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Mobbing in der Schule

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Unter Mobbing in der Schule versteht man herabsetzende und ausgrenzende Handlungen, die systematisch und dauerhaft gegen einzelne Schüler im Klassenverband gerichtet sind.

Typisch ist das Drangsalieren, Beschimpfen oder Isolieren Einzelner. Die Opfer, die sich unter starken psychischen Druck (siehe auch: Stress) gesetzt fühlen, können dauerhafte seelische (und manchmal körperliche) Schäden davontragen. Mobbing in der Schule ist verwandt mit anderen Arten des Mobbings (en: bullying - tyrannisieren, der Begriff Mobbing wird nur in Deutschland und in den skandinavischen Ländern verwendet). An deutschen Schulen wird mindestens eines von zehn Kindern ernsthaft schikaniert (also etwa eine Million), und mehr als eines von zehn Kindern schikaniert andere (vgl. Mechthild Schäfer u.A.). Von Mobbing spricht man nicht, wenn es sich um gelegentliche, gewöhnliche und bald wieder vergessene Stichelei oder Rauferei handelt, sondern bei andauernden und anscheinend systematischen Aktionen gegen Einzelne. Um Mobbing meßbar zu machen hat der Arbeitswissenwissenschaftler Heinz Leymann einen Katalog von Handlungen ausgearbeitet, die bei einer gewissen Dauer und Häufigkeit, als Mobbing gelten. Obwohl für den Arbeitplatz entwickelt kann der Leymann Inventar des psychologischen Terrors (LIPT) auch in der Schule verwendet werden (siehe weiteres unter Mobbing). Bei den gemobbten Kindern wird durch die Erfahrung der Unterlegenheit und Hilflosigkeit häufig eine Spirale des wiederholten Opferseins in Gang gesetzt oder verstärkt. Abzugrenzen ist das Mobbing von der Schulgewalt und Schulkriminalität, obwohl die Grenzen mitunter fließend sind. Mobbing kommt vor allem in hierarchisch organisierten Gruppen mit einer schwachen Kontrolle vor. Schulen und Schulklassen sind deswegen in besonderem Maße anfällig für Mobbing. Mobbing zwischen Lehrern werden in diesem Artikel nicht gesondert behandelt, da sie dem allgemeinen Mobbing am Arbeitsplatz entsprechen.

Schüler, die mobben

Wissenschaftliche Studien haben erwiesen, dass es Schülern, die als Täter auftreten und gezielt Mitschüler hänseln, für gewöhnlich eben nicht an Anerkennung fehlt, wie man früher oft fälschlicherweise vermutete. Nicht selten sind diese Schüler sogar besonders beliebt und werden ihrer vermeintlichen "Stärke" wegen beachtet und hofiert. Dieses "Gewalt zahlt sich aus in Macht über andere" macht es auch für Außenstehende schwierig, Mobbingverhalten zu verhindern. Häufig ist erst dann eine Verhaltensänderung möglich, wenn das Gleichaltrigen-Umfeld den Mobbern nicht länger Prestigegewinne verschafft.

Häufig ist auch das Ausgrenzen einzelner SchülerInnen durch Gruppen, die sich im Klassenverband bilden. In der späten Kindheit und im Jugendalter schließen sich Jungen wie Mädchen typischerweise in (Freundschafts-)Cliquen zusammen (siehe auch: Peer Groups), die in der Zusammensetzung häufig wechseln. Einzelne Schüler geraten hierbei immer wieder in eine Außenseiterposition, es gelingt ihnen nicht, Anschluss an die sozialen Kommunikations- und Verhaltensformen der Gleichaltrigen zu finden. Gerade diese Schüler werden häufig zum Ziel von verbalen (und manchesmal auch körperlichen) Attacken und unterliegen symbolischen, verdeckten oder offenen Ausgrenzungsstrategien der "In-Gruppen". Die Täter sind meist impulsiv und aggressiv, dominant und selbstsicher. Gewalt ist für sie ein legitimes Mittel zur Durchsetzung ihrer Ziele und sie haben kein Mitleid mit dem Opfer. (vgl. Olweus.1995.S.44)

