Space Shuttle
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Der Space Shuttle ist ein von der NASA in den USA entwickelter Raumfährentyp. Er ging aus dem Versuch hervor, ein wiederverwendbares Raumfahrzeug zu entwickeln. Dies sollte zu einer Kostenersparnis gegenüber den bis dahin üblichen Raketen führen, bei denen alle Raketenstufen nur einmal verwendet werden konnten. Die erwartete Ersparnis konnte allerdings nicht erreicht werden, und so kostet ein Shuttlestart heute knapp eine halbe Milliarde Dollar.
Da ein einstufiger Raumgleiter in den 1960er Jahren außerhalb der technischen Möglichkeiten lag, kam nur ein mehrstufiges System in Frage. Aus dieser Zeit stammt auch die Abkürzung STS für Space Transportation System, mit denen bis heute die NASA-Missionsnummern beginnen. Die STS-Nummern ergeben aber keine chronologische Reihenfolge, wie untenstehende Tabelle zeigt, sondern werden oft Jahre vor dem Start vergeben.
Als Space Shuttle wird das gesamte System aus Raumfähre (englisch Orbiter Vehicle, OV), Außentank (External Tank, ET) und Feststoffraketen (Solid Rocket Booster, SRB) bezeichnet. Die einzelnen Raumfähren sind nach historischen Forschungsschiffen benannt.
Prinzip
Der Space Shuttle wird vom Kennedy Space Center (KSC) bei Cape Canaveral in Florida senkrecht gestartet. Den notwendigen Schub produzieren die drei am Heck des Orbiters montierten Haupttriebwerke (englisch Space Shuttle Main Engines, SSMEs) die aus einem großen, abwerfbaren Außentank (engl. External Tank, kurz ET) mit flüssigem Wasserstoff und Sauerstoff gespeist werden, und die zwei großen Feststoffbooster (engl. Solid Rocket Booster, kurz SRB), die seitlich am ET angebracht sind.
Der Space Shuttle wird beim Start vollständig durch Computer gesteuert. Während des Aufstiegs wird die Triebwerksleistung von den fünf Hauptcomputern ständig angepasst, um die Belastung auf die Struktur der Fähre so gering wie möglich zu halten. Diese ist am Max-Q-Punkt am größten, wenn etwa eine Minute nach dem Abheben der Shuttle dem maximalen Luftwiderstand ausgesetzt ist.
Die Landung erfolgt zunächst ebenfalls automatisch. Der Orbiter wird mit dem Heck in Flugrichtung gebracht, und computergesteuert erfolgt die Bremszündung der beiden Manövriertriebwerke (Orbital Maneuvering System, OMS). Der Wiedereintritt, der bei rund 120 km Höhe erfolgt, sowie die Hauptphase des Abstiegs werden computerkontrolliert. Etwa fünf Minuten vor der Landung übernimmt der Kommandant, unterstützt durch den Piloten, die Steuerung des Orbiters.
Im Gegensatz zu früheren Raumschiffkonzepten (Apollo, Sojus-Raumschiff) ist die Fähre an sich nach einer Überholung für weitere Starts wiederverwendbar. Dies gilt nicht für den externen Tank, der für jeden Start erneuert werden muss. Die Boosterraketen werden an Fallschirmen geborgen und nach Möglichkeit ebenfalls wiederaufbereitet.
Technische Daten
Orbiter Daten (bei Endeavour, OV-105)
- Länge: 37,24 m
- Spannweite: 23,79 m
- Höhe: 17,25 m
- Leergewicht: 69.586,6 kg
- Startgewicht: 109.000 kg
- Maximales Landegewicht: 104.000 kg
- Haupttriebwerke: Drei SSMEs,
jeweils 1.75 MN Schub auf Meereshöhe
- Maximale Nutzlast: 25,061.4 kg
- Nutzladebucht-Größe: 4.6 m auf 18.3 m
- Missions Höhe: 185 bis 1,000 km
- Geschwindigkeit: 7,643 m/s, 27,875 km/h
- Reichweite: 2,009.4 km
- Crew: maximal Acht Personen (Commander, Pilot,
Co-pilot,zwei Mission Specialists, und drei Payload [Nutzlast] Specialists), minimal zwei.
