Kirchgandern
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Kirchgandern ist eine Gemeinde im Thüringischen Landkreis Eichsfeld. Sie gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Hanstein-Rusteberg
Geschichte
Der Ort wird erstmals 1118 urkundlich erwähnt.
Im Dreiländereck Thüringen-Hessen-Niedersachsen östlich der Leine liegt die 650 Einwohner zählende Gemeinde Kirchgandern, welche eine Fläche von 4,37 km² einnimmt. Die Gemarkungsfläche Kirchganderns erstreckt sich in den Höhenlagen von 192 bis 329m über Normal Null (NN). Geographisch ist Kirchgandern sehr geprägt. An der östlichen Seite erstrecken sich zwei Berge, der Pferdeberg (früher eine Opferstätte) und der Kahle Berg (Kapellenstandort). Die Leine bildet die süd- westliche Grenze des Dorfes. Sie ist eine natürliche Grenze zwischen Kirchgandern und den Nachbargemeinden Arenshausen und Hohengandern. Im Wald (Richtung Kahler Berg) entspringt eine Quelle. Der Verlauf des von der Quelle ausgehenden Baches (Gänsebach) erstreckt sich von Norden nach Süden durch das Dorf und teilt dieses in zwei Hälften. Die Dorfhälfte östlich des Gänsebaches wird als Unterdorf bezeichnet, die andere Hälfte als Oberdorf.
Die erste urkundliche Erwähnung Kirchganderns wurde im Jahre 1118 datiert, das heißt unser Dorf existiert seit ca. 887 Jahren. Kirchgandern hat seinen Namen von der ursprünglichen Siedlung „Ganderaha“. „Gander“ bedeutet Gänserich und „Aha“ ist die Bezeichnung für Wasser, also am Gänsebach gelegen. Den Beinamen „Kirch“ bekam unser Dorf, da seine Kirche die Hauptkirche des geistigen Bannes war. Unsere Kirche ist eine der ältesten Kirchen im näheren Umkreis. Laut Urkunde wurde sie im Jahre 1300 errichtet. Im Laufe der Zeit entwickelte sich also aus der Ortsbezeichnung „Ganderaha“ der heutige Ortsname Kirchgandern.
Kirchgandern war früher ein sehr belebtes Dorf, vor allem im Bereich Handwerk und Handel. So gab es in unserem Dorf viele Handwerksbetriebe so zum Beispiel Bäckereien, Fleischereien, eine Mühle, Lebensmittelläden, Gaststätten, eine Zigarrenfabrik, Ärzte, Frisöre, eine Mützenfabrik, Schneidereien, einen Schuster, einen Tellermacher, Tischlereien, eine Schmiede, Maler, Klempner, ein Fuhrunternehmen und vieles mehr. Aber auch was die Bildung anging, konnte Kirchgandern mit seinen zwei Schulen gut mithalten.
Im Laufe der Jahre entstand in Kirchgandern ein reges Vereinsleben. So entstanden z.B. der Kriegerverein, der Taubenverein, der Jungfrauenverein, der Radsportverein, der Gesangsverein, der Hundesportverein, der VFR Sportverein, die Alten Herren Kirchgandern, die Waldgemeinschaft, die Kolpingfamilie, der Förderverein Kirchgandern sowie die Freiwillige Feuerwehr Kirchgandern.
Heute ist unsere Gemeinde stolz auf die Berechtigung zur Führung einer eigenen Flagge und eines eigenen Wappens. Auf dem Wappen erkennt man eine Gans mit ausgebreiteten Flügeln (Flügel sind in Unteransicht dargestellt), wobei Hals und Kopf der Gans kombiniert mit einem Querbalken ein Kreuz, als Zeichen für Glaube und Kirche bilden. Das Herzschild mit dem silbernen Rad symbolisiert die jahrhundertealte Zugehörigkeit zum Kurfürsten- und Erzbistum Mainz, somit zum Eichsfeld. Nach der Wende wurde Kirchgandern ins Dorferneuerungsprogramm aufgenommen und zählt nun zu einem der schönsten Dörfer im Eichsfeld.
