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Philipp Moritz (Hanau-Münzenberg)

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Philipp Moritz (* 25. August 1605; † 3. August 1638) folgte seinem Vater in der Grafschaft Hanau-Münzenberg im Jahr 1612.

Familie

Graf Philipp Moritz wurde als Sohn des Grafen Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg und seiner Frau, Prinzessin Katharina Belgica (* 1578 - † 1648), einer Tochter Wilhelms I. von Oranien-Nassau, des Schweigers, geboren.

Stammbaum Graf Philipp Moritz von Hanau-Münzenberg
Urgroßeltern

Graf Philipp III. von Hanau-Münzenberg (* 1526; † 1561)

Pfalzgräfin Helena von Pfalz-Simmern (* 1532; † 1579)

Philipp IV. von Waldeck (* ; † )

Gräfin Jutta von Isenburg († 1564)

Graf Wilhelm von Nassau-Dillenburg (* 1487; † 1559)

Gräfin Juliana zu Stolberg (* ; † )

Herzog Ludwig III. von Bourbon-Montpensier (* 1513; † 1582)

Jacqueline de Longwy Gräfin von Bar du Seine (* 1538; † 1561)

Großeltern

Graf Philipp Ludwig I. von Hanau-Münzenberg (* 1553; † 1580)

Magdalena von Waldeck (* 1558; † 1599)

Fürst Wilhelm I. von Oranien-Nassau, der Schweiger (* 1533; † 1584)
3. ∞
Prinzessin Charlotte von Bourbon-Montpensier (* 1546; † 1582)

Eltern

Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg (* 1576; † 1612)

Prinzessin Katharina Belgica (* 1578; † 1648)

Philipp Moritz

Zur Familie vgl. Hauptartikel: Herren und Grafen von Hanau

Kindheit und Jugend

Graf Philipp Moritz war sieben Jahre alt, als er die Erbschaft seines Vaters antrat. Das Reichskammergericht bestellte seine Mutter, Prinzessin Katharina Belgica, zur (alleinigen) Vormünderin.

Mit acht Jahren wurde er auf die nach der Reformation im ehemaligen Kloster Schlüchtern eingerichtete Schule (heute: Ulrich-von-Hutten-Gymnasium) entsandt. Ab 1613 folgten Ausbildungsstationen in Basel (wo schon sein Großvater studiert hatte), in Genf und in Sedan.

Familie

1626 kehrte er nach Hanau zurück und heiratete Prinzessin Sibylla Christina von Anhalt Dessau. Aus dieser Ehe gingen hervor:

  1. Sibylle Mauritania (* 2. November 1631; † 24. März 1631)
  2. Adophine (* 31. Oktober1631; † 22. Dezember 1631)
  3. Philipp Ludwig III. (* 26. November 1632; † 12. November 1641), folgte seinem Vater in der Regierung der Grafschaft Hanau-Münzenberg
  4. Johann Heinrich (* 3. Mai 1634[1]; † 28. Oktober 1634[2], in Metz)
  5. Louise Eleonore Belgica (* 3. März 1636 in Metz; † noch im gleichen Jahr in Den Haag, dort beigesetzt)

Regierung

Seine selbständige Regierung begann mit einer heftigen Auseinandersetzung zwischen ihm und seiner Mutter, Gräfin Katharina Belgica, über die Beendigung der Vormundschaft und den Umfang und die Art ihrer Witwenversorgung. Seine Mutter wollte weiter mitregieren, auch noch nach seinem 25. Geburtstag, dem Datum für die Volljährigkeit nach Gemeinem Recht – und das entgegen einem 1628 geschlossenen Vergleich und einem Gutachten der juristischen Fakultät der Universität Marburg. Graf Philipp Moritz dagegen versuchte, seine dominante Mutter möglichst aus dem Regiment entfernen. Die beiden prozessierten deswegen sogar vor dem Reichskammergericht. Die gegenseitigen Umgangsformen waren rüde: Graf Philipp Moritz setzte seine Mutter vor die Tür, entschädigte sie aber 1629 dafür. Zu einem ordnungsgemäßen Abschluss der Vormundschaft ist es nie gekommen.

Dies auch, weil der Dreißigjährige Krieg näher rückte. Zuerst erreichten die Kaiserlichen die Stadt Hanau und Graf Philipp Moritz stellte sich in ihre Dienste, um das militärische Kommando in seiner Residenz behalten zu können. Als im Herbst 1631 die Schweden heranrückten, wechselte er die Seiten. König Gustav II. Adolf von Schweden zog in Hanau ein. Für Philipp Moritz als kleinen Grafen ohne politisches Eigengewicht und Reformierten dürfte die Wahl zwischen katholischem Kaiser und lutherischem König die Wahl zwischen Scylla und Charybdis gewesen sein. König Gustav Adolf ernannte Graf Philipp Moritz zum Oberst eines schwedischen Regiments und gab ihm für den Allianzwechsel aus vormals mainzischem Besitz 1632 das Amt Orb, sowie die ehemals Mainzer Teile an Rieneck und an den Ämtern Partenstein, Lohrhaupten, Bieber und dem Freigericht Alzenau. Seinen Brüdern Heinrich Ludwig und Jakob Johann schenkte er Stadt und Amt Steinheim, ebenfalls aus Mainzer Besitz. Als sich mit der Schlacht bei Nördlingen 1634 die Sachlage wieder zur römisch-katholischen Seite wendete, war das selbstverständlich alles verloren, zudem ein erneuter Wechsel auf die katholische Seite unglaubwürdig. Dem Grafen und seiner Familie blieb also nichts anderes als die Flucht, die sie erst nach Metz, dann über Chalons, Rouen und Amsterdam zur oranisch-nassauischen Verwandtschaft in Den Haag und Delft führte. Graf Philipp Moritz hinterließ in Hanau seinen jüngsten Bruder, Graf Jakob Johann, als Regenten.

