Superheld
Ein Superheld ist eine fiktive Figur, die typischerweise mutig und edel ist. Viele Superhelden haben Geheimidentitäten und Codenamen und tragen farbenfrohe Kostüme. Außerdem besitzen Superhelden oft Superkräfte, also übermenschliche Fähigkeiten, die sie vom Rest der Menschheit abheben. Superhelden kämpfen meist gegen Monster, Naturkatastrophen und Superschurken. Die langen, verstrickten Geschichten um Superhelden ähneln nordischen Sagen und dominieren seit Jahrzehnten amerikanische Comics.
Allgemeines
Ein Superheld ist ein heroischer Charakter, dessen Ziel es ist, der Gesellschaft zu helfen. Superhelden besitzen Superkräfte, fortgeschrittene Technologie, mystische Kräfte oder besonders ausgeprägte physische oder psychische Fähigkeiten. Viele Superhelden haben Geheimidentitäten und tragen Kostüme und Masken, deren Gestaltung oft auf ihre Kräfte hinweisen.
Es gibt einige Eigenschaften, die üblicherweise mit Superhelden assoziiert werden, aber keineswegs für alle Superhelden zutreffen (siehe Abweichungen von der Norm):
- Außergewöhnliche Kräfte und Fähigkeiten und/oder Kontrolle über fortgeschrittene Technologie. Oft besitzt ein Superheld übermenschliche Fähigkeiten, zum Beispiel Supermans Flugfähigkeit oder die telepathischen Kräfte von Professor X. Andere Superhelden haben verstärkte menschliche Fähigkeiten, unter anderem Wolverines übermenschliche Zellheilung oder die Fähigkeit des Flash, beinahe mit Lichtgeschwindigkeit zu laufen. Viele andere Superhelden wie Batman oder Green Hornet besitzen keine übermenschlichen Kräfte, haben aber andere Fähigkeiten, zum Beispiel außergewöhnliche Deduktion oder Meisterschaft in verschiedenen Kampftechniken.
- Die Bereitschaft, für den Dienst an der "guten Sache" sein Leben zu riskieren, ohne dafür belohnt zu werden.
- Moralische Überlegenheit: typische Superhelden töten ihre Gegner zum Beispiel nicht.
- Ein besonderer Anreiz, zum Beispiel Rache (Batman), Verantwortungsgefühl (Spider-Man) oder das Gefühl, auserwählt zu sein (Green Lantern).
- Eine Geheimidentität
- Ein auffälliges, markantes Kostüm, das die Geheimidentität schützt. Das Kostüm ist oft farbenfroh und mit einem Brustsymbol (sei es ein stilisierter Buchstabe oder ein Piktogramm) versehen. Kostüme weisen oft auf den Namen und die Kräfte des Helden hin, zum Beispiel lässt Daredevils rotes Kostüm ihn wie einen Teufel aussehen, Captain Americas Kostüm ist an die amerikanische Flagge angelehnt und Spider-Mans Kostüm weist sowohl auf seinen Namen als auch auf seine Spinnenkräfte hin.
- Ein Erzfeind und/oder eine Galerie von wiederkehrenden Gegnern, die der Held bekämpft.
- Eine Schwäche, die von den Gegnern des Helden ausgenutzt wird (zum Beispiel Supermans Verwundbarkeit gegenüber Kryptonit oder Green Lanterns (ehemalige) Unfähigkeit, gelbe Dinge zu manipulieren).
- Entweder persönlicher Reichtum, wie Batman oder Iron Man oder ein Beruf, der längere Abwesenheiten nicht auffallen lässt, wie Supermans Job als Reporter.
- Eine Herkunftsgeschichte, die erklärt, wie der Held seine Kräfte erhielt und warum er damit das Böse bekämpft.
Die meisten Superhelden arbeiten allein, es gibt aber auch viele Superheldenteams. Einige wie die X-Men oder Gen 13 sind zusammen, weil sie ihre Kräfte auf die gleiche Weise erhalten haben, andere aus familiären Gründen, zum Beispiel die Fantastic Four oder die Challengers of the Unknown. Wieder andere wie die Justice League of America und die Avengers sind Gruppen, die aus den bekanntesten Helden eines Verlags bestehen und deren Mitglieder oft auch Soloabenteuer in eigenen Serien erleben.