Mobbingstrategien sind geschlechtsspezifisch unterschiedlich: Während bei Mädchen mehr verbale Attacken, Hänseln wegen körperlicher Merkmale, Aussehen und Kleidung und Ausschluss von Kommunikation und Nähe ("mit der rede ich nicht (mehr)...") beobachtet werden können, sind jungentypische Verhaltensformen eher körperlicher Natur und äußern sich in Sachbeschädigung, Erpressung und Bedrohung durch Androhen oder Anwenden von körperlicher Gewalt. (Zu den Unterschieden zwischen Mädchen und Jungen Vgl. Mechthild Schäfer & S. Vogt)

Schüler, die gemobbt werden

Typische Mobbing-Opfer sind, wie schon dargestellt, häufig Schüler, die sich in einer Außenseiterposition befinden. Die Gründe dafür können vielfältig sein: Es kommen äußerliche Merkmale in Frage wie Sprachstörungen, besondere und auffallende Körpermerkmale, häufig bei Jugendlichen auffallender Körpergeruch, aber auch nicht einheimische Herkunft (dazu können im ländlichen Raum auch Zugezogene deutscher Abstammung zählen), besonders schlechte oder auch besonders gute Leistungen, also in irgendeiner Weise abweichende Verhaltensweisen oder Gewohnheiten. In vielen Fällen lassen sich die Merkmale des "Andersseins", die die Einzelnen als "Opfer" geeignet erscheinen lassen, durch Außenstehende nur schwer erkennen und sind auch gerade den Opfern vielfach nicht einsichtig. Dennoch gibt es in den Klassenverbänden bei genauer Betrachtung meistens einen ungeschriebenen, oft streng verborgen gehaltenen, oft aber sogar rituell ausgestalteten und sehr wirksamen Kodex des Dazugehörens, der die Identifikation eines Einzelnen als Zielscheibe für Mobbing leitet und für "Insider" offensichtlich ist.

Das typische Mobbing-Opfer frisst seine Ängste in sich hinein, äußert sich nicht über den Frust und die erlebte Hilflosigkeit, versucht verschiedene Gegen- und Vermeidungsstrategien, bevor es die Rolle schließlich akzeptiert und die negative Definition in sein Selbstbild aufnimmt. Häufig geschieht dies auf der Grundlage schon früh einsetzender negativer Erfahrungen auch im vorschulischen Bereich, die aber noch nicht den Grad an Systematik und Grausamkeit erreicht haben, dass sie als Mobbing identifiziert werden. Gerade aber in diesen Fällen fügt eine andauernde schulische Mobbingsituation dem ohnehin schon beschädigten Selbstbild einen weiteren großen Schaden zu. Es entsteht eine Spirale aus Ablehnung, Angst und Gewalt. Zu den Folgen können auch schwerwiegende psychische Störungen wie Depression oder Schlafstörungen und Angsterkrankungen gehören, wie eine Studie der Universität Essex belegt. Häufig setzt sich diese Erfahrung fort bis ins Erwachsenenalter. Mangelndes Selbstwertgefühl erschwert die Aufnahme von Beziehungen im Berufs- und Privatleben, und selbst wenn sich die "Mobbingkarriere" hier nicht fortsetzt, kann die jahrelange Erfahrung von Ausweglosigkeit in der Schule bleibende Beeinträchtigungen hinterlassen, die häufig nur durch therapeutische Interventionen aufgearbeitet werden können. Anderen Schülern gelingt es die Zeit des Mobbings später zu verarbeiten, indem sie sich damit auseinandersetzen (Texte schreiben, Gedichte schreiben, darüber reden), sich emotionale Zuwendung holen und die Erfahrungen nicht mehr als eigenes Versagen verstehen.

