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Manuela (Sängerin)

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Manuela (* 18. August 1943 in Berlin; † 13. Februar 2001 in Berlin; eigentlich Doris Inge Wegener) war eine deutsche Schlagersängerin.

Biografie und Karriere

Im Berliner Stadtteil Wedding geboren, wurde die ehemalige Löterin in einer Fabrik gegen Anfang der 1960er Jahre eine der beliebtesten Schlagerstars West-Deutschlands. Entdeckt wurde sie von dem Musikmanager Peter Meisel, der zusammen mit dem Komponisten Christian Bruhn das erste deutsche "Independant Prucer Team" bildete, während eines Gesangsauftritts im "Ufer-Eck", einer Kneipe ín Wedding. Bald darauf gewann der junge Teenager einen Nachwuchswettbewerb der Ariola, bei der ihre erste Schallplatte "Hula Serenade" produziert wurde, die mäßig erfolgreich war. Daraufhin wechselte Manuela zu Telefunken-Decca (Teldec). Über den Karriereverlauf berichtete die Sängerin auf ihrer ersten LP "Manuela!": "Ich war noch keine 18 Jahr alt, als ich mich im Berliner Wedding mit ein paar Freunden zusammentat und mit ihnen 'skiffelte'. Tagsüber lötete ich hinter der Werkbank einer Berliner Elektrofabrik Radiokondensatoren, abends aber sang ich aus Liebhaberei Schlager. Bald hatte mich die Teldec entdeckt; es war bei einem Tanzabend. Ich durfte meine erste Schallplatte besingen." Und so wurde aus Doris Manuela. Nach Achtungserfolgen mit ihrer ersten Single "Hula-Serenade" (1962), sowie als Leadsängerin der Mädchenband Tahiti Tamoures (Wini Wini, 1963), hatte Manuela mit Schuld war nur der Bossa Nova, der deutschen Version von Blame It On The Bossa Nova von Eydie Gorme, 1963 einen Nummer-Eins-Hit, der zum Startschuss einer langjährigen Sangeskarriere (mit über 17 Millionen verkaufter Schallplatten/CDs) wurde. Letztgenannter Schlager sorgte zumindest in Bayern für Furore. Die Zeilen "Doch am nächsten Tag fragte die Mama 'Kind, warum warst du erst heut' morgen da?'" führten dazu, dass die Schallplatte auf den Index des Bayerischen Rundfunks gesetzt wurde. Bald kamen nach dem ersten großen Erfolg, wie Manuela auf ihrer ersten LP verkündete, Fernsehshows und ihr erster Film ("Im schwarz-weißen Rößl am Königssee") hinzu. Zudem nahm sie Tanz-, Schauspiel und Gitarrenunterricht.


1966 erhielt Manuela, zusammen mit Drafi Deutscher, den "Goldenen Bravo-Otto", anlässlich der seinerzeit äußerst erfolgreichen Fernseh-Folge (der zwölften) "Der Goldene Schuß", mit Lou van Burg. Dazu schrieb die populäre Jugendzeitschrit Bravo: "Als die beiden ihre neuesten Schlager sangen, ahnten sie noch nichts von ihrem Glück. Erst kurz nach dem Schlußakkord rückte Onkel Lou mit dem Knüller heraus. Feierlich überreichte er Manuela und Drafi die Siegestrophäen: zwei goldene Indianer. Die beiden OTTO-Wahltrophäen glitzerten im Scheinwerferlicht. Und die beiden Schlagerlieblinge glitzerten ebenso - vor Stolz. 'Fernsehstund hat Gold im Mund', sagten sie kurz danach bei einer Feier im kleinen Kreis. Und Onkel Lou gab den beiden einen Ratschlag unter Künstlerkollegen mit auf dem Weg: 'Ihr seid jung und erfolgreich! Das ist aber kein Grund, sich jetzt auf die faule Haut zu legen. Erfolg ist immer etwas Flüchtiges. Arbeitet weiterhin so gut, damit ihr im nächsten Jahr einen diamantenen BRAVO-Indianer kriegt.'" (zit. n. Coverrückseite der LP "Manuela & Drafi" (1966).