External Tank Daten
- Länge: 48.9 m
- Durchmesser: 10.4 m
- Volumen: 2.030.000 L
- Leergewicht: 26.559 kg
- Startgewicht: 757.000 kg
Booster (SRB) Daten
- Länge: 45.6 m
- Durchmesser: 3.71 m
- Leergewicht (pro booster): 63.272,7 kg
- Startgewicht (pro booster): 590.000 kg
- Schub (Meereshöhe, Start): 12,46MN
Kompletter Shuttle Daten
- Höhe: 56,14 m
- Startgewicht: 2,04 Millionen kg
- Schub: 30.16MN
Start
Für einen genauen Ablauf eines Countdown für den Start eines Space Shuttle siehe Countdown/Space Shuttle.
Einige Sekunden vor der eigentlichen Zündung werden die 3 Haupttriebwerke bereits mit flüssigem Wasserstoff vorgekühlt. Damit sich das entsthende Wasserstoffgas nicht explosionsartig entzündet, wird er durch diese elektrischen Funken verbrennt.
Da Wasserstoff farblos verbrannt wird, kann man dies nicht sehen.
Wenn die Haupttriebwerke gezündet sind, schwingt der gesamte Shuttle (mit Tank und Boostern) nach vorne, weil die Triebwerke des Orbiters sich leicht hinter dem Schwerpunkt des gesamten Shuttles befinden. Danach schwingt er wieder zurück ,wenn er wieder genau senkrecht steht, zünden die SRBs (T-0,4). Bis zu diesem Zeitpunkt werden die Booster (an denen Tank und Orbiter hängen) durch Bolzen an der Startrampe festgehalten. Diese werden Bruchteile einer Sekunde nach Zündung der SRBs ausgelöst, anschließend hebt der Space Shuttle ab.
Die beiden SRBs haben eine Brennzeit von etwa zwei Minuten und produzieren rund 80 Prozent des Gesamtschubs. Nachdem sie ausgebrannt sind, werden sie in einer Höhe von rund 50 km abgetrennt, steigen jedoch durch ihre hohe Geschwindigkeit weitere 20 km hoch. Dann erst fallen sie zurück und erreichen eine Sinkgeschwindigkeit von 370 km/h. Bevor die SRBs auf die Meeresoberfläche treffen, werden in knapp zwei Kilometern Höhe jeweils drei Fallschirme in den „Nasen“ aktiviert. Mit etwa 80 km/h fallen die Booster schließlich in den Atlantischen Ozean. Zwei Bergungsschiffe der NASA nehmen die leeren Hüllen auf und schleppen sie zum Kennedy Space Center zurück. Dort werden sie überprüft, mit Treibstoff befüllt und wiederverwendet.
Nach der Abtrennung der Booster fliegt der Space Shuttle mit Hilfe seiner Haupttriebwerke weiter. Nach ungefähr achteinhalb Minuten Brenndauer wird kurz vor Erreichen der Orbitalgeschwindigkeit (mit ca. 7700 m/s) der Außentank in rund 110 km Höhe abgeworfen. Er verglüht größtenteils in der Atmosphäre, nachdem er eine halbe Erdumrundung absolviert hat. Die übrigen Teile des Tanks fallen in den Pazifik.
Anschließend wird die Raumfähre von ihren kleinen Manövriertriebwerken in eine elliptische Umlaufbahn mit einem tiefsten Punkt (Perigäum) von etwa 110 km und einem höchsten Punkt (Apogäum) von 185 km über der Erdoberfläche beschleunigt. Wenn der Orbiter nach einem halben Erdumlauf den bahnhöchsten Punkt erreicht, zünden die Manövriertriebwerke erneut, um die Umlaufbahn in eine Ellipse mit einem Perigäum von 185 km und einem Apogäum auf der Zielhöhe (zum Erreichen der ISS) von etwa 400 km zu verwandeln.