Die hervorragend ausgebaute Festungsstadt Hanau war allerdings nach wie vor – und blieb es auch bis 1638 – schwedisch besetzt, durch General Jakob von Ramsay, der von hier aus das Umland kontrollierte. Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen verarbeitete die schwedische Besatzungszeit Hanaus in seinem Schelmenroman Der abenteuerliche Simplicissimus. Auch Graf Jakob Johann verließ Hanau, nachdem er feststellen musste, dass General Ramsay alles unter seine Kontrolle gebracht hatte und ihn von jedem Einfluss ausschloss.

1635 bis 1636 wurde Hanau erfolglos von kaiserlichen Truppen unter General Lamboy belagert. In der Belagerung bewährte sich das erst wenige Jahre zuvor errichtete, moderne Befestigungssystem. Tausende waren aus den umliegenden Ortschaften in die Stadt geflohen, es herrschten furchtbare Zustände. Nach neunmonatiger Belagerung rückte im Juni 1636 ein Entsatzheer unter Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel (1627-1637) an und befreite die Stadt. Wilhelm V. von Hessen-Kassel war mit einer Schwester von Graf Philipp Moritz, Landgräfin Amalie Elisabeth, verheiratet. Seitdem wurden jährlich Dankgottesdienste abgehalten, aus denen sich ab 1800 das Lamboyfest, eines der ältesten Volksfeste in Deutschland, entwickelte. General Ramsay blieb in der Festung Hanau, auch als es Graf Philipp Moritz 1637 gelang, sich mit dem Kaiser auszusöhnen und wieder auf dessen Seite zu wechseln. General Ramsay verhaftete den zurückkehrenden Grafen einfach. Er machte sich offensichtlich Hoffnung darauf, in Hanau-Münzenberg den geflohenen Grafen als Landesherr zu beerben.

Allerdings wurden die Schweden am 2. Februar 1638 durch einen militärischen Handstreich, getragen von befreundeten Grafen aus dem Wetterauer Grafenverein und durchgeführt durch den Major Johann Winter von Güldenborn, aus der Festung Hanau vertrieben und Graf Philipp Moritz wieder in die Regierung eingesetzt[3]. General Ramsay wurde nun selbst verhaftet, nach Dillenburg gebracht, wo er eineinhalb Jahre später den Verletzungen, die er bei dieser Aktion erlitten hatte, erlag.

Graf Philipp Moritz gelang es, den heftigen Streit, den sein Vater mit seinem jüngeren Bruder, Graf Albrecht von Hanau-Münzenberg-Schwarzenfels über Primogenitur und Apanage geführt hatte, nun mit dessen Sohn, Graf Johann Ernst, beizulegen.

Tod

Graf Philipp Moritz hatte nicht mehr viel davon, wieder als regierender Graf in Hanau-Münzenberg eingesetzt zu sein. Bereits ein halbes Jahr später, am 3. August 1638, verstarb er und wurde in der von seinem Vater in der Marienkirche in Hanau errichteten Familiengruft bestattet.

Verweise

  1. nach Zimmermann, S. 681, an anderer Stelle wird der 1. Mai 1634 genannt, was aber unzutreffend sein soll
  2. nach Bernhardt, S. 360: 10. November 1634
  3. Dietrich, Im Handstreich

Literatur

  • Johann Adam Bernhardt, Geschichte der Herren und Grafen zu Hanau, in: Hanauisches Magazin (40), S. 355ff.
  • Fr. W. Cuno, Gedächtnisbuch deutscher Fürsten und Fürstinnen reformierten Bekenntnisses, Barmen 1883.
  • Fr. W. Cuno, Philipp Ludwig II., Graf zu Hanau und Rieneck, Herr zu Münzenberg. Ein egentenbild nach archivalischen und anderen Quellen gezeichnet für unsere Zeit, Prag 1896.
  • Reinhard Dietrich, "Im Handstreich Hanau erobert", in: Hanauer Anzeiger (Jg. 263, Nr. 37) v. 13. Februar 1988, S. 8.
  • Reinhard Dietrich, "Die Landesverfassung in dem Hanauischen" = Hanauer Geschichtsblätter 34, Hanau 1996. ISBN: 3-9801933-6-5
  • Conrad Henning, Christliche Klag- und Leichenpredigt über den Tödlichen Abgang Deß weyland Hoch-Wohlgeborenen Grafen und Herren, Herrn Philipps-Moritzen, Grafen zu Hanaw […], Hanau 1641
  • Reinhard Suchier, "Genealogie des Hanauer Grafenhauses", in: Festschrift des Hanauer Geschichtsvereins zu seiner fünfzigjährigen Jubelfeier am 27. August 1894, Hanau 1894.
  • Ernst J. Zimmermann, Hanau Stadt und Land, 3. Auflage, Hanau 1919, ND 1978.


VorgängerAmtNachfolger
Philipp Ludwig II.Graf von Hanau-Münzenberg
1612-1638
Philipp Ludwig III.