Aichtal
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Aichtal ist eine Stadt in der Mitte von Baden-Württemberg, etwa 15 Kilometer südlich der Landeshauptstadt Stuttgart im Landkreis Esslingen gelegen. Mit rund 10.000 Einwohnern ist sie die zwölftgrößte Gemeinde im Landkreis, bezogen auf die Fläche belegt die Aichtal den achten Platz.
Geografie
Geografische Lage
Aichtal liegt am südlichen Rand der Filderebene im namensgebenden Tal der Aich, einem linken Nebenfluss des Neckars, das durch den Höhenrücken von Galgenberg, Kleinbergle und Schaichberg vom Neckartal getrennt ist. Der Stadtteil Neuenhaus, im Winkel der von Aich und Schaich gebildeten Talgabelung gelegen, gehört größtenteils zum Naturpark Schönbuch. Die Knollenmergelhänge des Aichtals sind von Wiesen und Obstgütern bedeckt. Das Stadtgebiet erstreckt sich über eine Höhenlage von 295 Meter bei der Kläranlage Grötzingen bis 498 Meter auf dem Betzenberg im Schönbuch.
Ausdehnung des Stadtgebiets
Die Stadt umfasst eine Fläche von 23,64 km², wovon 3,48 km² besiedelt sind. Mit 10,49 km² nehmen Waldflächen fast die Hälfte der Gemarkung ein, darunter der 8,12 km² große Anteil am Schönbuch. Die Ausdehnung des Stadtgebiets beträgt 11,0 km von Westen nach Osten entlang der Aich und 3,4 km in Nord-Süd-Richtung.
Nachbargemeinden
Angrenzende Gemeinden sind Filderstadt im Norden, Wolfschlugen im Nordosten, Nürtingen im Osten, Neckartailfingen und Schlaitdorf im Süden, Walddorfhäslach (Landkreis Reutlingen) im Südwesten und Waldenbuch (Landkreis Böblingen) im Westen.
Stadtgliederung
Aichtal besteht aus den drei Stadtteilen Grötzingen (ca. 4.500 Einwohner; 7,68 km²), Aich (ca. 3.300 Einwohner; 6,11 km²) und Neuenhaus (ca. 2.300 Einwohner; 9,85 km²). Zu Aich gehört die räumlich getrennte Siedlung Rudolfshöhe.
Geschichte
Am 1. Januar 1975 wurde bei der Verwaltungsreform aus der Stadt Grötzingen und den selbständigen Gemeinden Aich und Neuenhaus die neue Stadt Grötzingen mit Verwaltungssitz im Stadtteil Aich gegründet. Nach Protesten aus der Aicher und Neuenhäuser Bevölkerung über diesen Namen, der ihre Orte zu Anhängseln von Grötzingen herabstufe, wurde die Stadt am 1. August 1978 in Aichtal umbenannt.
Grötzingen

Menschen leben in diesem Gebiet seit der Jungsteinzeit. Aus dieser Zeit gibt es Funde von Steinwerkzeugen und Tonscherben.
In einer Urkunde des Klosters Hirsau wurde 1075 zum ersten Mal die alemannische Siedlung Gretzingan erwähnt, die spätestens im 7. Jahrhundert entstand und sich im heutigen Altgrötzinger Tal befand. Der Name geht vermutlich auf einen Sippenführer namens Gretz zurück. Die Gründung der Stadt Grötzingen erfolgte um 1275 durch Ritter Diepold von Bernhausen, der König Rudolf von Habsburg unterstützte und die Stadt als Wehranlage gegen das an Einfluss gewinnende württembergische Nürtingen errichtete. Im Jahre 1337 verkaufte Diepolds Sohn die Stadt Grötzingen an Württemberg.
Vom 14. bis ins 16. Jahrhundert war Grötzingen Sitz eines Amtes, zu dem Aich, Neckartailfingen, Neckartenzlingen, Neuenhaus und Wolfschlugen gehörten.