Kirchgandern und seine Kirche im Wandel der Zeit
Kirchgandern hat eine bewegende Geschichte, vor allem im Bereich der Kirche. Wir bereits erwähnt, wurde Kirchgandern 1118 erstmalig urkundlich erwähnt. Die Kirche von Kirchgandern, welche eine der ältesten Kirchen in der Umgebung ist, wurde 1300 erbaut. Sie stand fast 100 Jahre, als sie 1392 von Otto dem Quaden vollständig zerstört wurde. Der Wiederaufbau ließ jedoch nicht lange auf sich warten. In der Zeit des Dreißigjährigen-Krieges wurden 1633 in unserer Gemeinde zwei Glocken gestohlen, die damals neben der Kirche auf den Glockenstühlen hingen. Raubende Horden aus Hessen versuchten zu dieser Zeit unsere Glocken zu stehlen, als beherzte Jäger aus dem Hinterhalt auf die Diebe schossen, um diesen die Glocken wieder abzujagen. Es gelang ihnen die Diebe in die Flucht zu schlagen. Bei ihrer Flucht mussten diese eine der Glocken zurücklassen, welche man freudigst nach Kirchgandern zurückbrachte. Eine materielle Belohnung lehnten die Jäger ab. Sie wünschten sich, zur Erinnerung an dieses Ereignis, das die Glocken für sie läuten sollten. So entstand das Jägerstück, welches noch heute jeden Freitag geläutet wird. Die andere Glocke wurde in Helsa aufgefunden, es war diejenige welche der Märten Jäger den Soldaten abkaufte. Im Streit um die Glocke wurde den Kirchgändern verwehrt, den Turm zu besichtigen und die Glocke in Augenschein zu nehmen. Daraufhin schlug die Gemeinde Kirchgandern den Klageweg ein, welcher sich von 1651 bis 1668 hinzog. Hatte die leidige Glockengeschichte Helsaer und Kirchgänder Bürger vor 350 Jahren noch verfeindet, so ist sie heute ein „Bindeglied“ der Freundschaft zwischen den beiden Dörfern. Die Gemeinde Helsa schenkte uns die „Märten Jäger-Friedensglocke“, welche 1995 zum Tag der deutschen Einheit eingeweiht wurde. Als 1850 die umliegenden Dörfer von der Pest befallen wurde blieb unser Dorf verschont. Aus Dankbarkeit ließ der damalige Pfarrer, Werner Backhaus, eine Kapelle mit Stationsweg errichten. Dieser Stationsweg wurde allerdings mit dem Bau der Grenze vollständig zerstört. Der Krieg und die Errichtung der Berliner Mauer spielten hier eine bedeutende Rolle. Kirchgandern wurde zum Grenzgebiet. Bereits 1953 wurde unser Gebiet zur Sperrzone erklärt, und das bis zum Jahre 1998 blieb. Mit dem Fall der Mauer wurde auch die Grenze zum „Westen“ geöffnet. Diese deutsch-deutsche Begegnung feierten wir Kirchgänder in der Gaststätte „Zum goldenen Löwen“. Im darauf folgenden Jahr fanden in Kirchgandern die ersten freien Wahlen statt. 1992 führten die Kirchgänder die erste Grenzbegehung durch. Diese Begehung wurde dann 2002 wiederholt. Dabei war die jüngere Generation stark vertreten, welche den ca. 13 km langen Marsch tapfer bestritten. Nach der Wende schloss Kirchgandern ein Gewerbegebiet und baute ein Dorfgemeinschaftshaus, in welchem heute Versammlungen, Vereinstreffen und Feiern stattfinden.
Traditionen in Kirchgandern
In unserer Gemeinde haben sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Traditionen, Sitten und Bräuche herausgebildet. Manche von ihnen haben sich verändert, andere werden heute noch genauso begangen wie vor hundert Jahren. Ebenso wie bei der Geschichte vom Glockenraub, aus der sich die Tradition des „Jägerstückes“ ergeben hat, sind die anderen Traditionen, wie unsere Kirmes, das Magdalenenfest, das Hammelschlagen und das Hammelessen somit auch die Grenzbegehung entstanden.
Ein Ausschnitt einer Projektarbeitsprüfung der Regelschule Arenshausen 2006.
Quellen: Ortschronik von Kirchgandern Berichte in verschiedenen Tageszeitungen www.Kirchgandern.de Privates Material Aushänge an Magdalenenkapelle
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):
- Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Söhne und Töchter
- Bernward Hotze (* 1927) - ehemaliger Verwaltungsjurist
- Albert Krebs (* 21. August 1951) - ehemaliger Fußballspieler