Religionen in Deutschland



Anders als in einigen Ländern ist das Bild der Religionen in Deutschland nicht mehrheitlich von einer einzigen Konfession geprägt. Seit der Reformation teilt sich der größte Teil der Bevölkerung zwischen dem landeskirchlichen Protestantismus (heute durch die Evangelische Kirche in Deutschland bzw. ihre Mitgliedskirchen vertreten) und der römisch-katholischen Kirche auf. Jeweils rund ein Drittel der deutschen Bevölkerung bekennt sich zu einer der beiden großen Kirchen. Die antikirchliche Haltung der Deutschen Demokratischen Republik und eine zunehmende Säkularisierung haben beide ihren Anteil dazu beigetragen, dass heute etwa ein Drittel der Deutschen konfessionell ungebunden ist.
Andere christliche Konfessionen sowie andere Religionen und Weltanschauungen spielen in Deutschland, am Anteil an der Gesamtbevölkerung gemessen, nur eine untergeordnete Rolle, auch wenn sie ein Großteil der religiösen Vielfalt des Landes ausmachen. Einige dieser Gruppen sind schon seit Jahrhunderten in Deutschland ansässig, wie zum Beispiel die orthodoxen Christen (inzwischen die drittgrößte christliche Konfession) und die deutschen Juden - Juden gab es schon vor den Christen - oder haben sich primär in Deutschland entwickelt, wie etwa die Herrnhuter oder die freireligiöse Bewegung. Andere sind aufgrund von Migrationsbewegungen (wie der Islam, der mit über 4 % der Bevölkerung die drittgrößte religiöse Gruppe nach den Katholiken und den landeskirchlichen Protestanten ausmacht) oder missionarische Tätigkeiten (wie die Zeugen Jehovas) von auswärts (vorwiegend aus den USA) erst in jüngerer Vergangenheit nach Deutschland gekommen.
Die religiöse Zusammensetzung der deutschen Bevölkerung ist auch einem zeitlichen Wechsel unterworfen. Während die beiden großen Kirchen einen langsamen aber stetigen Mitgliederschwund zu verzeichnen haben, gewinnen verschiedene Strömungen des Islam durch die Zuwanderung von Türken und Kurden aus der Türkei (etwa 1,76 Millionen Menschen) und durch muslimische Einwanderer aus anderen Ländern zunehmend an Bedeutung. 9,2 % aller 2004 geborenen Kinder haben muslimische Eltern, 10 % aller 2005 Geborenen eine muslimische Mutter.[1][2][3] 2007 verlieren die Kirchen weiter Mitglieder, doch die Zahl der Eintritte und Rückkehrer steigt.[4]
Religionen in Deutschland in Zahlen
Quellen sind der Religionswissenschaftliche Medien- und Informationsdienst e. V. (REMID) und Schmid, Kirchen, Sekten, Religionen. Achtung: Bei allen Religionsgemeinschaften, die nicht Körperschaft des öffentlichen Rechts sind, beruhen die Zahlen auf Schätzungen und Hochrechnungen, da keine amtlichen Zahlen existieren.