Superhelden tauchen meistens in Comics auf. In Amerika sind Superheldengeschichten so typisch für Comics, dass "Superheld" und "Comiccharakter" oft synonym verwendet werden. Superhelden tauchten aber auch in Radioserien, TV Serien, Filmen und Computerspielen auf. Die meisten Superhelden in anderen Medien stammen ursprünglich aus Comics.
Marvel Comics und DC Comics teilen sich das amerikanische Markenzeichen "Super Heroes". Beinahe alle weltweit bekannten Superhelden stammen von diesen beiden Unternehmen, zum Beispiel besitzt DC Superman, Batman und Wonder Woman, während Marvel Charaktere wie Spider-Man, Captain America und den unglaublichen Hulk sein Eigen nennt. Dennoch gab und gibt es wichtige Superhelden, die anderen Unternehmen gehören, zum Beispiel Captain Marvel (Fawcett Comics, später von DC aufgekauft), Spawn von Todd McFarlane oder Hellboy von Mike Mignola.
Superhelden sind üblicherweise mit Amerika verbunden. Es gibt aber auch erfolgreiche Superhelden aus anderen Ländern. Beispiele dafür sind Cybersix aus Argentinien, Marvelman aus Großbritannien und verschiedene japanische Manga-Charaktere wie Astro Boy, die Superheldencharakteristika haben. Superhelden aus dem deutschsprachigen Raum sind selten und meist erfolglos, der Großteil der Superheldencomics in dieser Region sind Übersetzungen lizenzierten amerikanischen Materials.
Obwohl Superhelden als Untergenre von Fantasy und Science-Fiction gesehen werden, hat sich gezeigt, dass Geschichten mit Superhelden beinahe in jedem Genre heimisch sein können. Superheldencomics vereinen Einflüsse aus Horror, Komödie, Kriminalroman, Science-Fiction, Fantasy und anderen.
Abweichungen von der Norm
Es gibt viele Charaktere, die nicht oder nur teilweise den oben aufgeführten Charakteristika entsprechen, aber dennoch als Superhelden gelten. Beispiele sind:
- Wolverine von den X-Men tötet seine Gegner oft und ist auch sonst kein netter Zeitgenosse. Er ist ein typisches Beispiel für einen Antihelden, die brutaler und kompromissloser als klassische Superhelden sind und mit diesen oft Meinungsverschiedenheiten haben. Weitere Antihelden sind der Punisher, Cable und manchmal Batman.
- Spider-Man wurde als normaler Mensch kreiert, der oft Fehler macht und vor der Verantwortung zurückschreckt, die seine Karriere als Superheld mit sich bringt. Als Spider-Man erfolgreich wurde, färbte diese menschlichere Seite auf viele andere Superhelden ab, mittlerweile ist dieses Verhalten immer mehr zur Norm geworden.
- Hulk ist zwar meist als Superheld klassifiziert, zeigt aber wenig Selbstkontrolle und bedrohte Menschen oft absichtlich und unabsichtlich. Deshalb wurde er auch oft von der Armee und anderen Superhelden gejagt. Aber auch der Charakter des Hulk hat sich in jüngster Zeit verändert, die beiden Persönlichkeiten (Dr. Bruce Banner/Hulk) wurden verschmolzen, somit besitzt der Hulk jetzt Intelligenz und Kraft. Zwar rächt sich Hulk auch an Verbrechern, den größtenteil seiner Wut lässt er jedoch meißtens an Bauwerken aus.
- Luke Cage und sein Partner Iron Fist gründeten eine Firma namens Heroes for Hire und verlangten Geld für ihre Hilfe.
- Spawn, The Demon und Ghost Rider sind Dämonen aus der Hölle die durch Manipulation oder Zufall den Kräften des Guten helfen. Hellboy hingegen ist ein Dämon, der vom fiktiven Bureau of Paranormal Research and Defense aufgezogen wurde und aus eigenem Antrieb Gutes tut.
