch nach ihm den Namen „Gregoriana“ erhielt.
Nach Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wurde der römische Diözesanklerus am Collegio Romano ausgebildet, bis die Universität nach der Neuerrichtung des Jesuitenordnens ebenfalls als Jesuitenuniversität unter Papst Leo XII. am 17. Mai 1824 wieder übernommen wurde.
1873 wurde das Collegio Romano vom Palazzo Borromeo in “Via del Seminario” verlegt, zwischen der Piazza Venezia und der Fontana di Trevi (Trevibrunnen), wo sich heute noch die Gregoriana befindet. In dem Gebäude, das bis dahin das Collegio Romano beherbergte, wurde das Jesuitenkolleg Collegio Bellarmino eingerichtet. Mit einem Reskript vom 4. Dezember 1873 erhielt das ehemalige Collegio Romano von Papst Pius IX. den Titel „Pontificia Universitas Gregoriana“.
Organisation

Die Jesuitenuniversität ist heute in 4 Institute, 6 Fakultäten und 3 weitere Ausbildungszentren unterteilt. Eigene Fakultäten sind:
Es studieren an der theologischen Fakultät der PUG ca. 1500 Studenten. Unterrichtssprache ist seit den 1970er Jahren für alle Pflichtkurse italienisch, jedoch darüberhinaus Lehrveranstaltungen in bis zu sechs Sprachen angeboten.
Bekannte Studenten und Dozenten
- Ivan Illich (1926-2002), Priester, Autor, Philosoph, Theologe, Kulturkritiker
- Innozenz XIII. (1655-1724), Papst von 1721 bis 1724
- Augustin Bea SJ (1881-1968), Kurienkardinal
- Titus Brandsma (1881-1942), Karmeliter und NS-Widerstandskämpfer, 1985 selig gesprochen
- Alfons Beil (1896-1997), Päpstlicher Geheimkämmerer (Monsignore)
- Joseph Schröffer (1903-1983), Bischof von Eichstätt, später Kurienkardinal
- Joseph Höffner (1906-1987), Erzbischof von Köln
- Oscar Romero (1917-1980), Erzbischof von El Salvador
- Carlo Maria Martini SJ (* 1927), Erzbischof von Mailand
- Benedikt XVI. (*1927), Papst seit 2005
- Friedrich Wetter (*1928), Erzbischof von München und Freising
- Hans Küng (*1928), Priester und ehem. Direktor des Instituts für Ökumenische Forschung und em. Professor an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- Eugenio Corecco (1931-1995), Bischof von Lugano
- Anton Schlembach (* 7. Februar 1932), Altbischof von Speyer
- Joachim Meisner (*1933), Erzbischof von Köln
- Friedrich Janssen (*1935), Theologe
- Karl Lehmann (* 1936), Kardinal, Bischof von Mainz und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
- Karlheinz Diez (*1954), Weihbischof im Bistum Fulda
- Vladimír Boublík (1928-1974), tschechischer theologischer Philosoph
- Alois Wagner (1924-2002), Erzbischof, ständiger Vertreter des Heiligen Stuhles bei den internationalen Organisationen der Vereinten Nationen in Rom
- Franz Salesius Zauner (1904-1994), Bischof von Linz
- Alois Kothgasser - Erzbischof von Salzburg (seit 2003) und somit Primas Germaniae und Legatus Natus
Bekannte Professoren
- Robert Bellarmin (1542-1621), Professor für Kontroverstheologie
- Johann Christoph Raßler (1654-1723), Jesuit, Professor für Moraltheologie, Dogmatik, später auch Philosophie und Theologie an der Universität Ingolstadt und der Universität Dillingen, Rektor der Universität Dillingen von 1714 bis 1716, Studienpräfekt am Collegium Romanum ab 1716
- Leopold Fonck (1865-1930), Professor für neutestamentarische Exegese
- Maurice de la Taille (1872-1933), Professor für Theologie
- Sebastian Tromp (1889-1975), Professor der Traktate über die Schriftinspiration und die Offenbarung
- Friedrich Kempf (1908-2002), Professor für Paläographie und Urkundenlehrer sowie für Kirchengeschichte des Mittelalters
- Xavier Tilliette (* 1921), Professor für Philosophie und Philosophiehistorik
- Peter Gumpel (*1923), Professor für Theologie
- Peter Henrici (* 1928), Professor für Philosophie
- Winfried Schulz (1938-1995), Professor für Vatikanisches Recht an der Lateranuniversität
- Gianfranco Ghirlanda (*1942), Professor für Kanonisches Recht und Rektor seit 1. April 2004
- Rino Fisichella (*1951), Weihbischof von Rom, Rektor 2001-2004
Interreligiöser Dialog
Im Rahmen des Vorlesungsprogramms wird ein Grundkurs für Islam-Diplomaten an der Gregoriana angeboten. Die dreiwöchige Lehrveranstaltung richtet sich an Diplomaten aus mehrheitlich muslimischen Ländern des Mittelmeerraums und des Nahen Ostens. Auf der Tagesordnung des interreligiösen Grundkurses stehen die Organisation und Funktion verschiedener Organe des Heiligen Stuhls, die Aufgaben der Nuntiaturen, das humanitäre Engagement der Kirche sowie ihr Einsatz für den Frieden. Das politische Hauptaugenmerk des Heiligen Stuhls gelte derzeit den Ländern im Nahen und Mittleren Osten.[1]
Weblinks
- Università Gregoriana (italienisch)
- Theologie-Studium in Rom
Quellen
- ↑ Radio Vatikan: Vatikan: Grundkurs für Islam-Diplomaten 8. Mai 2007