Name | Mitglieder | Prozentualer Bevölkerungs- anteil |
Jahr | Quelle |
---|---|---|---|---|
Konfessionslos | 32,50 % | 2005 | ||
Römisch-Katholische Kirche | 25.905.908 | 31,47 % | 2005 | REMID |
Gliedkirchen der EKD | 25.385.618 | 30,84 % | 2005 | REMID |
Muslime | 3.300.000 | 4,00 % | 2005 | REMID |
Griechisch-Orthodoxe Kirche | 450.000 | 0,55 % | 2005 | REMID |
Neuapostolische Kirche | 374.635 | 0,45 % | 2005 | REMID |
Rumänisch-Orthodoxe Kirche | 300.000 | 0,36 % | 2005 | REMID |
Serbisch-orthodoxe Kirche | 250.000 | 0,31 % | 2005 | REMID |
Buddhisten | 245.000 | 0,30 % | 2005 | REMID |
Juden | 200.000 | 0,24 % | 2005 | REMID |
Russisch-orthodoxe Kirche | 180.000 | 0,22 % | 2005 | REMID |
Zeugen Jehovas | 163.092 | 0,19 % | 2005 | REMID |
Baptisten | 150.000 | 0,18 % | 2004/5 | REMID |
Hindus | 88.000 | 0,11 % | 2005 | REMID |
Freie Baptistengemeinden | 75.000 | 0,09 % | 2005 | REMID |
Evangelisch-methodistische Kirche | 64.000 | 0,08 % | 2004 | REMID |
Bulgarisch-Orthodoxe Kirche | 60.000 | 0,07 % | 2004 | REMID |
Syrisch-orthodoxe Kirche | 55.000 | 0,06 % | 2004 | REMID |
Brüderbewegung | 53.000 | 0,06 % | 2005 | REMID |
Freireligiöse | 40.000 | 2005 | REMID | |
Jesiden | 40.000 | 2005 | REMID | |
Mennoniten | 40.000 | 2005 | REMID | |
Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden | 39.000 | 2005 | REMID | |
Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche | 37.000 | 2005 | REMID | |
Siebenten-Tags-Adventisten | 36.000 | 2005 | REMID | |
Armenische Apostolische Kirche | 35.000 | 2003 | REMID | |
Mormonen | 35.000 | 2005 | REMID | |
Bund Freier evangelischer Gemeinden | 33.000 | 2005 | REMID | |
Unabhängige Afrikanische Gemeinden | 30.000 | 2005 | REMID | |
Alt-Katholische Kirche | 26.000 | 2005 | REMID | |
Äthiopisch-Orthodoxe Kirche | 15.000 | 2005 | REMID | |
Griechisch orthodoxe Kirche von Antiochien | 13.000 | 2005 | REMID | |
Die Christengemeinschaft | 10.000 | 2005 | REMID | |
Evangelisch-altreformierte Kirche in Niedersachsen | 7.000 | 2007 | REMID | |
Apostolische Gemeinschaft | 6.300 | 2006 | e.A. | |
Herrnhuter Brüdergemeine | 6.200 | 2005 | REMID | |
Rosenkreuzer | 5.500 | 2005 | REMID | |
Bahai | 5.000 | 2005 | REMID | |
Scientology | 5.000 | 2005 | REMID | |
Sikhs | 5.000 | 2005 | REMID | |
Gemeinschaft in Christo Jesu | 4.500 | 2003 | Schmid | |
Johannische Kirche | 3.500 | 2003 | Schmid | |
Kirche des Nazareners | 2.500 | 2005 | REMID | |
Christian Science | 2.000 | 2005 | REMID | |
Reformadventisten | 800 | 2005 | REMID | |
Anskar-Kirche | 350 | 2003 | Schmid | |
Internationale Gemeinden Christi | 300 | 2003 | Schmid | |
Quäker | 250 | 2005 | REMID | |
Zwölf Stämme (Glaubensgemeinschaft) | 50-100 | 2005 | REMID | |
Metropolitan Community Church | 50 | 2005 | REMID |
Christen
Römisch-Katholische Kirche

Hauptartikel: Katholische Kirche in Deutschland
In Deutschland gibt es fast 26 Millionen Angehörige der Römisch-Katholischen Kirche. Von ihnen sind 3,7 Millionen praktizierende Christen (14,2 %). Die katholische Kirche in Deutschland ist in sieben Kirchenprovinzen mit 27 Diözesen eingeteilt. Diese bilden den Verband der Diözesen Deutschlands. Traditionell sind die Katholiken eher im Süden und im Westen des Landes verbreitet.

Das erste christliche Bistum ist schon für das 3. Jahrhundert in Trier belegt. Eine umfassende christliche Missionierung der germanischen Stämmen außerhalb des römischen Reichs begann erst im 6. Jahrhundert und dauerte bis ins 10. Jahrhundert. Bis zur Reformation war das katholische Christentum neben dem Judentum die einzige Konfession in Deutschland.