- Einige Superhelden wurden von Regierungen geschaffen oder angestellt, um ihr Land zu verteidigen oder anderen politischen Interessen zu dienen. Beispiele dafür sind Captain America, der während des zweiten Weltkriegs von der US-Armee geschaffen wurde, Alpha Flight, ein Superheldenteam, das von der kanadischen Regierung ins Leben gerufen wurde und X-Factor, ein Superheldenteam, das der US-Regierung unterstand.
- Viele Superhelden haben keine Geheimidentität, zum Beispiel Wonder Woman oder die Mitglieder der Fantastic Four. Andere hatten eine Geheimidentität, enthüllten sie aber später der Öffentlichkeit. Beispiele dafür sind Captain America/Steve Rogers oder Iron Man/Tony Stark.
- Manche Superhelden sind rehabilitierte Superschurken, insbesondere in den Reihen der X-Men tauchen viele solche Chararaktere auf. Beispiele sind Emma Frost, Rogue, Elektra oder Catwoman.
Geschichte und Entwicklung der Superhelden
Superhelden in der Mythologie
Zu den ersten mythologisch als eine Art Superhelden verehrten Gestalten gehörten die griechischen Göttersöhne wie Herakles oder Achilles. Der Richter Samson in der Bibel ist schon ein relativ typischer Superheld (ohne Geheimidentität). Auch in anderen alten Mythen finden sich Figuren, die in mancher Hinsicht an die modernen Superhelden erinnern, zum Beispiel Väinämöinen in der finnischen Kalevala. Aus manchen mythologischen Gestalten wurden sogar echte Superhelden, so trat der nordische Donnergott Thor regelmäßig in einer der am längsten laufenden Serien von Marvel Comics auf.
Vorläufer in der Literatur
Bestimmte Eigenschaften von Superhelden können bereits in der spätviktorianischen Literatur gefunden werden. Arthur Conan Doyles Detektiv Sherlock Holmes und H. Rider Haggards Abenteurer Allan Quatermain besitzen zum Beispiel typische Superheldencharakteristika. Ebenso hatten die Groschenromane um Buffalo Bill, Zorro oder Tarzan Einfluss auf die Schöpfung der Superhelden. Sehr direkte Vorläufer waren die Helden der Pulp Magazine, unter anderem Doc Savage und The Shadow.
Aufstieg und Fall der Superhelden im goldenen Zeitalter der Comics
1938 erschien Superman von Jerry Siegel und Joe Shuster erstmals in Action Comics #1. Obwohl der kostümierte Verbrechensbekämpfer Phantom schon vor ihm in Comicstrips auftrat, wird Superman allgemein als der erste Superheld gesehen. Er zeigte bereits viele der typischen Merkmale, die später definierend für das Genre werden sollten. So hatte Superman eine Geheimidentität, übermenschliche Kräfte und ein farbenfrohes Kostüm mit einem stilisierten S-Symbol und einem Cape. Der Begriff "Superheld" geht auf Superman zurück.
Die Reaktion auf Superman war überwältigend positiv, und DC Comics (damals noch National respektive American Comics) ließ in den Monaten darauf Hawkman, den Flash, Green Lantern, Batman und etwas später Robin sowie Wonder Woman auftreten. Wonder Woman war die erste weibliche Superheldin und für lange Zeit die einzig nennenswerte. Obwohl DC den Superheldenmarkt anfänglich dominierte, begannen bald andere Verlage ebenfalls Superheldencomics zu produzieren, neben Fawcett Comics mit Captain Marvel auch Marvel Comics (damals Atlas bzw. Timely) mit den Helden Human Torch und Sub-Mariner. Damals begann auch Will Eisner mit der Produktion seines Comics The Spirit, ein Charakter mit einigen Eigenschaften eines Superhelden, der schnell viele Fans gewann. Von Quality Comics stammte die erste Parodie des Genres, der surreale und humorvolle Plastic Man.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren Superhelden großteils den typischen Konventionen damaliger amerikanischer Belletristik unterworfen. Sie waren typischerweise Weiße, junge bis mittelalte Männer, die der Mittel- oder Oberklasse entstammten. Während des zweiten Weltkriegs stieg die Beliebtheit der Superhelden an, trotz Rationierung von Papier und der Einberufung vieler talentierter Comicschaffender. Möglicherweise wollten die Menschen damals einfache Geschichten lesen, in denen das Gute über das Böse triumphierte. Als Reaktion auf diese Nachfrage begannen viele Superhelden die Achsenmächte zu bekämpfen und es wurden patriotische Helden wie Captain America geschaffen.
