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Pierre Brice

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Pierre Brice, 2005
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Pierre Brice

Pierre Brice (* 6. Februar 1929 in Brest, Frankreich; eigentlich Baron Pierre Louis le Bris) ist ein französischer Schauspieler, der vor allem durch die Darstellung der Winnetou-Figur in den Karl-May-Verfilmungen der 1960er-Jahre bekannt wurde. Laut einer Umfrage ist er 83 Prozent der Bevölkerung ein Begriff und gehört damit zur Riege der bekanntesten promintenten Persönlichkeiten in Deutschland.

Leben und Filme

Pierre Brice entstammt einem alten französischen Adelsgeschlecht.

Mit neunzehn Jahren meldete sich Brice freiwillig zum Indochinakrieg. Als sein Trupp dort einmal eine Mine auslöste, wurde er zwar durch die Luft gewirbelt, blieb aber im Gegensatz zu zweien seiner Kameraden, denen Gliedmaßen amputiert werden mussten, nahezu unverletzt. Später war er Fallschirmjäger im Algerienkrieg. Nach einigen Auftritten als Fotomodell und Tänzer begann er seine Schauspielerkarriere. In Frankreich konnte er sich allerdings nicht recht etablieren, da sein Freund Alain Delon dort bereits ein Star war und die beiden sich zu ähnlich waren. Brice ging daraufhin nach Italien und Spanien und wirkte dort neben zahlreichen Sandalen-, Mantel- und Degen-Filmen auch in einigen B-Filmen mit.

Bei der Premiere des spanischen Filmes Los Atracadores im Jahre 1962 bei den Berliner Filmfestspielen wird Brice als bester Nebendarsteller ausgezeichnet und dort vom Produzenten Horst Wendlandt entdeckt, der ihm die Rolle des Apachenhäuptlings Winnetou in seiner Karl-May-Verfilmung „Der Schatz im Silbersee“ anbot. Brice kannte weder den Autor Karl May noch die Figur, die er darstellen sollte und sagte erst zu, nachdem ihn seine jugoslawische Agentin dazu überredet hatte. Enttäuscht von von dem geringen schauspielerischen Potential, das seiner Meinung nach von der Rolle ausging, rechnete er mit keinem großen Erfolg für sich. Umso überraschter war er bei der Premiere des ersten Kinofilmes, als das Publikum vor Begeisterung ihm gegenüber nicht zu halten war.

Von 1962 bis 1968 spielte Brice in insgesamt elf Karl-May-Filmen, sieben davon an der Seite des US-Amerikaners Lex Barker und drei mit Stewart Granger die Rolle des Winnetou, die ihn in Deutschland zum Star machte. Wesentlich trug die Teenager-Zeitung Bravo, deren Berichterstattung die Dreharbeiten zu jedem Film begleitete, zu seinem Kultstatus bei. Winnetou Pierre Brice wurde damals zum Idol einer ganzen Generation und bekam von der Zeitschrift 12 Ottos und insgesamt drei Starschnitte (1964, 1967 und 1977) gewidmet. Ein Novum in der langjährigen Bravo-Geschichte. Sein Filmtod 1965 in der Rolle des Winnetou löste in der deutschen Kinogeschichte einmalige Protestwelle aus, die den beunruhigten Produzenten dazu veranlasste, sofort mit den Dreharbeiten zu einem anderen Film zu beginnen, der den beliebtesten Indianer der Bundesrepublik wieder auferstehen ließ.

In Anspielung auf seine Popularität durch diese Rolle und seinen Adelstitel bezeichnete ihn der Filmproduzent Artur Brauner später scherzhaft als den „roten Baron“. Die Hauptdarsteller der Karl-May-Filmserie Pierre Brice und Lex Barker waren auch privat bis zu Barkers Tod im Jahre 1973 befreundet, während das Arbeitsklima mit Granger sich so schlecht entwickelte, dass die beiden am Set nur noch beruflich miteinander kommunizierten und diese Kommunikation auf das Nötigste beschränkt blieb.

1975 spielte er in der italienisch-französischen Komödie „Die Puppe des Gangsters“ (La pupa del gangster) an der Seite von Marcello Mastroianni und Sophia Loren. Nachdem erfolgversprechende Rollen ausblieben, nutzte er nur zu gern die Gelegenheit, die ihm eine, damals noch im Aufbau befindliche Freilichtbühne im Sauerland bot, dort erneut die Winnetou-Rolle zu spielen. Schlagartig war mit der Indianerrolle der Erfolg wieder da und Pierre Brice in aller Munde. Er verkörperte von 1976 bis 1980 sowie 1982 bis 1986 bei den Karl-May-Festspielen in Elspe die indianische Heldenfigur. Die Verpflichtung von Brice war für die neue Bühne ein Glücksfall und über die Jahre wurden Tausende Zuschauer insbesondere durch seinen Namen ins Sauerland gezogen.

Den wiederauflebenden Winnetou-Boom nutzte 1979 der WDR und produzierte in einer Co-Produktion mit Antenne-Paris die Fernseh-Serie Mein Freund Winnetou an Originalschauplätzen in Mexiko, die einen anderen, in Kostümierung, Ausstattung und Auftreten ungewohnt realitätsnahen Winnetou zeigte, der aber beim Publikum nicht ankam.