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

Hauptartikel: Evangelische Kirche in Deutschland
Die Reformation begann in Deutschland im 16. Jahrhundert mit Martin Luther. Die meisten Lutheraner in Deutschland gehören der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche (VELKD) an. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte ein Drittel der Bevölkerung zu den evangelisch-lutherischen Kirchen landeskirchlicher Prägung.
Heute liegt die Zahl der evangelisch-lutherischen, evangelisch-reformierten und evangelisch-unierten Protestanten, die sich in der Evangelischen Kirche in Deutschland vereinigt haben, knapp unter der der römisch-katholischen Einwohner.
Orthodoxes Christentum

Das orthodoxe Christentum kam vorwiegend durch Einwanderer nach Deutschland. Viele orthodoxe Gottesdienste werden auch heute noch in den ursprünglichen Heimatsprachen abgehalten. Die im Regelfall nach Ländern organisierten orthodoxen Kirchen haben Auslandsbistümer, die sich den Kirchenmitgliedern außerhalb ihres Heimatlandes widmen.
Die ersten orthodoxen Kirchen in Deutschland entstanden im 19. Jahrhundert, meist in Residenzstädten, deren Herrscherfamilien familiäre Beziehungen nach Osteuropa hatten, etwa in Wiesbaden, Darmstadt, Bad Homburg, Potsdam oder Weimar.
In Deutschland leben ca. 1,5-2 Millionen Menschen orthodoxen Glaubens (ca. 2 % der Gesamtbevölkerung). 408.000 Orthodoxe besitzen einen deutschen Pass, die wenigsten sind deutscher Herkunft. Die am stärksten vertretene Nationalität unter den Orthodoxen in Deutschland sind die Griechen. Andere größere Gruppe sind Russen, Rumänen, Serben und Bulgaren.
Orthodoxe Kirchen in Deutschland sind:[5]
- Griechisch-orthodoxe Metropolie von Deutschland, Sitz des Metropoliten: Bonn
- Rumänisch-Orthodoxe Kirche, Bischofssitz: Regensburg
- Serbisch-Orthodoxe Kirche, Bischofssitz: Hildesheim-Himmelstür
- Russisch-Orthodoxe Kirche, Bischofssitz: Berlin und Düsseldorf (Diözese Berlin)
- Bulgarisch-Orthodoxe Kirche, Diözese von West- und Mitteleuropa, Sitz: Berlin
- Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, Bischofssitz: Glane-Losser, Niederlande
- Äthiopisch-orthodoxe Kirche, Bischofssitz: München
- Armenische Apostolische Kirche, Bischofssitz: Köln
- Russisch-Orthodoxe Kirche im Ausland, Bischofssitz: München
- Griechisch orthodoxe Kirche von Antiochien, Bischofssitz: Paris
- Koptisch-orthodoxe Kirche von Ägypten, Bischofssitz: Höxter-Brenkhausen
Neuapostolische Kirche

Die Neuapostolische Kirche ist in Deutschland mit rund 375.000 Mitgliedern die drittstärkste Einzelkirche und (nach den orthodoxen Kirchen) die viertstärkste christliche Konfession. Die Neuapostolische Kirche ist in Deutschland in zehn – rechtlich unabhängige – Gebietskirchen untergliedert, die alle als Körperschaft des öffentlichen Rechts eingetragen sind. Die offizielle Abkürzung lautet im deutschsprachigen Bereich NAK.
Die Kirche unterhält in Deutschland neben einem Verlag zur Herstellung der kircheneigenen Publikationen und Zeitschriften auch eigene karitative Einrichtungen. Neben den offiziellen kirchlichen Organisationen bestehen auch private Initiativen und Interessengruppen wie die „Regenbogen-NAK“, in der sich schwul-lesbische Mitglieder organisieren.
Um 1863 bildete sich aus Kreisen der katholisch-apostolischen Gemeinden in Hamburg zunächst die Allgemeine christliche apostolische Mission und später, ab 1878, die „Neuapostolische Gemeinde“ (seit 1907 offizielle Bezeichnung, seit 1930 „Neuapostolische Kirche“). Die Neuapostolische Kirche hat im Laufe ihrer nunmehr fast 130jährigen Geschichte etliche Spaltungen und Abtrennungen erlebt. Die größten heute noch in Deutschland existierenden Gemeinschaften sind das Apostelamt Jesu Christi, das Apostelamt Juda, die Apostolische Gemeinschaft sowie die Apostolische Gemeinde Wiesbaden.