Und Manuela arbeitete weiterhin so gut. Sie erhielt noch einige OTTO-Wahltrophäen, wurde 8 Mal in Folge von Bravo-LeserInnen zur beliebtesten Sängerin gewählt, hatte mehrere Top-Ten-Hits und war bis Mitte der 70er in den deutschen Charts vertreten. Über das "Phänomen" Manuela, mit ihrer "leicht weinerlichen Stimmlage" und ihrem perfekt nachempfundenen "amerikanischen Akzent" (Herrwerth 1997, S. 37), konstatiert Thommi Herrwerth treffsicher: "Manuela paßte so richtig ins BRAVO-Weltbild. Ein artiges, nettes Mädchen, keine Skandale, statt dessen promotete sie eine fesche Modekollektion (unter "Star-Boutique Manuela", die in fast allen deutschen Häusern der großen Kaufhauskonzerne und in Fachgeschäften vertreten war). Und die Geschichte von der kleinen Fabrikarbeiterin, die vom Schlagerproduzenten in einer trostlosen Vorstadtkneipe entdeckt wurde und zur Plattenkönigin aufstieg, paßte hervorragend ins Klischee sämtlicher Teeny-Träume kleiner Jungs und kleiner Mädchen" (Herrwerth 1997, S.38).


Eine lautstark angepriesene Karriere in den USA blieb Manuela versagt, deren angeblicher Höhepunkt, wie die Radio- und Fernsehillustrierte Hörzu feststellte, einzig und allein darin bestand, "dass Manuela Nancy Sinatra vorgestellt wurde und zusammen mit vielen anderen an einer Party von Perry Como teilnahm" (zit. n. Kraushaar 1983, S. 144). Demgegenüber erklärte ihre Schallplattenfirma, dass die Sängerin in einem "mutigen Sturmangriff" die "schier uneinnehmbare Festung des amerikanischen Showsgeschäfts" überwinden konnte, "in dem nur ein einziger europäischer Star, nämlich Catarina Valente, erfolgreich war." Sie wurde "von keinem Geringeren als Hollywoods berühmtestem und gefürchtetstem Starmanager Kurt Frings (entdeckt), dem so bekannte Leinwandstars wie Elizabeth Taylor, Audrey Hepburn, Frank Sinatra oder Dean Martin ihre Weltkarierre verdanken" (zit. nach Cover der LP "Star-Boutique Manuela. Die großen Erfolge 2").

Auch durfte die Sängerin am Grand Prix Eurovision de la Chanson, vom 21. März 1970 in Amsterdam, nicht teilnehmen, obwohl ihre Plattenfirma sie nominiert hatte. Für ARD-Boss Hans-Otto Grünefeldt war Manuela schlichtweg nicht "gut genug" (vgl. Kraushaar 1983, S. 142). Er bestimmte, dass Katja Ebstein teilnehmen sollte, die, wie bekannt, mit ihrem Lied "Wunder gibt es immer wieder" den 3. Platz belegte.


1973 behauptete die Schlagersängerin, dass ein Redakteur der ZDF-Hitparade 20 000 DM Bestechung für einen Auftritt verlangt hätte. Manuela wurde wegen Verleumdung verklagt, verlor den Prozess und die Sender boykottierten sie, allen voran das ZDF (vgl. Kraushaar 1983, S. 146 ff.). Die "Versöhnung" mit dem ZDF erfolgte durch Bernd Schadewald. Manuela erhielt die kleine Rolle der Mutter eines Jugendlichen in dem ZDF-Film "Schuld war nur der Bossa Nova" (1992), u.a. mit Jürgen Vogel und Nicolette Krebitz in den Hauptrollen, der in den ersten 1960er Jahren in einer Kleinstadt im Ruhrgebiet spielte.