Häufig betroffen sind männliche Schüler zwischen 13 und 15 Jahren, aber auch Mädchen in diesem Alter. Es wird vermutet, dass Mädchen aufgrund ihrer besser ausgebildeten verbalen Kompetenzen und Fähigkeiten über Gefühle zu sprechen eher als Jungen in der Lage sind, Kompensationsstrategien außerhalb der Schule zu entwickeln.

Dass große Schulen, große Klassen mit einem hohen Anteil an Ausländerkindern sowie Großstädte überhaupt eher Orte des Mobbings seien, ist laut einschlägiger Studien nicht erwiesen. Ob ländliche oder städtische Grundschule, Gesamtschule oder Gymnasium, Mobbing gibt es an allen Schularten. Am schwersten zu erfassen, weil die Formen subtiler werden, ist das Mobbing an den höheren Klassen mancher Gymnasien.

Unverdorben geht es nicht immer zu an Schulen

Lehrermobbing gegen Schüler

Die Kommunikationsstruktur im Klassenzimmer – mit der herausgehobenen Position des Lehrers – ist hochanfällig für Mobbing. Es geht dabei nicht nur um "Pädagogische Ratschläge" und "Tipps", wie LehrerInnen im Klassenzimmer 'überleben' und dabei oft mit Methoden arbeiten, die aus einem anderen als ihrem eigenen Blickwinkel möglicherweise die Persönlichkeit des Schülers missachten. Problematisch sind im Besonderen Lehrer, die mit (un)bedachten Äußerungen das Selbstbild des "aufs Korn genommenen" Schülers beschädigen. Hierzu können Bloßstellung, abfällige Gesten, Spitznamen aber auch körperliche Übergriffe gehören. Die Brisanz liegt in der doppelten Beziehung von Lehrer und Schüler, bei der eine sachliche Professionellen-Klienten-Ebene der Wissensvermittlung mit der notwenigerweise im pädagogischen Anspruch enthaltenen persönlichen Ebene einhergeht. Problematisch ist dies vor allem, wenn einzelne Schüler immer wieder schikaniert werden. Gründe hierfür können auch in der Persönlichkeit des Lehrers, privaten Problemen und erzieherischer Unfähigkeit liegen.

Allein die ganz normale Lehrertätigkeit der Bewertung von Schülern in der Ausleseschule kann die oben beschriebene Spirale in Gang setzen. Der ganze Vorgang, wie z. B. eine Arbeit zurückgegeben wird – Mimik, Gestik, Bemerkungen – vermittelt dem Schüler ein Beziehungsbild seiner Leistung und damit seiner Person. Weil er dem nichts (oder kaum etwas) entgegensetzen kann, kann die Bewertung etwas von einem Generalurteil haben. Bis in die Sprache der Lehrer hinein vermittelt dieses Bild der Leistung des Schülers ein Gesamtbild des Schülers. Die PISA-Studie hat belegt, dass ein großer Teil (2/3) von Schülern immer wieder die Rückmeldung erhält: "Du bist nicht gut genug!"

Gelingt es dem Lehrer nicht, die Leistungsbewertung von der Anerkennung des Schülers zu trennen, wird der Unterricht meist eine "Lehrer gewinnt – Schüler verliert" Situation. Das Leistungssystem mit der ständigen Bewertung des Schülers (nicht nur seiner fachlichen Leistung, sondern auch seines Sozialverhaltens, seines Engagements oder Desinteresses für einen Lerngegenstand, seiner formalen Fähigkeiten (aufmerksam sein, Hausaufgaben gemacht, ...)) leistet dem Mobbing in der Klasse Vorschub oder kann es verstärken.

Von seiner Stellung in der Hierarchie des Systems aus ist es dem Lehrer ebenso möglich eine vermittelnde oder Schutzfunktion einzunehmen, aber eben auch vorhandenes Mobbing zu verstärken oder zu dulden. Es kommt vor, dass Lehrer (oder andere Erwachsene) sich fälschlicherweise als Außenstehende des Kommunikationssystems sehen und die Problembewältigung als Sache der Betroffenen ansehen.