Wenn der Orbiter wieder den bahnhöchsten Punkt erreicht, zündet er die Manövriertriebwerke ein weiteres Mal, um in dieser Höhe in eine Kreisbahn einzutreten. Dabei wird eine Orbitalgeschwindigkeit von bis zu 28.067 km/h erreicht. Nach erfolgtem Raumflug von bis zu 17 Tagen Dauer kehrt die Raumfähre auf die Erde zurück.
Landung
Zum Verlassen der Umlaufbahn wird die Raumfähre entgegen der Umlaufrichtung gedreht, und die OMS-Triebwerke werden für ungefähr 3 Minuten gezündet (sog. deorbit-burn). Dadurch wird das Space Shuttle um etwa 300 km/h verlangsamt, verlässt die bisherige Umlaufbahn und bewegt sich aus ihrer Kreisbahn in eine elipsenförmige Bahn mit einem Perigäum von 80 km ein. Damit tritt sie in die äußeren Schichten der Atmosphäre ein und wird dort weiter abgebremst. Nach dem Abschalten der Triebwerke wird die Raumfähre mit ihrer Nase wieder in Flugrichtung gedreht, damit sie in die Atmosphäre eintreten kann. Von nun an kommen die Triebwerke nicht mehr zum Einsatz, auch Anflug und Landung erfolgen antriebslos.
Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre wird die Raumfähre durch spezielle Hitzeschutzkacheln an der Front- und Unterseite vor den extremen Wärmeeinwirkungen von bis zu 1650 Grad Celsius geschützt. Bereits kurz nach dem Wiedereintritt, noch mehrere hundert Kilometer entfernt, erhält sie von der vorgesehenen Landebahn Leitsignale. Die Besonderheit bei der Rückkehr ist, dass der Space Shuttle im Gleitflug antriebslos zur Erde fliegt und somit nur einen einzigen Landeversuch hat. Dabei beträgt der Winkel beim Aufsetzen ca. 17 bis 18° während er bei Verkehrsflugzeugen um die 2 bis 3° liegt.
Schlechte Wetterbedingungen am Hauptlandeplatz machen es mitunter erforderlich, auf günstigere Orte auszuweichen. Grundsätzlich ist das Kennedy Space Center in Florida das primäre Landeziel. Dort befindet sich die sogenannte Shuttle Landing Facility, eine 4,5 km lange und 90 m breite Landebahn, die eigens für die Rückkehr der Orbiter aus dem Weltraum gebaut wurde.
Wenn das Wetter eine Landung in Florida unmöglich macht, stehen der NASA zwei Alternativen zur Verfügung (in dieser Reihenfolge): die Luftwaffenbasen Edwards (Kalifornien), wo auch die Erprobung der damals neuentwickelten Raumfähre durchgeführt wurde, sowie White Sands (New Mexico) (bisher nur eine Landung 1982).
Daneben gibt es rund um die Welt weitere Notlandeplätze für die Startphase und den weiteren Missionsverlauf. Es wird unter anderem unterschieden in East Coast Abort Landing Sites (ECAL, USA und Kanada) und Transoceanic Abort Landing Sites (TAL, hauptsächlich Europa und Westafrika). Beispiele sind der Flugplatz Ingolstadt-Manching bei Ingolstadt, der Köln/Bonner Flughafen und jener von Riad (Saudi-Arabien). Sollte es erforderlich sein, dass der Shuttle an einem anderen Ort landet als in Florida, wird er huckepack auf einer modifizierten Boeing 747 (dem sogenannten Shuttle Carrier Aircraft, SCA) dorthin zurücktransportiert. Um die Aerodynamik bei diesem Manöver zu verbessern, wird am Heck des zu transportierenden Shuttles eine nach hinten spitz zulaufende Abdeckung angebracht, die die Triebwerke des Shuttles verdeckt.