Zeugen Jehovas

Die Zeugen Jehovas sind eine im ausgehenden 19. Jahrhundert in den USA durch Charles Taze Russell gegründete christlich-chiliastische Religionsgemeinschaft. Offiziell gibt es Zeugen Jehovas in Deutschland seit 1903, das zentrale Mitteilungsorgan der Religionsgemeinschaft - die Zeitschrift "Der Wachtturm" - erscheint seit 1897 auf Deutsch.
Das deutsche Verwaltungszentrum der Religionsgemeinschaft befindet sich unter dem Namen „Wachtturm Bibel- und Traktatgesellschaft, Deutscher Zweig e. V.“ in Selters im Taunus. Der Sitz der Religionsgemeinschaft als Körperschaft des öffentlichen Rechts befindet sich Berlin. Ihre Gebäude zur Religionsausübung heissen Königreichsaal bei den örtlichen Gemeinden und im größeren Rahmen Kongresssaal.
Während des Nationalsozialismus und der kommunistischen Herrschaft in der Sowjetischen Besatzungszone wurden ihre Anhänger verfolgt und in Gefängnisse eingesperrt (siehe auch Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus).
Baptisten

Organisiert sind die autonomen Baptistengemeinden in Deutschland im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Daneben gibt es sogenannte Freie Baptistengemeinden, die keinem übergeordneten Bund angehören und lediglich lockeren Kontakt untereinander pflegen. Dazu gehören unter anderem die Reformierten Baptisten und die Bibel-Baptisten.
Die Baptisten gibt es seit 1834 in Deutschland. Der Baptismus verbreitete sich in Deutschland und Kontinentaleuropa vor allem durch den aus Varel stammenden Kaufmann und späteren Baptistenprediger Johann Gerhard Oncken, der in einer methodistischen Gemeinde in England seine Bekehrung erlebt hatte.
Seit Fall des Eisernen Vorhangs wanderten viele Deutsche aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland ein (Russlanddeutsche, Kasachstandeutsche, Kirgisistandeutsche). Zu einem größeren Teil waren sie Evangeliumschristen-Baptisten. Da es immer mehr wurden und sie bald die eindeutige Mehrheit der Baptisten bildeten, gründeten sie eigene Gemeinden, allerdings gibt es auch in einheimischen Baptistengemeinden vereinzelt Russlanddeutsche.
Seit der Nachkriegszeit gibt es in Deutschland auch amerikanische Baptistengemeinden, die von Helfern oder Soldaten der US Army gegründet wurden. Sie sind zum Teil assoziierte Mitglieder des deutschen Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden und Vollmitglieder der Europäisch-Baptistischen Föderation.
Mennoniten

Die Mennoniten haben keine übergeordnete Kirchenleitung. Sie sind jedoch teilweise durch die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden verbunden. Alle Gemeinden sind voneinander unabhängig, halten jedoch Kontakt untereinander. Daher kommt es, dass es von Gemeinde zu Gemeinde zum Teil unterschiedliche Auffassungen gibt. Die Freikirche ist Mitglied in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen.
Im 16. Jahrhundert kam es während der Reformation zur Abspaltung der Kirche von den sogenannten Täufern. In der Schweiz, in Südwestdeutschland, Ostfriesland und den Niederlanden existierten viele von einander unabhängige Gruppen. Daraus entstanden die Hutterer, die von Deutschland in die Slowakei, von dort nach Transsylvanien, anschließend nach Russland und dann nach Amerika auswanderten, und die Mennoniten, die ihren Ursprung ebenfalls in Deutschland haben. Von hier aus wanderten sie nach Polen aus, wo sie ihren Glauben vor der Angliederung an Preußen ungestört ausüben konnten. Viele Mennoniten wanderten nach Amerika und die Ukraine aus. Von dort aus verstreuten sie sich in der ganzen Welt. Eine Abspaltung der Mennoniten waren die Amische, die heute ausschließlich in den USA siedeln.