Nach dem Krieg schwand die Popularität der Superhelden. Ein Grund dafür war Dr. Fredric Wertham, der in seinem Buch Seduction of the Innocent die Behauptung aufstellte, Comics wären ein Auslöser für Jugendkriminalität. Wertham vertrat unter anderem die Ansicht, dass Superheldencomics vor "abartigen" sexuellen Untertönen nur so strotzten. Auch Horrorcomics und Kriminalgeschichten wurden angegriffen. Als Antwort auf Werthams Anschuldigungen wurde der Comics Code eingeführt, der Gewalt und Sex in Superheldencomics praktisch verbot. In den frühen fünfziger Jahren waren Superhelden beinahe von der Bildfläche verschwunden, nur von den bekanntesten Charakteren (Wonder Woman, Batman und Superman) wurden weiterhin Serien produziert.
Das silberne Zeitalter der Superhelden
1956 erschien eine neue Version des Flash bei DC Comics, die sofort ein Erfolg wurde. Daraufhin belebte das Unternehmen auch Hawkman, Green Lantern und einige andere wieder, meist mit einem moderneren, Science-Fiction-basierten Ansatz. Außerdem startete DC eine Teamserie mit den größten Stars des Verlags, die Justice League of America.
Durch den Erfolg von DC angespornt, schuf Marvels Editor und Autor Stan Lee zusammen mit Zeichnern wie Jack Kirby und Steve Ditko ebenfalls einige Superheldenserien. 1961 erschien mit den Fantastic Four die erste neue Superheldenserie von Marvel. Lee legte viel Wert auf persönliche Konflikte und Charakterentwicklung, etwas das den perfekten Superhelden der 40er großteils gefehlt hatte. Dieser Ansatz führte zur Schöpfung vieler Helden, die kaum der üblichen Norm entsprachen:
- The Thing (dt. das Ding), ein Mitglied der Fantastic Four war zwar superstark, besaß aber ein monströses Äußeres, für das er sich oft schämte.
- Spider-Man war ein Teenager, der ständig pleite war und neben seinen Abenteuern als Superheld auch sein normales Leben meistern musste.
- Der Hulk hatte eine Jekyll/Hyde-artige Beziehung mit seinem Alter Ego Bruce Banner und wurde von Wut angetrieben.
- Die X-Men waren Mutanten, die ihre Kräfte durch genetische Veränderungen erhielten und von der Gesellschaft gehasst wurden
In den späten Sechzigern und frühen Siebzigern begannen nicht-weiße Superhelden in Marvel Comics aufzutauchen. Der erste war der Black Panther, der Monarch des fiktiven afrikanischen Kleinstaates Wakanda. Weitere Beispiele sind Luke Cage, ein afroamerikanischer "Held für Geld" und Shang Chi, ein asiatischer Kampfsportler. Diese Charaktere waren oft stereotyp, Cages Sprachgebrauch war an die Blaxploitation-Filme jener Zeit angelehnt und asiatische Charaktere beherrschten beinahe durchwegs Kung-Fu oder Karate.
In dieser Zeit begannen auch starke weibliche Charaktere in den Superheldencomics aufzutauchen. In den frühen Sechzigern waren die Unsichtbare und Marvel Girl als schwache Frauen eingeführt worden, die hauptsächlich von den männlichen Helden gerettet wurden. In den Siebzigern wurden diese Charaktere aber selbstsicherer und es tauchten neue, starke Frauenfiguren auf. Marvels Spider-Woman, Storm, Ms. Marvel und DCs Power Girl sind einige Beispiele, die letzteren beiden waren allerdings stereotyp radikale Feministinnen.
Die Achtziger - "Dekonstruktion" der Superhelden
In den frühen achtziger Jahren hatte Marvel Comics einige erfolgreiche Antihelden geschaffen, unter anderem den Punisher, Wolverine von den X-Men und Frank Millers düstere Neuinterpretation von Daredevil. Diese Charaktere waren von inneren Zweifeln zerrissen und traumatisiert von Erfahrungen die sie in der Vergangenheit gemacht hatten. So war die Familie des Punisher von der Mafia getötet worden, Wolverine kämpfte ständig gegen seine tierischen Instinkte und Daredevils harte Kindheit in Hell's Kitchen bestimmte sein späteres Leben für lange Zeit.