Ihr Manager Werner Fey, der 1994 starb, brachte sie durch Missmanagement um ihr Vermögen. Folgend musste die Sängerin "über Betriebs-, Volks- und Oldiefeste" tingeln, "um sich über Wasser zu halten" (Hoersch 2006, S. 260).

Manuela starb im Alter von 57 Jahren am 13. Februar 2001 an Kehlkopfkrebs. Zu ihrer Beerdigung, auf dem Martin-Luther-Friedhof in Berlin-Tegel, erschienen an die 300 Fans, aber kaum bekannte Größen aus der Musikbranche, von Christian Bruhn, Norman Ascott und Miachel Kudritzki einmal abgesehen.

Literatur

Kraushaar, E.: Mutmassungen über Manuela, in: Kraushaar, E.: Rote Lippen. Die ganze Welt des deutschen Schlagers, Hamburg 1983, S. 137-150

Herrwerth, T.: Partys, Pop und Petting. Die Sixties im Spiegel der BRAVO, Marburg 1997

Hoersch, T. (Hrsg.): BRAVO 1956 -2006, München 2006

Diskografie (Auswahl)

  • Hula-Serenade (1962)
  • Schuld war nur der Bossa Nova 1963 Cover-Version von: Blame it on the Bossa nova
  • Ich geh noch zur Schule (1963; Cover-Version von: On Top Of Old Smokey)
  • Mama, ich sag' dir was(1963)
  • Hey, Manuela (1963); erste EP
  • Manuela! (1963); erste LP
  • Schwimmen lernt man im See (1964) Cover-Version von: Just so Bobby can see
  • Schneemann (1964)
  • Küsse unterm Regenbogen (1965)
  • Die großen Erfolge (1965); LP
  • Love and Kisses (1965)
  • Es ist zum Weinen (1966)
  • Manuela&Drafi (1966); LP
  • Lord Leicester aus Manchester (1967)
  • Monsieur Dupont (1967)
  • Wenn es Nacht wird in Harlem (1967) Cover-Version von: When A Man Loves A Woman
  • Rund um die Welt (1968); LP
  • Die großen Erfolge 3 (1968); LP
  • Star-Boutique Manuela. Die großen Erfolge 2 (1968); LP
  • Guantanamera (1968)
  • Weihnachten wie wir es lieben (1969); LP
  • Wenn du liebst (1969)
  • Alles und noch viel mehr (1970) Cover-Version von: All Kinds Of Everything
  • ABC (1970)
  • Wenn du liebst (1970)
  • Die grossen Erfolge. Made in Germany & USA (1970); LP
  • Lieder aus dem Märchenland (1970); LP
  • Der schwarze Mann auf dem Dach 1971 Cover Version von: Jack In The Box
  • Prost, Onkel Albert (1971)
  • Daddy Daddy (1971)
  • Es lebe das Geburtstagskind (1972)
  • Komm wieder (1973)
  • Gestohlene Orangen (1974)
  • Ich möcht gern dein Herz Klopfn hör'n (1974)
  • Was hast du gemacht (1975)
  • Rhodos bei Nacht (1985)
  • Auf den Stufen zur Akropolis (1986)
  • Ewiges Feuer (1987)
  • Oh, Mandolino (1988)
  • Für immer (1990) Cover Version von: You got it
  • Wenn ich erst wieder Boden spür' (1993)
  • Die größten Erfolge - Neuaufnahmen (1994)
  • schuld war nur der bossa nova (2001); 3 CDs mit Manuelas größten Erfolgen

Auszeichnungen

  • Bronze-Löwe (1963), Sonderpreis "Goldene Bonny" (1963) und Silberne-Löwe (1968) von Radio Luxemburg
  • Bravo-Otto 4 x in Gold (1966, 1969, 1970 und 1971) sowie 4 x in Silber (1965, 1967, 1968 und 1972)
  • Goldene Schallplatte (1968)
  • Goldene Stimmgabel (1991 und 1992)

Diana Damrau