Seit einigen Jahren kommen viele der in der ehemaligen Sowjetunion lebenden Russlandmennoniten zurück nach Deutschland. Heute ist mehr als die Hälfte der in Deutschland sesshaften Mennoniten aus Russland oder anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion. So gut wie alle Mennonitengemeinden befinden sich in Westdeutschland. Anfang der 1990er-Jahre wurde in Sachsen-Anhalt mit amerikanischer Hilfe eine Mennonitengemeinschaft gegründet.
Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche
Hauptartikel: Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche
Ein Vorgänger der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) ist die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche in Preußen, die 1830 aus Protest gegen die Einführung der evangelischen Union zwischen Lutheranern und Reformierten in Preußen durch eine gemeinsame Agende entstanden ist. 1972 schlossen sich unterschiedliche konfessionell-lutherische Freikirchen zur SELK zusammen. Gemeinden finden sich in unterschiedlicher Größe in ganz Deutschland.
Pfingstler
Die Pfingstler sind im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden organisiert. Dieser zählt 600 Gemeinden mit 39.000 Getauften und 60.000 Zugehörigen. Die Struktur ist synodal-kongregational aufgebaut. Dieser Bund ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und in der Evangelischen Allianz.
Erste Pfingstler gründeten 1906 Gemeinden in Deutschland. Der BFP ging 1982 aus der Arbeitsgemeinschaft der Christengemeinden in Deutschland (gegründet 1947) hervor. Seit 1988 sind auch die Volksmission entschiedener Christen und teilweise die Ecclesia-Gemeinden im BFP organisiert. Neben den deutschsprachigen Gemeinden besteht auch eine Vielzahl ausländischer Gemeinden in Deutschland.
Siebenten-Tags-Adventisten
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland ist Gastmitglied in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen und Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland. Gegenwärtig zählt sie circa 600 Adventgemeinden, einige auch mit fremdsprachigen Gottesdiensten (meistens südslawische oder ghanaische Gemeinden). In Möckern-Friedensau in Sachsen-Anhalt befindet sich die Theologische Hochschule Friedensau, die seit über hundert Jahren in adventistischem Besitz ist. Die Gemeinschaft besitzt viele soziale Einrichtungen.
Die Siebenten-Tags-Adventisten gibt es in Deutschland seit 1875. Entstanden sind sie hauptsächlich durch den amerikanischen Missionar John Nevins Andrews und durch Jakob Erzberger. Erste Anhänger fanden sie unter den pietistischen Erweckten im Bergischen Land. Dort existierten mehrere sabbathaltende Gemeinschaften, wie etwa Die Getaufte Christen-Gemeinde von Heinrich Lindermann. Seit 1886 wurden von Deutschland aus Missionare in die Mennonitenkolonien und zu pietistisch-schwäbischen Gemeinschaften im Kaukasus gesandt. Deshalb gibt es in Deutschland heute 8.000 russlanddeutsche Adventisten.
Mormonen
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist nur in Hessen und Berlin als KdÖR anerkannt. Diese Gemeinschaft hat in Deutschland zwei Tempel (Frankfurt am Main und Freiberg in Sachsen), aber mehrere Gemeinden.
1842 kam der erste mormonische Missionar in die deutschen Staaten.Die Deutschen, die damals zu dieser Religionsgemeinschaft konvertierten, wurden sehr verfolgt und z.T. in Gefängnisse gesteckt. Darum sind alle Mormonen aus Deutschland nach Utah, wo viele Mormonen siedelten, ausgewandert. Im Jahre 1929 kam es in Zelwagi, Polen zur Gründung der ersten Gemeinde auf deutschem Boden, die als heutiger Grundstein der Kirche in Deutschland gilt.
Alt-Katholische Kirche
Die Alt-Katholische Kirche hat in Deutschland 25.000 Mitglieder. Ihr Bischofssitz und das einzige altkatholische Theologieseminar ist in Bonn. Am stärksten ist die Kirche in Nordrhein-Westfalen und in Südbaden verbreitet. Sie entstand in Deutschland im Nachgang des 1. Vatikanischen Konzils im Widerstand gegen das Jurisdiktionsprimat und das Unfehlbarkeitsdogma der Römisch-Katholischen Kirche. Die Alt-Katholische Kirche gehört zur sogenannten Utrechter Union, einem Zusammenschluss europäischer altkatholischer Kirchen.