Liste der offiziellen Landeflughäfen
Afrika
- Banjul International Airport, Gambia
- Ben Guerir Air Base, Marokko (wegen Terrorismusgefahr ausgeschlossen)
- Malam Aminu Kano International Airport, Nigeria
- Flughafen Dakar, Senegal
Asien
- Flughafen Ankara, Türkei
- Flughafen Riad, Saudi-Arabien
- Diego Garcia (Kolonie des Vereinigten Königreiches)
Europa
- Istres Air Base, Frankreich
- Zaragoza Air Base, Spanien
- Morón Air Base, Spanien
- Rota Naval Base, Spanien
- Shannon International Airport, Irland
- RAF Fairford, Vereinigtes Königreich
- Flughafen Köln/Bonn, Deutschland
- Flughafen Manching bei Ingolstadt, Deutschland
- Lajes, Portugal
- Beja, Portugal
- Keflavík, Island
USA
- Kennedy Space Center – Standard
- Edwards Air Force Base, Kalifornien – 1. Ausweichflughafen
- White Sands Missile Range, New Mexico – 2. Ausweichlandeplatz
- Bangor International Airport in Bangor, Maine
- Wilmington International Airport, North Carolina
- MCAS Cherry Point, North Carolina
- NAS Oceana, Virginia
- Wallops Flight Facility, Virginia
- Dover Air Force Base, Delaware
- Atlantic City International Airport, New Jersey
- Francis S. Gabreski Airport, Long Island, New York
- Otis ANGB, Massachusetts
- Pease International Airport, Portsmouth, New Hampshire
Kanada
- Halifax
- Stephenville
- St John's
- Gander
- CFB Goose Bay
Sonstige
Entwicklung
Die ersten Schritte zur Entwicklung des Space Shuttle begannen Ende der 1960er Jahre. Die NASA war zu der Zeit voll mit den Vorbereitungen des Apollo-Programms beschäftigt. Die Firmen North American Rockwell und McDonnell Douglas wurden beauftragt, Definitionsstudien für ein zweistufiges, in beiden Stufen bemanntes und wiederverwendbares System auszuarbeiten. Beide Stufen sollten gemeinsam von der Startrampe starten und sich in ca. 40 km Höhe trennen. Die erste Stufe sollte wie ein Flugzeug wieder auf der Landebahn landen und die zweite Stufe in den Orbit gelangen. Nach Abschluss der Mission würde auch der Orbiter wieder im Gleitflug zur Erde schweben. Nach eingehenden Studien hätten die Entwicklungskosten für ein komplett wiederverwendbares System ca. 10–12 Milliarden Dollar betragen. Deswegen entschied sich die NASA für ein nur teilweise wiederverwendbares System, das mit Entwicklungskosten von ca. 6 Milliarden Dollar zu dem heutigen Space Shuttle führte. Da die Kosten auch von der Air Force und dem CIA mitgetragen wurden, musste auch deren Forderungen Rechnung getragen werden.
Neben einer möglichst hohen Nutzlast forderten diese eine Verlängerung der Ladebucht auf 60 Fuß (statt der ursprünglich von der NASA geplanten 40 Fuß), um auch große Spionagesatelliten in den Orbit transportieren zu können. Weiterhin sollte das Space Shuttle einen Spionagesatelliten auf einer polaren Umlaufbahn aussetzen können, und nach einer Erdumrundung wieder am Startpunkt landen können. Dazu mussten die aerodynamischen Fähigkeiten so erweitert werden, dass es bei der Landung bis zu 1500 Meilen senkrecht zu seiner Umlaufbahn landen kann (sog. Crossrange). So entwickelte sich aus dem vorher geplanten relativ kleinen Shuttle mit kleinen Tragflächen die heutige Version mit großer Ladebucht und den charakteristischen dreieckigen Deltaflügeln am Heck.
Ebenfalls auf Forderung der Militärs wurde die Raumfähre mit einem starken Haupttriebwerk konzipiert (die russische Raumfähre Buran besitzt nur kleine Maneuvriertriebwerke), um beim Abstieg von der Orbitalbahn seitlich 20.000 km abweichen zu können, also unabhängig vom Bremszeitpunkt der die Landung einleitet, jeden Punkt der Erde erreichen zu können.
Das erste Space Shuttle mit dem Namen „Enterprise“, Kennzeichnung „OV-101“, kam zum ersten Mal am 17. September 1976 für Testzwecke zum Einsatz. Es war nur für System- und Landetests und nicht für Flüge in den Orbit ausgestattet. Zuerst sollte das Space Shuttle „Constitution“ heißen; nach einer Briefkampagne von Fans der Serie „Star Trek“ (deutsch „Raumschiff Enterprise“) wurde die Raumfähre jedoch umbenannt. Die „Enterprise“ steht heute im „National Air and Space Museum“.