In der Miniserie Watchmen (1986) wurde dieser Trend zur Spitze getrieben. Autor Alan Moore und Zeichner Dave Gibbons schufen eine Welt voller emotional unbefriedigter, zurückgezogener und sogar soziopathischer Superhelden. Frank Miller schuf etwa zur gleichen Zeit The Dark Knight Returns, eine Geschichte um einen zukünftigen Batman, der aus dem Ruhestand zurückkehrt. Die Serie zeigte den Helden als getriebenen Wahnsinnigen, traumatisiert durch die Ermordung seiner Eltern vor seinen Augen, der versucht, die Gesellschaft nach seinem Willen zu formen.
Einige Kritiker glauben, dass diese Strömung mit dem Zynismus der achtziger Jahre verknüpft ist. In dieser Zeit war jemand, der selbstlos für das Gute kämpfte nicht mehr glaubwürdig, ein getriebener Zerstörer jedoch durchaus. Der Erfolg der beiden Geschichten führte zu einer Vielzahl von Nachahmungen. In den frühen Neunzigern waren Antihelden beinahe schon zur Regel geworden, viele dieser neuen Serien ließen aber die psychologische Tiefe und die künstlerischen Elemente ihrer Inspirationsquellen vermissen.
In den späteren Neunzigern begann eine gegenläufige Strömung, die versuchte, die klassischen Superhelden wieder aufleben zu lassen. Titel wie Kurt Busieks Astro City und Alan Moores Tom Strong sind Beispiele für diese Rückbesinnungsbewegung.
Spekulationsblase und Zeichnerkult
In den frühen neunziger Jahren schufen Marvel und DC kaum neue Superhelden für fortlaufende Serien. Stattdessen wurden bestehenden Helden mehrere Titel spendiert und viele Ableger erfolgreicher Serien gestartet. Zwei der erfolgreicheren neuen Superhelden waren Venom, der als Gegner Spider-Mans begonnen hatte, und Cable, der Anführer von X-Force, einem X-Men Ableger, war.
Image Comics wurde 1992 von einer Gruppe früherer Marvel-Zeichner gegründet. Dank der Popularität dieser Zeichner stieg der neue Verlag schnell zum größten Konkurrenten für Marvel und DC auf. Aus dem Image-Lager stammten viele neue, bekannte Superhelden wie Spawn, Witchblade und Savage Dragon sowie Teams wie Gen 13, WildC.A.T.S. und Stormwatch. Die Rechte an den neuen Charakteren blieben bei ihren Schöpfern, und ohne ein Unternehmen, dass redaktionellen Einfluss ausübte, wichen sie oft stark von den üblichen Superheldenkonventionen ab. Spawn war ein Mann, der aus der Hölle zurückgekehrt war um Kriminelle zu töten, die dann in der höllischen Armee kämpften und Witchblade war eine spärlich bekleidete Detektivin mit einer magischen Waffe. Den neuen Serien war anzusehen, dass der Fokus auf den Zeichnungen lag und Handlung und Charakterentwicklung zweitranging waren. Um gegen Image anzukommen veränderten Marvel und DC viele ihrer Charaktere drastisch. Über den (nicht dauerhaften) Tod von Superman wurde auch in Tageszeitungen berichtet, Batman wurde von einem seiner Gegner das Rückgrat gebrochen und Spider-Man musste sich mit einem Klon seiner selbst herumschlagen.
