Fulda Gap

Fulda Gap (engl. Fulda-Lücke) ist ein Begriff, mit dem die US-Streitkräfte während des Kalten Krieges das Gebiet bei Fulda (Osthessen) nahe der Grenze zur DDR bezeichneten.
Im osthessischem Raum ragte das Gebiet des Ostblocks am weitesten Richtung Westen vor. Unter Präsident Ronald Reagan entwickelte die NATO unter der Bezeichnung General Defense Plan 31001 allgemeine Verteidigungspläne für die Bundesrepublik und Westeuropa für den Fall einer Invasion durch die Streitkräfte des Warschauer Pakts. Als wahrscheinlichster Angriffspunkt der Roten Armee wurde das Gebiet östlich von Fulda bestimmt.
Man ging davon aus, dass die Armeen Moskaus im Westen Thüringens – dem sogenannten „Thüringer Balkon“ – aufmarschieren, die Grenze in Richtung Fulda durchbrechen und durch das vergleichsweise flache Gelände und die kurze Strecke zwischen den Mittelgebirgen innerhalb von zwei Tagen bis zum Rhein-Main-Gebiet vorstoßen könnten. Damit wäre die Bundesrepublik von den zahlenmäßig stark überlegenen Truppen des Ostblocks in zwei Hälften geteilt und die Rhein-Main Air Base, der wichtigste Nato-Luftwaffenstützpunkt in Europa, ausgeschaltet worden.
Im Rahmen des General Defense Plan wurden massiv amerikanische Truppenverbände um Fulda konzentriert, um einen solchen Angriff zu bremsen, bis Nachschub eintrifft. Zu diesem Zweck wurde sogar der Einsatz taktischer Kernwaffen in Betracht gezogen: Um die Armeen des Ostblocks zu stoppen, hätte man sie auch mit Nuklearwaffen unter Beschuss genommen, im Bereich um Fulda herum wären z. B. an die 120 taktischen Atomwaffen eingesetzt worden. Außerdem wurden in vielen Straßen – vermehrt innerhalb eines ca. 50 km breiten Gürtels entlang der Grenze – Sprengschächte angelegt, die nach Zündung die Truppentransporte der feindlichen Armeen verlangsamt hätten. Diese Verteidigungspläne behielten ihre Gültigkeit bis 1994.
1977 erschien in den USA ein Brettspiel, mit dem die strategischen Überlegungen simuliert werden konnten.