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Biokraftstoff

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Als Biokraftstoff oder Biotreibstoff werden Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren bezeichnet, die aus Biomasse hergestellt werden.


Verwendung

Durch die Zumischung von Biotreibstoffen zu den erdölbasierten Treibstoffen kann die bestehende Tankstelleninfrastruktur ohne Ausbau genutzt werden. Biodiesel kann bis ca. 6 % dem fossilen Diesel und Ethanol dem fossilen Benzin beigemischt werden. Je nach Reaktionsführung und Destillationsschnitt beim Fischer-Tropsch-Verfahren, lässt sich BtL-Kraftstoff unbegrenzt dem Benzin oder Diesel beimischen, bzw. kann diesen ersetzen.

Die heutigen Dieselmotoren vertragen reines Pflanzenöl nicht ohne weiteres. Wegen der hohen Zähigkeit von Pflanzenöl müssen die Fahrzeuge umgerüstet werden.

Durch Veresterung von Planzenöl mit Methanol gewinnt man Biodiesel, das in seiner Zähigkeit dem heutigen Diesel sehr ähnlich ist. Eine Reihe von Fahrzeugherstellern haben daher Biodiesel für ihre Fahrzeuge zugelassen.

Agrarethanol bzw. Bioethanol spielt im gemäßigten Klima Europas wegen der hohen Rohstoffpreises noch keine Rolle. Das ist in wärmeren Ländern, wie Brasilien, anders. Hier können zucker- oder stärkehaltige Rohstoffe so kostengünstig produziert werden, dass Ethanol den erdölbasierten Treibstoffen Konkurrenz machen kann. So macht in Brasilien Bioethanol 44 Prozent des gesamten Treibstoffverbrauchs aus. [1] Eine zusätzliche Motivation vieler Länder zum Einsatz von Biotreibstoffen ist ihre wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit von Erdöllieferanten. Vorrangig eingesetzt werden Treibstoffe mit 85 % Ethanol und 15 % Benzin (E85). Auch in Deutschland ist E50 und E85 erhältlich. Das Tankstellennetz befindet sich derzeit im Aufbau. [2]

BtL-Kraftstoff (Biomass to Liquid) ist die nächste Generation flüssiger Treibstoffe aus Biomasse. Produkte aus einer Versuchsanlage wurden bereits 2005 erfolgreich getestet. Shell errichtet eine große industrielle Pilotanlage in Lubmin.[3] Das Herstellverfahren entspricht im Prinzip der Herstellung von Treibstoffen aus Kohle nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren. Es wird zunächst ein wasserstoffreiches Synthesegas mittels Dampfreformierung hergestellt, das anschließend zu BtL-Kraftstoff verarbeitet wird.

Bio-Wasserstoff wird noch nicht industriell hergestellt. Der Bedarf auf der Anwenderseite (Brennstoffzellen) ist noch sehr gering. Für Demonstrationsprojekte wird daher überschüssiger Wasserstoff aus der chemischen Industrie genutzt. In Deutschland gibt es 20 Wasserstofftankstellen (Dezember 2006). [4] Um einen flächendeckenden Einsatz zu gewährleisten, werden mindestens 2000 Wasserstofftankstellen benötigt. Solange es diese nicht gibt, werden die Automobilfirmen keine Brennstoffzellenfahrzeuge in Serie bauen. Solange keine Brennstoffzellenfahrzeuge in Serie gebaut werden, wird die Industrie keine Tankstellen für Wasserstoff in großer Zahl bauen.

Bio-Wasserstoff wird durch eine einfache chemische Umwandlung (Dampfreformierung) aus Biomasse hergestellt. Im Prinzip entspricht das der Kohlevergasung aus dem 19. Jahrhundert. Einige Kostenschätzungen zeigen, dass Wasserstoff aus Biomasse sehr niedrige Kosten haben kann. Die Treibstoffkosten sind auch niedriger als bei Benzin und Diesel aus Erdöl (2005, jeweils ohne Steuern). Fachleute gehen davon aus, dass die Einführung von Bio-Wasserstoff nur im Rahmen einer Wasserstoffwirtschaft sinnvoll ist.

Kritik

In einer Studie zum Thema Biokraftstoffe warnen Experten der Vereinten Nationen vor drohenden Gefahren aufgrund exzessiver Nutzung von Nahrungsmittelpflanzen als Kraftstoff, wie z.B. Abholzung der Regenwälder, Rückgang der Artenvielfalt, Auslaugung und Erosion der Böden, Hungersnöte wegen steigenden Grundnahrungsmittelpreisen und Vertreibung von Kleinbauern.[5]

Siehe auch

Literatur

  • Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V.: SYNTHETISCHE BIOKRAFTSTOFFE. Techniken - Potentiale - Perspektiven 2005. Landwirtschaftsverlag Münster. Band 25 aus der Reihe Nachwachsende Rohstoffe ISBN 3-7843-3346-X

Quellen

  1. http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,452010,00.html
  2. http://www.e85.biz/tankstellennetz.php3
  3. http://www.welt.de/data/2005/08/16/760703.html
  4. http://www.h2stations.org/
  5. UN-Energy, Sustainabel Bioenergy: A Framework for decision makers, [1]