Die Verkaufszahlen von Comics in dieser Zeit waren höher als je zuvor, Variantcover und spezielle Ausgaben überfluteten den Markt und Spekulatoren sahen Comics als Wertanlage. Diese Spekulationsblase führte zu Auswüchsen wie fünf Variantcovern von X-Men #1, einer neuen Serie des populären Teams, das mehrere Millionen Ausgaben verkaufte. Zu dieser Zeit drängten auch andere Verlage auf den Superheldenmarkt. Valiant Comics und Malibu Comics waren einige Jahre sehr erfolgreich, doch als der Spekulationsboom Mitte der Neunziger abebbte, gingen die Verkaufszahlen drastisch zurück und die neuen Verlage begannen ums Überleben zu kämpfen. Valiant wurde schließlich von Acclaim gekauft, in Acclaim Comics umbenannt und Ende der Neunziger aufgelöst, Malibu wurde von Marvel aufgekauft und ebenfalls bald eingestellt. Superheldencomics verkauften sich so schlecht wie lange nicht mehr.
Im Verlauf der neunziger Jahre waren Superhelden, auch dank des großen Angebots, vielfältig wie nie zuvor. Es gab starke weibliche Charaktere wie Storm und Rogue, Afroamerikaner wie Bishop und Spawn, langsam tauchten auch die ersten homosexuellen Superhelden auf, zum Beispiel Marvels Northstar, Rainmaker von Gen 13 und Apollo und der Midnighter von der Authority.
Rückbesinnung auf die Tradition
Während in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends vor allem Marvel Comics einige neue Konzepte und Ansätze probierte, unter anderem Manga-inspirierte Superhelden und auf weibliche Leser zugeschnittene Serien, fand großteils dennoch eine Rückbesinnung auf traditionelle Superheldenaction statt. Der Trend zur Ikonenpflege ging weiter, neue Charaktere haben auf dem Comicmarkt der 2000er kaum eine Überlebenschance, nur Serien mit bereits lange etablierten Charakteren sind manchmal erfolgreich. Doch selbst hier erfolgt eine Konzentration auf die Stars, so stammen die erfolgreichsten DC-Serien aus dem Umfeld von Superman und Batman, und Marvel Comics bringt hauptsächlich Serien, die in Verbindung mit den X-Men oder Spider-Man stehen, auf den Markt.
Die Dominanz von Superhelden in amerikanischen Comics
Das Genre der Superhelden hat die amerikanische Comiclandschaft ein halbes Jahrhundert lang bestimmt. Vor den sechziger Jahren gab es viele erfolgreiche Comicgenres. Der Markt war voll mit Western-, Romantik-, Horror-, Kriegs- und Kriminalcomics sowie Geschichten mit anthropomorphen Tieren und kömödiantischen Titeln. Zwei Faktoren sorgten für das Schwinden dieser Vielfalt:
- Die Kampagnen von Frederick Wertham und anderen gegen den schlechten Einfluss von Comics auf Kinder, was zur Gründung der Comics Code Authority und zur Zensur vieler Genres führte. Insbesondere Horror und Kriminalcomics waren betroffen, und viele kleine Verlage gingen bankrott, während die großen Unternehmen, die mit Superhelden ihr Geld verdienten, intakt blieben.
- Das Aufkommen des Fernsehens ließ einen Großteil des Zielpublikums für Comics das Interesse daran verlieren. Gerade Superheldencomics waren aber lange Zeit dem Fernsehen und Film überlegen, weil die Special-Effects den puren Fantasiewelten der Comics nicht gewachsen waren.
Superhelden im Film
In den letzten Jahren wurden Superheldencomics sehr gerne für den Film adaptiert. Die Spezialeffekte sind dank CGI endlich gut genug, um adäquate Umsetzungen zu garantieren und das beinahe unerschöpfliche Arsenal bereits vorhandener Geschichten und Gegner (und somit Fortsetzungen) ist ein großer Anreiz, Superheldencomics zu verfilmen.