Christliche Wissenschaft
Erste Anfänge der Christliche Wissenschaft in Deutschland gehen auf das Jahr 1897 zurück. Die ersten Gottesdienste fanden in Dresden nach der Ankunft von Frances Thurber Seal, CSB, statt. (Seal: Wundertaten der Wahrheit. egl. 1930. dt. 1960.) Die Christian Science hatte zahlreiche Anhänger am Hofe, der Zorn des Kaisers löste eine erste Verfolgungswelle aus. 1900 wurden dennoch die ersten beiden Kirchen in Dresden und Berlin gegründet. Die erste Übersetzung von Science and Health with Key to the Scriptures erscheint 1912 in deutscher Sprache. An der Übersetzung wirkt u.a. Helmuth James Graf von Moltke mit. Zu der Zeit gab es in Deutschland anerkannte Kirchen Christi, Wissenschaftler, in Berlin, Dresden, Frankfurt am Main, Hannover und Stuttgart. Im Dritten Reich wurde sie zunächst massiv eingeschränkt, ab 1941 wurde sie verboten und verfolgt. Nach dem Krieg gab es eine Kirchengründungswille, 1951 wurde sie in der DDR erneut verboten und einen Monat vor dem Fall der Mauer erneut zugelassen.
Anglikaner

Es existieren derzeit 15 Kirchengemeinden bzw. Missionen der Anglikaner in Deutschland, die in der Conference of Anglican and Episcopal Churches in Germany organisiert sind. Sieben Gemeinden (Berlin, Köln/Bonn, Düsseldorf, Heidelberg, Freiburg, Stuttgart, und Hamburg) gehören der Church of England an, und drei (München, Wiesbaden und Frankfurt) der Episcopal Church in the USA. Daneben gibt es fünf Episcopal Missionen (Karlsruhe, Darmstadt, Augsburg, Ingolstadt und Nürnberg). Größtenteils wurden diese Gemeinden von ihrer jeweiligen Mutterkirche im 19. Jahrhundert gegründet, um Expatriaten--und in der Nachkriegszeit ab 1945 in Deutschland stationierte Soldaten und andere Personal--in Deutschland zu bedienen. Die Hamburger Gemeinde entstand bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts und war anfänglich eng mit der Kaufmannsvereinigung der Merchant Adventurer verknüpft. In jüngeren Jahren ziehen sie aber auch andere internationales Publikum an, sowie Deutsche, die aus familiären Verbindungen, Vorliebe zur englischen Sprache, Unzufriedenheit mit den beiden großen Kirchen oder aufgrund der Kombination einer katholischen Liturgie mit protestantisch-anglikanischer Theologie (z.B. Frauenordination) den Besuch der anglikanischen Gottesdienste bevorzugen. Neben der in der CAECG organisierten Gemeinden gibt es auch eine Church of England Gemeinde in Leipzig, die aus der CAECG aufgrund des Konflikts zwischen ihrer evangelikalen Haltung und die jüngsten Entwicklungen bzgl. Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und der Bischofsweihe von Gene Robinson ausgetreten ist.