Mobbing Intervention

Mobbing und Klassenklima

Mobbing kann in jeder Klasse auftreten, wobei die Häufigkeit des Auftretens abhängig ist von dem Phänomen der sozialen Gewalt und dem Sozial-Klima in der Klasse. Stimmt das Sozial-Klima in der Klasse und in der Schule, gibt es nur in seltenen Einzelfällen Mobbing, d. h. je offener eine Klasse, Lehrer sowie Schüler und eine Schule mit dem Thema umgehen, desto geringer ist das Klima für Mobbing (vgl. Machthild Schäfer). Da das Mobbing häufig aus zwischenmenschlichen Problemen resultiert, Mobbing deren Konsequenz ist, bildet Mobbing manchmal den Ausgangspunkt für eine kriminelle Karriere. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die zwischenmenschlichen Probleme nicht thematisiert und anders gelöst werden können.

Mobbing-Prävention

Seit den 90ern beschäftigen sich Psychologen zunehmend damit, Programme zu entwickeln, um Mobbing im Klassenzimmer und auf dem Schulhof abzubauen. Um Prävention leisten zu können, erkunden Wissenschaftler das Vorkommen und die Erscheinungsformen von Schulmobbing. Dazu erforschen sie Muster und Zusammenhänge, das typische Verhalten von Opfern und Tätern, die Reaktionen von Lehrern und Eltern. Anlass für die Studien ist nicht eine Zunahme des Phänomens im Zuge generell vermehrter Gewalt, sondern eine gesteigerte Sensibilität für das erhebliche Leiden durch Schulmobbing.

Die allgemein zunehmende Aufmerksamkeit - auch von Seiten der Eltern - zeigt, dass es genauer Methoden bedarf, um Mobbingvorwürfe zu überprüfen. Es ist sehr schwer, normale Macht- und Statuskämpfe von systematischer Drangsalierung einzelner Schüler zu unterscheiden, vor allem da dauerhaftes Abwerten einzelner Schüler oft im Verborgenen passiert.

Sind Mobbing-Probleme erkannt, hilft es wenig, Täter zu ermahnen oder Opfer gar aus der Schule zu nehmen. Mobbing muss Thema der Klasse und der Schule werden. Der Konflikt muss ausgetragen werden. Nur mit vereinten Kräften von Lehrern, Schülern und Eltern ist es möglich, auf Dauer Aggressionen abzubauen und die Atmosphäre an der Schule zu verbessern.

Es gibt konkrete Versuche, gegen Mobbing an Schulen anzugehen: Lehrer, Schüler und Eltern versuchen dabei gemeinsam, dem Problem entgegenzuwirken. Mit den Schülern werden feste Regeln zum Gewaltverzicht, einschließlich (nichtkörperlicher) Strafen, vereinbart. Ob sich die Regeln bewährt haben, wird wiederum in regelmäßigen Gesprächen überprüft. Nicht nur theoretisch, auch in Rollenspielen verarbeiten die Kinder typische Konfliktsituationen. Das Schlimmste, so stellt sich heraus, ist es für hartnäckige Mobber, in andere Klassen geschickt oder von schönen Aktivitäten ausgeschlossen zu werden.

Neben den bekannten Klassenrat- und Streitschlichtungsprojekten macht vor allem das Buddy-projekt in Deutschland Schule.

Intervention bei Mobbing: Schüler gegen Schüler

Oft werden Mobbingprobleme erst angegangen wenn sie schon eskaliert sind, und die Opfer-Täter-Konstellation schon dauerhaft etabliert ist. Hier sind die Schäden für das Opfer nur schwer wiedergutzumachen und auch Interventionen scheitern nicht selten. Horst Kasper (S. 24) gibt mehrere Hinweise zu Maßnahmen, die das Klassenklima verändern und die Eskalation eines Mobbingproblems zwischen Schülern verhindern können. Sie zielen eher auf das Verändern der sozialen Struktur einer Klasse als auf einfache Sanktionen gegenüber den Tätern.