- 2007
- Spider-Man 3, Regie: Sam Raimi
- Fantastic Four 2, Regie: Tim Story (lt. imdb.com)
- Ghost Rider, Regie: Mark Steven Johnson
- 2006
- 2005
- Batman Begins, Regie: Christopher Nolan
- Fantastic Four, Regie: Tim Story
- 2004
- Zebraman, Regie: Takashi Miike
- Die Unglaublichen – The Incredibles, Regie: Brad Bird
- Blade: Trinity, Regie: David S. Goyer
- Hellboy, Regie: Guillermo del Toro
- Catwoman, Regie: Pitof
- Spider-Man 2, Regie: Sam Raimi
- The Punisher, Regie: Jonathan Hensleigh
- Elektra, Regie: Rob Bowman
- 2003
- Bulletproof Monk, Regie: Paul Hunter
- Daredevil, Regie: Mark Steven Johnson
- Hulk, Regie: Ang Lee
- Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen, Regie: Stephen Norrington
- X-Men 2, Regie: Bryan Singer
- 2002
- Blade II, Regie: Guillermo del Toro
- Men in Black II, Regie: Barry Sonnenfeld
- Spider-Man, Regie: Sam Raimi
- 2000
- The Crow III – Tödliche Erlösung, Regie: Bharat Nalluri
- Unbreakable – Unzerbrechlich, Regie: M. Night Shyamalan
- Witchblade (TV), Regie: Ralph Hemecker
- X-Men, Regie: Bryan Singer
- 1998
- Blade, Regie: Stephen Norrington
- Die Maske des Zorro, Regie: Martin Campbell
- 1997
- Batman & Robin, Regie: Joel Schumacher
- Men in Black, Regie: Barry Sonnenfeld
- Spawn, Regie: Mark A.Z. Dippe
- Steel, Regie: Kenneth Johnson
- 1996
- Das Phantom, Regie: Simon Wincer
- Barb Wire, Regie: David Hogan
- The Crow - Die Rache der Krähe, Regie: Tim Pope
- 1995
- Batman Forever, Regie: Joel Schumacher
- Judge Dredd, Regie: Danny Cannon
- Tank Girl, Regie: Rachel Talalay
- 1994
- The Crow – Die Krähe, Regie: Alex Proyas
- Time Cop, Regie: Peter Hyams
- Shadow und der Fluch des Khan, Regie: Russell Mulcahy
- 1993
- Die Maske, Regie: Chuck Russell
- Batman und das Phantom, Regie: Eric Radomski & Bruce W. Timm
- Turtles 3, Regie: Stuart Gillard
- 1992
- Batmans Rückkehr, Regie: Tim Burton
- 1991
- Captain America, Regie: Albert Pyun
- Turtles 2, Regie: Michael Pressman
- Rocketeer, Regie: Joe Johnston
- 1990
- The Flash (TV), Regie: Robert Iscove
- Teenage Mutant Hero Turtles, Regie: Steve Barron
- 1940–1989
- Batman, 1989, Regie: Tim Burton
- Der Punisher, 1989, Regie: Mark Goldblatt
- Superman IV, 1987, Regie: Sidney J. Furie
- Remo – Unbewaffnet und gefährlich, 1985 – nach der Destroyer-Serie
- Conan der Zerstörer, 1984, Regie: Richard Fleischer
- Supergirl, 1984, Regie: Jeannot Szwarc
- Superman III, 1983, Regie: Richard Lester
- Conan der Barbar, 1982, Regie: John Milius
- Swamp Thing, 1982, Regie: Wes Craven
- Flash Gordon, 1980, Regie: Mike Hodges
- Superman II, 1980, Regie: Richard Donner
- Superman – Der Film, 1978, Regie: Richard Lester/Richard Donner
- Zorro, 1975 Regie: Duccio Tessari
- Barbarella, 1968, Regie: Roger Vadim
- Argoman - Der phantastische Supermann, 1967, Regie: Sergio Grieco
- Batman hält die Welt in Atem, 1966, Regie: Leslie H. Martinson
- Underdog, 1964
- Behind the Mask, 1946, Regie: Phil Karlson
Siehe auch: Sciencefiction-Film, Fantasy-Film
Superhelden im Hörspiel
Superhelden in der Musik
- Crash Test Dummies : Superman's Song vom Album The Ghost that haunt me
- Extrabreit : Superhelden von der LP Zurück aus der Zukunft
- Kinks : (Wish I Could Fly Like) Superman von der LP Low Budget
- Prince: Batdance vom Album Batman
- Grailknights: Metal-Band mit Superhelden-Image
- Queen: Flash
Weblinks
- Superhero Hype Befasst sich mit Superhelden im Kino
- DC Fan-Page Bietet u.a. eine umfangreiche "Who is Who"-Rubrik
- Prekäre Superhelden in Hamburg, 2007
- Superhelden-Briefmarken in USA
- Superheroes Lives Comicverfilmungen