1988 bis 1991 gab Brice bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg erneut den Winnetou bis er dann, immerhin bereits zweiundsechzigjährig, endgültig sein Lederkostüm ablegte. 1999 führte er in Bad Segeberg noch einmal Regie.

Nach den Kinoerfolgen als Winnetou spielte er vor dem deutschen Publikum in Boulevard-Theaterkomödien oder in seichten Fernsehproduktionen wie beispielsweise Ein Schloss am Wörthersee oder Die Hütte am See oder trat zwischendurch in populären Fernsehserien wie Das Traumschiff auf. 1997 ließ dann das ZDF Winnetou für die Fernsehproduktion Winnetous Rückkehr „wiederauferstehen“. Dieses Projekt erhielt allerdings vernichtende Kritiken aus Karl-May-Fankreisen. 2004 war er in einer Nebenrolle in der Schweizer Fernsehsoap Lüthi und Blanc zu sehen.

Den Film „Der Schuh des Manitu“, der die Karl-May Filme mit Pierre Brice parodiert, wurde von ihm vernichtend kritisiert.

Brice macht aus seiner konservativen politischen Einstellung keinen Hehl. Zu seinen Freunden zählen die CDU/CSU-Politiker Christian Schwarz-Schilling und Theo Waigel. Der bekennende französische Patriot und leidenschaftliche Hobbykoch lebt mit seiner Amberger Frau Hella Krekel auf einem Landsitz in der Nähe von Paris. In Frankreich ist Pierre Brice bis heute nahezu unbekannt (1960 hatte er einen Kurzauftritt neben Catherine Deneuve in L'homme à femmes und 1990 eine Gastrolle in der Serie Orages d'été).

Immer wieder setzt sich Brice, insbesondere durch seine Tätigkeit als UNICEF-Botschafter, für die gute Sache ein. Spektakulär war sein Hilfskonvoi im Jahre 1995 nach Bosnien, den er persönlich anführte und ihn teilweise in noch umkämpftes Gebiet führte. 1992 erhielt Pierre Brice das Bundesverdienstkreuz erster Klasse und 2007 wurde er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Die Auszeichnung wurde ihm in der französischen Botschaft in Berlin verliehen.

Pierre Brice schrieb seine Biographie „Winnetou und Ich“, die seit Ende September 2004 erhältlich ist. Er erklärte dazu:

„Bevor irgendjemand eine Biografie über mich schreibt, habe ich mich entschieden, selbst meine Lebensgeschichte als Autobiografie aufzuschreiben. Nur wenige Leute wissen, wie ich vor und seit Winnetou gelebt habe und lebe. Winnetou war ein wichtiger Teil meines Lebens und ich habe ihm viel zu verdanken. Doch neben Winnetou haben noch viele andere Menschen und Situationen eine wichtige und prägende Rolle in meinem Leben gespielt.“

Pierre Brice als Sänger

Wie sein Kollege Lex Barker nahm auch Pierre Brice ab etwa 1965 verschiedene Musiktitel als Sänger auf. Er war dabei etwas produktiver als Lex Barker, der es nur auf zwei Musikstücke brachte.

Auch bei Pierre Brice wurden die ersten Aufnahmen vom Komponisten Martin Böttcher arrangiert und eingespielt.

  • Ich steh’ allein / Ribanna (1965), Decca D 19 557 (mono)
  • Keiner weiß den Tag / Wunderschön (1966), Decca, D 19 560
  • Du bist schön (1967)
  • Lonely / Die Nacht beginnt (1967)
  • Paris (1969, für die TV-Show Nightclub, nicht veröffentlicht)
  • Winnetou, Du warst mein Freund / Meine roten Brüder (1971), Barclay
  • Faire l' amour / Mehr als alles kann man nicht geben (1976)
  • Wenn Männer träumen (1977, für die TV-Sendung Zwischenmahlzeit, nicht veröffentlicht)
  • Manitou / Freundschaft (1980)
  • Bruder, wohin gehst du? (1983, für die TV-Sendung Wunderland, auf der LP zur Show veröffentlicht)
  • Wir sind die Welt / Was war wird immer bleiben (1991)
  • Gefühle (Album, 1995)
  • La vie en rose / C'est si bon (2000, aus dem Theaterstück Barfuß im Park)
  • Mon coeur, je t'aime tant (2005, Album Die Leichtigkeit des Seins von Paloma Würth)
  • Der Clown für die Fernsehsendung „Herbstfest der Volksmusik“ (im Original von Heinz Rühmann)

Der Sampler Winnetou du warst mein Freund (1996, Bear Family Records, mit Stereoaufnahmen der in Mono auf Single veröffentlichten Titel) enthält mehrere von Brice gesungene Lieder und auch die Gesangsleistungen von Lex Barker.

Auszeichnungen

Zudem erhielt Pierre Brice zwölf „BRAVO-Ottos“ und fünf „Bambis" (1964, 1967, 1968, 1987, 1990)“.

Filmografie

Autobiografie

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