Islamische Gemeinden
Achtung: Bei allen Religionsgemeinschaften, die nicht Körperschaft des öffentlichen Rechts sind, beruhen die Zahlen auf Schätzungen und Hochrechnungen, da keine amtlichen Zahlen existieren
Hauptartikel: Islamische Organisationen in Deutschland In Deutschland leben ca. 3,3 Millionen Menschen islamischen Glaubens (4 % der Gesamtbevölkerung), ein Großteil sind aus der Türkei stammende Sunniten. 370.000 Muslime besitzen einen deutschen Pass, die wenigsten sind deutscher Herkunft. Die am stärksten vertretene Nationalität unter den Muslimen in Deutschland sind die Türken. Eine andere größere Gruppe sind die Flüchtlinge aus Bosnien. Die älteste deutsche Moschee, die heute noch besteht, wurde 1924 in Berlin errichtet (Wilmersdorfer Moschee). Heute werden entweder alte unbenutzte Gebäude als Moscheen genutzt oder es werden neue Gotteshäuser erbaut, jedoch oftmals unter dem Protest der Anwohner. Die Diyanet İşleri Türk İslam Birliği (DİTİB), der deutsche Ableger des türkischen Religionsministeriums, ist der größte Betreiber von Moscheen in Deutschland. Nach eigenen Angaben vertritt er 70% der in Deutschland lebenden Muslime. Die Imame der DİTİB werden in der Türkei ausgebildet und von der dortigen Religionsbehörde nach Deutschland entsandt. Die Alevitische Gemeinde Deutschland vertritt rund 700.000 in Deutschland lebenden Aleviten, die meisten von ihnen sind ethnische Kurden. Laut Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts haben von den 706.000 im Jahr 2004 in Deutschland geboren Kindern 64.000 (9.1%) muslimische Eltern.[6]Jüdische Gemeinde

Hauptartikel: Deutsche Juden
Der Zentralrat der Juden zählt gegenwärtig 105.000 gläubige Juden. Jedoch wird die Zahl nichtpraktizierender Juden auf ca 100.000 geschätzt, so dass in Deutschland heute ca 200.000 Juden, meistens osteuropäischer Herkunft, leben.
Die beiden größten jüdischen Institutionen sind der Zentralrat der Juden und die Union progressiver Juden. Daneben gibt es auch noch 15 Gemeinden messianischer Juden, die fast ausschließlich aus russischen Gläubigen bestehen.
Schon im 1. Jahrhundert gab es am linken Rheinufer erste Jüdische Gemeinden. Damit ist das Judentum die älteste heute noch bestehende Glaubensgemeinschaft in Deutschland. Sie waren die Vorfahren der Aschkenasim. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten kam es sehr selten zu Übergriffen auf die jüdische Bevölkerung. Unter Karl dem Großen waren sie sogar gleichwertige Bürger. Diese friedliche Zeit endete jedoch mit den Kreuzzügen. Im Laufe des 13. Jahrhunderts nahmen Ausschreitungen gegen Juden auch wegen der aufkommenden Pest, für die die Juden teilweise verantwortlich gemacht wurden, zu. Immer häufiger kam es zu Pogromen, bis sich viele Juden entschlossen nach Polen auszuwandern. In den Jahrhunderten ließen sich jedoch nicht alle Juden vertreiben und viele zogen auch von Osteuropa nach Deutschland zurück. Ende des 18. Jahrhunderts entstand die Aufklärungs- und Reformbewegung im deutschen Judentum. Der wohl bekannteste Vertreter war Moses Mendelssohn. Diese Bewegung forderte die Judenemanzipation und die vollständige Assimilation in der Gesellschaft. Eine vollständige rechtliche Gleichstellung der Juden in Deutschland erfolgte allerdings erst 1871. Zwischen dieser Zeit und 1933 hatten sich die meisten Juden in Deutschland integriert. Seit 1938, nach der Reichspogromnacht, wurden die Juden wieder verfolgt. Allein in der Anfangsphase wurden 1.400 jüdische Gemeinden geschlossen, ca 400 Juden öffentlich hingerichtet und 30.000 Männer in ein KZ verschleppt. Die Gesamtzahl der ermordeten Juden Europas während des Holocausts beträgt etwa 6.000.000 Menschen.
Nach 1945 wurden schon in vielen Großstädten wieder erste Gemeinden gegründet. Viele Juden, die eigentlich über eine Auswanderung nachdachten aber auch Rückkehrer aus dem Exil (siehe Paul Spiegel), blieben dauerhaft in Deutschland. In vielen deutschen Städten wurden neue Synagogen erbaut. Seit der Wende 1989 kamen viele Ostjuden (hauptsächlich aus der Ukraine, Russland, Moldawien und Uzbekistan) als Kontingentflüchtlinge nach Deutschland und stärkten die jüdischen Gemeinden.