Im Schmalkaldischen Krieg hatten die Einwohner von Grötzingen 1546 aus Geldnot ihre Kanonen verkauft. Als sich plündernde Soldaten näherten, gruben sie hölzerne Brunnenrohre aus und schoben sie in die Schießscharten der Stadtmauer. Da die herannahenden Soldaten diese für Kanonen hielten, zogen sie weiter, ohne die Stadt anzugreifen.
In den Jahren 1634/1635 fielen 243 Grötzinger und 194 Neckartailfinger Bürger, die nach der Zerstörung ihres Ortes hier Zuflucht suchten, der Pest zum Opfer. Nach dem Dreißigjährigen Krieg zählte die Stadt nur noch ein Drittel der Bevölkerung – Grötzingen wurde vom zweitreichsten zum ärmsten Ort des Amtes Nürtingen. Die Not zwang zahlreiche arme Einwohner schon Mitte des 18. Jahrhunderts zur Auswanderung, überwiegend nach Nordamerika.
Ein Großbrand zerstörte 1845 im Ortskern 13 Gebäude, darunter das Rathaus und das Schulhaus.
Aich

Aich wurde 1103 in einer Schenkungsurkunde der Brüder Wernher und Wolfram von Eichacha zum ersten Mal erwähnt.
Im Süddeutschen Städtekrieg 1449 wurde das Dorf durch die Reutlinger größtenteils niedergebrannt.
1586 wurde Aich durch ein Feuer erneut fast vollständig zerstört und unter Leitung von Heinrich Schickhardt wiederaufgebaut.
Am 20. April 1945 wurde der Ort von französischen Soldaten, überwiegend Marokkaner, eingenommen und geplündert.
Neuenhaus

Am Betzenberg finden sich mehrere Grabhügel aus der Hallstattzeit sowie zahlreiche Überreste und ein Friedhof aus der Römerzeit.
1312 wurde Neuenhaus als Neues Haus zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Es handelte sich um eine Wasserburg der Tübinger Pfalzgrafen, neben der ein grundherrschaftliches Dorf entstand. Der Flurname Brustelberg am Hang des Betzenberges deutet darauf hin, dass sich hier einstmals eine Burg befand, von es aber weder schriftliche Zeugnisse noch Überreste gibt.
Das Töpferhandwerk wurde in Neuenhaus vom 14. bis Mitte des 20. Jahrhunderts betrieben. Der Töpferton dazu stammte vom nahen Betzenberg. Herzog Ulrich warb Hafnermeister aus Unterfranken an, denen er freien Holzbezug aus dem Schönbuch zusagte. Im Jahre 1848 gab es im Ort 78 Hafnermeister, d. h. fast zwei Drittel der Berufstätigen übten diesen Beruf aus. Ihm verdankt der Ort seinen zweiten Namen Häfner-Neuhausen, der zu Unterscheidung von Katholisch-Neuhausen (Neuhausen auf den Fildern) verwendet wird und bereits 1720 in amtlichen Akten erscheint. In den Nachbarorten werden Neuenhaus und seine Einwohner meistens schlicht Häfner genannt.
Eine weitere Einkommensquelle waren Krebse, die in der Schaich gefangen und regelmäßig bis nach Stuttgart und Tübingen verkauft wurden. Außerdem baute man am Uhlberg bis 1832 Wein an.
Stadt- und Einwohnerentwicklung
In Grötzingen und Aich wurden von den Nachkriegsjahren bis in die 80er-Jahre neue Wohngebiete in Südhanglage oberhalb der Ortskerne erschlossen. In Grötzingen sind dies die ab 1948 die Schönblick- und ab 1971 die Blumensiedlung, in Aich die Sulzäcker (1956) und die nordöstlich des Ortes gelegene Rudolfshöhe (1957) sowie die Steinenäcker und der Gemeindeberg (1973). Neuenhaus dehnte sich von 1965 bis in die 80er-Jahre durch Neubauten entlang der Verbindungsstraße von Waldenbuch nach Nürtingen, im Grörach und in den Sandäckern sowie am Hang des Betzenbergs aus. Ab 1969 entstand nördlich von Aich das Gewerbegebiet Aichholz. 1984 siedelte sich in den benachbarten Riedwiesen die Firma Aldi an.
