Oran

Oran (arabisch وهران, Wahran) ist eine Küstenstadt in der gleichnamigen Provinz im Westen von Algerien.
Sie ist nach der Hauptstadt Algier die zweitgrößte Stadt des Landes und eine bedeutende Industriestadt (Metall-, chemische, Leicht-, Lebensmittelindustrie). Sie besitzt einen Hafen und einen Flughafen, ist Kulturzentrum mit Universität, Theater und Museen.
Oran ist auch der Ort des Geschehens des Romans Die Pest des französischen Schriftstellers Albert Camus und die Heimatstadt des Raï. Sie gilt gemeinhin als die liberalste und weltläufigste der algerischen Städte.
Geographie
Klima

Oran befindet sich in der subtropischen Klimazone. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 17,7 Grad Celsius, die jährliche Niederschlagsmenge 388 Millimeter im Mittel.
Die wärmsten Monate sind Juli und August mit durchschnittlich 24,2 bis 24,8 Grad Celsius, die kältesten Monate Dezember bis Februar mit 11,7 bis 12,4 Grad Celsius im Mittel.
Der meiste Niederschlag fällt von Oktober bis April mit durchschnittlich 32 bis 67 Millimeter, der wenigste von Mai bis September mit eins bis 19 Millimeter im Mittel.
Bevölkerung
Oran hat 638.459 Einwohner (Berechnung 2007)[1].
Bevölkerungsentwicklung:
Jahr | Einwohner |
---|---|
1977 (Zensus) | 499 330 |
1987 (Zensus) | 609 823 |
2007 (Berechnung) | 638.459 |
Geschichte
Oran wurde vermutlich im 10. Jahrhundert von muslimischen Kaufleuten aus Andalusien gegründet. Seit dem Untergang des Reichs der Abdalwadiden wechselte die Stadt mehrmals den Besitz zwischen Spanien und den Korsaren, bis 1830 Frankreich die Stadt in Besitz nahm. Im Jahr 1962 hatte die Stadt mit 54% den höchsten Prozentsatz an europäischer Bevölkerung in ganz Algerien. In der Endphase des Algerienkrieges kam es hier am 5. Juli 1962 zu einem Massaker an der europäischen Bevölkerung durch die FLN. Seit 1962 ist Oran Teil des unabhängigen Staates Algerien. Die verbliebene europäische Bevölkerung, meist Franzosen und Italiener wurden von den neuen Machthabern enteignet und vertrieben.
Religion in Oran
Seit der Vertreibung bzw. Ermordung der europäischen Bevölkerung 1962 ist der Islam die mit Abstand wichtigste Religion in Oran. Es gibt etwa 93% Muslime (1962 waren es nur ca.44%), 4% sind Christen, 3% sind Juden. In jedem Viertel Orans findet man 3 bis 4 Moscheen. Die bekanntesten Moscheen in Oran sind:
• Moschee Sidi El Houari • Moschee Eckmühl • Moschee El Mouahidine • Moschee Zin El abidine • Moschee Osama bno Zaid • Moschee el Fath • Moschee Maghrawa
Wirtschaft
Durch den großen Hafen entwickelte sich die Stadt seit der Kolonialzeit zu einem wichtigen Industrie- und Handelszentrum. Unter anderem ist die Chemie- und Nahrungsmittelindustrie hier angesiedelt. Auch erreicht das Erdgas aus der algerischen Sahara über Pipelines Oran und wird von hier exportiert.
Im Hafen „Marsa el kebir“ werden Waren ein- und ausgeführt, es gibt viel Handelsaustausch und Warenverkehr. Daneben liegen die Hauptsitze aller Firmen in Oran. Die Industriegebiete „Es Senia, Oued Tlilet, und Hassi Ameur“ sind für viele kleine und mittelständische Unternehmen bekannt, dort werden Lebensmitteln, Kleidung, Möbel und Papierwaren hergestellt. Durch die Einführung der Marktwirtschaft hat Oran viele ausländische Investitionsfirmen angezogen, daher gilt die Stadt als ein wichtiger Pol in der algerischen Wirtschaft. Aus verschiedenen Orten kommen Sommergäste, um ihren Urlaub in Oran zu verbringen, was ein wesentliches Einkommen für die Stadt bringt.
Tourismus
- Sidi El Houari
Sidi El Houari ist das Altstadtviertel und Wahrzeichen Orans. Hier gründeten andalusische Seeleute vor über tausend Jahren eine erste Siedlung, hier machten sich Spanier und Türken während Jahrhunderten gegenseitig die Vorherrschaft streitig.
- Küste
Die Küste um Oran verfügt über eine große Anzahl von Sandstränden. Am berühmtesten sind der Strände Coralèse, Andalusia und Bousfer.
- Santa Cruz
Das von den Spaniern im 16.Jahrhundert erbaute Fort von Santa Cruz überragt die Stadt in fast 400m Höhe.
Bauwerke
Oran ist für verschiedenste Bauwerke, die durch die Besatzung entstanden sind, bekannt. Die wichtigsten Bauwerke,die man in Oran findet sind: le Fort-Mers-el Kebir und Pachas Moschee. Vielen Autoren haben über Oran geschrieben. Zu den bekanntesten gehören Houari CHAILA mit seinem Buch ORAN Histoire d'une ville and Bachir MAKIBES mit seinem Buch Stadt AN. Diese Bauwerke sind touristische Attraktionen für die Stadt ORAN.
Kulinarische Spezialitäten in Oran
Oran ist eine Küstenstadt, das bedeutet, sie ist sehr reich an Fisch und es gibt große Fischereigebiete. Man kann zahlreichen Restaurants finden, die die verschiedensten Arten von Fisch auf unterschiedlichste Weise zubereitet z. B. Paëla. Die Oranesen haben dieses Gericht von den Spaniern übernommen, da die Spanier Oran zweihundert Jahre lang besetzt haben. Für dieses Gericht braucht man verschiedene Arten von Fisch und Fleisch, u.a. Hähnchenfleisch und Kaninchenfleisch. Es gibt auch Fast Food, das bekannteste heißt Karantika, eine oraner Spezialität, bei der ein Sandwich mit gebratenem Pudding aus Kichererbsenmehl gefüllt wird. Man kann auch eine weitere Spezialität in Oran finden: Kuskus. Heute wird es weltweit zubereitet mit Lammfleisch, Karotten, weißen Rüben, Melonenkürbis, Kichererbsen und grünen Gurken. Eine weitere kulinarische Besonderheit in Oran ist Chorba d.h. Nudelsuppe. Man bereitet dieses Gericht mit Gemüse und bestimmten Gewürzpflanzen zu, wenn alles gekocht ist, fügt man Nudel bei.
Söhne und Töchter der Stadt
- Cheb Hasni, Raï-Sänger
- Rachid Baba Ali Ahmed, algerischer Musiker und Musikproduzent
- Étienne Daho, Pop-Sänger
- Catherine Destivelle, französische Alpinistin
- Chaba Fadela, algerische Schauspielerin und Sängerin
- Kader Firoud, französischer Fußballspieler und -trainer
- Cheb Khaled, Raï-Sänger
- Yves Saint Laurent, französischer Modeschöpfer
- Rachid Taha, algerischer Raï-Musiker