Industriepark Schwarze Pumpe

Schwarze Pumpe (niedersorb. Carna Plumpa) ist ein Stadtteil von Spremberg. Unter diesem Namen ist auch das dortige große Industriegebiet mit einem Großkraftwerksstandort bekannt, das bis auf sächsisches Gebiet reicht.
Geschichte
Ursprünglich hieß die Gastwirtschaft der zur Gemeinde Terpe gehörenden Siedlung Restaurant zur schwarzen Pumpe. 1955 wurde in der benachbarten Heidelandschaft mit dem Bau eines Braunkohlenveredlungswerkes begonnen. Für dessen Arbeiter wurde die Plattenbausiedlung Hoyerswerda-Neustadt als zweite „sozialistische Wohnstadt“ der DDR errichtet. 1959 lieferte das Werk erstmals Strom. Am Bau des Werkes war der VEB BMK Kohle und Energie maßgeblich beteiligt.
1958 wurde der VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe gebildet, bis 1965 wurden mehrere Brikettfabriken errichtet. Außerdem produzierte das Werk Gas sowie Braunkohlehochtemperaturkoks.
1990 erfolgte die Umwandlung des Kombinates zur Energiewerke Schwarze Pumpe AG (ESPAG). Die Kokerei, die auch als Verursacher der in weitem Umkreis spürbaren Geruchsbelästigung Schwarze-Pumpe-Gestank bekannt war, wurde 1992 stillgelegt und abgerissen. Bei der Sprengung einer der drei Schornsteine fiel dieser durch einen Kernbohrungsfehler nicht wie vorherberechnet, was zur Zerstörung des Kesselhauses führte.
Die ESPAG ist 1993 in der Lausitzer Braunkohle Aktiengesellschaft (LAUBAG) aufgegangen. Im gleichen Jahr begann der Bau eines neuen Kraftwerkes, bestehend aus zwei Blöcken mit je 800 MW, durch die VEAG in Schwarze Pumpe. Die Kraftwerksblöcke gingen 1997 bzw. 1998 in Betrieb. Das Braunkohlekraftwerk hat eine Gesamtleistung von 1600 Megawatt. Markant am Kraftwerk Schwarze Pumpe ist das 161 Meter hohe Kesselhaus und somit dritthöchstes Dampferzeugergebäude in Deutschland (nach Block K des Kraftwerks Niederaußem mit 168 m und den beiden Lippendorfern mit 163 m). Auf ihm befindet sich eine Aussichtsplattform.
CO2-freies Kohlekraftwerk
Am 29. Mai 2006 wurde im Industriegebiet Schwarze Pumpe der Grundstein für das weltweit erste "CO2-freie" Kohlekraftwerk gelegt. Es handelt sich um eine Anlage mit einer Leistung von 30 MW, die nach dem sogenannten Oxyfuel-Verfahren die Kohle mit reinem Sauerstoff und stickstoffbereinigtem Rauchgas verbrennt. Das dadurch entstehende Kohlendioxid wird verdichtet und verflüssigt. Es soll dann in die Erde gepresst und gespeichert werden und damit nicht zur globalen Erwärmung beitragen. Die Bezeichnung "CO2-frei" ist dabei technisch nicht zutreffend, da noch ca. 10 bis 30 % der ursprünglichen Emissionsmenge freigesetzt wird. Der projektierte Wirkungsgrad der Anlage liegt noch 10 bis 12 % unter dem herkömmlicher Kohlekraftwerke, da sowohl Sauerstoffgewinnung, Rauchgasbehandlung und CO2-Absonderung viel Energie kosten. Die vom Energieversorgungsunternehmen Vattenfall Europe errichtete Anlage soll bis 2008 in Betrieb gehen und als Pilotanlage für größere Kraftwerke dienen. Von Umweltschützern wird die Anlage als „Feigenblatt“ des Energiekonzerns bezeichnet und als zu aufwändig kritisiert. Nach deren Meinung ließe sich mit dem gleichen Geld durch Investitionen in eine effektivere Energieerzeugung und -nutzung eine größere Wirkung zur Reduzierung der globalen Erwärmung erreichen.
Sekundärrohstoff-Verwertungszentrum Schwarze Pumpe
1995 gründete sich die Sekundärrohstoff-Verwertungszentrum Schwarze Pumpe GmbH (SVZ) aus der Lausitzer Bergbau-Verwaltungsgesellschaft. Hier erfolgt die Abfallverwertung, insbesondere von Klärschlamm, zu Synthesegas und Methanol. 2004 meldete das SVZ Insolvenz an. Im September 2005 wurde es an die Sustec Schwarze Pumpe GmbH, einer Tochtergesellschaft der Schweizer Sustec Industries AG, verkauft und damit vorerst der Weiterbetrieb gesichert. Im Juni 2007 gab Sustec bekannt, sich aus dem Abfallgeschäft zurück zu ziehen, da die Annahmeerlöse für Abfälle zu gering und die Energiekosten für Öl und Gas zu hoch seien. Eine mittelfristig Planung sieht die weitergehende Produktion von Synthesegas und Methanol, allerdings aus Braunkohlestaub, vor.
Papierfabrik Hamburger-Spremberg GmbH
Am 17. Oktober 2003 erfolgte der erste Spatenstich für die Errichtung einer Papier- und Wellpappenfabrik im Industriepark Schwarze Pumpe. Diese Investition hat ein Gesamtvolumen von ca. 175 Millionen Euro. Am 18. Oktober 2005 erfolgt die Offizielle Einweihung der Papierfabrik „Hamburger-Spremberg Papierfabrik“. Die Versorgung mit dem zur Herstellung benötigten Dampf erfolgt dabei aus dem unmittelbar benachbarten Vattenfall-Kraftwerk Schwarze Pumpe.
Wellpappewerk Mosburger-Corrugated
Die Wellpappenanlage von Mosburger Corrugated erzeugt täglich etwa 250 000 m² Wellpappe, wozu ca. 100 Tonnen Altpapier benötigt werden. Aufnahme der Produktion war der 27. September 2005. Der Produktionsablauf erfolgt in enger Kooperation mit der benachbarten Papierfabrik Hamburger-Spremberg GmbH, von der große Mengen Papier zur Herstellung der Pappen bezogen werden. Haupterzeugnisse sind Wellpappe-Tafeln und Wellpappe-Verpackungen.
KREBA-Fisch GmbH
Die Kreba-Fisch GmbH ist laut Aussage auf der eigenen Internetseite ein "Konsortium für Reform und Entwicklung der Binnenfischerei und Aquakultur". Mit Beginn des Jahres 2007 betreibt die KREBA-Fisch GmbH auch am Standort Schwarze Pumpe eine Fischzuchtanlage zur Produktion von Satzkarpfen und Satzstöre. Wie auch schon bei anderen ansässigen Unternehmen ist auch hier eine enge Zusammenarbeit mit dem benachbarten Vattenfall-Kraftwerk Schwarze Pumpe, Voraussetzung für ein erfolgreiches Gelingen. Diese Zusammenarbeit begründet sich darauf, das das zur Aufzucht der Satzfische benötigte Warmwasser aus dem Kraftwerksprozess zur Verfügung gestellt wird.