Ende der 90er-Jahre wurde die Schönblicksiedlung um das Neubaugebiet Froschegert erweitert, ebenso die Blumensiedlung um den Hohen Rain. Am nordöstlichen Ortsrand von Neuenhaus entstanden in den letzten Jahren ebenfalls Neubauflächen. Mit dem geplanten Baugebiet Weckholder zwischen Grötzingen und der Rudolfshöhe, mitten in einer Frischluftschneise gelegen, beginnt auch in Aichtal die Zersiedelung.
Im Jahr 2004 wurden in Aichtal 4310 Haushalte gezählt, was einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 2,3 Personen entspricht. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung lag bei 39,9 Jahren.
Die Einwohnerentwicklung im Aichtal seit 1572 bzw. 1834:
1572 | 1654 | 1703 | 1745 | 1803 | 1810 | 1823 | 1834 | 1843 | 1852 | 1861 | 1871 | 1885 | 1895 | 1900 | 1905 | 1910 | |
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Grötzingen | 450 | 258 | 448 | 593 | 870 | 893 | 945 | 958 | 967 | 977 | 900 | 933 | 882 | 804 | 784 | 845 | 856 |
Aich | 778 | 800 | 791 | 725 | 737 | 694 | 626 | 634 | 629 | 624 | |||||||
Neuenhaus | 624 | 668 | 776 | 674 | 772 | 838 | 748 | 724 | 718 | 716 | |||||||
insgesamt | 2360 | 2435 | 2544 | 2299 | 2442 | 2414 | 2178 | 2142 | 2189 | 2196 |
1919 | 1925 | 1933 | 1939 | 1946 | 1950 | 1956 | 1961 | 1965 | 1970 | 1975 | 1980 | 1985 | 1990 | 1995 | 2000 | 2005 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Grötzingen | 870 | 869 | 831 | 848 | 1239 | 1283 | |||||||||||
Aich | 647 | 635 | 662 | 660 | 909 | 971 | |||||||||||
Neuenhaus | 793 | 806 | 867 | 864 | 1089 | 1141 | |||||||||||
insgesamt | 2310 | 2310 | 2360 | 2372 | 3237 | 3395 | 3905 | 4875 | 6009 | 6522 | 7336 | 8195 | 8517 | 8709 | 9178 | 9531 | 9771 |
Volkszählungsergebnisse (bis 1961) und Fortschreibungen des Statistischen Landesamts
Religionen

Aichtal ist seit der Reformation überwiegend evangelisch geprägt. Es gibt jedoch in Grötzingen seit 1954 eine katholische und in Neuenhaus eine neuapostolische Gemeinde. Außerdem besteht in Neuenhaus eine Gemeinde der Evangelischen Landeskirchlichen Gemeinschaft Württembergischer Brüderbund. Die evangelischen Kirchengemeinden Grötzingen, Aich und Neuenhaus gehören zum Kirchenbezirk Nürtingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, die katholische Kirchengemeinde Grötzingen/Harthausen zum Dekanat Esslingen-Nürtingen des Bistums Rottenburg-Stuttgart.
In Grötzingen ist 1280 eine Kirche bezeugt, die kirchlich ursprünglich zu Neckartailfingen gehörte und an der 1375 eine eigene Pfarrei eingerichtet wurde. Graf Ulrich V. schenkte die Kirche 1444/45 dem Spital in Kirchheim. Die heutige Stadtkirche entstand um 1460 und wurde im 19. und 20. Jahrhundert stark verändert. Eine Pfarrkirche in Aich ist schon 1275 erwähnt. Über das Kloster Denkendorf kam sie unter württembergische Herrschaft. Die heutige Albanuskirche wurde Anfang des 16. Jahrhunderts durch Umbau einer spätgotischen Chorseitenturmanlage erbaut. 1343 ist eine Kapelle in Neuenhaus genannt, die zur Pfarrei Weil im Schönbuch gehörte. Das Patronatsrecht hatte das Kloster Bebenhausen. Im 16. Jahrhundert wurde Neuenhaus eigenständige Pfarrei. Die heutige Kirche ist ein spätgotischer Bau von 1480, der mehrfach umgebaut wurde und noch einen Chor mit Netzrippengewölbe besitzt.