  • Alle Lehrer in der Klasse müssen unterrichtet werden. Alle können am Problem arbeiten.
  • Die Lehrer müssen sich auf eine Grundlinie einigen. Zum Beispiel: Da geschieht Mobbing. Das dulden wir nicht.
  • Die Lehrer zeigen der Klasse, dass sie das Opfer achten. Das Opfer wird nie kritisiert. Mit dem Opfer muss ein Gespräch unter vier Augen geführt werden.
  • Aufbau einer Unterstützungsstruktur für den Täter (T-Freund) und für das Opfer (O-Freund), welche beiden freundlich gesonnen sind.
  • Die Lehrer müssen beide unterstützen, damit sie aus dem Teufelskreis herauskommen.
  • Getrennte Gespräche des Klassenlehrers mit den Eltern.

Seit den 90ern wird auch in deutschen Schulen vermehrt das aus den USA kommende Modell einer Schulmediation eingesetzt, bei dem Schüler selber lernen Konflikte zu schlichten. Ein weiteres Modell zur Verbesserung der Konfliktlösungsfähigkeit der Schüler ist das Erlernen der "Gewaltfreien Kommunikation" nach Marshall B.Rosenberg.

Widerstände in den Schulen

Die Kommunikation zwischen den attackierten Kindern und den Lehrern funktioniert meistens nicht: Nur jeder Dritte unter den Opfern teilt seinen Kummer den Lehrern mit, und nur jeder vierte Lehrer spricht ein Opfer von sich aus an. Diese Bilanz ist erklärbar einerseits durch die Hilflosigkeit der Betroffenen und auch der Lehrer angesichts der Vorgänge, andererseits aber auch durch die spezifische "Lernkultur" an Schulen, in denen Gefühle nicht zum Thema gemacht werden und soziales Lernen nicht auf dem Programm steht.

Häufig gibt es in der Schule auch erhebliche Widerstände, die Ernsthaftigkeit des Mobbingproblems zu akzeptieren, wie diverse Studien belegen (vgl. Mechthild Schäfer). Typische Abwehrreaktionen sind:

1. Bei uns gibt es kein Mobbing.

Wenn Mobbingfälle erst bekannt werden, handelt es sich oft nicht um Einzelfälle. Die Behauptung, dass Mobbing unter Schülern dieser Schule nicht vorkommt, ist häufig falsch. Untersuchungen in verschiedenen Ländern zeigen, dass ein beträchtlicher Anteil der Schüler Mobbing direkt erlebt oder Mobbing-Vorfälle zumindest beobachtet hat.

2. Falls doch Mobbing vorkommt, ist es eine harmlose Form.

Die Behauptung, dass Schüler Mobbing-Situationen selbst lösen können, ist häufig nicht richtig. Mobbing ist nicht harmlos. Es werden Schulutensilien zerstört, persönliche Gegenstände weggenommen und versteckt und Bedrohungen ausgesprochen. Mobbing-Opfer erleben körperliche und/oder seelische Verletzungen und soziale Isolation.

3. Wir können als Lehrer doch nichts dagegen tun.

Es hat sich gezeigt, dass es verschieden Strategien gibt, um Mobbing wirksam zu verringern. Dabei ist das gemeinsame Handeln in der ganzen Schule von größerer Wirksamkeit als die Einzelaktion in den verschiedenen Klassen. Hauptanliegen sollte nicht nur das Reagieren sein, sondern auch das wirksame Vorbeugen jeglicher Form von Gewalt.

Zum Abbau von systematischer Rempelei und Rüpeltum kann auch die Umgestaltung der Pausen und des Schulhofs beitragen: Möglichkeiten für Spiele und Bewegung, aber auch Ruhezonen sollten geschaffen werden. Weil Mobbing überwiegend in den Pausenzeiten stattfindet, sollten mehr Lehrer Aufsicht führen. Schulgewalt lässt sich mit solchen Anti-Mobbing-Programmen sicherlich nicht gänzlich beseitigen. Sie lassen sich aber gut mit Programmen der Schulmediation und mit Konfliktlösungsmodellen kombinieren und haben so einen Anteil daran, ein positiveres und menschenfreundlicheres Klima an den Schulen zu schaffen.