Der zweite Orbiter „Columbia“, Kennzeichnung „OV-102“, hatte sein Roll-Out am 8. März 1979. Am 12. April 1981 startete Columbia zum ersten Flug (STS-1) eines Space Shuttles in den Orbit und landete zwei Tage später erfolgreich auf der Edwards Air Force Base.
Am Ende seines 28. Einsatzes brach der Orbiter beim Wiedereintritt am 1. Februar 2003 auseinander und verglühte teilweise. Alle 7 Astronauten fanden dabei den Tod.
Liste der Space Shuttles
(In der Liste der Space-Shuttle-Missionen findet sich eine chronologische Aufstellung aller Space-Shuttle-Missionen.)
Nr. | Name | OV-Nr. | Erstflug | Erste Mission |
Letzte Mission |
Aktuelle/ nächste Mission |
Bemerkung |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Pathfinder | OV-98 | – | – | – | – | Handlingsmodell aus Stahl für die Bodenanlagen, nicht flugfähig |
2 | Enterprise | OV-101 | – | – | – | – | Nur Erprobungsflüge, nicht raumflugfähig |
3 | Columbia | OV-102 | 12. April 1981 | STS-1 | STS-107 | – | Am 1. Februar 2003 beim Wiedereintritt verglüht; erster raumflugfähiger Orbiter |
4 | Challenger | OV-99 | 4. April 1983 | STS-6 | STS-51-L | – | Am 28. Januar 1986 kurz nach dem Start explodiert |
5 | Discovery | OV-103 | 30. August 1984 | STS-41-D | STS-116 | STS-120 | Gelandet am 22. Dezember 2006 um 22:32 UTC, nächster Einsatztermin voraussichtlich am 20. Oktober 2007 |
6 | Atlantis | OV-104 | 3. Oktober 1985 | STS-51-J | STS-117 | STS-122 | Gelandet am 22. Juni 2007 um 19:49:38 UTC, nächster Einsatztermin voraussichtlich am 6. Dezember 2007. |
7 | Endeavour | OV-105 | 7. Mai 1992 | STS-49 | STS-113 | STS-118 | Nächster Einsatztermin voraussichtlich am 7. August 2007; Ersatzorbiter für Challenger |
Statistiken
Stand: 21. September 2006
Shuttle | Flugtage | Orbits | Zurückgel. Strecke (km) |
Einsätze | Längster Einsatz (Tage) |
Crews* | EVAs | Mir/ISS Kopplungen |
Satelliten ausgesetzt |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Columbia | 300,74 | 4.808 | 201.497.772 | 28 | 17,66 | 160 | 7 | 0 / 0 | 8 |
Challenger | 62,41 | 995 | 41.527.416 | 10 | 8,23 | 60 | 6 | 0 / 0 | 10 |
Discovery | 268,62 | 4.229 | 176.657.672 | 32 | 13,89 | 199 | 31 | 1 / 6 | 26 |
Atlantis | 232,20 | 3.654 | 152.554.334 | 27 | 12,89 | 167 | 24 | 7 / 7 | 14 |
Endeavour | 206,60 | 3.259 | 136.910.237 | 19 | 13,86 | 130 | 29 | 1 / 6 | 3 |
Gesamt | 1.070,57 | 16.945 | 709.147.431 | 116 | 17,66** | 716 | 97 | 9 / 19 | 61 |
* Summe der Besatzungsmitglieder über alle Missionen des jeweiligen Shuttles
** STS-80
Aufnahmen von Shuttlestarts

Weitere Entwicklung
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Nach dem Verlust der Columbia wurde den verbleibenden Shuttles ein 2,5-jähriges Startverbot erteilt. Die Raumfähren haben mit dem Start der Discovery zur Mission STS-114 am 26. Juli 2005 ihren Dienst in verbesserter Version wiederaufgenommen. Da sich jedoch beim Start wieder mehrere, darunter auch größere Stücke der Isolierschaumabdeckung des externen Tanks gelöst haben und somit den Hitzeschild der Discovery beschädigen könnten, setzte die NASA alle weiteren Shuttle-Starts bis zur Behebung des Problems aus. Wie der NASA-Administrator Michael Griffin am 29. Juli 2005 erklärte, sollte das Startverbot nicht lange dauern, so dass die Shuttlemissionen mit STS-121 am 4. Juli 2006 wieder aufgenommen wurden. Auch wurden bei den Untersuchungen im Orbit nur geringfügige Beschädigungen am Hitzeschild der Discovery gefunden, die keine Gefahr bei dem Atmosphärenwiedereintritt darstellten.
