Reformismus
Reformismus bezeichnet allgemein eine politische Taktik, die darauf abzielt, die Gesellschaft durch Reformen umzugestalten. Politische Strategie ist der "demokratische Sozialismus" oder eine sozial-gerechte Form des Kapitalismus. In allen Fällen stellt das Gesellschaftmodell des Reformismus ein Konglomerat aus marktwirtschaftlichen, parlamentarischen und klassisch sozialsistischen Elementen dar. Hauptvertreter des Reformismus der Linken und der Arbeiterbewegung ist die Sozialdemokratie und Reformsozialismus.
Der Reformismus entstand bereits Ende des 19. Jahrhunderts in der [Gewerkschaft]]en und Arbeiterbewegung. Er war einerseits Folge der Herausbildung einer sozial-priviligierteren Schicht innerhalb der Arbeiterklasse von politischen Funktionären in [Gewerkschaft]] und [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|Partei [Arbeiteraristokratie]. Dieser wurde infolg der in der imperialistischen Epoche möglichgewordenen Extraprofiten. Diese Mittel wurden zur Integration der proletarischen Kernschichten verwendet. Andererseits waren die politischen Erfolge im Zuge der Parlamentarisierung des Kaiserreichs ein Faktor. Eduard Bernstein begründete den Reformismus theoretisch und Griff damit die bis dahin dominierende politische Grundlage der Arbeiterbewegung an, die in der materialistischen Geschichtsauffassung und revolutionärer Taktik bestand. Bernstein argumentierte im Gegensatz zu Marx, dass die ökonomischen Umstände der Arbeiterklasse nicht prekärer, sondern besser werden. Das würde zu einer sozialen und politischen Emanzipation der Arbeiter führen. Der revolutionäre Kampf wäre damit obsolet. Die spätere Bezeichnung "Sozialdemokraten" soll den Antagonismus zwischen Sozialismus und (bürgerlicher) Demokratie verdeutlichen.
Die Marxisten um Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht (und anfangs auch Karl Kautsky) argumentierten, dass politische Gleichheit ohne soziale und ökonomische Gleichheit nicht möglich wäre. Die bürgerliche Eigentumsform muss zugunsten einer gesamtgesellschaftlichen Aufgehoben werden. Die bürgerliche und repräsentative Demokratie in Gestalt des Parlamentes durch eine direktdemokratische und verbindlichere Form durch Räte ersetzt werden.
Im Zuge des 1. Weltkriegs und der Unterstützung des jeweiligen Nationalstaates durch die lokale Arbeiterpartei (Burgfriedenspolitik) kam es zum Bruch zwischen Reformisten und Revolutionären in Partei und Arbeiterberwegung in Kommunisten und Sozialdemokraten. Das Zentrum, um den Sozialisten Karl Kautsky, versuchte noch bis zum Schluß die beiden Flügel auszusöhnen. Kautsky ging nach der Spaltung der SPD in die USPD.
Der Reformismus ist weiterhin die führende ideologische Strömung in Gewerkschaft und Arbeitermilieus. Die zwei parlamentarischen Hauptvertreter des Reformismus sind in Deutschland die SPD und die Linke.
siehe auch
Literatur
Peter Glotz und Rainer-Olaf Schultze: Reformismus, in: Dieter Nohlen und Rainer-Olaf Schultze (Hg.): Politische Theorien, München, 1995