Politik
Verwaltungssitz ist das 1966 erbaute Rathaus im Stadtteil Aich. Der Gemeinderat tagt im Rathaus in Grötzingen.
Gemeinderat
Die Kommunalwahl am 13. Juni 2004 ergab folgende Sitzverteilung:
FWG | 42,6 % | -1,2 | 8 Sitze | -1 |
CDU | 23,1 % | -0,8 | 5 Sitze | +1 |
Die Grünen | 13,3 % | +2,9 | 2 Sitze | ±0 |
SPD | 12,8 % | -1,1 | 2 Sitze | ±0 |
FDP | 8,3 % | +0,3 | 1 Sitz | ±0 |
Bürgermeister
Der Bürgermeister wird in Baden-Württemberg für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Klaus Herzog ist seit dem 24. Juni 1992 der Bürgermeister von Aichtal; seine derzeitige Amtszeit endet 2008.
- 1976–1992: Manfred Stierle
- seit 1992: Klaus Herzog
Wappen
Aichtal trägt das Wappen der ehemaligen Stadt Grötzingen, das seit 1535 nachweisbar ist. Es ist an das Siegel des Stadtgründers Diepold von Bernhausen angelehnt, ergänzt um die württembergische Hirschstange. Ein ähnliches Wappen findet man bei der heutigen Stadt Filderstadt und der ehemalige Gemeinde Bittenfeld, in denen zeitweise ebenfalls die Edelfreien von Bernhausen herrschten.
Blasonierung: „Unter goldenem Schildhaupt, darin eine schwarze Hirschstange, fünfmal von Grün und Gold geteilt.“
Städtepartnerschaften
- Sümeg (Ungarn), seit 1990
- Ligny-en-Barrois (Frankreich), seit 12. September 1998
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr

Die Stadt ist mit dem Auto über die Bundesstraßen B 27 bzw. B 312 von Stuttgart, Reutlingen und Tübingen aus in rund 20 Minuten zu erreichen. Der Flughafen Stuttgart und die nächste Anschlussstelle an die Autobahn A 8 liegen etwa 10 Kilometer entfernt. Die B 27 verläuft auf der vierspurigen Aichtalbrücke zwischen Aich und Neuenhaus, die B 312 auf einer zweispurigen Brücke zwischen Grötzingen und Aich. Ein Anschluss an die B 27 besteht nur von und nach Stuttgart, der seit Jahren von Stadt und Industrie geforderte Anschluss aus und in Richtung Tübingen wurde bisher nicht realisiert. Als schlechteste Landesstraße in Baden-Württemberg gilt die L 1185, die von Nürtingen über Aichtal und Waldenbuch nach Böblingen führt, auf dem Abschnitt zwischen Neuenhaus und Burkhardtsmühle.
Die Buslinien 75, 167, 190 und 809 verbinden Aichtal mit Bernhausen (Anschluss an die S-Bahn) bzw. Degerloch (Stadtbahn), Nürtingen (Neckar-Alb-Bahn) und Neckartenzlingen. Werktags verkehrt darüber hinaus zwei bis drei Mal am Tag die Linie 760 von Neuenhaus über Waldenbuch und Böblingen zum DaimlerChrysler-Werk in Sindelfingen. Alle öffentlichen Verkehrsmittel sind zu einem einheitlichen Tarif innerhalb des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart zu benutzen.
Beschäftigung
Zum Jahresende 2006 waren 3636 Einwohner sozialversicherungspflichtig beschäftigt, von denen 3057, also 84 %, als Berufsauspendler außerhalb Aichtals arbeiteten. Umgekehrt gab es 2061 Berufseinpendler, die außerhalb wohnten, sodass insgesamt 2640 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Aichtal arbeiteten. Von diesen waren 72 % im produzierenden Gewerbe und 27 % im Dienstleistungssektor tätig. Am 30. Juni 2005 waren nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit 235 Einwohner arbeitslos, was einem Anteil von 3,5 % der 15- bis 65-Jährigen entspricht.
Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Aichtal hat sich von 285 im Jahr 1961 auf 18 im Jahr 2005 reduziert.