Nach der Bekanntgabe des neuen Weltraumprogramms von US-Präsident George W. Bush am 14. Januar 2004 wird das Space-Shuttle-Programm jedoch nur noch bis zum Jahr 2010 weiterbetrieben. Ob die USA somit ihre Transportaufgaben zur Fertigstellung der ISS überhaupt noch leisten werden, ist unklar.
Zum Nachfolger der Space Shuttles sollte der Venture Star werden. Da die Kosten jedoch bereits beim Bau des Prototypen X-33 weit über dem Plan lagen und heikle technische Probleme u. a. bei den Tankkonstruktionen auftraten, wurde das Projekt im Jahre 2001 gestoppt.

Im oben erwähnten Weltraumprogramm Vision for Space Exploration wird ein Crew Exploration Vehicle (CEV) angekündigt, dessen Entwicklung derzeit angegangen wird. Das Raumschiff wurde später auf den Namen Orion getauft. Bis zum 2. Mai 2005 lief die Bewerbungsphase, seitdem liegen zwei Konzepte vor: Eines von Northrop Grumman/Boeing und eines von Lockheed Martin. Die Entscheidung ist Ende August 2006 für Lockheed Martin gefallen.
Zudem gibt es Pläne für die früher Shuttle Derived Launch Vehicle (SDLV) genannte Ares-Raketenfamilie, die Elemente des heutigen Shuttles, wie den Außentank, die Feststoffbooster und die Haupttriebwerke SSME verwendet. Ein „leichter“ Träger (etwa in der Größenordnung einer Delta IV Heavy) soll für den Transport des CEV verwendet werden, ein schwerer soll Schwerlasttransporte für das bemannte Mond- und Marsprogramm übernehmen.
Kritik
Die Untersuchung des Columbia-Unglücks hat innerhalb der NASA schwere technische und organisatorische Mängel aufgezeigt, ähnlich wie früher bei der Challenger-Katastrophe. Um Kosten zu sparen, wurden viele Tätigkeiten, die für die bemannte Raumfahrt bei der NASA Standard waren, eingestellt. So wurden zum Beispiel die Zeichnungen des Shuttles nicht nachgearbeitet, obwohl bedeutende Änderungen vorgenommen wurden, sodass keine Basis für die notwendigen Verifikations-Modifikationen vorhanden war. Allgemein ist das gesamte Space-Shuttle-Programm durch den niederschmetternden Untersuchungsbericht bei der Öffentlichkeit als veraltet und anfällig, weil zu kompliziert, in Misskredit geraten. Weiterhin zeigt der Bericht, dass unüberlegte Kostenreduktionen, die vom NASA-Administrator Goldin („faster, better, cheaper“) gefordert wurden, ernste Folgen haben können.
In einer BBC-Dokumentation über die Entwicklung des Space Shuttles (dt.: „Der Traum, der vom Himmel fiel“) wurde dieses System mit einem „Ritt auf einer Dynamitstange, begleitet von zwei Feuerwerkskörpern“ verglichen, um Mängel bei der Konzeption darzustellen. Mit zwei Totalverlusten (14 Tote) bei 116 Flügen ist der Shuttle im Vergleich zu anderen Trägersystemen rechnerisch dennoch zuverlässig.