Institutionelle Initiativen

Mit zunehmeder Sensibilität für die schwerwiegenden Folgen des Mobbings, sind in vielen europäischen Ländern Versuche gestartet worden, das Mobbing an Schulen zu verringern. Hierzu haben auch spektakuläre Fälle der Schulgewalt, wie der Amoklauf von Erfurt, denen ein hohes medialer Interesse zukam, beigetragen. In Deutschland sind hier die Kultusministerien der Länder aktiv. Auf europäischer Ebene gab es eine von der Europäische Kommission veranstaltete Konferenz, die im Rahmen ihrer Initiative zur Verringerung der Gewalt in der Schule, gefördert wurde. Bei solchen Initiativen wird vor allem versucht, den Schulen Unterstützung zur Implementierung der Anti-Mobbing Programme in Form von Kursen, Erstellung von Plänen und Broschüren zu bieten.

Schulmobbing in der Literatur

Zu den klassischen Romanen, die sich mit der sozialen Welt der Schule beschäftigen, gehören Robert Musils Die Verwirrungen des Zöglings Törless und Hermann Hesses Frühwerk Unterm Rad, in denen sie auch eigene Schulerfahrungen verarbeiten. Während Hermann Hesse eher die von Lehrern und Eltern ausgehende Gewalt beschreibt, stehen bei Musil die Klassentyrannen Beineberg und Reiting im Mittelpunkt. Hesses Hauptcharakter Hans Giebenrath verzweifelt schließlich an seinen Schulqualen und stirbt.

Auch Michael Endes Die unendliche Geschichte beschäftigt sich mit Schulmobbing, doch hat die Geschichte eine andere Wendung. Bastian, der Hauptcharakter, wird von seinen Schulkameraden gehänselt und gequält, er überwindet jedoch seine Verletzung durch eine Phantasiereise und wird trotz seiner Schwäche zum Helden und Retter.

In vielen Büchern dienen auch Mobbingerfahrungen in der Schulzeit zur Charakterisierung des Hauptcharakters, wie in Michel Houellebecs Elementarteilchen, wo diese besonders drastisch geschildert werden.

Literatur

  • Horst Kasper: Schülermobbing - tun wir was dagegen! Der Smob-Fragebogen mit Anleitung und Auswertungshilfe und mit Materialien für die Schulentwicklung. A4-Arbeitsvorlagen, 36 Seiten, Aol-Verlag, 2000. ISBN 3-89111-713-2
  • Dan Olweus, Nachdruck 1997: Gewalt in der Schule - Was Lehrer und Eltern wissen sollten und tun können. ISBN 3-456-82786-5
  • Robert Musil: "Die Verwirrungen des Zöglings Törless". 1906
  • Hermann Hesse: "Unterm Rad"

Wissenschaftliche Literatur

  • Cowie, Helen: Perspectives of teachers and pupils on the experience of peer support against bullying. In: Educational research and evaluation Volume 4, No. 2 (1988), S. 108 - 125
  • Schäfer, Mechthild (1998): Gruppenzwang als Ursache für Bullying? [1]
  • Schäfer, Mechthild & S. Vogl (1998): Aggression unter Schülern: Gleiche Chancen für Mädchen und Jungen? [2]
  • Zitzmann, Christina: Alltagshelden. Gegen Gewalt und Mobbing für mehr Zivilcourage, Wochenschau-Verlag 2004

Siehe auch

Win-Win, 9-Stufen eines Konflikts, Dramadreieck, Mediation, Schulmediation


  • Problematisierung der Interventionsansätze: All die Mobbingintervention ist ja gut und schön, jedoch funktioniert sie in der Realität aus verschiedenen Gründen nicht, dies sollte hier auch noch erläutert werden.
  • Rechtliches zu diesem Thema
  • Selbsthilfemöglichkeiten für Opfer
  • Vielleicht wäre es sinnvoll die Mobbingfolgen in einem eigenen Kapitel zusammenzufassen