Ansässige Unternehmen
- Putzmeister, der führende Hersteller von Betonpumpen mit weltweit 15 Tochtergesellschaften, hat seinen Hauptsitz seit 1971 in Aichtal. Mit rund 850 Mitarbeitern ist das Unternehmen der größte Arbeitgeber in der Stadt.
- Die seit 1978 bestehende deutsche Niederlassung des Schweizer Unternehmens Pago produziert in Aichtal jährlich mehr als 3 Mrd. Selbstklebeetiketten zur Produktdekoration.
- Aldi Süd betreibt in Aichtal seit 1984 eines seiner sechs Zentrallager in Baden-Württemberg. Das Logistikzentrum umfasst eine Fläche von 50.000 m².
- Kilion-Bräu (1878–1976) braute Lager- und Spezialbiere mit Wasser aus der Grötzinger Kilionquelle, die über Württemberg hinaus bekannt waren.
Medien
Über das Geschehen in Aichtal berichtet die Nürtinger Zeitung. Daneben ist die Stuttgarter Zeitung mit dem Lokalteil für den Landkreis Esslingen verbreitet. Seit 1975 erscheint wöchentlich das städtische Mitteilungsblatt. Darüber hinaus gibt es seit 1995 das werbefinanzierte Aichtaler Echo, das kostenlos an alle Haushalte verteilt wird. Weitere wöchentliche Anzeigenblätter sind das Nürtinger Echo, das Filder-Extra und der Stuttgarter Stadtanzeiger.
Bildung
Neben der Grund- und Hauptschule Grötzingen mit Werkrealschule gibt es auch Grundschulen in Aich und Neuenhaus. Weiterführende Schulen befinden sich in den Nachbarstädten Nürtingen und Filderstadt sowie in Neckartenzlingen. Zusätzlich zu den zehn städtischen Kindergärten – fünf in Grötzingen, drei in Aich und zwei in Neuenhaus – gibt es in Grötzingen einen Waldorfkindergarten.
Die Stadtbücherei Aichtal im Grötzinger Helenenheim mit einem Bestand von 21.000 Medien steht allen Bürgern offen.
Ver- und Entsorgung
Aichtal ist Mitglied in den Zweckverbänden Filderwasserversorgung (Fiwa) und Bodensee-Wasserversorgung (BWV). Grötzingen wird seit 1943 teilweise und seit 1951 vollständig von der Fiwa mit Neckarwasser aus Neckartailfingen versorgt, ebenso Aich seit 1957. Das Wasser für Neuenhaus wird aus der eigenen Mönchsquelle und seit 1970 zusätzlich von der BWV bezogen. Der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch beträgt 121 Liter. Zur Reinigung des Abwassers betreibt die Stadt eine Kläranlage östlich von Grötzingen.
Grötzingen wird seit 1910, Aich und Neuenhaus seit 1912 mit elektrischem Strom versorgt. Energieversorger ist heute die EnBW.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke


Da die Stadt Grötzingen in der Vergangenheit von größeren Zerstörungen verschont geblieben ist, haben sich mehrere Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert erhalten. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen das Gebäude Hindenburgstraße 17 von 1558 am Marktplatz, das von 1738 bis 1820 als Schulhaus diente und heute als evangelisches Gemeindehaus genutzt wird, sowie das Pfarrhaus von 1683. Die Stadtkirche, die um 1460 als gotischer Neubau einer wesentlich älteren Kirche entstand, wurde im 19. und 20. Jahrhundert stark verändert. In der romanischen Vorgängerkirche wurde der 1286 bei Hedelfingen im Kampf gegen Württemberg gefallene Stadtgründer Diepold von Bernhausen beigesetzt. Von der Anfang des 19. Jahrhunderts abgebrochenen Stadtmauer, die über zwölf Türme und drei Tore verfügte, sind nur Reststücke erhalten geblieben. Ab 1968 wurden Teile davon – inklusive Gefängnis- und Pulverturm – wiederaufgebaut.