Das Shuttle verfügt allerdings nicht, wie z. B. die Apollo- oder Sojus-Raumschiffe, über ein nennenswertes Rettungssystem für die Mannschaft. Eine Rettungsmöglichkeit ist während des größten Teils der Startphase nicht vorgesehen und eine pyrotechnisch-automatisierte Rettung vom Starttisch nicht vorhanden. Die Schleudersitze für Pilot und Copilot der ersten Testflüge und eine projektierte Rettungskapsel wurden aus Gewichts- und Effektivitätsgründen gestrichen. Die möglicherweise etwas sichereren Flüssigkeitstreibstoffbooster einer frühen Projektphase wurden vor allem aus Kostengründen durch die heutigen Feststoffraketen ersetzt. Es bleibt bei Notfällen die Möglichkeit einer verkürzten Flugbahn bzw. die manuelle Rettung der Astronauten mittels einer Seilbahn vom Startturm oder Fallschirmen über die Ausstiegsluke. Dies ist aber nicht in jeder Flugphase möglich.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die erhofften Transportpreise für „Weltraumgüter“ nie die angestrebten 200 US-$ pro Kilogramm erreicht haben – der Preis liegt bei rund 16.000 US-$. Die heutige Raumfähre sei technisch überzüchtet, anstatt sich in erster Linie auf den Materialtransport in den Weltraum zu konzentrieren.
Als immer größeres Manko stellte sich der Hitzeschild heraus, welcher aus rund 20.000–30.000 kleinen Keramikkacheln besteht. Immer wieder fanden NASA-Ingenieure nach der Landung beschädigte oder verloren gegangene Kacheln. Die Schäden betrafen bis zum Verlust der Columbia 2003 jedoch nie einen lebenswichtigen Teil des Raumschiffes.

Ein weiteres kleines Übel ist, dass die Wartungsarbeiten und die Herstellung von Ersatzteilen fast völlig von der Firma Boeing bzw. deren Tochterfirmen übernommen wird. Da deshalb Zehntausende von Menschen vom Space Shuttle-Programm abhängen, so die Kritiker, erschien es in politischer Hinsicht lange Zeit als nicht opportun, das Programm zugunsten einer besseren Technologie ganz einzustellen. Allerdings gilt dies auch für Vorläuferprogramme (z. B. Apollo-Programm) oder zukünftige Programme mit dem Ziel eines bemannten Mars-Fluges. Sie benötigen enorme finanzielle Ressourcen, die zum größten Teil direkt oder indirekt an Luft- und Raumfahrtkonzerne fließen und dort Abhängigkeiten erzeugen.
Darüber hinaus kann das Space Shuttle teilweise als Fehlplanung erachtet werden: Der Kongress beschloss, sowohl für die United States Air Force als auch für die NASA ein gemeinsames Trägersystem zu entwickeln, welches alle bisherigen Trägerraketen ersetzen sollte. Weil das Space Shuttle jedem Partner genügen sollte, stelle die Raumfähre für den heute einzigen Betreiber, die NASA, ein suboptimales Produkt dar.
Verwandte Projekte
Von einer Reihe von geplanten Projekten zum Bau von wiederverwendbaren Raumfähren ist einzig die russische Buran-Fähre über die Entwurfsphase hinaus gekommen und mit einem unbemannten Testflug erprobt worden. Das Programm wurde nach der Auflösung der Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre gestoppt und die verbleibenden Fähren für Ausstellungen genutzt.
Siehe auch: Vergleich von Buran und Space Shuttle
Weitere frühere oder aktuell in Planung befindliche Projekte, siehe: Raumfähre.
Siehe auch
- Countdown/Space Shuttle
- Liste der Space-Shuttle-Missionen
- Shuttle-Mir-Programm
- X-38
- Lightweight Multi Purpose Experiment Support Structure Carrier
- PNEO
- Sänger (Raumtransportsystem)
Literatur
David Baker: Die neuen Space Shuttles – Columbia Enterprise & Co. Arena 1979 ISBN 3401038826
Weblinks
- NASA: Space Shuttle Homepage (englisch)
- NASA: Multimediagalerie der NASA zum Space Shuttle mit Bildern in hoher Auflösung (englisch)
- Informationen über alle bemannten NASA-Missionen
- extrasolar-planets.com: Informationen zum Space Shuttle
- raumfahrer.net: Informationen zum Space Shuttle
- Bernd Leitenberger: Space Shuttle
- Infos zu den Shuttles einschließlich der Prototypen (englisch)