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Antigua-Schlanknatter

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Name und Beschreibung

Der Antiguan Racer (xenodontinae alsophis antiguae) gilt als die seltenste Schlange der Welt. Die Männchen sind 50-60 cm lang und dunkelgrau gefärbt, mit helleren Zeichnung auf der Oberseite. Die Weibchen hingegen sind heller, mit einer dunkleren Zeichnung und werden 80-100 cm lang. Das Reptil ist sehr scheu, ungiftig und völlig harmlos. Es ernährt sich von Eidechsen und anderen Kleinlebewesen. Für die Bruttätigkeit der zahlreichen Vogelarten ist es keine ernsthafte Bedrohung.

Ursprüngliches Verbreitungsgebiet

Der Antiguan Racer war ursprünglich auf der ostkaribischen Insel Antigua und deren zahlreichen vorgelagerten Inselchen beheimatet. Die in 16. Jht. einsetzende Besiedlung durch eine weisse Bevölkerung und deren schwarzen Sklaven bedeutete nicht nur für die dort ansässigen Carib-Indianer die Ausrottung, sondern indirekt auch für den Antiguan Racer. Hatte er bis anhin wenige natürliche Feinde, wurde sein Lebensraum durch die zunehmende landwirtschaftliche Nutzung (Zuckerrohr, Früchte usw.) zerstört. Das definitive Ende bereiteten diesem Reptil die zahlreichen, eingeschleppten Ratten.

Die Entdeckung einer Restpopulation

Schon während längerer Zeit kursierten Gerüchte welche besagten, auf der Antigua etwa drei Kilometer N/NO vorgelagerten, nur einige Fussballfelder grossen Great Bird Island seien Racers gesehen worden. In den Sechzigerjahren war es dann gewiss: Der "Racer" hatte hier überlebt. Drei Tiere wurden gefangen. Im Jahre 1989 soll ein viertes Exemplar entdeckt worden sein.

Gezielte Forschung

Eine Gruppe von Wissenschaftler forschte ab 1995 im Auftrage der Naturschutzorganisation FFI (Flora and Fauna International) nach weiteren "Racers" und zählte insgesamt etwa 50 Exemplare. Viele von ihnen wiesen Wunden auf, die von einem Raubtier (Ratte) stammen mussten. Außerdem war das Zahlenverhältnis Männchen/Weibchen völlig unausgeglichen. Jungtiere wurden keine gefunden.

Massnahmen zur Rettung

Da auch auf "Great Bird Island" Ratten lebten und die einzige Bedrohung für diese seltenste Schlange darstellte wurde beschlossen, diesen Feind durch den gezielten Einsatz von Agrochemie auszumerzen. Das als ökologisch unbedenklich geltende Rattengift Kleram verabreichte man in Tablettenform. Um zu verhindern, dass diesem Gift auch andere Tiere (Vögel) zu Opfer fielen wurden Duft- und Geschmacksstoffe mitverarbeitet.

Freudige Kunde: Erfog!

Die Aktion war sehr erfolgreich. Sämtliche Ratten konnten eliminiert werden und heute dürfte die Population des "Antiguan Racers" wieder etwa 100 Individuen zählen.

Gegenwärtige und künftige Gefahren

Da auf den unmittelbar benachbarten kleinen Inselchen noch immer zahlreiche Ratten existieren befürchtet man, dass diese guten Schwimmer auf "Great Bird Island" wieder einwandern könnten. Deshalb werden auch in den umliegenden Gebieten, die Ratten mit der gleichen Chemikalie vernichtet. Eine weitere Bedrohung, wenn auch in etwas geringerem Ausmass sind die zahlreichen Wirbelstürme. Die rund 20'000 Touristen, welche "Great Birk Island" jährlich besuchen sind ein weiteres Problem. Der Racer" steht deshalb unter konstanter Beobachtung. Infolge der geringen Population besteht theoretisch auch die Gefahr von Krankheiten die, genetisch bedingt, durch Inzucht auftreten könnten.

Great Bird Island

Dieses Inselchen ist Antigua N/NO vorgelagert und kaum drei Kilometer davon entfernt. Seine Fläche misst ungefähr 10 ha. Nach Westen flach abfallend weist die Insel im Osten schroffe, steil ins Meer abfallende Riffs auf. Sie ist mit niederem Buchwerk und zahlreichen anderen Pflanzenarten bewachsen. "Great Bird Island" ist Nist-, Brut- und Rastplatz zahlreicher Vogelarten. Kleine Eidechsen und zahlreiche Insektenarten können dort beobachtet werden.

Die Ratten

Zuerst versuchte man, diese zu dezimieren indem man Mungos einführte. Es wurde jedoch nicht berücksichtigt, dass der tagaktive Mungo für die Ratte keine Bedrohung ist, da diese nachtaktiv ist. Heute ist der Mungo selbst zu einer Plage geworden.

Projekte

Es sind Bestrebungen im Gange, den "Antiguan Racer" auf anderen Antigua vorgelagerten Inseln wieder anzusiedeln. Diese müssen jedoch ratten- und mungofrei sein. Auch der Aufbau von Aufzuchtstationen wird erwogen.

Von Aussterben bedrohte Art

Die Weltnaturschutzorganisation UCN hat den "Antiguan Racer" auf die Liste der bedrohten Arten gesetzt.

Endemische Arten

Weitere mit der alsophis antiguae verwandte Arten sind auf anderen karibischen Inseln beheimatet, so die Jamaican- und Croix Racers.

Quellen

  • Eigene Studien, Beobachtungen und Interviews vor Ort.
  • Persönliches Interview mit Henry McRonnie, Chief Forrestry Officer, Antigua
  • NATIONAL GEOGRAPHIC Deutschland, Oktober 2000, Seite 10
  • The Magazine of LIAT, February 1997