Die von 1979 bis 1983 erbaute Aichtalbrücke ist mit einer Länge von 1161 Meter die längste Bundesstraßenbrücke in Deutschland. Sie überspannt das Aich- und Baumbachtal zwischen Aich und Neuenhaus in einer Höhe von 52 Meter über dem Talgrund. Auf dem Betzenberg, an der westlichen Gemarkungsgrenze oberhalb von Waldenbuch, befindet sich der 1976 errichtete Fernmeldeturm Waldenbuch, der mit einer Höhe von 146 Meter von weit her sichtbar ist. Er ist jedoch inzwischen für die Deutsche Telekom nur noch von geringer Bedeutung. Ein weiteres auffälliges Bauwerk aus neuerer Zeit ist das der Flugnavigation dienende Drehfunkfeuer auf dem Kleinbergle.
Natur
Aichtal liegt direkt am Naturpark Schönbuch, dessen nordöstlicher Teil zum Stadtgebiet von Aichtal gehört. Über markierte Wanderwege kommt man zu Fuß oder mit dem Fahrrad bis Tübingen oder Herrenberg, ohne den Wald zu verlassen. Das unter Naturschutz stehende Schaichtal zieht sich zwischen dem Betzenberg und dem Schaichberg über 8 Kilometer lang von Neuenhaus nach Dettenhausen. Die üppige Ufervegetation sowie Seen und Tümpel zeichnen das landschaftlich reizvolle Tal aus, das seltene Arten wie den Eisvogel, den Feuersalamander und die Wasseramsel beheimatet.
Nördlich von Neuenhaus liegt der Uhlberg mit Aussichtsturm und Grillstelle, der auch von Aich aus direkt zu Fuß erreicht werden kann. Bei der Burkhardtsmühle, an der Mündung des Reichenbachs in die Aich, beginnt das Siebenmühlental, durch das ein asphaltierter Wanderweg nach Leinfelden führt.
Theater
Seit 1954 wird der Grötzinger Galgenberg als Spielstätte für Theatervorstellungen genutzt. Das Naturtheater Grötzingen führt dort jährlich im Sommer zwei Stücke auf, jeweils eines für Kinder und Erwachsene. Unter der 1978 erbauten Betonkuppel finden 850 Zuschauer Platz.
Museen
Das Heimatmuseum Grötzingen und das Häfnermuseum Neuenhaus erlauben einen Einblick in die Vergangenheit der beiden Orte.
Sport
Aichtal verfügt über drei Fußball-, zwei Tennis- und zwei Wassersportvereine. Zwei Angelvereine, ein Schützenverein, ein Tischtennisclub, ein Volleyballverein sowie ein Ski- und ein Aikidoclub runden das sportliche Angebot ab. Das seit 1974 bestehende Hallenbad in Neuenhaus wurde Mitte der 90er-Jahre größtenteils abgerissen, neu erbaut und als Garten-Hallenbad wiedereröffnet. Die exponierte Lage des Hallenbads am Schönbuchrand erlaubt einen Blick über die drei Stadtteile bis zu den Kaiserbergen.
Regelmäßige Veranstaltungen
- März: Frühlingsmarkt in Grötzingen
- Mai: Bockbierfest in Neuenhaus
- Juli: Grötzinger Städtlesfest
- September: Häfner Dorffest in Neuenhaus
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Peter Maiwald (* 1946), deutscher Schriftsteller
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Paul Maar (* 1937), der Kinderbuchautor lebte einige Jahre im Stadtteil Grötzingen.
Literatur
- Günter Klock (Hrsg.): Grötzingen – Einblicke in die Vergangenheit. Geiger, Horb 1987, ISBN 3-89264-160-9.
- Orts-Chronik der Gemeinde Neuenhaus (Häfner-Neuhausen). Gemeindeverwaltung Neuenhaus 1973.
- Erich Keyser (Hrsg.): Württembergisches Städtebuch. Kohlhammer, Stuttgart 1962, S. 101–102.
- Hans Schwenkel: Heimatbuch des Kreises Nürtingen. Band 2. Kreisverband Nürtingen 1953, S. 65–80/259–282/692–707.
- Otto Schuster: Heimatgeschichte der Stadt Grötzingen. Buchdruckerei Karl Henzler, Nürtingen 1929.