Orient
Orient (zu lat. oriens = „Osten“), später auch Morgenland genannt, ist dem Okzident (Abendland), der europäischen Weltgegend entgegengelegen. Der Begriff geht zurück auf eine der vier von den Römern definierte Weltgegenden (lat. plagae mundi) und wurde als plaga orientalis bezeichnet. Im Griechischen nennt man den Orient heute Anatole und im Italienischen Levante.
Im Lauf der Geschichte hat das Bedeutungsspektrum dieses Begriffs eine Wandlung erfahren. Während früher die gesamte asiatische Welt, d. h. die arabischen Länder, Iran, Indien und die heutige Volksrepublik China als Orient galt, später dann nur die Länder Vorderasiens mit Ägypten und die meisten islamischen Kulturen dazu zählte, tendiert man heute im Sprachgebrauch dazu, den Begriff auf den Nahen Osten und die arabisch-islamische Welt – einschließlich der Türkei, Iran, Pakistan und Nordafrika, aber ohne die islamischen Staaten Südostasiens – zu beschränken.
Orient wird meist weniger in einem politischen oder geographischen, sondern eher in einem religiös-kulturellen Sinne verwendet. Die Welt des Orients inspirierte viele Dichter und Schriftsteller, siehe z. B. Goethes „West-östlicher Diwan“ oder Hesses Roman „Morgenlandfahrt“.
Seit den 1970er Jahren hat das Konzept einer Trennung von Orient und Okzident heftige Kritik erfahren (Orientalismusdebatte). Ausgehend von den bis heute einflussreichen Thesen Edward Saids wurde konstatiert, das westliche Bild des Orients sei voller unbewußter Vorurteile und Verzerrungen, die der Realität nicht gerecht würden. Das Konzept von Abendland und Morgenland sei weniger alt als behauptet, vielmehr sei es erst im 18. Jahrhundert entstanden.
Geschichte
Die Arabische Halbinsel, Kleinasien (die heutige Türkei), Nordafrika und Vorderasien (Irak, Iran, Afghanistan) werden zumeist zum Kulturkreis des Orients gezählt. Seit jeher war das Zweistromland, der Bereich zwischen Euphrat und Tigris, ein fruchtbares Gebiet. Die Gegend des heutigen Afghanistan war stets von verschiedenen Mächten umkämpft. Im Orient befanden sich viele frühe Hochkulturen, wie zum Beispiel die Sumerer im Zweistromland und das antike Perserreich. Alexander der Große zog auf seinen Eroberungszügen durch Vorderasien und gründete griechische Städte. Später standen das Imperium Romanum und das Persische Reich im kriegerischen Gegensatz.
Missionare und Mönche verbreiteten das Christentum (siehe auch: Christliche Herrschaft im Orient).
Nach dem Tode Mohammeds verbreiteten arabische Heere und Händler den Islam, der die dortige Gesellschaft stark beeinflussen sollte. Das Osmanische Reich umfasste Kleinasien, Teile des Balkans, weite Gebiete der arabischen Halbinsel und Vorderasien.
Im Ersten Weltkrieg wurden der Irak und der Iran von britischen und amerikanischen Truppen besetzt. Beim Kongress von Verona 1922 suchten die europäischen Großmächte die sogenannte Orientalische Frage zu lösen. 1923 wurde das Osmanische Reich von neuen Staaten abgelöst. Durch zahlreiche Erdölfunde wurden einige Staaten zu den reichsten Ländern der Welt, zum Beispiel Saudi-Arabien, Kuwait und Bahrain.Länder die an der Grenze bzw. Schwelle zum Orient und Okzident gehören, sind unter anderem Griechenland und Bulgarien. Griechenland insbesondere, ist kulturell eher zum Orient dazu zu zählen. Das einzige was Griechenland von dem Rest des Orients unterscheidet, ist die unterschiedliche Religion, die dort präsent ist.
Literatur
Michael Sommer: Der römische Orient. Zwischen Mittelmeer und Tigris. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2006.
Sylvia Ortlieb: Business-Knigge für den Orient. BW Bildung und Wissen Verlag und Software GmbH, Nürnberg 2006, ISBN 978-3-8214-7655-1 http://www.bwverlag.de/seiten/seite251.php
Siehe auch
- Orientalistik, Orientalische Literatur, Alter Orient
- Naher Osten, Mittlerer Osten, Ferner Osten
- Deutsche Orient-Gesellschaft, Orientalismus
Weblinks
- www.heise.de Telepolis Politik-Ressort Orient
- www.michael-knappmann.de Orient-Glossar
- Orient - Deutsche Zeitschrift für Politik und Wirtschaft des Orients