Entwicklung der Religionszugehörigkeiten seit 1950
Die Religionszugehörigkeit der Menschen in Deutschland hat sich seit 1950 folgendermaßen entwickelt (bis einschl. 1987 nur Westdeutschland). Achtung: Bei allen Religionsgemeinschaften, die nicht Körperschaft des öffentlichen Rechts sind, beruhen die Zahlen auf Schätzungen und Hochrechnungen, da keine amtlichen Zahlen existieren
Konfession | Mitglieder |
---|---|
Sunniten | 2.200.000 |
Aleviten | 340.000 |
Schiiten | 170.000 |
Ahmadiyya | 50.000 |
Ismailiten | 12.000 |
Entwicklung der Religionszugehörigkeiten von 1950 bis 2005 | |||||
---|---|---|---|---|---|
in % der Gesamtbevölkerung | |||||
Konfession | |||||
Jahr | evangelisch | katholisch | konfessions- frei |
muslimisch | andere |
1950 | 50,6 | 45,8 | ** | ** | 3,6 |
1961 | 51,1 | 45,5 | ** | ** | 3,5 |
1970 | 49,0 | 44,6 | 3,9 | 1,3 | 1,2 |
1987 | 41,6 | 42,9 | 11,4 | 2,7 | 1,2 |
1990 | 36,9 | 35,4 | 22,4 | 3,7 | 1,6 |
2003 | 31,3 | 31,3 | 31,8 | 3,9 | 1,7 |
2004 | 31,0 | 31,1 | 32,3 | 3,9 | 1,7 |
2005 | 30,8 | 31,0 | 32,5 | 3,9 | 1,8 |
Quelle: fowid [7] | ** = nicht separat aufgelistet |
Anmerkung: Die Zugehörigkeit zum Islam wird in Deutschland nicht standesamtlich erfaßt. Man kann deshalb den Anteil der Mulime in Deutschland nicht exakt angeben. In der obigen Darstellung wird angenommen, dass Menschen, welche aus dem islamischen Kulturraum zugewandert sind, Muslime sind.
Interkonfessionelle Zusammenschlüsse und Arbeitsgemeinschaften
Viele der genannten Kirchen haben sich sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene unter Wahrung ihrer Autonomie zusammen gefunden. Zu den bedeutenden Zusammenschlüssen und Arbeitsgemeinschaften gehören:
- Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen
- Deutsche Evangelische Allianz
- Vereinigung Evangelischer Freikirchen
- Brot für die Welt
- Diakonisches Werk der evangelischen Kirchen in Deutschland
Interreligiöser Dialog
Hauptartikel: Interreligiöser Dialog und Dialog der Religionen
Im Interreligiösen Dialog engagiert sich eine immer größere Zahl von Angehörigen der verschiedenen Religionen.
Er wird einerseits von offiziellen Vertreten der Religionen geführt, aber auch von speziellen Dialogorganisationen gepflegt.
Beispielhaft seien hier genannt:
- Weltkonferenz der Religionen für den Frieden
- Deutscher Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
- Koordinierungsrat der Vereinigungen des christlich-islamischen Dialoges in Deutschland
- Christlich-Islamische Gesellschaft
Quellen
- ↑ Islam im demographischen Aufwind, Focus 1/2007, S. 39, 31. März 2007
- ↑ Bevölkerungsentwicklung 2005, Statistisches Bundesamt
- ↑ Pressemitteilung Nr. 331 vom 12.08.2005, Statistisches Bundesamt
- ↑ Die Welt: Die Deutschen entdecken ihren Glauben wieder 8. April 2007
- ↑ Orthodoxe Kirche in Deutschland, Deutsches orthodoxes Dreifaltigkeitskloster in Bodenwerder - Buchhagen
- ↑ Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen destatis2004Pressemitteilung. - ↑ Entwicklung der Religionszugehörigkeiten fowid
Literatur
- Michael Klöcker, Udo Tworuschka: Handbuch der Religionen: Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften in Deutschland. Olzog Verlag, Landsberg am Lech 2006, ISBN 3-7892-9900-6